Burgruine Kallenberg

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Burgruine Kallenberg
Staat Deutschland
Ort Buchheim
Entstehungszeit um 1200
Burgentyp Höhenburg, Gipfellage
Erhaltungszustand Ruine
Ständische Stellung Ministeriale
Bauweise Buckelquader-, Quadermauerwerk
Geographische Lage 48° 1′ N, 8° 57′ OKoordinaten: 48° 0′ 32,7″ N, 8° 56′ 55,1″ O
Höhenlage 776 m ü. NN
Burgruine Kallenberg (Baden-Württemberg)
Burgruine Kallenberg (Baden-Württemberg)

Die Burgruine Kallenberg ist eine hochmittelalterliche Ruine im Naturpark Obere Donau zwischen Fridingen und Beuron auf dem Gemeindegebiet von Buchheim im Landkreis Tuttlingen in Baden-Württemberg (Deutschland). Sie ist neben Falkenstein die bedeutendste Ruine im Donautal.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die frei zugängliche Ruine liegt auf rund 776 m ü. NN als Gipfelburg auf einer steilen Kuppe über der Donau (613 m ü. NN). Unterhalb des Bergfrieds befindet sich die Kallenberghöhle mit Höhlenburg. Von der Ruine bietet sich eine gute Aussicht über das Donaudurchbruchstal auf Schloss Bronnen.

Durch die Lage an der Donau ist die Ruine erreichbar über den Donauradweg und den europäischen EuroVelo-Radweg EV 6.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Burg wurde vermutlich um 1200 errichtet und 1225 erstmals nach dem Adelsgeschlecht von Kallenberg benannt. Die Kallenberg wurde 1334 als Besitz der Grafen von Hohenberg erwähnt. 1381 wurde die Burg an das Haus Habsburg verkauft. In der Folgezeit kam es zu zahlreichen Pfandbesitzern: unter anderen von Kallenberg, die Truchsessen von Waldburg (1401–1695), die von Ulm-Erbach (seit 1702 Pfand- und Mannlehenbesitz). Seit etwa 1800 kam es zum langsamen Zerfall der Burg. Am 4. März 1905 brannte der zur Burg gehörende Bauernhof ab und wurde nicht wieder aufgebaut. 1907 gelangte die Ruine in den Besitz des Freiherrn von Ow-Wachendorf. Am 16. November 1911 stürzte der östliche Turmgiebel bei einem Erdbeben in der Albstadt-Scherzone ein. Seit 1974 befindet sich die Ruine im Eigentum des Landkreises Tuttlingen.

Zur ehemaligen Herrschaft Kallenberg gehörten neben der Burg auch die Orte Gründelbuch, Nusplingen, Obernheim, Dormettingen, Bronnhaupten und Erlaheim.

Baubeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der gut erhaltene Bergfried aus (in der unteren Hälfte) sorgfältig behauenen Buckelquadern hat einen quadratischen Grundriss mit etwa acht Metern Seitenlänge und eine Höhe von 20 Metern. Er hat einen Hocheingang mit dreigeteiltem Schultersturz. Unter dem ausgetretenen Sockelquader, der Türschwelle, befinden sich Balkenlöcher für die Aufhängung der einstigen Eingangsplattform.

Blick von Kallenberg auf Schloss Bronnen

Kallenberg-Höhle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rund 100 Meter östlich der Burganlage befindet sich eine zum Ensemble gehörende Höhlenburg mit Mauerresten des Eingangsportals vor dem Höhleneingang. Burg und Höhle wurden zeitgleich genutzt und sind als Einheit zu betrachten. Während die Fundlage der Burg eine Entstehungszeit um das Jahr 1200 vermuten lässt, sind in der Höhle Funde aus der Keltenzeit gemacht worden.

Hocheingang des Bergfrieds mit deutlich zu erkennenden Befestigungsstellen

Decretum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Decretum von 1764 geht auf den Namen der Burg Callenberg und Werenwag zurück. Untersuchung erfolgten von Frau Monika Spicker-Beck in den drei Teilorte von Meßstetten.[1][2][3]

Frohnverrechnung 1761
Ort Bauern Tagelöhner
Renquishausen - -
Kolbingen - -
Heinstetten 18 30
Hartheim 16 33
Unterdigisheim 10 26

Ein Grundstein für die späteren Erfolge der schwäbischen Textilindustrie ist diese Bettelordnug von Carl von Ulm. Um die begrenzten Finanzmittel von 30 Gulden im Monat zielgerichtet einsetzen zu können wurde eine Musterung durchgeführt. Dem Forstinspektor Johann Adam Landenberger oblag von Dorf zu Dorf die Musterung aller bedürftigen Leute und die Erstellung des Registers.[4] Dabei legte Carl von Ulm großen Wert auf die Aufmunterung der Arbeitsamkeit mittels der "ersprießlich eingeführten Baumwollspinney". Carl von Ulm folgte christlichen Grundsätzen: "Wann aber jemand dieser Welt Güther hat und siehet seinen Bruder Noth leyden, und schleußt sein Herz vor ihme zu, wie bleibet die Liebe Gottes bey ihm?" Carl von Ulm bewarb die Spinnerei erfolgreich über die Auslobung von Preisen.

