Kinder Überraschung

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Ein- und ausgepacktes Überraschungsei; Inhalt. In dieser Form nicht mehr im Verkauf.

Kinder Überraschung ist ein Produkt der italienischen Firma Ferrero. Weitere Bezeichnungen sind in Deutschland die allgemeine Bezeichnung Überraschungsei (kurz: Ü-Ei) und im Ausland Kinder Surprise, Kinder Sorpresa (dort umgangssprachlich auch Kinder Egg oder Sorpresa).

Das Ei besteht aus 20 Gramm Schokolade[1] in Form einer zweilagigen Hülle, außen braun, innen weiß. Im Inneren des Eies befindet sich in einer ebenfalls eiförmigen, meist gelben Plastikverpackung eine Gimmick-Figur oder ein Spielzeugschnellbausatz. Einige der Figuren aus den Überraschungseiern sind bei Sammlern begehrt.

Die größere Version Kinder Überraschung Maxi enthält 100 g Schokolade.[2]

Geschichte

Kinder Überraschung gibt es in Deutschland seit 1974. Das Markenzeichen des Überraschungseis, der rotweiße Eiermann „Üi“, entstand 1981 und ist nicht nur in Deutschland bekannt. Er sieht wie das Original aus und besaß Mitte der 1980er Jahre noch weiße Zähne, die Kunden zum Kauf des Produkts bewegen sollten. Da anfänglich der Bar-Code auf den Eiern schlecht zu lesen war, stand der „Ü-Ei-Mann“ an jeder Kasse mit dem entsprechenden Code auf der Fußsohle. Es gab allerdings auch schon vor 1981 ein Werbemaskottchen des Überraschungseis, das die Überraschungen anpries. Das Maskottchen stellte einen spielenden Jungen mit blauer Arbeitshose und grün-weißem T-Shirt dar. Diese Figur war später (ca. 1986) auch selbst als Spielzeug (Steckfigur – Satz bestehend aus vier Figuren) im Überraschungsei. Die mit Kinder Überraschung erwirtschafteten Umsätze stiegen vom Geschäftsjahr 1993/94 bis zum Geschäftsjahr 1997/98 von 115 Mio. DM auf über 370 Mio. DM.[3]

Seit 2006 werden die Überraschungseier im Sommer vom Produkt Kinder Joy „vertreten“. Trotzdem sind in manchen Verkaufsstellen auch im Sommer noch Restposten an Überraschungseiern zu erwerben. Des Weiteren gab es die größeren Maxi-Eier von Ferrero, die der Kinder Überraschung ähnelten.

Zu Ostern und Weihnachten sind spezielle Sonderpackungen mit vier und sechs Überraschungseiern in Deutschland erhältlich. Außerdem gibt es Dreierpackungen und zwei Adventskalender, die ebenfalls Sonderfiguren enthalten. 2012 wurde ein rosafarbenes Überraschungsei speziell für Mädchen in den Handel gebracht.[4]

Figuren und sonstige Spielzeuge

Ferrero bringt jedes Jahr weltweit etwa 20 neue Figurenserien und etwa 150 zusammenbaubare Spielzeuge auf den Markt. Die erste handbemalte, fortlaufende Figuren-Serie war zwischen 1981 und 1983 die Schlumpf-Serie „Erkennst du deinen Schlumpf“. Davor gab es bereits andere Hartplastikfiguren, die ebenfalls handbemalt ins Ei kamen, so beispielsweise Figuren von Robin Hood, Alice im Wunderland und weitere Walt-Disney-Serien. In späteren Jahren folgten verschiedene Serien, deren Namen immer aus einer englischen Alliteration gebildet wurden, wie „Teenie Tapsi Törtels“, „Happy Hippos“, „Crazy Crocos“, „Dapsy Dinos“ oder „Funny Fanten“, die allesamt von dem Designer André Roche aus München kreiert wurden. Dabei wird unterschieden zwischen Lizenzserien (vor allem in Lizenz von Disney, aber auch Pumuckl und Die Biene Maja) und speziell für Ferrero entwickelten Figurenserien, die immer häufiger auch für eigene Ferrero-Produkte werben.

In den letzten Jahren hat Ferrero jeweils zu Weihnachten Figurenserien herausgebracht, die mit aktuellen Kinofilmen im Zusammenhang stehen, wie zum Beispiel die dreiteilige Figurenserie zu der Film-Trilogie Der Herr der Ringe oder die Figuren der Simpsons Comics.

Inhalte als Sammlungsgebiet

Durch Schütteln, Wiegen und Horchen, bei ausländischen Überraschungseiern auch durch Vergleichen der Nummern an den Seiten, versuchen Sammler bereits vor dem Kauf auf den Inhalt des Eis zu schließen.

