Jean Rudolf von Salis

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Jean Rudolf von Salis (* 12. Dezember 1901 in Bern; † 14. Juli 1996 in Brunegg) war ein Schweizer Historiker, Schriftsteller und Publizist.

Jean Rudolf von Salis wurde während des Zweiten Weltkrieges mit der wöchentlichen Sendung Weltchronik über Radio Beromünster weit über die Schweiz hinaus als einer der ganz wenigen unzensierten deutschsprachigen Kommentatoren des aktuellen Zeitgeschehens bekannt.[1] Wegen seiner klaren Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus, in der er allerdings den Holocaust nicht thematisierte, forderte die deutsche Regierung den Schweizer Bundesrat mehrmals auf, von Salis zu ersetzen.[2] Sein Wunsch, in die Redaktion der freisinnigen NZZ einzutreten, zerschlug sich und hing mit der entschieden kritischeren Haltung der NZZ gegenüber dem NS-Regime zusammen.

Leben

Von Salis wuchs zweisprachig (deutsch/französisch) in Bern auf. Nach seiner Gymnasialzeit in Bern studierte er Geschichte in Montpellier, Berlin, Bern und Paris. Von 1925 bis 1935 lebte er in Paris und arbeitete unter anderem als Korrespondent für die Schweizer Zeitungen Der Bund und Die Weltwoche.

Von 1935 bis 1968 war er Professor für Geschichte an der ETH Zürich, daneben von 1952 bis 1964 Präsident der Stiftung Pro Helvetia. Er war verheiratet mit Elisabeth Huber und hatte einen Sohn, Thomas. Lange wohnte er auf Schloss Brunegg.

Er war – bis zu dessen Tod – ein enger Freund und Vertrauter des Kulturphilosophen Jean Gebser.

Sein Cousin war der Komponist, Maler und Publizist Peter Mieg.

Auszeichnungen

Jean Rudolf von Salis erhielt den Literaturpreis der Stadt Bern, den Aargauer Literaturpreis, die Friedrich-von-Schiller-Medaille, den Kulturpreis der Stadt Zürich und denjenigen des Kantons Graubündens, den Preis der Académie française, das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Er war Offizier der Französischen Ehrenlegion, trug das Große Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland und war Ehrendoktor der Universitäten Genf, Wien, Hamburg und Lausanne.

Werke

  • Jean Charles Léonard Simonde de Sismondi: Lettres et documents inédits: suivis d'une liste des sources et d'une bibliographie. Dissertation an der Universität Paris 1932, OCLC 493551115.
  • Rainer Maria Rilkes Schweizer Jahre, geschrieben zum 10. Jahrestag seines Todes am 29. Dezember 1936. Huber, Frauenfeld / Leipzig 1936, DNB 362218463.
  • Die Einigung Europas: Sammlung von Aussprüchen und Dokumenten zur Versöhnung und Organisation Europas aus eineinhalb Jahrhunderten, ausgewählt und eingeleitet von Elisabeth Rotten, mit einem Geleitwort von J. R. von Salis. Haus der Bücher, Basel 1942, DNB 993166148.
  • Weltgeschichte der neuesten Zeit, 3 Bände, Zürich 1951–60; 6 Bändige Neuausgabe: Orell Füssli, Zürich 1980, ISBN 3-280-01154-X.
  • Im Laufe der Jahre, Zürich 1962.
  • Weltchronik 1939–1945. Radiokommentare während des 2. Weltkrieges, 1964.
  • Schwierige Schweiz. Beiträge zu einigen Gegenwartsfragen, Zürich 1968 (Sammlung von Reden und Essays).
  • Geschichte und Politik, Zürich 1971.
  • Worte über die Schweiz, Schallplatte 33 UpM, stereo, 30 cm. Ausschnitte aus Werken von Walter Matthias Diggelmann, Walter Vogt, Erica Pedretti, J. R. von Salis, Ernst Eggimann, Sergius Golowin, Ernst Kappeler, Katharina von Arx, Beat Jäggi, Musik: Six Trutt. Atelier Walter, Derendingen 1975, DNB 100802953X.
  • Grenzüberschreitungen. Lebensbericht, 2 Bände, Zürich 1975/78.
  • Notizen eines Müssiggängers, Zürich 1983.
  • Innen und Aussen. Notizen 1984–1986, Zürich 1987.
  • Kriege und Frieden in Europa. Politische Schriften und Reden 1939–1988, Orell Füssli, Zürich / Wiesbaden 1989, ISBN 3-280-01921-4.
  • Letzte Aufzeichnungen, Ammann. Zürich 1996, ISBN 3-250-10357-8.

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wendelgard von Staden: Nacht über dem Tal. Eine Jugend in Deutschland. Einführung von Marion Gräfin Dönhoff, 2. Auflage, dtv, München 1996, S. 45, ISBN 3-423-25114-X.
  2. Siehe Tagesanzeiger, 21. Juli 2011 [1].

Weblinks