Karl von Hahn (Theaterleiter)

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Karl Friedrich Graf von Hahn, auch von Hahn-Neuhaus (* 18. Mai 1782 in Remplin; † 21. Mai 1857 in Altona) war als der „Theatergraf“ bekannt. Er leitete verschiedene Theater und Schauspielgruppen in Norddeutschland und trat auch gelegentlich als Schauspieler auf. Für seine Theaterleidenschaft, die sein ganzes Leben andauerte, opferte er sein gesamtes Vermögen.

Leben

Karl von Hahn (Nr. 363 der Geschlechtszählung) war der vierte Sohn des Naturphilosophen und Astronomen Friedrichs II. Graf von Hahn und dessen Ehefrau Wilhelmine von Both (1744–1801). Finanziell gut ausgestattet schickte ihn der Vater 1790 nach Stockholm, wo er Leibpage des Königs Gustav III. von Schweden wurde. 1792 wurde er während eines Maskenballs Zeuge des Attentats auf den König durch Johann Jakob Anckarström. 1799 lebte er bei seinem Bruder in Hamburg. Anschließend studierte er an der Universität Greifswald Kameralwissenschaften.

Bereits am Hof des Theaterverehrers Gustav III. war seine Leidenschaft für das Theater entstanden und konnte sich in Hamburg und Greifswald weiter entwickeln. Das ihm nach dem Tod des Vaters 1805 zugefallene Vermögen nutzte er zunächst, um 1806 am Schloss Remplin ein prunkvolles Schauspielhaus zu errichten. An dem für 60.000 Taler errichteten Liebhabertheater hielt er sich eine eigene Theatertruppe und ließ berühmte Schauspieler wie August Wilhelm Iffland, Ferdinand Eßlair und Friederike Bethmann-Unzelmann für gute Gagen auftreten.

Bereits seit 1804 war er als Geldgeber an reisenden Schauspielgesellschaften beteiligt und leitete von 1806 bis 1807 das Hoftheater in Schwerin. Auf eigene Kosten folgte er dem Herzog 1806 mit der Theatertruppe nach Altona und 1807 zurück nach Mecklenburg. Seine finanzielle Lage verschlechterte sich durch seine maßlose Verschwendungssucht dermaßen, dass seine Familie ihn 1808 für geschäftsunfähig erklären, unter Kuratel stellen und aller Ämter entheben ließ. Hahn musste fortan mit einer Jahresrente von - immerhin - 6000 Talern auskommen. In nur drei Jahren hatte er das riesige Vermögen seiner Familie, das seinen Vater zu einem der größten privaten Grundbesitzer Mecklenburgs gemacht hatte, fast vollständig für seine krankhafte Theaterbesessenheit verbraucht. 1808 belief sich der amtlich ermittelte Schuldenstand auf 1.175.471 Reichstaler, die Liste der Gläubiger zählte etwa 400 Namen. Im großen Hahnschen Güterkonkurs, der nicht mehr abzuwenden war, gingen der Familie 1816 Remplin und zahlreiche weitere Güter in Mecklenburg für immer verloren.

einstiges Hahn-Neuhaus'sches Haus zu Lübeck[1]

1813 ging Karl von Hahn nach Russland und nahm 1813 bis 1814 an den Befreiungskriegen teil. Nach dem Kriegsdienst übernahm er 1817 das Altonaer Theater, das er offiziell durch den Schauspieler Fr. A. Ruhland leiten ließ. Er engagierte die besten Schauspieler und Sänger, was dem Stadttheater eine glanzvolle, aber kurze Periode bescherte. Er regte Fürst Malte von Putbus an, in dessen Residenz Putbus ein Theater zu erbauen. Sein Vorschlag führte 1821 zum Bau dieses Gebäudes mit 324 Plätzen.[2] Von 1821 bis 1824 war er Theaterdirektor in Lübeck, in den Jahren 1829 bis 1831 in Stralsund und Greifswald, 1833 in Magdeburg sowie 1834 bis 1836 in Altenburg, Erfurt, Meiningen und anderen Orten. Erneut war er 1837 bis 1838 in Altona. Von einer Krankheit genesen, war er von 1839 bis 1841 wieder in Lübeck, anschließend von 1841 bis 1843 in Kiel tätig. Es folgten das Aktientheater in Hamburg-Sankt Pauli, Hildesheim, Verden und zuletzt 1856 Sommerhude bei Altona.