Wegen der teilweise hohen Preissteigerungen vor allem bei den älteren Figuren (zum Beispiel „Hüpfschlumpfinchen“) gibt es seit einigen Jahren Fälschungen von Zubehör zu Figuren und sogar ganzen Figuren. Auch Beipackzettel und Puzzles werden gefälscht und vertrieben. Gefälscht werden jedoch längst nicht mehr nur ältere Figuren, auch neuere Figuren wie beispielsweise die Sonderedition der Figur „Dark Laser“ werden übermalt. Ähnlich wie bei Briefmarken gibt es bei den Überraschungseiern Preiskataloge, die jährlich aktualisiert werden, um Sammlern eine grobe Orientierung zu geben, wie viel ihre Figur tatsächlich wert ist. Allerdings gilt dieser Wert nur als grober Richtwert. Der realistische Marktpreis liegt je nach Alter der Figur in etwa bei 30–60 % des Katalogpreises und wird in der Regel frei ausgehandelt.

Die weltweit größte Börse findet viermal jährlich in Dreieich statt. Daneben gibt es viele kleinere Börsen, beispielsweise in Hamburg, Berlin, Hamm, Oberhausen, Klein-Gerau und Regensburg.

Jährlich erscheint der „O-EI-A Preisführer“, der seit 2012 den einzigen Wertkatalog für Überraschungsei-Figuren darstellt.

Kritik

  • Obwohl Nahrungsmittel und Spielzeug in einem, wird das Überraschungsei in Deutschland umsatzsteuerrechtlich als reines Nahrungsmittel behandelt und mit 7 % versteuert. Diese Besteuerung wurde bereits wiederholt in Frage gestellt.[5]
  • In Deutschland wies die Kinderkommission des Deutschen Bundestages im Juli 2008 auf das besondere Gefahrenpotential der Kombination aus Spielzeug und Nahrungsmitteln hin, da Kindern dadurch die Unterscheidung zwischen essbaren und nichtessbaren Teilen erschwert werde.[6]
  • In den USA sind schon seit 1938 Süßwaren verboten, in die ein „nicht essbares Objekt eingeschlossen ist“. Der Import in die USA wird für Privatpersonen mit bis zu 2.500 US-Dollar Strafe belegt.[7][8] Die U. S. Food and Drug Administration (FDA) unterstützt das Verbot aufgrund der angeblichen Gefahr für Kleinkinder ausdrücklich.[9]
  • In Kanada tragen Überraschungseier einen Aufdruck, der besagt, dass sie in den USA nicht verkauft werden dürfen.
  • In Chile ist seit Mitte 2016 der Verkauf von Überraschungseiern verboten, seitdem ein Gesetz zum Schutz von Kindern vor ungesunder Nahrung verabschiedet wurde, das zur Vermeidung von Übergewicht untersagt, Kinder durch Beigabe von Spielzeug zum Verzehr von ungesunden Speisen zu verführen.[10]

USA

Die Firma Candy Treasure, LLC aus Lebanon, New Jersey brachte Ostern 2013 das in weiß-lila Design und Aufbau sehr ähnliche Produkt Choco Treasure heraus. Nach Öffnen der Hülle aus bedruckter Alufolie erscheint ein Schokoladeei, das jedoch durch eine meridional umlaufende, etwa 1–2 mm breite Fuge gefüllt mit gelbem Plastik sichtbar und tastbar in 2 Halbschalen geteilt ist. Dadurch wird auf den nicht essbaren Plastikinhalt deutlich hingewiesen. Diese 2 ohne Abstand am Kunststoffei anliegenden Schokoschalen können mit den Fingern seitlich abgezogen werden – mitunter ohne zu zerbrechen. Damit entpuppt sich die Fugenfüllung als vorstehender Steg des Kunststoffeis, das äquatorial an einer einschnappenden Überlappungsverbindung geöffnet werden kann, was den Spielzeuginhalt als innersten, vierten Teil freilegt. Um das Öffnen zu erleichtern, weist die Kapsel (das Kunststoffei) einen Knopf mit der Aufschrift „Press to Open“ auf.

Choco Treasure gibt es auch in Kugelform, beispielsweise mit Fußball-Musterung oder als Weihnachtsbaumkugel am Faden. Die Teilung der gelben Plastikkapsel erfolgt bei diesem Design entlang des gelben Stegs. Ob Ei oder Kugel, die Hülle besteht aus 0,8 oz. = 23 g durchgehend braune Milchschokolade.

