Hängebahn

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Typ 1: Antriebssatz der Wuppertaler Schwebebahn: die Räder reiten auf der Schiene
Typ 2: Hohlträger mit Innenlaufrollen wie bei der H-Bahn. Hier dasselbe Prinzip als Vorhangschiene
Teststrecke in Köln von Eugen Langen in den 1890er Jahren, gemäß Typ 2 realisiert
Typ 3: Einschienenhängebahn an Doppel-T-Träger aus dem Bergbau

Eine Hängebahn ist ein spurgeführtes Verkehrsmittel, bei dem das Fahrzeug unterhalb des tragenden, starren Fahrwegs an mindestens zwei Punkten hintereinander hängend angebracht ist und aufgrund dieser hängenden Konstruktion um eine Längsachse oberhalb des Fahrzeugs pendeln kann. Sie sind somit eine Unterkategorie von Einschienenbahnen. Hingegen zählen Laufkatzen, bei denen die Traglast nur mit einem Punkt am tragenden Fahrweg hängt, was Pendelbewegungen in alle Richtungen ermöglicht, nicht zu den Hängebahnen in diesem Sinne, genauso wenig wie Seilbahnen, deren tragendes Element nicht starr ist.

Drei Tragesysteme

Die Aufhängung kann im Prinzip in drei verschiedenen Arten verwirklicht werden:

  • Ein Rad oder besser ein einspuriges Fahrgestell mit zwei Rädern hintereinander fährt auf einer Schiene und muss dabei ein Abgleiten von der Schiene verhindern, z. B. durch einen Doppelkranzrad. Diese Bauform wurde nach dem Entwurf von Eugen Langen realisiert, u. a. bei der Wuppertaler "Schwebebahn" sowie deren Schwester in Dresden. Das Prinzip findet sich auch bei der Hängebahn im Zoo Ueno von Tokyo und der Hängebahn Memphis. Dabei wird die Hängevorrichtung an nur einer Seite in einem Bogen um die Schiene und deren Tragwerk herumgeführt. Gegebenenfalls können horizontal laufende Führungsrollen ein Schwingen des Fahrzeug-Tragwerks gegen die Schiene behindern, was dann durch ein Gelenk weiter unten ausgeglichen werden muss.
  • Ein Paar von Innenlaufrollen läuft innerhalb eines kastenförmigen, unten offenen Trägers, verbunden mit einer Achse, an deren Mitte die Hängevorrichtung befestigt ist, an der das Fahrzeug hängt. Die Räder können als Eisenräder mit Spurkranz auf Schienen innerhalb des Trägers laufen oder gummibereift auf dem als Lauffläche ausgebildeten geschlitzten Boden des kastenförmigen Trägers. In der Hängevorrichtung muss dann ein Gelenk angebracht sein, um das Schwingen des Fahrzeugs um die o. g. Längsachse zu ermöglichen.
Dieses Prinzip wurde zuerst in der Anfang der 1890er Jahre von Eugen Langen errichteten Teststrecke in Köln-Deutz realisiert.[1]
Über Entwürfe und Teststrecken hinausgekommen sind nach diesem Prinzip u. a. das System SIPEM (Siemens People Mover), auch H-Bahn genannt, und die von Mitsubishi Heavy Industries gebauten Systeme Shōnan Monorail und Chiba Monorail in den japanischen Städten Kamakura bzw. Chiba.
Die 1960 errichtete und Ende des Jahrzehnts wieder abgebaute Demonstrationsstrecke der französischen SAFEGE in Châteauneuf sur Loire, östlich Orléans, wurde 1966 von François Truffaut in dem Film Fahrenheit 451 festgehalten.
Im August 2013 hat die türkische Firma Türkarge Transportation eine Demonstrationsstrecke bei Düzce errichtet und hofft auf Aufträge.[2]
  • Bei einem auf dem Kopf stehenden T-Träger läuft ein Paar von außen laufenden Rollen auf den Stegen des T. Auch hier muss in der Hängevorrichtung ein Gelenk angebracht sein. Dies findet bei der in einem separaten Artikel dargestellten Einschienenhängebahn im Bergbau Anwendung, bei der der T-Träger mit Ketten oder Seilen an der Decke des Stollens hängt.
Hierher gehört auch der von dem Schweizer Ingenieur Gerhard Müller entwickelte Aerobus, bei dem die Räder zwar nicht auf dem horizontalen Element eines T-Trägers fahren, sondern auf den Holmen einer waagerecht schwebenden Leiter, die in der Mitte der Sprossen an einer Drahtseilhängebrücke aufgehängt ist. Dies an eine Seilbahn grenzende System wird allerdings in Kurven durchaus an einem starren T-Träger geführt.
In Canada propagiert eine Gesellschaft namens "TrensQuebec" den Bau einer Strecke mit einem solchen Trägersystem.[3]

Die beiden letzteren Prinzipien finden sich auch bei der Anbringung von Gardinen und Vorhängen. Ein Entgleisen ist bei der Hohlschiene und dem starren T-Träger konstruktiv ausgeschlossen, dennoch wird man in der industriellen Anwendung durch horizontal laufende Führungsrollen einen leichteren Lauf erreichen.

