Karwendel

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Karwendel
Datei:Karwendel.png
Höchster Gipfel Birkkarspitze (2.749 m)
Lage Tirol, Bayern
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Neues Gipfelkreuz auf der Hinteren Bachofenspitze
Kaltwasserkarspitze von der Birkkarspitze
Blick über die Torscharte
Westliches Karwendel vom Wetterstein aus gesehen
Blick auf den Karwendel
Die Nordseite der Karwendelhauptkette zwischen Spritzkarspitze und Sonnenspitze, mit den Laliderer Wänden in der Mitte
Mittelteil der Hinterautal-Vomper-Kette von der Östlichen Ödkarspitze bis zur Laliderer Wand von Süden

Das Karwendel ist eine Gebirgsgruppe der Nördlichen Kalkalpen in den Ostalpen. Anteil am Karwendel haben die Länder Österreich (Bundesland Tirol) und Deutschland (Freistaat Bayern). Der größere Teil des Karwendel befindet sich in Tirol. Die Grenze zwischen Bayern und Tirol verläuft über die Nördliche Karwendelkette (dort sind zahlreiche Grenzsteine zu finden) und durch das Vorkarwendel. Vier Gebirgsketten ziehen sich von West nach Ost; hinzu kommen zahlreiche Seitenketten und -gruppen und nach Norden ein weitläufiges Vorgebirge.

Der Begriff Karwendel wird für das gesamte Gebirge zwischen Isar, Inn und Achensee verwendet.

Gliederung

Hermann von Barth, der Karwendelerschließer, begründete die Tradition der Benennung der Ketten nach den Tälern, die sie im Süden begrenzen: Karwendeltal, Hinterautal und Vomper Loch, Gleirsch- und Halltal, Inntal: Nördliche Karwendelkette, Hinterautal-Vomper-Kette (auch Karwendelhauptkette), Gleirsch-Halltal-Kette und Inntalkette (auch Solstein- oder Nordkette genannt). Seitengruppen sind Erlspitzgruppe, Soierngruppe und Vorkarwendel, Falken-, Gamsjoch- und Sonnjochgruppe sowie die Rauhe-Knöll-Verzweigung.

Gipfel

Es gibt 125 Gipfel über 2.000 m im Karwendel. Hier ein Auszug der wichtigsten:

Benachbarte Gebirgsgruppen

Das Karwendel grenzt an die folgenden anderen Gebirgsgruppen der Alpen:

Geologie

Das Karwendel besteht aus Kalkstein und Dolomit (letzterer insbesondere in der Erlspitzgruppe). Die Hauptketten sind aus mächtigen Kalkbänken aufgebaut, die durch die Auffaltung nach Süden geneigt sind. Der charakteristische Bau des Karwendels ist in den Lalidererwänden der mittleren Hauptkette besonders gut zu erkennen. Die Bruchkanten der Auffaltung bilden senkrechte bis zu 1.000 Meter hohe Wände auf der Nordseite, aus der sanfteren Südseite haben die Gletscher der Eiszeiten weite Kare ausgefräst, die durch mächtige Grate voneinander getrennt werden.

Naturschutz

Sowohl der Tiroler als auch der Bayerische Teil des Karwendels sind als Naturschutzgebiete geschützt. Der Tiroler Anteil am Alpenpark Karwendel besitzt eine Größe von 730 km² und ist damit das größte Naturschutzgebiet Österreichs. Das direkt angrenzende bayerische Naturschutzgebiet "Karwendel und Karwendelvorgebirge" misst weitere 190 km². Im Naturschutzgebiet sind insbesondere Zelten und Feuermachen verboten.

Ungeachtet dieses Schutzes gibt es auch in jüngerer Zeit Erschließungsmaßnahmen, die Kritik hervorgerufen haben (neue Almstraßen, überdimensionierte Almgebäude). Insbesondere die Erschließung des Isar-Ursprungs im Hinterautal im Jahr 2003 hat eine Gegeninitiative zum Schutz des Karwendels auf den Plan gerufen ("Jetz werds eng"). Umweltschützern ist seit Jahren der starke Autoverkehr in die Eng ein Dorn im Auge. Auf Initiative der Sektionen München und Oberland des Deutschen Alpenvereins wurde die zwischenzeitlich eingestellte Buslinie von Lenggries in die Eng im Sommer wiederbelebt.

