Kloster Steinfeld
Kloster Steinfeld in der Eifel ist eine ehemalige Prämonstratenserabtei mit einer bedeutenden Basilika aus dem frühen 12. Jahrhundert. Weithin sichtbar auf einer Anhöhe im Süden der nordrhein-westfälischen Gemeinde Kall gelegen, bildet das „Eifelkloster“ mit wenigen umliegenden Häusern den Ortsteil Steinfeld.
Die Klosteranlage befindet sich seit 1923 im Besitz des Salvatorianerordens, der in Steinfeld das Hermann-Josef-Kolleg Steinfeld, ein Gymnasium sowie die private Kunstakademie Kloster Steinfeld und das Franziskus-Jordan-Gästehaus unterhält. Nachdem der Orden bereits zum Ende des Schuljahres 2011/2012 das Internat schließen wollte, konnte dies durch eine Elterninitiative abgewendet werden. Doch die verbleibenden 15 Schüler reichten nicht aus, und das Internat wurde endgültig zum Ende des Schuljahres 2012/2013 geschlossen.[1]
Geschichte
Obwohl die Anfänge des Klosters bis circa 920 zurückreichen, erfolgte die erste klösterliche Niederlassung in Steinfeld 1070. 1130 wurde es von Prämonstratensern übernommen. Das Kloster wurde ein bedeutendes kirchliches Zentrum im deutschen Reich und hatte zahlreiche Tochterniederlassungen in Europa, zum Beispiel das Kloster Strahov in Prag. 1184 bekam das Kloster Steinfeld den Status einer Abtei. Die Abtei hatte in Köln einen Hof, den Steinfelder Hof nahe der Kirche St. Gereon im Westen von Köln. Hier wurde 1615 vom Abt Christophorus Pilckmann das Collegium Norbertinum gegründet, das zur Vorbereitung und als Wohnort der Ordensangehörigen diente, wenn sie an der alten Kölner Universität studierten.
Die durchgehende Reihe von 44 Äbten wurde erst 1802 durch die Säkularisation beendet. Danach diente die Anlage verschiedenen weltlichen Zwecken, die Basilika wurde als Pfarrkirche weiter genutzt. Die Anlage wurde 1923 von den Salvatorianern als Kloster übernommen.
Klostervorsteher
Nachstehende Liste bezieht sich auf die Series praepositorum et abbatum Steinfeldensium[2]
Pröpste
Äbte
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Basilika
Die dem Kloster angeschlossene Basilika wurde zwischen 1142 und 1150 als eine der frühesten deutschen Gewölbekirchen von den Prämonstratensern erbaut. Sie ist dem heiligen Potentinus und seinen beiden Söhnen Felicius und Simplicius geweiht. Heute umfasst das Gebäude Teile mehrerer Kunstrichtungen, vom originalen romanischen Stil über Gotik, Renaissance und Barock bis zu modernen Stahlapplikationen. Die Basilika umfasst insgesamt acht Joche und sechs Kapellen, darunter die Stephanuskapelle und die Ursulakapelle. Die Basilika enthält auch die bekannte König-Orgel sowie die sterblichen Überreste des als Heiligen verehrten Hermann Joseph von Steinfeld. Den Rang einer päpstlichen Basilica minor erhielt die Kirche 1960.
Hermann-Joseph-Grab
Das Grab Hermann Josephs von Steinfeld, in der Mitte der Kirche platziert und von einer 1732 hergestellten Platte mit einer liegenden Figur aus Alabaster bedeckt, macht die Kirche zu einem Wallfahrtsort. Das eigentliche Grabmal aus Urfter Marmor stammt aus dem Jahr 1701. Traditionellerweise liegen stets ein paar frische Äpfel auf dem Grab neben der Alabaster-Figur. Nach einer Legende soll Hermann Joseph einmal dem Jesuskind der Muttergottes in der Kirche St. Maria im Kapitol zu Köln einen Apfel angeboten haben, den es angenommen habe.
König-Orgel
Bereits im 16. Jahrhundert verfügte die Steinfelder Basilika entweder über eine Schwalbennestorgel an der nördlichen Langschiffwand oder eine Lettner-Orgel. 1509 wurde der Lettner vom dritten Joch ins Eingangsjoch der Kirche versetzt, wo um 1600 – vermutlich durch Floris Hoque aus Brabant – die erste große Orgel entstand. Für diese Orgel wurde 1678 im Barockdekor ein neues achtfüßiges Hauptwerksgehäuse errichtet. Nach 1720 wurde sie durch ein Rückpositivgehäuse und zwei Pedaltürme in der Emporenbrüstung ergänzt. Vollendet wurde die Orgel 1727 durch Balthasar König aus Bad Münstereifel. König verwendete hierzu die alten Pfeifenbestände (17 Register). So entstand ein Orgelwerk mit 29 Registern.