Wegen einer Gichterkrankung verbrachte er dort zurückgezogen sein letztes Lebensjahrzehnt. Für das Theater war er noch als Berater und Mäzen tätig, wofür er den Rest seines Vermögens verbrauchte. Er starb elend und völlig verarmt.

Als Schauspieler trat Karl von Hahn vor allem an seinem Theater in Remplin auf, später übernahm er nur gelegentlich kleinere Rollen. Dafür widmete er sich hauptsächlich den organisatorischen Dingen, aber auch Tätigkeiten wie Requisiteur und Maskenbildner. Seine Theatervorhaben scheiterten meist an seinem wirtschaftlichen Unvermögen. Zu seiner Lebensgeschichte sind zahlreiche Anekdoten aufgezeichnet worden, die aber nicht immer belegbar sind.

Karl Graf von Hahn war seit 1804 verheiratet mit Sophie Louise von Behr. 1809 reichte sie die Scheidung ein und zog mit den Kindern nach Rostock, Neubrandenburg und schließlich nach Greifswald. Von seinen vier Kindern wurde seine älteste Tochter Ida Hahn-Hahn als Schriftstellerin bekannt.

Über ein Zusammentreffen mit ihrem Vater ein knappes Jahr vor dessen Tod berichtete Ida Hahn-Hahn ihrem Bruder Ferdinand: „Vorgestern kam Vater auf eine Stunde von Wiesbaden herüber - jämmerlich auf den Füßen, so daß es beängstigend ist ihn gehen zu sehen; aber sonst ganz unverändert u ohne irgend eine Spur vom s. g. Schlaganfall, der gewiß nur ein Schwindel war. Der Dr. Schubart ist ein kleines grelläugiges Männlein; ob ein tüchtiger Arzt? aber gegen Gicht u 74 Jahre giebts auch kein Mittel! Wie das komisch ist, wenn Vater davon spricht, wie er sich einschränken müsse, z. B. niedrige Zimmer bewohnen wegen der Heizung; auf dem 3ten Eisenbahnplatz reisen, etc. kann ich gar nicht beschreiben.“[3] Und nach Karl Hahns Tod schrieb sie an den Bruder: „Ach, lieber Bruder, welchen andern Schmerz könnten wir wol bei diesem Tode empfinden, als den - um des Verstorbenen vergeudetes Leben. Gewiß ist es traurig keinen Vater zu haben; aber Millionen Mal trauriger ihn nie gehabt zu haben! - Er hat nun vor Gott Rechenschaft ablegen müssen über seine Seele u über die Seelen seiner Kinder! Möge er ein gnädiges Gericht gefunden haben. Möge die Zeit u die Welt in welcher er geboren ward u aufwuchs eine Entschuldigung für die schauerliche Gottentfremdung seines ganzen Lebens abgegeben haben; - denn das ist wol gewiß, daß die eine, die volle Wahrheit, ihm nie nahe getreten ist.“[4]

Nachkommen

Er heiratete im Jahr 1804 seine Cousine Sophie Louise von Behr (1783–1857) Tochter des Landesdirektors Felix Gustav von Behr Erbherr auf Vargatz und Dönnie und dessen Ehefrau Hedwig Louise von Genzkow. Das Paar hatte folgende Kinder:

  • Ida (Marie Louise Gustave) (* 1805, Nr. 367 der Geschlechtszählung)
  • (Adolphine Auguste Antonie Sophie) Clara (* 1806, Nr. 368 der Geschlechtszählung)
  • Louise (Caroline Francisca), vermählte Wollenburg (* 1808, Nr. 369 der Geschlechtszählung)
  • Ferdinand (Götz Gustav Adolph Otto Leopold) (* 1809, Nr. 370 der Geschlechtszählung), dänischer Hofjägermeister

Briefe

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. entnommen aus der Festschrift: Zum 150 jährigem Jubiläum der Lübeckischen Anzeigen / 1751 *** 6. März *** 1901 / und / 75 jährigen Bestehen der Steindruckerei Gebrüder Borchers / 1826 *** 30. Mai *** 1901
  2. Heinz Lehmann; Renate Meyer: Rügen A-Z. Wähmann-Verlag, Schwerin 1976. S. 34.
  3. Brief vom 20. Juli 1856 im Fritz Reuter Literaturarchiv Berlin
  4. Brief vom 28. Mai 1857 im Fritz Reuter Literaturarchiv Berlin
  5. Fritz Reuter Literaturarchiv Berlin