Kragerø (Stadt)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kragerø
Kragerø (Norwegen)
Kragerø (Norwegen)
Kragerø
Basisdaten
Staat Norwegen Norwegen
Provinz (fylke) Telemark
Gemeinde (kommune): Kragerø
Koordinaten: 58° 52′ N, 9° 25′ OKoordinaten: 58° 52′ N, 9° 25′ O
Einwohner: 5.405 (1. Januar 2023[1])
Fläche: 3,34 km²
Bevölkerungsdichte: 1618 Einwohner je km²
Blick vom Steinmannen auf Kragerø
Blick vom Steinmannen auf Kragerø
Ostseite der vorgelagerten Insel Øya
Café vor dem ehemaligen Zollhaus

Kragerø ist eine südnorwegische Kleinstadt an der Skagerrakküste in der Provinz Telemark. Der Ort ist das wirtschaftliche und administrative Zentrum der Kommune Kragerø. Im Sommer ist die Stadt stark durch den Tourismus geprägt.

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name leitet sich entweder von der altnordischen Form „Krákarøy“ von Krähen bzw. Raben auf den Inseln ab (øy bedeutet Insel) oder vom altnordischen Begriff „Krag“ für Klippen und Felsen.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kragerø liegt in der typisch hügeligen Küstenlandschaft Südnorwegens. Der Storkollen ist mit 153,8 m die höchste Erhebung im Stadtgebiet. Der Steinmann im Rücken der Altstadt erreicht eine Höhe von 68 m. Die höchste Erhebung der im Süden vorgelagerten Insel Øya, deren Name einfach Insel bedeutet, ist Veten mit 51 m. Bei Øya treffen die Fjorde Bærøy- und Kragerøfjord zusammen. Im Nordosten und Nordwesten der Stadt befindet sich der Karlstadkilen. Er unterteilt sich in die Buchten Ytre Kalstadkilen und Indre Kalstadkilen.

Die Stadt Kragerø liegt größtenteils auf einer Halbinsel im Schärengarten. Der Holm Gunnarsholmen gehört wie auch Øya zum Stadtgebiet. Das Zentrum Kragerøs befindet sich an der Südostküste der Halbinsel. Im Norden liegt der Stadtteil Lona, im Südwesten Bjønebyen und ganz im Westen Karlstad.

Südlich des Stadtteils Lona befindet sich das Feuchtgebiet Holmmyra mit dem See Kalstadtjenna. Es gehört zum 12,5 ha großen Tier- und Pflanzenschutzgebiet Frydensborg.[2] An den Südhängen des Storkollens liegt ein 4,7 ha großes Naturschutzgebiet, das im Juni 2006 eingerichtet wurde. Es besteht hauptsächlich aus Nadel- und Mischwald.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kragerø war im 17. Jahrhundert ein aufstrebender Küstenort, der den Stadtrechten Skiens unterlag. Alle öffentlichen Einrichtungen und Privilegien oblagen der rund 60 km entfernten Stadt. Mit der aufstrebenden Holzindustrie wurde Kragerø zusammen mit dem nahe liegenden Ort Sannikedal ein wichtiger Ausfuhrhafen. Mitte des Jahrhunderts legte der Holländer Gabriel Marselius vor den Toren Kragerøs ein Eisenbergwerk an, das allgemein nur unter dem Namen Cragerøes Berckverk bekannt war. Im Jahr 1651 bekam der Ort eine eigene Kirche. Das Misstrauen gegenüber der Stadt Skien wuchs und Kragerø wollte seine Unabhängigkeit. Nils Søfrensen, seinerzeit der mächtigste Mann in Kragerø, schaffte es durch seine guten Kontakte, unter anderem zu Norwegens Statthalter Ulrik Fredrik Gyldenløve, zum Königshof in Kopenhagen vorgelassen zu werden. Dort trug er die Bitte für die Stadtrechte Kragerøs vor und bot dem König an eine Galeere mit fünf Kanonen zu bauen und der Krone zu schenken. Daraufhin erhielt Kragerø am 16. Januar 1666 die Stadtrechte.[4] Bis zum 20. Jahrhundert war der Ort ein bedeutender Ausfuhrhafen, aus diesem Grunde war Kragerø auch Sitz eines deutschen Konsuls.

