Joachim F. Christopeit

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Joachim Friedrich Karl Christopeit (* 16. Dezember 1936 in Berlin) ist ein deutscher Manager. Seit 2000 arbeitet er als Berater. Er ist bekannt als Nahost-Experte für Wirtschaftsfragen. Er gilt von jeher als einer der ersten streitbaren Kämpfer für die Durchsetzung des Corporate Governance Kodex.

Familie

Joachim Christopeit wurde 1936 als drittes von vier Kindern in Berlin geboren. Sein Vater war Kurt Christopeit, Mitbegründer der Grünen Woche und Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Tabakindustrie, seine Mutter Irmgard, geb. Sievert auf der Weggen. Er ist seit 1976 mit Gabriele von Witzleben, geb. von Witzleben, verheiratet. Insgesamt hat er zwei Kinder.

Ausbildung

Nach dem Abitur im Jahr 1956 machte Christopeit eine kaufmännische Ausbildung bei der Firma Mannesmann in Düsseldorf. Von 1956 bis 1960 studierte er in Heidelberg, Bonn und Köln Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft. 1957 wurde er Mitglied des Corps Rhenania Heidelberg.[1] 1960 absolvierte er das Referendarexamen. Nach der Anstellung als wissenschaftlicher Assistent bei den Professoren Walter Erman und P. Möhring in Köln von 1960 bis 1966 promovierte Christopeit über die Hermes-Deckungen – Stellung im System der Exportförderung, wirtschaftspolitische Bedeutung mit rechtsvergleichender Bewertung mit summa cum laude zum Doctor iuris utriusque an der Universität Köln. 1967 schloss er das Assessorexamen ab.

Beruf und Karriere

Von 1967 bis 1969 war Christopeit Regierungsassessor der Oberfinanzdirektion Düsseldorf, bis er 1970 Leiter einer Grundsatzabteilung der Hermes Kreditversicherungs AG in Hamburg wurde, wo er unter anderem eine Ausfuhr-Wechselkursgarantie entwickelte, die vom deutschen Parlament und durch die übrigen EG-Staaten übernommen wurde. Seit 1976 war Christopeit Finanzdirektor und Prokurist der Firma L. & C. Steinmüller GmbH. Er gründete für das Unternehmen L. & C. Steinmüller in Teheran im Iran das Unternehmen Potleh, in deren Geschäftsführung er eintrat. Später gründete er gleichermaßen das Unternehmen Steinmüller Pty. Ld. in Johannesburg in Südafrika, deren Geschäftsführung er angehörte.

1980 wurde er von der Firma AVIA Mineralöl AG in München abgeworben. Dort wurde er 1980 Vorstandssprecher. Später trat er zusätzlich als Senior Vice President in das Unternehmen Euravia AG bzw. AVIA International in Zürich ein. In den 1990er Jahren gründete und führte er zusätzlich das Unternehmen OTG Oil Trading GmbH.

Manager der AVIA Mineralöl AG

Bereits zu Beginn wurde Christopeit mit einem Skandal im Ölhandel konfrontiert, da das mittelständische Unternehmen AVIA Mineralöl AG vor seinem Eintritt außerordentliche große und volumenreiche Ölverträge mit Saudi-Arabien abschließen konnte, wohingegen Mitbewerber wie Shell, BP außen vor blieben. Höchste Politkreise und Schmiergeldzahlungen standen im Verdacht illegalen oder unsauberen Geschäftsverhaltens,[2] Christopeit konnte den Skandal außergerichtlich auflösen.

