Johannes Sievers (Kunsthistoriker)

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Johannes (Johann) Georg Ludwig Sievers (* 27. Juni 1880 in Berlin; † 20. Juli 1969 ebenda) war ein Vortragender Legationsrat im Auswärtigen Amt und Leiter des Kunstreferats im Rahmen der Kulturpolitischen Abteilung, Kunsthistoriker und Schinkel-Forscher.

Leben

Sievers war Schüler des Friedrich-Gymnasiums in Berlin, danach folgte ein Studium in München und Berlin, das er 1906 mit der Promotion an der Universität Halle abschloss. Studienreisen führten ihn durch Europa, die Vereinigten Staaten von Amerika, Japan, China und Indien.

Er wurde Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Direktorialassistent der Königlichen Museen Berlin und 1912 Referent für Kunstangelegenheiten im Preußischen Kulturministerium. 1917 wurde er zum Professor ernannt und war seit 1918 Fachleiter für Kunst- und Kunstgewerbeausstellungen, deutsche Theater-, Musik- und Konzertfragen, Film- und Lichtbildwesen sowie Sportfragen im Ausland.

Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt Sievers 1919 eine Anstellung als Legationsrat und Leiter der Kunstabteilung des Auswärtigen Amtes. Von 1925 bis 1933 war er Vortragender Legationsrat, verantwortlich für die Umgestaltung des Schlosses Köpenick bei Berlin, den Ausbau und die Einrichtung der Zentraldirektion des DAI in Berlin, des Archäologischen Instituts in Frankfurt am Main und des Humboldthauses in Berlin (Haus für Auslands-Studenten). Er war befreundet mit Max Liebermann und Käthe Kollwitz, deren Œuvrekatalog er bearbeitete.

Im Jahr 1931 wurde Sievers Mitglied der Deutschen Staatspartei. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und den damit verbunden Repressalien wurde Sievers wegen der Förderung von sogenannter entarteter Kunst entlassen[1] und in den einstweiligen Ruhestand versetzt. 1943 schrieb er einen Kunstführer über die Baudenkmäler Berlins.[1]

Sievers ruht in einem Ehrengrab auf dem Alten Friedhof Wannsee (Friedenstraße, Berlin-Zehlendorf).

Werke (Auswahl)

  • Pieter Aertsen. Studien zur Niederländischen Kunstgeschichte des 16. Jahrhunderts, Leipzig 1908
  • Moderne Kunst im Königlichen Kupferstichkabinett, 1910
  • Bilder aus Indien, 1911
  • Joachim Beuckelaer, 1911
  • Die Radierungen und Steindrucke von Käthe Kollwitz innerhalb der Jahre 1890–1912, Dresden 1913
  • Palais des Prinzen Karl von Preußen – erbaut von Schinkel, Berlin 1928
  • Oskar Kokoschka: Literary and Graphic Work 1906–1923 (mit Richard S. Field)
  • Bauten für den Prinzen Karl von Preußen, 1942
  • Deutsche Möbel, 1950
  • Bauten für die Prinzen August, Friedrich und Albrecht von Preußen, 1954
  • Bauten für Prinz Wilhelm, später König Wilhelm von Preußen, 1955
  • Schinkel. Lebenswerk. Arbeiten für Prinz Wilhelm, Berlin 1955

Literatur

  • [Anonym]: Johannes Sievers 1880–1969. Diplomat – Schinkelforscher. In: Berliner Museumsjournal (1992), Heft 3 (zur gleichnamigen Ausstellung im Schloß Glienicke, Berlin, August/September 1992)
  • Peter Betthausen u.a.: Metzler-Kunsthistoriker-Lexikon. Zweihundert Porträts deutschsprachiger Autoren aus vier Jahrhunderten. Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01535-1
  • Robert Volz (Hrsg.): Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Saur, München 1995, ISBN 3-598-30664-4 (MF-Ausg., Repr. d. Ausg. Berlin 1931)
  • Ulrike Wendland: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler. Saur, München 1999, ISBN 3-598-11339-0 (zugl. Hamburg Univ. Diss. 1996)
  • Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Band 4: S. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst, Bearbeiter: Bernd Isphording, Gerhard Keiper, Martin Kröger. Schöningh, Paderborn u. a. 2012, ISBN 978-3-506-71843-3, S. 266f

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 570.

Weblinks