Im 19. und 20. Jahrhundert war Kragerø eines der Zentren des Exports von Natureis. In der Umgebung der Stadt gab es mindestens 35 Produktionsstätten für Natureis (Eisteiche und Eisdämme) und allein im Jahr 1899 wurde Eis in einem Volumen von 135300 Registertonnen ausgeführt. Der Handel ging sowohl nach Großbritannien und Frankreich, wie auch in wärmeren Wintern nach Deutschland.[5]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Methodistenkirche (links) und die neugotische Kragerø Kirche (rechts)
Theodor Kittelsen gemalt von Christian Krohg

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der evangelisch-lutherischen Kragerø Kirche gibt es eine Methodistenkirche und eine Pfingstkirche. Alle drei Gebäude stehen direkt nebeneinander.

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannte die vor Ort gewirkt haben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

John William Edy[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1800 war der englische Maler John William Edy in Norwegen unter anderem besuchte er Kragerø. Hier entstand das Bild Town of Krageröe, welches 1820 im Bildband Boydell's Picturesque Scenery of Norway veröffentlicht wurde.[6]

Edvard Munch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einem Nervenzusammenbruch und einem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik in Kopenhagen, kam der Maler Edvard Munch im Sommer 1909 nach Kragerø.[7] Bis 1915 lebte er zeitweise in der Küstenstadt.[8][9] Hier entstanden unter anderem die Werke Christian Gierløff[10] und Skibsopphugging[11] sowie zahlreiche Grafiken.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhofsgebäude
Kragerøbanen und Kragerø Kirche im Jahr 1927
Kragerø skole

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Fylkesvei 38 führt nach Kragerø und bildet zusammen mit dem Fylkesvei 253 einen Ring innerhalb der Stadt. Zu den Inseln Øya und Gunnarsholm besteht eine Brückenverbindung. In Kragerø starten auch die Fährverbindungen zu den vorgelagerten Inseln Bærøy, Langøy, Gumøy, Skatøy, Tåtøy und Jomfruland sowie nach Stabbestad auf dem Festland südlich des Kilfjords.

Im Zentrum der Stadt befindet sich das alte Bahnhofsgebäude der stillgelegten Kragerøbanen. Sie führte zwischen 1927 und 1988 als Nebenstrecke der Sørlandsbanen von Neslandsvatn über Sannikedal bis zur Endstation Kragerø. Nach der Stilllegung entfernte man die Gleisabschnitte innerhalb Kragerøs und nutzte sie zu Straßen und Fahrradwegen um.[12]

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Sommermonaten ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig. Die Touristeninformation befindet sich im ehemaligen Bahnhofsgebäude im Zentrum der Stadt.

Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zeitung Kragerø Blad wurde 1864 gegründet und erschien in zwei Ausgaben, høyre und venstre. 1997 übernahm Orkla Media beide Zeitungen und vereinte sie ein Jahr später zum Kragerø Blad Vestmar. Das Dragendal Blad aus der gleichnamigen Nachbargemeinde wurde 1999 aufgekauft. Im Jahr 2006 ging Orkla Media in den britischen Mecom-Konzern auf. Dieser vertrieb die Zeitung nun unter dem Label Edda Media. Mit einer Auflage von 4.577 Stück im Jahr 2008, erschien die Zeitung drei Mal wöchentlich. Ende 2011 übernahm A-pressen Edda Media.[13][14]

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Kragerø befinden sich mehrere Kindergärten, sowie zwei Grundschulen, die Kragerø skole (Klasse 1–10) und die Karlstad skole (Klasse 1–7). Die Weiterführende Schule beherbergt die Klassen 9 bis 11. Des Weiteren gibt es eine Kunstschule, die Kragerø Kunstskole, in der Stadt.[15]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theodor Kittelsen Platz