Eine Modernisierung (Erweiterung auf 46 Register, Elektrifizierung der Spiel- und Registertraktur) erfuhr die Orgel im Jahre 1934. 1977 wegen Funktionsstörungen stillgelegt, wurde sie – nach umfangreichen Forschungsarbeiten – 1981 im ursprünglich barocken Stil von der Orgelbaufirma Weimbs aus Hellenthal aufwändig restauriert, so dass sie sich nun, was Spieltechnik und Klang betrifft, weitgehend wieder im Zustand von 1727 befindet. Sie umfasst 1956 Pfeifen, 35 klingende Register und eine mechanische Spiel- und Registertraktur. Das Pfeifenwerk ist größtenteils original erhalten. An den ältesten Pfeifen sind noch Gießtuchspuren zu erkennen.[3] Es handelt sich um eine der bedeutendsten Orgeln des rheinischen Barock.
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
- Nebenregister: Nachtigall
Kreuzgang
Der ursprünglich romanische Kreuzgang wurde von 1492 bis 1517 durch einen in gotischem Stil ersetzt. Die kunstvollen Glasfenster des Ganges (hergestellt zwischen 1526 und 1557) wurden nach der Säkularisation über Köln nach England verkauft. Dort wurden einige in Dorfkirchen und Privatkapellen eingebaut, so in die des Earl Brownlow in Ashridge Park. Montague Rhodes James, der Anfang des 20. Jahrhunderts die Glasfenster katalogisierte, wurde dadurch zu seiner Geistergeschichte The Treasure of Abbott Thomas inspiriert, deren Handlung zum Teil in (einem von James imaginierten) Steinfeld spielt. Eine Darstellung der Königin von Saba vor Salomo gelangte in die Kirche St. Mary the Virgin in Depden, Suffolk. Der Großteil der Glasfenster befindet sich heute im Victoria and Albert Museum (siehe Glasfenster der Auferstehung Christi).[4] Nur zwei Scheiben kamen zurück nach Steinfeld.
Steinfeld in der Literatur
Das säkularisierte Kloster Steinfeld ist Schauplatz der Schauergeschichte "Der Schatz des Abtes Thomas" von Montague Rhodes James, in welcher ein englischer Gelehrter durch ein rätselhaftes, nach Norwich verbrachtes Kirchenfenster des Klosters auf die Spur eines Schatzes und seines übernatürlichen Bewachers gelenkt wird.
Bildergalerie
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Inneres Klostertor
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Die Prälatur, das Hauptgebäude des Klosters
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Sonnenuhr vor der Prälatur
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Plastik des Franziskus Maria vom Kreuze Jordan
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Nebenaltar und Wandfresken
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Kreuzrippen und Deckenbemalung
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Chor und Hochaltar
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Altarbild
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Hauptschiff der Basilika (Blick zum Hochaltar)
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Sarkophag des
Hl. Hermann Joseph -
Pietà in der Basilika
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Kreuzwegstationen in der Basilika
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Missionskreuz
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Maria-Magdalena-Altar
Weblinks
- Website des Klosters
- Interaktives 360-Grad-Panorama des Innenhofes
- Kriegsgräberstätte Kloster Steinfeld
Einzelnachweise
- ↑ Claudia Schweda: Orden wird das Kloster Steinfeld aufgeben. In: Aachener Zeitung. 27. September 2013, abgerufen am 24. Juni 2016.
- ↑ Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Bestand Kloster Steinfeld, Akten 178
- ↑ Näheres zur König-Orgel
- ↑ In Sankt Cäcilien spukt der Abt
Literatur
- Ernst Wackenroder: Die Kunstdenkmäler des Kreises Schleiden. Düsseldorf 1932.
- Friedrich Wilhelm Oedinger: Steinfeld. Zur Gründung des ersten Klosters. In: Oedinger: Vom Leben am Niederrhein. Aufsätze aus dem Bereich des alten Erzbistums Köln. Düsseldorf 1973.
- Heinrich Schmidt: Steinfeld. Die ehemalige Prämonstratenser Abtei. Ratingen 1951.
- E. Hegel, Karl Koch: Die Vita des Prämonstratensers Hermann Joseph von Steinfeld., Köln 1958.
- Ingrid Joester: Prämonstratenser in der Eifel. In: Johannes Mötsch und Martin Schöbel:(Hrsg.):Eiflia sacra. Studien zu einer Klosterlandschaft. Mainz 1994.
- Ingrid Joester (Bearb.): Urkundenbuch der Abtei Steinfeld., Bonn 1976.
- Manfred Gehrke (Bearb.): Konventualenverzeichnis der Abtei Steinfeld 1549–1802, Kall 2002.
- Salvatorianer Kloster Steinfeld (Hrsg.): 75 Jahre Salvatorianer im Kloster Steinfeld. Festschrift 1998. Kall 1998.
- Nikolaus Reinartz: Die alten Glasgemälde im Kreuzgange der Abtei Steinfeld i. d. Eifel. Eine Entdeckungsgeschichte. In: Eifelvereinsblatt. Nr. 12, 1910, S. 311–314 (online [abgerufen am 24. Juni 2016]).
Koordinaten: 50° 30′ 9″ N, 6° 33′ 50″ O