Antriebssysteme

Der Antrieb erfolgt entweder

Einsatzgebiete

Hängebahnen bieten sich überall dort als Lösung von Transportproblemen an, wo ein hohes Maß an Unabhängigkeit vom bodengebundenen Verkehr gefordert ist, oder ein schwieriges Gelände die Herstellung einer ebenen Trasse auf der Erdoberfläche erschwert. Dafür werden Stationen für einen Fahrgastwechsel teurer, weil sie in die Höhe gebaut werden müssen, was auch ein Hindernis für den Zugang der Fahrgäste bedeutet. Außerdem sind hängende Fahrzeuge stärker von Seitenwind gefährdet, als Fahrzeuge, die auf breiterer Spur auf der Erde stehen. Während es für Fahrgäste angenehm ist, wenn sich hängende Fahrzeuge automatisch durch die Fliehkraft in die Kurve legen, muss dazu entweder der Fahrweg für höhere Kurvengeschwindigkeiten seitlich abgestützt werden, oder die Fahrgeschwindigkeit begrenzt werden, was wiederum den Einsatz auf langen Strecken unwirtschaftlich werden lässt. So ist die H-Bahn auf maximal 50 km/h begrenzt.

Oft werden Hängebahnen zum innerbetrieblichen Transport eingesetzt, da der schwebende Transport von Lasten die optimale Ausnutzung von Hallenflächen zu Produktions- oder Lagerzwecken erlaubt. Für diese Zwecke gibt es einige ausgereifte Systemlösungen von diversen Herstellern, die häufig als Elektro- oder Seilhängebahn ausgeführt werden, gerade bei kleineren Anlagen ist auch der Antrieb mittels Torsionswellen sehr beliebt.

Hängebahnen werden, bis auf einige spektakuläre Ausnahmen für den Passagierverkehr, fast ausschließlich für industrielle Anwendungen eingesetzt (unter Industriehallendecken oder als freistehende Hängekranbahnen), da die Tragwerke für die Schienen recht aufwändig zu bauen sind.

Eine Hängebahn über ein Gewässer hinweg wird (ungenau) Schwebefähre genannt.

Literatur

  • Walter Bischoff et al.: Das kleine Bergbaulexikon. Hrsg.: Westfälische Berggewerkschaftskasse. Dritte Auflage. Glückauf GmbH, Essen 1981, ISBN 3-7739-0248-4, S. 68 f.

Einzelnachweise

  1. S. (vmtl. E. Schrödter): Die Langensche Schwebebahn. In: Verein deutscher Eisenhüttenleute (Hrsg.): Stahl und Eisen. Zeitschrift für das deutsche Eisenhüttenwesen. Jg. 14, Nr. 6. A. Bagel, Düsseldorf 15. März 1894, S. 245–250 (Zitat: „Die Schwebebahn System Langen bietet der Ausführung zwei Grundformen, die zweischienige und die einschienige. Bei der zweischienigen Anordnung besteht die Bahn aus einem, am besten in Gitterwerk hergestellten, unten offenen, kastenförmigen Längsträger, welcher durch in entsprechenden Abständen angeordnete Säulen oder Stützen getragen wird, und die Schienen sind auf den unteren inneren Gurtungen der Seitenwände des Kastenträgers befestigt. An den Achsen der auf diesen Schienen laufenden Räder sind Drehgestelle mittels gelenkiger Organe aufgehängt, und unter diesen Drehgestellen hängt in Federn der eigentliche Wagen.Bei der einschienigen Grundform ist die Schiene selbst trägerartig ausgebildet und wird seitlich von der Stütze gefaßt. Die Hängeorgane sind hier zu Bügeln erweitert, welche die Laufräder von oben umfassen und beiderseits die Lagerstellen der Achsen tragen. Die Sicherheit scheint hier in noch höherem Maße gewährleistet als bei zwei Schienen. Selbstverständlich haben die Laufräder dieser Bahn auf jeder Seite einen Spurkranz.“).
  2. The monorail system produced in Turkey will put an end to the existent traffic (Video - Photo Gallery). In: raillynews.com. 30. August 2013, abgerufen am 29. Dezember 2013 (englisch).
  3. Description du monorail. In: trensquebec.qc.ca. Abgerufen am 29. Dezember 2013 (französisch).