Jean-Pierre Léaud

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Jean-Pierre Léaud im Jahr 2000

Jean-Pierre Léaud (* 28. Mai 1944 in Paris) ist ein französischer Filmschauspieler. Berühmt wurde er durch den Antoine-Doinel-Zyklus von Regisseur François Truffaut.

Leben

Léaud ist einer der wichtigsten Protagonisten der Nouvelle Vague des französischen Kinos der 1960er Jahre. Er wurde als Kind von François Truffaut entdeckt und gefördert. Der Sohn einer Schauspielerin und eines Drehbuchautors konnte sich beim Casting für die Hauptrolle in Truffauts erstem abendfüllenden Spielfilm durchsetzen. Léaud wurde als Antoine Doinel in den Filmen Sie küssten und sie schlugen ihn (Les quatre cents coups; 1959), Antoine und Colette (Antoine et Colette; 1962), Geraubte Küsse (Baisers volés; 1968), Tisch und Bett (Domicile conjugal; 1970) und Liebe auf der Flucht (L'amour en fuite; 1979) international bekannt. Begehrt er in seinem Debüt als Kind gegen eine ignorante Umgebung auf, so gerät er in Geraubte Küsse in Liebeswirren mit Freundin Christine (Claude Jade) und erlebt mit ihr das Eheleben in Tisch und Bett, bis sich Antoine und Christine im letzten Film scheiden lassen, aber Freunde bleiben. Der Zyklus, der sich über 20 Jahre erstreckt, ist einmalig in der Geschichte des Films.

Léaud spielte in Jean-Luc Godards Masculin – Feminin oder: Die Kinder von Marx und Coca-Cola (Masculin féminin: 15 faits précis; 1966) und erhielt einen Silbernen Bären als Bester Hauptdarsteller bei der Berlinale 1966. Der Film Der Start (Le Départ; 1967) von Jerzy Skolimowski mit Léaud in der Hauptrolle gewann einen Goldenen Bären als Bester Film bei den Berliner Filmfestspielen von 1967.

Mit Truffaut arbeitete Léaud auch in den Filmen Zwei Mädchen aus Wales und die Liebe zum Kontinent (1972) und Die amerikanische Nacht (1973), wobei der Alphonse in letzterem ein Double Doinels war (und sich in Rückblenden im letzten Doinel-Abenteuer Liebe auf der Flucht wiederfindet). Bernardo Bertolucci engagierte ihn 1972 für das Erotikdrama Der letzte Tango in Paris neben Marlon Brando. Avantgardistisch arbeitete er in den Autorenfilmen von Jacques Rivette und Jean Eustache.

1975 drehte Léaud einen Film in Deutschland. Die Gangstersatire Umarmungen und andere Sachen wurde unter der Regie von Jochen Richter in einem Bergdorf in Bayern gedreht. Co-Produzent dieses Films war Bernd Eichinger. Nach Truffauts Tod wollte sich 1986 der Politiker Daniel Cohn-Bendit mit einer erneuten Fortsetzung der Antoine-Doinel-Reihe als Filmemacher etablieren und kontaktierte Claude Jade, die Léauds Partnerin in den letzten drei Filmen der Reihe war. Das Projekt kam jedoch nicht zustande.

1990 feierte Léaud ein Comeback in I hired a Contract Killer von Aki Kaurismäki. Seitdem ist er gelegentlich Hauptdarsteller in Filmen junger Regisseure, so 2001 in dem französisch-kanadischen Film Der Pornograph (Le Pornographe) von Bertrand Bonello. Nach längerer Leinwandabstinenz spielte Léaud eine kleine Rolle in einem Film von Aki Kaurismäki, Le Havre, der 2011 in Cannes uraufgeführt wurde.

Im Jahr 2000 erhielt er einen Ehren-César. 2016 wurde ihm die Goldene Palme der Internationalen Filmfestspiele von Cannes als Ehrenpreis für sein Lebenswerk zuerkannt.[1]

Filmografie

  • 1981: Aiutami a sognare
  • 1982: Mersonne ne m’aime (TV)
  • 1983: Rebelote
  • 1984: Paris vu par … vingt ans après
  • 1985: Le tueur assis (TV)
  • 1985: Treasure Island
  • 1985: Detective (Détective)
  • 1985: L’herbe rouge
  • 1985: Csak egy mozi
  • 1986: Der Fall Boran
  • 1986: Corps et biens
  • 1987: Ossegg oder Die Wahrheit über Hänsel und Gretel
  • 1987: Les keufs
  • 1987: Lolita ’90 (36 fillette)
  • 1988: Sei delitti per padre Brown (TV-Miniserie)
  • 1988: Jane B… wie Birkin (Jane B. par Agnès V.)
  • 1988: La couleur du vent
  • 1989: Femme du vent (TV)
  • 1989: Bunker Palace Hôtel
  • 1990: Vertrag mit meinem Killer (I Hired a Contract Killer)
  • 1991: Paris erwacht (Paris s’éveille)
  • 1991: C’est la vie
  • 1992: Das Leben der Bohème (La vie de bohème)
  • 1993: Wenn Liebe entflammt (La naissance de l’amour)
  • 1994: Überdreht und durchgeknallt (Personne ne m’aime)
  • 1995: Hundert und eine Nacht (Les cent et une nuits de Simon Cinéma)
  • 1996: Mein Mann (Mon homme)
  • 1996: Tagebuch eines Verführers (Le journal du séducteur)
  • 1996: Irma Vep
  • 1996: Liebe, Rache usw. (Pour rire!)
  • 1998: Elizabeth
  • 1999: Innocent
  • 2000: Une affaire de goût
  • 2000: L’affaire Marcorelle
  • 2001: Ni na bian ji dian
  • 2001: Der Pornograph (Le pornographe)
  • 2002: La guerre à Paris
  • 2004: Folle embellie
  • 2005: Ich sah den Mord an Ben Barka (J’ai vu tuer Ben Barka)
  • 2009: Visage
  • 2011: Le Havre
  • 2012: Camille – Verliebt nochmal! (Camille redouble)

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. The honory Palme d'or awarded to Jean-Pierre Léaud bei festival-cannes.com, 10. Mai 2016 (abgerufen am 10. Mai 2016).