Auch um die Erschließung der Gipfel des Karwendels gab es in jüngster Zeit Konflikte. 2004 wurden Markierungen und Versicherungen an der Dreizinkenspitze (Roßloch) entfernt. Die an der Herzogkante angebrachten Bohrhaken wurden von Unbekannten umgeschlagen. Im Juli 2005 wurden die Gipfelkreuze des Gamsjochs und der Kaltwasserkarspitze aus ihren Verankerungen gebrochen und den Berg hinunter geworfen. Daneben gab es Nacherschließungen von vormals unmarkierten Gipfelanstiegen (Wörner, Gipfel um die Pfeishütte), die Kritik hervorriefen.

Tourismus

Erschließungsgeschichte

  • 1843: Markus Vincent Lipold, Haller Berg- und Salinenpraktikant bestieg mehrere Gipfel, darunter die Speckkarspitze, Pleisenspitze
  • Sommer 1870: Hermann von Barth bestieg als Alleingänger 88 Gipfel (davon 12 erstmalig).
  • 1888: Heinrich Schwaiger gibt den ersten Karwendelführer heraus
  • 6. Oktober 1901: Melzer und Spötl stürzen beim Versuch der Erstbesteigung der Nordwand der Praxmarerkarspitze tödlich ab (daran erinnert ein Denkmal am Weg zur Suntiger Spitze)
  • 9. August 1911: Erstbesteigung der Nordkante der Laliderer Spitze (heute Herzogkante) durch Otto, Christian und Paula Herzog
  • 4. bis 10. März 1969: Erste Winterüberschreitung des gesamten Karwendelhauptkamms durch Franz Sint, Paul Gürtler und Josl Knoll
  • 28. bis 30. Januar 1989: Erste Winterüberschreitung des gesamten Karwendelhauptkamms im Alleingang durch Heinz Zak (Lit.: Zak 1990 S. 83 ff.)

Bergsteigen im Karwendel

Das Karwendel hat einen ursprünglicheren und wilderen Charakter als die benachbarten Gruppen der nördlichen Kalkalpen. Dies wird ganz besonders bei Touren im zentralen Bereich der beiden mittleren Ketten spürbar. Schon die Hüttenzustiege sind lange Talhatscher. Von den Gipfeln schweift der Blick über eine weite wilde Kalklandschaft aus schottrigen Karen, Graten, Türmen, Wänden. Das Grün der Täler liegt weit unten, der Siedlungs- und Verkehrsraum mit seinem Lärm ist weit entfernt.

Nur wenige Gipfel der beiden mächtigen mittleren Ketten sind durch gute Weganlagen erschlossen. Die meisten anderen Gipfel sind zwar auch von Süden ohne allzu große klettertechnische Schwierigkeiten erreichbar, die Anstiege durch steile Schrofen, Latschen- und Geröllfelder sind jedoch teilweise weglos und daher nicht immer einfach zu finden, langwierig und mühsam. Erschwerend kommt hinzu, dass das Gestein im Karwendel vielerorts überaus brüchig ist und so auch leichtere Klettereien unangenehm werden, vor allem, da es in vielen Fällen nicht oder nur unzureichend möglich ist, ordentliche Sicherungen aufzubauen. Dennoch lassen sich im Karwendel schöne Routen finden, die auch heutigen Maßstäben an Sicherheit und Felsqualität genügen.

Im Winter werden die Gipfel des Vorkarwendels (z. B. Schafreuter, Juifen, Schönalmjoch) gerne mit Skiern bestiegen, im Frühjahr und Frühsommer auch die großen Gipfel der Hauptkette (Birkkarspitze, Seekarspitze).