Theater und Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • das Theodor-Kittelsen-Haus, in der Nähe des Marktes gelegen; das Geburtshaus des Malers zeigt einige seiner Werke
  • das Stadtmuseum Berg befindet sich auf Anwesen Berg, nördlich der Stadt
  • Stadtwanderweg „Edvard Munch“ mit zahlreichen Informationstafeln

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • das Küstenfort Gunnarsholm, im 17. Jahrhundert zum Schutz vor Seeräubern angelegt
  • Dybedalsgruva – Bergwerk, sie ist Teil Gea Norvegica Geoparks[16]

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Kragerø gibt es mehrere Sportanlagen, darunter befinden sich ein Sportplatz und eine Turnhalle. Der Verein Kragerø IF fördert die Sportarten Handball, Fußball, Ski, Turnen und allgemeinen Freizeitsport. Des Weiteren gibt es einen Taucherklub.[17][18] Im Jahr 1885 wurde in Norwegen der Fußball eingeführt, das erste Turnier trug man in Kragerø aus.[19]

Regelmäßige Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Red Bull Cliff Diving – im Jahr 2014 zum vierten Mal auf der Øya veranstaltet[20]
  • Hafenfestival

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Population and land area in urban settlements. Statistisk sentralbyrå, 12. Dezember 2023 (englisch).
  2. Oversikt over områder i Naturbase sortiert på fylker og kommuner. In: Naturbase. Miljødirektoratet, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. September 2014; abgerufen am 12. Juli 2014 (norwegisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/dnweb12.miljodirektoratet.no
  3. Markslagstatistikk Storkollen naturreservat. In: Naturbase. Miljødirektoratet, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. September 2014; abgerufen am 12. Juli 2014 (norwegisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/faktaark.naturbase.no
  4. Krog Steffens: Kragerø By's Historie 1666–1916 Jubilæumsskrift. Grøndals & søns boktrykkeri, Kristiania 1916, S. 1–16.
  5. Den siste istid i Kragerø. Abgerufen am 30. Mai 2019 (englisch).
  6. John William Edy. In: store norske leksikon. 14. Februar 2009, abgerufen am 22. Juli 2014 (norwegisch).
  7. Kunsthistorisk bakgrunn / lokalhistorisk vinkling. Abgerufen am 11. Juli 2014 (norwegisch).
  8. Munch liv – tidslinje. Munch museet, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Juni 2014; abgerufen am 11. Juli 2014 (norwegisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.munchmuseet.no
  9. Munch 150 år. Kragerø. Munch museet/Nasjonalmuseet, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 11. Juli 2014 (norwegisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.munch150.no (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. Christian Gierløff. Abgerufen am 11. Juli 2014 (norwegisch).
  11. Skibsopphugging. Abgerufen am 11. Juli 2014 (norwegisch).
  12. Kragerøbanen. In: store norske leksikon. Abgerufen am 27. August 2014 (norwegisch).
  13. Kragerø Blad Vestmar. In: store norske leksikon. Abgerufen am 22. Juli 2014 (norwegisch).
  14. A-pressen overtar Edda Media. NRK, abgerufen am 22. Juli 2014 (norwegisch).
  15. KRAGERØ KUNSTSKOLE. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Dezember 2014; abgerufen am 11. Juli 2014 (norwegisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/kragerokunstskole.no
  16. Dypedals-Grube. Abgerufen am 11. Juli 2014.
  17. Kragerø IF. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. März 2014; abgerufen am 11. Juli 2014 (norwegisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/idrett.speaker.no
  18. Kragerø Dykkeclub. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Februar 2015; abgerufen am 11. Juli 2014 (norwegisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kragerodykk.com
  19. Historie − Kragerø. visitkragerø, abgerufen am 27. August 2014 (norwegisch).
  20. Kragerø – Red Bull Cliff Diving returns to the Norwegian fjords of Kragerø in 2014. Abgerufen am 11. Juli 2014 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kragerø – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Kragerø – Reiseführer