Kirchenlaibach

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Kirchenlaibach
Gemeinde Speichersdorf
Koordinaten: 49° 53′ N, 11° 46′ OKoordinaten: 49° 52′ 33″ N, 11° 46′ 6″ O
Höhe: 464 m ü. NHN
Einwohner: 842 (25. Mai 1987)[1]
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 95469
Vorwahl: 09275
St. Ägidius
St. Ägidius

Kirchenlaibach ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Speichersdorf im oberfränkischen Landkreis Bayreuth.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Pfarrdorf ist mit dem östlich angrenzenden Pfarrdorf Speichersdorf inzwischen baulich zusammengewachsen und liegt nördlich der Bahnstrecken und westlich der Bayreuther Straße und der Creußener Straße.[2]

Der historische Siedlungskern befindet sich im Umkreis der Kirche St. Ägidius.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebiet um Kirchenlaibach gehörte wie Kemnath mehrere Jahrhunderte zu Ostfranken. Die Landesherrn waren über diese Gegend die Markgrafen zu Schweinfurt, bis Kaiser Heinrich der Heilige ihre Macht gebrochen hatte und das ganze Gebiet 1008 als Stiftland dem Bistum Bamberg schenkte. Im Jahre 1174 erwarb es Kaiser Friedrich I. von Hohenstaufen. Der Adelige Berengar von Guntzendorf schenkte A. D. 1223 ein Gut in Lubin (= Kirchenlaibach) an das Prämonstratenserkloster Speinshart, das Adelvolk von Reifenberg 1145 gegründet hatte.

Das Prämonstratenserkloster Speinshart hatte hier immer mehr Untertanen – eine Urkunde von 1538 zählt 29 Untertanen auf –, die alljährlich an das Kloster den großen und kleinen Zehnten zu leisten hatten. Dafür hatte das Kloster ihre irdischen und geistlichen Sorgen übernommen. Um 1450 gründete das Kloster eine eigene Pfarrei in Kirchenlaibach. In den Hussitenkriegen bat Abt Jorg von Speinshart bei den Markgrafen Friedrich und Sigmund zu Brandenburg, Stettin und Pommern und Burggrafen zu Nürnberg für sich und seinen Convent – das Kloster war schon 1428 geplündert – und alle Untertanen mit „dem Dorf Kirchenleiben“, Wallenbrunn, Oberschwarzach, Pirk, Göppmannsbühl, „Windischenleiben“, Ramlesreut u. a. um Schutz vor den Feinden. Der Abt erhielt 1434, 1441 und 1486 einen Schutzbrief und verpflichtete sich für das Markgrafengeschlecht Jahresgedächtnisgottesdienste zu halten und zur Plassenburg „jährlich zehen Sümer Habern Culmbacher Maß“ zu bringen.

Berühmter Abt des Klosters war Michael Höser (1577–1634). Seine Eltern waren vielleicht des Glaubens wegen nach Regensburg ausgewandert. Er war in St. Emmeram in Regensburg Benediktiner geworden und leitete 1614 als Abt Veit Höser in Oberalteich die Missionierung der Oberpfalz. Die Jesuiten und die altbayerischen Benediktinerabteien nahmen sich der katholischen Lehre in der Oberpfalz besonders an. Auch war der katholische Kurfürst Maximilian I. 1628 Landesherr der Oberpfalz geworden. Da Speinshart zu seinem Herrschaftsgebiet gehörte, wurde auch in Kirchenlaibach trotz des Widerspruchs des markgräflichen Landesherrn der Katholizismus wieder eingeführt. Benediktinermönche kamen in das Speinsharter Gebiet. Vitus Höser errichtete in Oberalteich eine neue Abtei und wurde der Erbauer des prächtigen Münsters mit seinen zwei Türmen. Anlässlich der Restaurierung 1906 gab es der Plan, an seinem Geburtshaus oder einem öffentlichen Gebäude in Kirchenlaibach eine Gedenktafel anzubringen.

Die Schule stand um das Jahr 1800 nah an der Südseite der Kirche und war sehr klein. An der Nordseite hatte Leonhard Kraft seine Schmiedewerkstätte und Wohnhaus. Daneben stand an der Kirche die „Kellerruine des Johann Hamann“. Als am 15. Mai 1806 die Winterschule in Kodlitz aufgehoben wurde und die katholischen Kinder von Kodlitz und vom 20. Juni 1807 an auch die katholischen Kinder von Zeulenreuth, Nairitz, Windischenlaibach und Speichersdorf der katholischen Schule Kirchenlaibach zugewiesen wurden, reichten die Gebäude nicht mehr aus. Mit der Pfarrei bauten die Schulverbandsgemeinden im Jahr 1821 gegenüber dem Pfarrhof eine neue Schule. Ähnlich entstand 1903 das heutige Schulhaus. Das erste Schulhaus erwarb 1825 der Nachbar Georg Reiß. Er durfte nach dem Brand von 1859 ebenso wie Kraft und Hamann an und neben der Kirche bauen.

