Johannes Martin Kränzle

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Johannes Martin Kränzle (* 1962 in Augsburg) ist ein deutscher Opern- und Konzertsänger (Bariton).

Leben

Johannes Martin Kränzle besuchte das humanistische Gymnasium St. Stephan in seiner Geburtsstadt Augsburg. Er kam über das Violinstudium, über die Komposition zweier Opern während der Gymnasialzeit und ein Studium der Musiktheaterregie in Hamburg zum Gesang. Nach seiner Ausbildung bei Martin Gründler an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main trat er erste Engagements von 1987 bis 1991 am Theater Dortmund und von 1991 bis 1997 an der Niedersächsischen Staatsoper Hannover an. Von 1998 bis 2016 gehörte er zum festen Ensemble der Oper Frankfurt. Seit einigen Jahren ist er hauptsächlich international gastierend tätig.

Als Lehrender hat er seit 1989 eine Gastprofessur in Brasilien. Des Weiteren unterrichtete er von 2013 bis 2015 als Gastprofessor an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln und gibt Meisterkurse.

Johannes Martin Kränzle ist Vater zweier Söhne. 2015 wurde bei Kränzle eine aggressiv fortschreitende Form der Knochenmarkkrankheit MDS diagnostiziert und er musste sich einer Stammzellentransplantation unterziehen.

Seit seinem erfolgreichen Debüt am Royal Opera House in London als Don Alfonso in Così fan tutte im September 2016 steht er wieder auf der Opernbühne.

Oper

Bereits am Beginn seiner Karriere sang er 1995 an der Bayerischen Staatsoper München den Sekretär in Henzes Der junge Lord, in Hannover Brittens Billy Budd (Regie: D. Mouchtar-Samorai/Nominierung Bayerischer Theaterpreis).

Er arbeitete mit Regisseur Nicolas Brieger (Henze: Lescault in Boulevard Solitude in Frankfurt und Messiaen: Frère Léon in Saint François d’Assise in San Francisco). Ebenfalls in San Francisco und Stuttgart wirkte er als Des Mädchens Bruder in Busonis Doktor Faust (Regie: Jossi Wieler/Inszenierung des Jahres 2005) mit. An der Oper Köln gestaltete er den Beckmesser (Die Meistersinger von Nürnberg), Bartóks Herzog Blaubart (Regie: Bernd Mottl) und den Förster in Janáčeks Das schlaue Füchslein.

Mit Regisseur Christof Loy arbeitete er u.a. an der Oper Frankfurt als Don Alfonso in Così fan tutte (Inszenierung des Jahres 2008/Theaterpreis: Der Faust), bei den Salzburger Festspielen 2009 debütierte er als Valens in Händels Oratorium Theodora und 2010 sang er den Danilo in Die lustige Witwe (Grand Théâtre de Genève).

Er debütierte an der Mailänder Scala und der Berliner Staatsoper als Alberich in Wagners Ring des Nibelungen unter Daniel Barenboim. Er war Protagonist N. (Nietzsche) in der Uraufführung von Rihms Dionysos bei den Salzburger Festspielen 2010 unter Ingo Metzmacher. 2011 war er erstmals beim Glyndebourne Festival als Beckmesser (Die Meistersinger von Nürnberg) zu Gast. In Mailand und Berlin sang er unter Daniel Barenboim in der Regie von Dimitri Tscherniakov den Griasnoj in Rimsky-Korsakoffs Die Zarenbraut.

In der Rolle des Orpheus in Offenbachs gleichnamiger Opera buffa spielte er das Violinsolo selbst. Mozarts Papageno in Die Zauberflöte ist mit über 120 Vorstellungen eine Paraderolle.

Weitere Produktionen führten ihn u. a. nach Tiflis (Ford in Falstaff), Tokio (Eisenstein in Die Fledermaus), Tel Aviv, Kairo, Spoleto, Sofia (Don Giovanni) und zu den Bregenzer Festspielen.

An der Metropolitan Opera in New York hat er im Dezember 2014 erfolgreich als Beckmesser unter James Levine debütiert.[1]

Zahlreiche DVD-Produktionen dokumentieren sein Wirken, u. a. in Wagners Ring des Nibelungen-Gesamtaufnahmen aus der Mailänder Scala (als Alberich) und aus der Oper Frankfurt (als Gunther), in Rimski-Korsakoffs Die Zarenbraut aus der Staatsoper Berlin, Händels Theodora der Salzburger Festspiele, Rihms Dionysos ebenda sowie Wagners Die Meistersinger von Nürnberg vom Glyndebourne Festival.

Als CD-Aufnahmen sind unter anderem Pfitzners Palestrina (Dirigent: Kirill Petrenko), Aribert Reimanns Lear (Dirigent: Sebastian Weigle), Wagners Götterdämmerung (als Gunther) und auch Glyndebournes Die Meistersinger von Nürnberg (Dirigent: Wladimir Jurowski) im Handel.

Konzert

Neben seiner Operntätigkeit widmet er sich regelmäßig dem Lied- und Oratoriengesang (Schleswig-Holstein-Festival, Notre Dame Paris, Vilnius–Festival, Budapester Frühlingsfestival, Lucerne Festival, BBC-Proms London, Expo Hannover).

2004 führte er Schuberts Winterreise in Frankfurt szenisch auf.

Mit dem Pianisten Hilko Dumno hat er zwei Lied-CDs, eine mit dem Titel Die Mitternacht zog näher schon mit Balladenvertonungen der Romantik (Oehms), die zweite mit Schubert- und Schumann-Vertonungen von Schiller- und Goethe-Gedichten mit dem Titel Grenzen der Menschheit (Challenge) eingespielt.

Auszeichnungen

Kränzle ist Preisträger mehrerer nationaler (VDMK-Gesangswettbewerb Berlin, Kunstförderpreis der Stadt Augsburg, Gesangswettbewerb Hannover) und internationaler Wettbewerbe (Vercelli: G.B.Viotti, Perpignan: Concours de Chant, Paris: Operalia Plácido Domingo) und seit dem Gewinn des Primo Grande Premio in Rio de Janeiro 1991 ist er Gastprofessor in Natal (Nordostbrasilien), wo er seither jährlich ehrenamtlich Meisterkurse hält.

Im Herbst 1997 erhielt seine Kammeroper Der Wurm den dritten Preis beim Kompositionswettbewerb in Berlin und wurde dort an der Neuköllner Oper uraufgeführt.

2010 war er beim deutschen Theaterpreis Der Faust nominiert.

2011 wurde er zum Sänger des Jahres (Kritikerumfrage der opernwelt) gewählt und erhielt den Kölner Opernpreis.

2014/15 ehrte ihn das Publikum mit dem Public Award als bestes Operndebut an der Metropolitan Opera, New York.

Johannes Martin Kränzle ist Mitglied der Deutschen Akademie der darstellenden Künste.

Literatur

  • Jürgen Otten: Immer auf der Suche bleiben. In: opernwelt vom Januar 2011, S. 22. (Interview mit Johannes Martin Kränzle)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Meistersinger von Nürnberg, Aufführungsdetails, The Metropolitan Opera