Heinz Deinert

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Heinz Deinert (* 11. Oktober 1911 in Dortmund; † 26. Oktober 1990 in Baddeckenstedt) war ein deutscher Funktionär des NS-Regimes.[1]

Leben

Geboren in Dortmund, besuchte Heinz Deinert nach der Volksschule das Gymnasium erst in Plettenberg, dann in Altena, um schließlich für lediglich drei Semester an der Universität Münster Jura zu studieren.[2]

Zuvor war Deinert schon als 16-Jähriger am 1. April 1928 in die NSDAP eingetreten sowie in die SA und begann so seine „Karriere“ in der Hitlerjugend. 1933, im Jahr der Machtergreifung, wurde er Bannführer im Münsterland, im September desselben Jahres bereits Gebietsführer für die Region Ruhr-Niederrhein.[1]

1935 heiratete Meinert im Rathaussaal von Duisburg Charlotte Riebe. „Der Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, SS-Sturmbannführer Dillgardt, nahm die standesamtliche Trauung vor. Trauzeugen waren der Reichsjugendführer Baldur von Schirach und sein Stellvertreter Hartmann Lauterbacher.“[2]

Dazu hieß es in der Nationalzeitung vom 11. April 1935:[2]

„Wie so vielen jungen Nationalsozialisten, so erging es auch Heinz Deinert. Einmal ergriffen von der Idee des Nationalsozialismus, stellte er rücksichtslos seine ganze Person der Bewegung zur Verfügung. Bereits im Jahre 1928 hatte er während seiner Schülerzeit im Sauerland den Nationalsozialistischen Schülerbund gegründet, dessen Bezirksführer (...) er war. Eine Zeitlang war Heinz Deinert, der übrigens auch das goldene Ehrenzeichen trägt, Fahnenträger eines SA-Sturmes. In Münster war er Bannführer des Bannes Münster-Land, bis ihn der damalige Obergebietsführer West, Hartmann Lauterbacher, als Sonderbeauftragten in seinen Stab nach Essen berief.

Anfang September 1933 übernahm Heinz Deinert als Oberbannführer die Führung des Gebietes Ruhr-Niederrhein, in dieser Stellung wurde er im März 1934 vom Reichsjugendführer Baldur von Schirach als Gebietsführer betätigt. (..) Wie kaum ein anderes Gebiet war Ruhr-Niederrhein einer der heißesten Kampfplätze; denn es galt ja nicht nur, die im Marxismus verhetzte Jungarbeiterschaft zur Idee der Hitlerjugend zu führen, sonder vor allem ist es die konfessionelle Jugend, um die das Ringen der Hitlerjugend ging und noch weiter geht. Dass die Hitler-Jugend des Gebietes Ruhr Niederrhein ihren Kampf bis heute im ständigen Vorwärtsdringen ausgefochten hat, und gerade in dieser Zeit dabei ist, den Rest der abseitsstehenden Jugend unter ihren Fahnen zu sammeln, ist nicht zuletzt ein Verdienst ihres Gebietsführers Heinz Deinert, der sich bei jeder Schwierigkeit, bei jedem Kampf in die vorderste Linie stellt und seinen Jungen ein wirkliches Vorbild und Beispiel gibt.[2]

In seiner Funktion als Gebietsführer verlieh Deinert etwa 1938 dem Oberbürgermeister von Krefeld, Aloys Heuyng, die „Heimbauplakette“ anlässlich der Einweihung eines HJ-Heimes der Stadt.[3] Im selben Jahr wurde Heinz Deinert Gebietsführer in Schlesien,[1] Gebiet 4 (Breslau), während dort für den Bund Deutscher Mädel die Obergefreite Käthe Zakrzowski (spätere Buschhausen) eingesetzt wurde.[4]

Im Zweiten Weltkrieg stieg Deinert zum 1. Januar 1941 zunächst zum Kreisleiter der Reichswerke Hermann Göring auf und wechselte dann im Frühjahr 1944 - als Gaubeauftrager für das Deutsche Wohnungshilfswerk und als Stellvertreter des Gauwohnungskommissars - nach Hannover. Dort wurde ihm Ende März 1945 das Amt des NSDAP-Kreisleiters übertragen.[1]

Als sich im Frühjahr 1945 in Gehrden ein jüdischer Einwohner, Heinz Pichet, seiner Verhaftung widersetzte, wurde er von Kreisleiter Heinz Deinert gestellt und „dabei aggressiv misshandelt“. Als Deinert und ein weiterer Verfolger, Karlheinz Scheu, eine einzusetzende Waffe bei Pichet erkannten, streckte Scheu Pichet zunächst mit einem gezielten Schuss nieder. Obwohl Heinz Pichet schon tödlich verwundet war, feuerte Heinz Deinert weitere Schüsse auf das Opfer ab. Diese Ereignisse werden so interpretiert, dass Deinert sich in einer Zeit, als der Zusammenbruch des Dritten Reichs bereits erkennbar war, als „diensteifriger Führer des Volkssturms berufen sah, in Gehrden für eine zweifelhafte Ordnung zu sorgen“.[5]

Nach 1945 wurde Heinz Deinert interniert und im Oktober 1948 wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Dennoch wurde Deinert schon im Januar 1952 aus der Haft entlassen. Er starb 1990 in Baddeckenstedt.[1]

Literatur

Weblinks

N.N.: „Gebietsführer Heinz Deinert vermählt“ in der Nationalzeitung vom 11. April 1935, teilweise abgebildet und wiedergegeben auf jugend1918-1945.de, zuletzt abgerufen am 7. Januar 2013

Einzelnachweise

  1. a b c d e Klaus Mlynek: DEINERT, Heinz (siehe Literatur)
  2. a b c d N.N.: „Gebietsführer Heinz Deinert vermählt“ (siehe Weblinks)
  3. N.N.: Rheinische Blätter, Band 15, hrsg. vom Westdeutschen Beobachter, 1938, S. 552; teilweise online über Google-Bücher
  4. Michael Buddrus: Totale Erziehung für den totalen Krieg. Hitlerjugend und nationalsozialistische Jugendpolitik, Teil 2, in der Reihe Texte und Materialien zur Zeitgeschichte, Bd. 13, München 2003: Saur, ISBN 3-598-11615-2, S. 1080; online über Google-Bücher
  5. Raimond Reiter: Empirie und Methode in der Erforschung des "Dritten Reiches" : Fallstudien zur Inhaltsanalyse, Typusbildung, Statistik, zu Interviews und Selbstzeugnissen, Frankfurt am Main; Berlin; Bern; Bruxelles; New York; Oxford; Wien 2000: Lang, ISBN 3-631-36367-2, S. 167; online über Google-Bücher