Der dunkelste Tag in der Geschichte der Ortschaft ist der Brand im Jahre 1859. Am 28. August abends 10 Uhr brach in der Scheune des Michael Reiß Feuer aus, das 31 Häuser, 28 Scheunen und 35 Nebengebäude erfasste. Auch die Kirche fiel ihm zum Opfer. Der Pfarrhof brannte auf der Nordseite aus. Der Brandstifter hatte sich in die Flammen gestürzt und „wurde beim Aufräumen als halb verbranntes Gerippe gefunden“. Der Aufbau für die Ortschaft gestaltete sich als schwierig.

1861 wurde das Bahngleis Bayreuth-Weiden gelegt. Der Bahnhof war beim Friedhof Kirchenlaibach geplant, doch konnte der Platz nicht erworben werden. Das ursprüngliche Bahnhofsgebäude glich dem von Seybothenreuth und musste dem größeren heutigen weichen, als Kirchenlaibach durch den Bahnbau Nürnberg-Eger im Jahre 1875–1878 Bahnknotenpunkt wurde. Wegen dieser Verkehrsvorzüge wurde im letzten Krieg auch ein Flugplatz errichtet. Der Erste Weltkrieg forderte 30, der zweite 45 junge Menschenleben. Ihnen hat die Ortsgemeinde 1924 und 1957 ein Denkmal gesetzt am Kirchplatz. Mit dem Zuzug der Neubürger, die annähernd die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, beginnt ein neuer hoffnungsvoller Abschnitt. Siedlungshäuser, Wohnblöcke, Wasserleitung, Kanalisation, Straßen mit Asphaltdecke – ein neuer Lebensrhythmus! Die Landwirte haben ihre Fluren bereinigt. Ein neuer Arbeitsrhythmus kündigt sich an. Industrielle Unternehmen bringen der Gegend eine neue Note.[4]

Am 1. Juli 1972 wurde die Gemeinde Kirchenlaibach in die Gemeinde Speichersdorf eingemeindet. Die Gemeindefläche betrug etwa 370 Hektar.[5]

Namensherkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über die vorausgehende Zeit weiß man nur, dass sich in der Gegend die Kelten (?), die Hermunduren (Thüringer), die Franken die Slawen und die Bayern berührten, bekämpften und ihre Spuren hinterließen. So ist auch der Ursprung des Ortsnamens Kirchenlaibach ungeklärt. Forscher leiten Kirchenlaibach (früher Lubin, Leuben, Leuba, Leiba) vom slawischen loviba, looba, loiba (Fang, Jagd), daher Luban oder Loijbany: die Leute im Jagdwald. Diese Ableitung wäre ein Hinweis auf wendische Siedler aus Böhmen, die vielleicht schon um 600 nach Chr. vom wildreichen Waldgebiet der Gegend angelockt waren. Andere Wissenschaftler führen den Ortsnamen zurück auf Bach (althochdeutsch bah) und verbinden damit laiba, loiba (slawisch Wald, Laub); somit Waldbach. Oder sie verbinden loiba (Wald) mit dem altdeutschen aha (lateinisch aqua für Wasser) und kommen auf Waldwasser oder Waldbach. Die Beziehung zum Kirlohbach und zum Leimbach liegt nahe. In der Nähe sind auch andere Orte slawischen Ursprungs: Selbitz: grün (Grünstreifen im Wald); Nairitz früher „Nagritz“, „Nagoritz“ von gora (Berg, Höhe, Hügel); Kulm (Berg); Lübnitz (bei Gefrees) von lipa (Linde), also bei der Linde. „Kirchenleubach“ und „Windischenleubach“ (windisch Ort der Wenden) werden urkundlich erst im 15. Jahrhundert unterschieden.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Triebwagen aus Hof der Baureihe RS1 des Unternehmens Agilis im Bahnhof Kirchenlaibach

Im Ortsteil befindet sich der Bahnhof Kirchenlaibach, der Kreuzungsbahnhof der Hauptbahnstrecken Weiden–Bayreuth und Nürnberg–Cheb.

Nördlich verläuft die Bundesstraße 22, in Nord-Süd-Richtung durchläuft die Staatsstraße 2184 den Ort.

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Freiwillige Feuerwehr Kirchenlaibachs verfügt über Atemschutz und arbeitet im Einsatzfall eng mit der FF Speichersdorf zusammen.

Baudenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Liste der Baudenkmäler in Speichersdorf sind für Kirchenlaibach sechs Baudenkmale aufgeführt.

Berühmte Einwohner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Höser (* 12. November 1577 in Kirchenlaibach; † 7. August 1634 in seiner Abtei), Benediktiner und Abt im Kloster Oberalteich, dessen Klosterkirche er baute.
  • Kaspar von Ruppert (1827–1895), Reichstags- und Landtagsabgeordneter (Zentrum) aus Kirchenlaibach: Als Abgeordneter vertrat er den Wahlkreis Oberbayern 1 (München I) von 1878 bis 1884 im Reichstag.[6]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kirchenlaibach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 297 (Digitalisat).
  2. BayernAtlas der Bayerischen Staatsregierung (Hinweise)
  3. Historische Karte von Kirchenlaibach
  4. Peter Schwarzfischer (Pfarrer von Kirchenlaibach): Aufzeichnungen über Kirchenlaibach.
  5. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 655 (Digitalisat).
  6. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 185.