Klettersteige

Im Karwendel gibt es einige gesicherte Gipfelanstieg und Klettersteige aller Schwierigkeitsgrade:

Fern- und Weitwanderwege

Neue Wegweiser im Sonntagkar
Die Pfeishütte vor dem Sonntagkar, im Hintergrund Gipfel der Gleirsch-Halltal-Kette
Biwakschachtel an der Laliderer Spitze
Kleiner Ahornboden vor der Hinterautal-Vomper-Kette von der Grubenkarspitze bis zur Moserkarspitze

Die Via Alpina, ein grenzüberschreitender Weitwanderweg mit fünf Teilwegen durch die ganzen Alpen, verläuft auch durch das Karwendel.

Der Rote Weg der Via Alpina verläuft mit drei Etappen durch das Karwendel wie folgt:

  • Etappe R41 verläuft von Schwaz im Inntal zur Lamsenjochhütte
  • Etappe R42 verläuft von der Lamsenjochhütte zur Falkenhütte über das Hohljoch
  • Etappe R43 verläuft von der Falkenhütte nach Scharnitz über das Karwendelhaus

Der Traumpfad München-Venedig führt auch durch das Karwendel. Dies ist zwar kein offizieller Weitwanderweg. Der im Jahr 1977 zum ersten Mal propagierte Weg hat jedoch inzwischen einen größeren Bekanntheitsgrad erlangt als so mancher von Wandervereinigungen oder Staaten geschaffene Weitwanderweg.
Der 5. Tag des Traumpfads führt von der Jachenau in den Bayerischen Voralpen nach Hinterriß über Vorderriß, wo er in das Karwendel eintritt.
Der 6. Tag führt von Hinterriß zum Karwendelhaus über den Kleinen Ahornboden.
Der 7. Tag führt vom Karwendelhaus zum Hallerangerhaus über den Schlauchkarsattel und das Hinterautal. Von allen Etappen des Traumpfads zwischen München und Venedig ist dies die anstrengendste, weshalb sie auch Königsetappe genannt wird.
Der 8. Tag führt vom Hallerangerhaus nach Hall in Tirol über das Lafatscher Joch.

Berghütten

Im Karwendelgebirge werden 21 Berghütten bewirtschaftet, 18 davon sind Alpenvereinshütten des deutschen bzw. österreichischen Alpenvereins. Die meisten Hütten sind nur im Sommer (von Mai/Juni bis Oktober) geöffnet, haben aber Winterräume, die außerhalb der Bewirtschaftungszeit zugänglich sind. Die Pleisenhütte ist ganzjährig an Wochenenden geöffnet. Außerdem gibt es drei Biwakhütten/Biwakschachteln:

  • Aspachhütte (OeAV Innsbruck)
  • Bettelwurfhütte (OeAV Innsbruck)
  • Birkkarhütte (Biwakhütte)
  • Breitgrieskarschartenbiwak
  • Brunnsteinhütte (DAV Mittenwald)
  • Dammkarhütte (Privat)
  • Falkenhütte (DAV Oberland/München)
  • Hallerangerhaus (DAV Schwaben)
  • Hallerangeralm (Privat)
  • Hinterhornalm (Privat)
  • Hochlandhütte (DAV Hochland/München)
  • Höttinger Alm (Privat)
  • Karwendelhaus (DAV Männer-Turnverein München)
  • Krinner-Kofler-Hütte (DAV Mittenwald)
  • Lalidererspitzen-Biwak (OeAV Innsbruck, auch Karl-Schuster-Biwak genannt)
  • Lamsenjochhütte (DAV Oberland/München)
  • Magdeburger Hütte (neue) (DAV Geltendorf)
  • Mittenwalder Hütte (DAV Mittenwald)
  • Nördlinger Hütte (DAV Nördlingen)
  • Oberbrunnalm
  • Pfeishütte (OeAV Innsbruck)
  • Pleisenhütte (Privat)
  • Rotwandlhütte (DAV Neuland/München)
  • Seewaldhütte (DAV Achensee)
  • Soiernhaus (DAV Hochland/München)
  • Solsteinhaus (OeAV Innsbruck)
  • Tölzer Hütte(DAV Bad Tölz)

Verkehrserschließung

Im Süden wird das Karwendel durch das Inntal begrenzt, das die wichtigste Verkehrsachse in Tirol (mit Autobahn und Bahnlinie) bildet. Gut ausgebaute Straßen erschließen auch die West- (Mittenwald, Scharnitz), Nord- (Vorderriß, Fall), Ostseite (Achensee, Pertisau, Achenkirch) des Gebirges.