Alle in Choco Treasure enthaltenen Überraschungen sind von der US-Konsumentenschutzbehörde für Kinder jeden Alters freigegeben, wobei Candy Treasures die Eier erst für Kinder ab drei Jahren empfiehlt. Candy Treasure gibt offiziell an, sich bei dem Produkt von Ferreros Kinder Überraschung inspiriert haben zu lassen. Nestle hatte ab 1990 erfolglos versucht eine Zulassung zu erreichen, Candy Treasure benötigte 3 Jahre für die Entwicklung in Zusammenarbeit mit der FDA.[7] [11][12][13] [14]

Unfall

Im Januar 2016 erstickte in Toulouse ein dreieinhalbjähriges Mädchen an einem Rad, das sich von einem Spielzeug löste, nachdem sie bereits 1 Monat mit diesem problemlos gespielt hatte. Der Großvater konnte das Teil aus dem Rachen des Kindes entfernen, das jedoch schon bewusstlos war und später starb. Dem Hersteller Ferrero drohen laut Staatsanwältin keine rechtlichen Schritte, zumal in der Packungsbeilage vermerkt war, dass Kinder unter 3 das Spielzeug nicht benutzen dürften und ältere nur unter Aufsicht von Erwachsenen.[15]

Literatur

  • Michael Graf, Michael Steiner: Das Ei mal Eins – Allerlei zum Thema Ei, Fantasia, Dreieich 2007, ISBN 3-935976-48-8.
  • Michael Graf: Das Fälschungsbuch – Katalog zur Erkennung von Fälschungen rund ums Ü-Ei, Fantasia, 2010, ISBN 978-3-935976-63-3.
  • Holger Jenrich: Das Gelbe vom Ei – Ein Überraschungsbuch, Ehrenwirth, Bergisch Gladbach 2007, ISBN 3-431-03714-3.
  • Andre Feiler: O-EI-A Preisführer 2012, Feiler Verlag, Bremen 2012, ISBN 978-3981358247 – seit 2012 jährlich.
  • Monika/Stefan Jagusch, Dieter Ehlers: Unterschiede aus dem Ei. XinXii Verlag, Berlin 2012 – E-Book.

Weblinks

Commons: Kinder Überraschung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Schokolade – Ferrero: Kinder Überraschungsei - Kalorien und Nährwerte, wikifit.de, 15. Januar 2013, abgerufen 2. Februar 2016.
  2. Ferrero Kinder Überraschung Maxi 100 g, EAN-Code 4008400241524, das-ist-drin.de, 7. Januar 2011, abgerufen 2. Februar 2016.
  3. LG Köln, Urteil vom 1. März 2000, AZ: 84 O 77/99, - Haribo darf nicht mit "Kinder Kram" werben. aufrecht.de, 1. März 2000, abgerufen am 5. September 2015.
  4. Katharina Sorg: Mädels, wir brauchen Ü-Eier! Stuttgarter Zeitung, 23. Juli 2012, abgerufen am 5. September 2015.
  5. Finanzausschuss berät Steuer für „Überraschungsei“. Die Welt, 12. Januar 2003, abgerufen am 5. September 2015.
  6. Miriam Gruß, MdB: Stellungnahme der Kinderkommission des Deutschen Bundestages zum Thema „Kinder und Alltag“. Deutscher Bundestag, 28. Juli 2008, abgerufen am 5. September 2015.
  7. a b Überraschungseier für den US-Markt: „Sicher für alle Altersgruppen“. In: ORF. 30. März 2013, abgerufen am 5. September 2015.
  8. Überraschungseier endlich auch in den USA legal. 20 Minuten, 16. März 2013, abgerufen am 5. September 2015.
  9. CBCnews.ca: Woman's candy egg seized at border. In: Yahoo News. 10. Januar 2011, abgerufen am 5. September 2015 (englisch).
  10. Westfälische Nachrichten: Schon gehört?, Titelseite, 29. Juni 2016
  11. Is ChocoTreasure affiliated with Kinder Surprise®? Candy Treasures, abgerufen am 5. September 2015.
  12. Überraschungseier endlich auch in den USA legal. 20 Minuten, 16. März 2013, abgerufen am 5. September 2015.
  13. Choco Treasure: The Legal Kinder Egg, collegeolive, youtube.com, 21. Februar 2013, abgerufen 2. Februar 2016. – Video
  14. Kim Bhasin: Someone Figured Out A Legal Way To Get Around A 75-Year-Old Ban On ‚Surprise Eggs‘, businessinsider.com, 15. März 2013, abgerufen 2. Februar 2016.
  15. Überraschungsei-Unfall: Keine rechtlichen Schritte gegen Ferrero, nachrichten.at/apa, 2. Februar 2016, abgerufen 2. Februar 2016.