Horst Fassel

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Horst Fassel, Pseudonym Helge Hof (* 15. August 1942 in Timișoara, Königreich Rumänien), ist deutscher Philologe,[1] Literaturhistoriker, Literaturkritiker und Übersetzer.[2]

Leben

Horsts Vater Stefan Fassel war Akademiker und fiel im Zweiten Weltkrieg am 30. April 1944 auf der Krim.[3] Mit seiner Ehefrau Irene hatte Stefan zwei Kinder, Heike (* 25. Januar 1944) und Horst Fassel.[4] 1948[4] ehelichte Irene den Schauspieler und Opernsänger Hans Mokka,[5] zu dem Horst Fassel nach dem Tod seiner Mutter 1973 eine lose Beziehung unterhielt.[3]

Horst Fassel studierte von 1960 bis 1965 Germanistik und Rumänistik an der Fakultät für Philologie der Babeș-Bolyai-Universität Cluj.[6] Von 1965 bis 1981 arbeitete Horst Fassel als Hochschullehrer an der Universität Alexandru Ioan Cuza Iași.[7] 1978 promovierte er zum Doktor der Philologie.[2]

1981 stellte er in Rumänien seinen Ausreiseantrag und erhielt 1983 die Erlaubnis in die Bundesrepublik Deutschland überzusiedeln.[7] Hier war er zunächst als Korrektor beim Rombach Verlag Freiburg tätig.[2] Fassel war von 1985 bis 1987 Chefredakteur bei der deutschsprachigen Zeitung Banater Post.[3] Ab 1987[6] war Fassel wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde an der Universität Tübingen, seit 1989 auch als ehrenamtlicher[3] Geschäftsführer[6] bis 2007 tätig.[3] Er war von 2004 bis 2006 Vorsitzender der Gesellschaft für die Erforschung der Geschichte des deutschsprachigen Theaters im Ausland Thalia Germanica.[8] Als Vorsitzender der Adam-Müller-Guttenbrunn-Gesellschaft war Fassel von 1984 bis 1987 Herausgeber der Zeitschrift Banatica und deren Chefredakteur seit 1987.[2][6] Horst Fassel hat Sprachkenntnisse in Rumänisch, Ungarisch, Französisch, Englisch und Italienisch.[9] Er ist mit Luminița Fassel verheiratet. Fassel ist an Krebs erkrankt.[10]

Die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller verdächtigte 2010 Horst Fassel in Tübingen unter anderem als Kontaktmann des rumänischen Geheimdienstes Securitate mit dem Codenamen Filip fungiert zu haben[11] und forderte externen Sachverstand bei der Aufklärung.[12] Weitere Vorwürfe über Verstrickungen Fassels mit der Securitate kamen vom Leiter des Literaturhaus Berlin Ernest Wichner[13][14] und dem Schriftsteller Richard Wagner.[5][15] Horst Fassel wies die Vorwürfe von sich.[3][7]

Veröffentlichungen

Horst Fassel veröffentlichte seine Arbeiten in zahlreichen Publikationen wie Die Wahrheit, Neue Literatur, Anuarul de istorie literară, lingvistică şi folclor, Cronica, Convorbiri literare, Jassyer Beiträge zur Germanistik, Analele Universităţii „Al. I. Cuza" din Iaşi“, Karpatenrundschau, Volk und Kultur , Neuer Weg, Neue Banater Zeitung, Temeswarer Beiträge zur Germanistik, Hermannstädter Zeitung, Orizont, Steaua „Ramuri“, România literară, Synthesia, Cahiers roumains d'études littéraires, Studii sud-est europene, Analele Universităţii din Timişoara , Revista istorică, Neue Zeitung (Ungarn), Budapester Germanistische Beiträge, Jahrbuch der ungarischen Germanistik, Literatur und Kritik, Podium, Tiroler Zeitung, Exil (Deutschland), Neue Deutsche Biographie, Südostdeutsches Archiv (Deutschland), Lessing international, Germanistik, Deutsche Ostkunde, Kulturpolitische Korrespondenz, Literatur-Spiegel, Der Donauschwabe, Banater Post, Theaterjahrbuch Universität Lodz (Polen), Anuarul Institutului de teatru (Prag), Anuarul Universităţii din Olomouc (Serbien) oder Estudios Filológicos Alemanes (Sevilla).[2]

Auswahl:

  • Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis 1770, Iași, Tipografia Universității, 1978
  • Die deutsche Reisebeschreibung und ihre Form in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Iași, Tipografia Universităţii, 1983
  • Deutschunterricht in Jassy (1830-1992). Wissenschaftler und Lehrer als Vermittler im West-Ost-Dialog, Tübingen, 1993
  • Deutsches Staatstheater Temeswar (1953-1993). Entwicklungsmöglichkeiten einer Kultureinrichtung der deutschen Minderheit in Rumänien, Freiburg, Adam Müller-Guttenbrunn Gesellschaft, 1993
  • Ein deutsches Theater im vielsprachigen Umfeld: das Beispiel Orawitza, Freiburg, Adam Müller-Guttenbrunn Gesellschaft, 1996
  • 250 Jahre deutsches Staatstheater in Temeswar. 50 Jahre Deutsches Staatstheater, München, Sonderheft 1-2, Banatica, 2003
  • Pannonien vermessen. Ungarnbilder in der deutschen Literatur von Ekkehard IV bis Siegfried Lenz, Stuttgart, 2004