Nur eine öffentliche Straße führt von Norden (Vorderriß) über Hinterriß (die einzige ganzjährig bewohnte Siedlung im Karwendel) in das Herz des Gebirges zum Großen Ahornboden (Eng). Die Straße ist ganzjährig bis Hinterriß befahrbar. Das letzte Stück bis in die Eng ist mautpflichtig und nur von Mai bis zum Wintereinbruch geöffnet, hier befindet sich die Engalm. Die großen Ost-West-Täler sind durch gute Schotterpisten erschlossen, aber für den motorisierten Verkehr gesperrt (ausgenommen Anrainer und Taxiservice) und entsprechend beliebt bei Mountainbikern. Das Hinterautal (Ursprungstal der Isar) ist von Scharnitz aus ca. 15 km bis zur Kastenalm (bewirtschaftet) gut mit normalem Fahrrad (auch 3-Gang) befahrbar. Ab Kastenalm bis zum Alpenvereinshaus Hallerangerhaus nur für extreme Mountainbike-Fahrer.

Die öffentliche Verkehrsanbindung ist weniger gut. Die Mittenwaldbahn (auch Karwendelbahn) von Garmisch nach Innsbruck erschließt die Westseite mit den Bahnhöfen Mittenwald, Scharnitz, Gießenbach, Seefeld in Tirol und Hochzirl. Ganzjährig verkehrt ein Bus von Tegernsee zum Achensee bis nach Pertisau. Im Sommer fährt ein Bus von Lenggries bis in die Eng (Bergsteigerbus in Kooperation zwischen dem RVO und den Sektionen München und Oberland des Deutschen Alpenvereins).

Bergbahnen

Luftseilbahnen
Von Mittenwald führt eine Luftseilbahn, die Karwendelbahn, hoch zum Fuß der Westlichen Karwendelspitze, Ausgangspunkt des Mittenwalder Höhenwegs. Im Winter ist die Abfahrt mit Skiern durch das Dammkar möglich. Die Route wird nicht präpariert, aber gegen Lawinen gesichert (Sprengungen, ggf. Sperrung).

Vom Innsbrucker Stadtteil Hungerburg führt die Nordkettenbahn in zwei Sektionen über die Seegrube zur Hafelekarspitze.

Standseilbahnen
Im Karwendel gibt es zwei Standseilbahnen.

  • Die Hungerburgbahn ist die erste Sektion der Bergbahn von Innsbruck zum Hafelekar (Betrieb seit 8. Dezember 2005 wegen eines Neubaus eingestellt).
  • Von Seefeld führt eine Standseilbahn zur Rosshütte. Von dort führen Luftseilbahnen weiter zum Seefelder Joch und zum Härmelesgrat.

Literatur

Der Alpenvereinsführer enthält ab der 14. Auflage Berg- und Klettertouren, die den II. Schwierigkeitsgrad der Alpenskala übersteigen, bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr. Damit gibt es zur Zeit kein Werk, das das Karwendel aus bergsteigerischer und touristischer Sicht umfassend beschreibt.

  • Heinz Zak: Karwendel, Bruckmann, 1990, ISBN 3-7634-1022-8
  • Wolfgang Ehn: Karwendel, Innsbruck 2002
  • Walter Klier, Alpenvereinsführer Karwendel, 13. Auflage, Bergverlag Rudolf Rother, München, vergriffen
  • Walter Klier, Alpenvereinsführer Karwendel alpin, 15. Auflage, 2005, Bergverlag Rudolf Rother, München ISBN 3-7633-1121-1
  • Bernd Eberle u.a., Kletterführer Karwendel, 3. Auflage, 2006, Panico Verlag, ISBN 3-926807-54-7

Weblinks

Commons: Karwendel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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