Der Kölner Erzbischof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Agnes von Mansfeld-Eisleben

Am 4. Dezember 1577 wurde aus der Besitzerfamilie Truchsess Gebhard von Waldburg zum Kölner Erzbischof gewählt. Eine Sage berichtet, dass die Augen der hübschen Mansfelderin den Kleriker verzauberten und verführten. Der Italiener Scotti fertigte einen Spiegel mit einem Bild der hübschen Mansfelderin auf der Rückseite und einer Abdeckung an. Er ließ sich dem Kurfürsten als fahrenden Scholar, der die schwarze Kunst versteht, anempfehlen. Ahnungslos ging der Geistliche auf den Vorschlag mit dem Zauberspiegel ein. Zu vorgerückter Stunde konnten an der großen Tafel alle nur ihr eigenes Konterfei sehen. Als er sich vor dem Kurfürsten verneigte wendete er blitzschnell und unbemerkt die Abdeckung. Jetzt konnte er allen am kurfürstlichen Hof die Geliebte zeigen. Lächelnd nahm Gebhard den Beifall zu seiner nunmehr stadtbekannten Liebschaft hin. Die hübsche Frau bekannte sich zur Lehre Martin Luthers. Rasch vergaß er das Zölibat und traf sich mit seiner Geliebten auf einem abgelegenen Schloss. 1582 bekannte sich auch der Kölner Erzbischof zur Reformation und heiratete Agnes von Mansfeld. Nach lutherischer Lehre dürfen alle Nonnen und Priester heiraten, weil Gottes Schöpfungsordnung die Ehe vorsieht. Gebhard siedelte nach Straßburg über und wurde evangelischer Domdechant am Hof von Herzog Friedrich von Württemberg. Seither können alle evangelischen Mitglieder von Stammtischen in Württemberg behaupten, Dank Gebhard wie die Katholiken in der Apostolischen Sukzession zu stehen. Am 5. November 1632 besetzte Oberst Hans Michael Rau Kallenberg von Meßstetten aus, um das umstrittene Testament des ehemaligen Erzbischofs mit militärischen Mitteln in Kraft zu setzen. Nach der Rechtsauffassung Wirtenbergs wurde die Herrschaft Kallenberg in einem gültigen Testament an den wirtenbergischen Herzog vererbt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Landesdenkmalamt Baden-Württemberg und Landesvermessungsamt Baden-Württemberg (Hrsg.): Archäologische Denkmäler in Baden-Württemberg. Stuttgart 2002, ISBN 3-89021-717-6, S. 70–71
  • Christoph Bizer: Oberflächenfunde von Burgen der Schwäbischen Alb – Ein Beitrag zur Keramik- und Burgenforschung. Hrsg.: Regierungspräsidium StuttgartLandesamt für Denkmalpflege. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-8062-2038-7, S. 278 bis 281.
  • Christoph Bizer und Rolf Götz: Vergessene Burgen der Schwäbischen Alb. DRW-Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-87181-244-7, S. 97 ff.
  • Gerd Dörr: Schwäbische Alb: Burgen, Schlösser, Ruinen. In: HB-Bildatlas. HB-Verlags-und-Vertriebs-Gesellschaft, Hamburg 1988, ISBN 3-616-06727-8.
  • Walther Frick: Felsen, Burgen, Rittersleut: Geschichte und Geschichten aus dem oberen Donautal. Regio-Verlag Glock und Lutz, Sigmaringendorf 1987, ISBN 3-8235-5801-3.
  • Arthur Hauptmann: Burgen einst und jetzt – Burgen und Burgruinen in Südbaden und angrenzenden Gebieten. Verlag Südkurier, Konstanz 1984, ISBN 3-87799-040-1, S. 193 bis 196.
  • Hans-Wilhelm Heine: Studien zu Wehranlagen zwischen junger Donau und westlichem Bodensee. In: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg (Hrsg.): Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg. Band 5, 1978, ISSN 0178-3262, S. 57 und 161.
  • Willi Hermann: Burg Kallenberg / Schloss Bronnen. In: Heimatkreis Fridingen (Hrsg.): Aufsätze zur Fridinger Geschichte. Band 10. Stähle Druck & Verlag, Eigeltingen 2001.
  • Alfons Kasper: Kunstwanderungen kreuz und quer der Donau. 1964.
  • Friedrich-Wilhelm Krahe: Burgen des deutschen Mittelalters – Grundriss-Lexikon. Sonderausgabe. Flechsig Verlag, Würzburg 2000, ISBN 3-88189-360-1, S. 314.
  • Georg Miller: Heimatbuch Nusplingen. Hrsg.: Bürgermeisteramt der Gemeinde Nusplingen. Ernst Glückler Verlag, Hechingen 1985.
  • Hermann Müller: Die schöne Mansfelderin. Hrsg.: Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde Bendorf.
  • Günter Schmitt: Kallenberg. Donautal. Wandern und entdecken zwischen Sigmaringen und Tuttlingen. In: Burgenführer Schwäbische Alb. Band 3. Biberacher Verlagsdruckerei, Biberach an der Riß 1990, ISBN 3-924489-50-5, S. 239 bis 248.
  • Martin Schnell: Burgen in Fridingen an der Donau. 1963.
  • Eduard Schuster: Burgen, Schlösser und Ruinen im Tuttlinger Raum. In: Tuttlinger Heimatblätter. 1976.
  • Stefan Uhl: Höhlenburgen und Höhlenbefestigungen im Donautal. In: Blätter des Schwäbischen Albvereins. Nr. 1, 1988.
  • Die Ruinen Pfannenstiel und Kallenberg. In: Blätter des Schwäbischen Albvereins. Nr. 11, 1903.
  • Ruine Kallenberg an der Donau. In: Blätter des Schwäbischen Albvereins. Nr. 7, 1904.
  • Naturpark Obere Donau. Wanderführer. 1984.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kallenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Buchvorstellung
  2. Buchausleihe
  3. Buch
  4. Monika Spicker-Beck: Eine Stadt im Wandel der Zeit. In: Sigrid Hirbodian, Andreas Schmauder, Manfred Waßner (Hrsg.): Gemeinde im Wandel. Band 19, 2019, ISBN 978-3-00-064226-5, S. 164 f.