Übersetzungen:

  • Sextil Pușcariu: Untersuchungen und Aufsätze / rumänisch Cercetări şi studii, Bukarest, Editura Minerva, 1974
  • Anghel Dumbrăveanu: Das Geheimnis der Orchidee / Enigma orhideei, mit Irene Mokka, Timişoara, Editura Facla, 1976
  • Corneliu Sturzu: An der Wegscheide das Gras. Gedichte, Cluj-Napoca, 1979
  • Iacob Negruzzi: Jurnal, Cluj-Napoca, Editura Dacia, 1980
  • Kurt Kusenberg: Unde este Unchiul Bertram?, mit Anghel Dumbrăveanu, Bukarest, Editura Univers, 1980
  • Mihai Ursachi: Die Palme Talipot. Gedichte, Bukarest, 1982
  • Irene Mokka: Un cântec nesfârşit / Ein endloses Lied, mit Anghel Dumbrăveanu, Bukarest, Cartea Românească, 1983
  • Ioan Flora: Die Donau - leicht ansteigend. Gedichte, Ludwigsburg, Pop- Verlag, 2004
  • Grigore Cugler: Apunake, eine andere Welt / Apunake, o altă lume, Ludwigsburg, Pop-Verlag

Ehrungen

  • Übersetzerpreis der rumänischen Schriftstellervereinigung, 1979[2]
  • Kulturpreis der Donauschwaben, 1991[2]
  • Honorarprofessur der Babes-Bolyai-Universität Cluj, 2000/2001[6]
  • „Premiul de Excelenţă“ der Zeitschrift „Convorbiri literare“, 2004[2]
  • Ehrendoktor der Universität des Westens Timișoara, 2006[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. DNB 132174421
  2. a b c d e f g h Asociatia Banaterra: Horst Fassel, in rumänischer Sprache
  3. a b c d e f Wilhelm Triebold: „Mein Name ist nicht darunter.“ Der Tübinger Horst Fassel, dem Herta Müller eine Nähe zur Securitate andichtet, antwortet. In: Schwäbisches Tagblatt, 22. April 2010
  4. a b Ildico Achimescu: Jurnalele Irenei, in: Bănățeanul, 2. Februar 2006, in rumänischer Sprache
  5. a b Susanne Führer: "Da wurde Rufmord begangen gegen Autoren." Schriftsteller Richard Wagner greift Banater Schwaben an. In: Deutschlandradio Kultur, 21. Dezember 2009
  6. a b c d e f Junge Europäische Föderalisten Deutschland: Ausstellung: Veranstaltung zum Nationalfeiertag Ungarns, In: europatermine, Stuttgart, 16. März 2007
  7. a b c Wilhelm Triebold: Spitzelvorwurf gegen Horst Fassel erneuert. „Ich bin nicht Filip“., In: Schwäbisches Tagblatt, 12. Juli 2010
  8. Thalia Germanica, Information
  9. Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde: Dr. Horst Fassel
  10. Wilhelm Triebold: In den Niederungen der Denunziation. Wie weit reicht der lange Arm der Securitate? Ein Verwirrspiel um Misstrauen, Spitzelvorwürfe und einen kranken Mann, In: Schwäbisches Tagblatt, 9. April 2010
  11. Wilhelm Triebold: Im Geheimen zu Diensten? Nobelpreisträgerin Herta Müller sieht Tübinger Wissenschaftler als Securitate-Helfer, Schwäbisches Tagblatt, 9. April 2010
  12. Wilhelm Triebold: „Weder erhärten noch entkräften.“ Herta Müller fordert externen Sachverstand bei Aufklärung von Spitzelvorwürfen gegen Horst Fassel, Schwäbisches Tagblatt, 14. April 2010
  13. Ernest Wichner: Also sprechen die Akten. Der Securitate-Spitzel 'Filip'. Ein Fall von Gedächtnisverlust? In: Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien, Beilage Banater Zeitung, Teil 1 – 15. Februar 2012, S. VI, Teil 2 – 22. Februar 2012, S. VI, Teil 3 – 29. Februar 2012
  14. Ernest Wichner: Dichtung und Verrat. Das Gleiche ist nicht Dasselbe. In: Der Tagesspiegel, 7. März 2011
  15. Richard Wagner: Kam die Securitate bis Tübingen oder war es bloß die Landsmannschaft der Banater Schwaben? In: Die Achse des Guten, 12. April 2010