Von 1980 an bis zur Pensionierung im Jahr 1999/2000 steigerte Christopeit den Umsatz des Unternehmens von 0,7 Mrd. DM auf 1,9 Mrd. DM und erhöhte das Gesellschaftskapital von 5 Mio. DM auf 17 Mio. DM. In der Presse wurde das florierende Unternehmen als „Speerspitze des deutschen Mittelstandes“ bezeichnet. Die AVIA Mineralöl AG wurde in den 1990er Jahren zum sechstgrößten Tankstellen-Konzern Deutschlands und wuchs unter die zehn größten Mineralöl-Handelskonzerne Europas. Als Senior Vice President der Euravia AG bzw. der AVIA International in Zürich koordinierte Christopeit maßgeblich die Internationalisierung der AVIA-Gruppe, die zu diesem Zeitpunkt in der Schweiz zweitgrößter Mineralölkonzern war. Die AVIA Mineralöl AG wurde unter Christopeit zur weitestverbreiteten nicht konzernabhängigen Mineralölmarke in Europa und damit zu einem bedeutenden Unternehmen in der Erdölbranche. 1999/2000 wurde Christopeit pensioniert.

Karriere nach der Pensionierung

An die Pensionierung schlossen diverse Beratungstätigkeiten, z. B. für Tank & Rast an. Bereits 1999 wurde Christopeit zum Lehrbeauftragten und später zum Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) ernannt, wo er seitdem Vorlesungen über internationales Wirtschaftsrecht und Führung internationaler Unternehmen hält. Von der Universität des Staates Katar wurde er 2003 mit der Gold Medal für besondere Verdienste um den Austausch zwischen Deutschland und Katar ausgezeichnet. Seit 2004 hält er als Professor überdies Vorlesungen am Lehrstuhl für Internationale Kapitalmärkte der Technischen Universität München (TUM), die ihn seit 2006 bis heute in den Fakultätsrat der betriebswirtschaftlichen Fakultät entsandte. Seit 2007 hält er Vorlesungen an der Universität Salzburg im Internationalen Wirtschaftsrecht im Rahmen des Master of Laws-Programms, des Rechtswissenschaftlichen Studiums und des Studiums Recht und Wirtschaft.

Überdies gründete er die MSE International Development GmbH mit Sitz in München, eine Unternehmensberatung für mittelständische Unternehmen und für die Suche nach internationalen Investoren, hauptsächlich aus dem Nahen Osten.

Geprägt ist die Zeit nach der Pensionierung von dem Bemühen um eine moderne aber sozial verantwortliche Unternehmerschaft. Er gilt als einer der streitbaren Vorreiter des Corporate Governance. 2005 gründete Christopeit mit anderen Managern bedeutender Unternehmen – R. Büchelholfer, ehem. Vorstand bei BMW und VW; Hemjö Klein, ehem. Lufthansa- und Bahnvorstand; Werner Spinner, ehem. Bayer AG-Vorstand – unter der Trägerschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München eine gemeinnützige Stiftung zur Förderung des Corporate Governance in Form von wissenschaftlicher Aufarbeitung des Themas, Schulung internationaler Manager und Beratung bei der Besetzung von Führungspositionen.

Christopeit arbeitet weiterhin aktiv als Rechtsanwalt in München.

Mitgliedschaften und Mandate

Christopeit ist

Veröffentlichungen

  • Hermes-Deckungen, Stellung im System der Exportförderung, wirtschaftspolitische Bedeutung mit rechtsvergleichender Bewertung. C. H. Beck, München 1968
  • Handkommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch; von W. Erman, Neubearbeitung der 4. Auflage; Aschendorff, Münster 1968.
  • Garantien und Bürgschaften der Bundesrepublik Deutschland zur Förderung der deutschen Ausfuhr; Neubearbeitung des Kommentars von Ernst Schallehn; Verlag Schmidt, Köln 1970–1974
  • Die Prägung des internationalen Managers durch die Globalisierung der Wirtschaft. In: Der Globalisierte Mensch. Psychosozial-Verlag, Gießen 2004/2005
  • Aufsätze, z. B. Sukzessionsschutz für Lizenzketten (UrhG), in: ZIP 2013, 345 (zusammen mit Hilmar Raeschke-Kessler)
  • Vorträge und Gutachten (vor allem für den Bundesgerichtshof)

Quellen

  1. Kösener Corpslisten 1996, 131, 800
  2. Der Spiegel, Heft 18, 1984