Kreis Niesky

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Dezember 2015 um 02:36 Uhr durch Kolja21 (Diskussion | Beiträge) (Normdaten aktualisiert, s. Benutzer:Gymel/GND-Probleme). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Landkreisdaten von 1990 bis 1994
Bundesland: Sachsen
Regierungsbezirk: Dresden
Verwaltungssitz: Niesky
Fläche: 521,0 km²
Einwohner: 38.104 (3. Oktober 1990)
Bevölkerungsdichte: 73 Einwohner je km²
Kfz-Kennzeichen: NY
Kreisschlüssel: 14 0 41
Kreisgliederung: 19 Gemeinden (31. Juli 1994)
Landrat: Hartmut Biele (CDU)
Kreis Niesky im Bezirk Dresden, DDR

Der Kreis Niesky, obersorbisch Wokrjes Niska, war von 1952 bis 1990 eine Verwaltungseinheit im Bezirk Dresden in der DDR. Der teilweise im sorbischen Siedlungsgebiet der Oberlausitz gelegene Kreis bestand nach der deutschen Wiedervereinigung bis 1994 als Landkreis Niesky im Land Sachsen bis zur Kreisreform 1994 weiter. Sein Gebiet liegt heute im Landkreis Görlitz. Kreissitz war die namensgebende Stadt Niesky.

Geographie

Lage

Der Kreis, der zu den waldreichsten in der DDR gehörte, befand sich im äußersten Nordosten des Bezirks Dresden westlich der Lausitzer Neiße und nördlich von Görlitz. Der Name dieses traditionell von Land- und Forstwirtschaft geprägten Kreises entstammt dem böhmischen »nizka« = niedrig. Da die Landschaft hügelig ist, verweist dieses Wort wohl auf die geringwertigen Böden.[1]

Nachbarkreise

Der Kreis Niesky grenzte gegen den Uhrzeigersinn im Norden beginnend an die Kreise Weißwasser, Hoyerswerda, Bautzen und Görlitz-Land. Im Osten grenzte er an Polen.

Naturraum

Das Kreisgebiet war geprägt von den Höhen des Sächsischen Hügellandes im Süden, dem Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet und der Muskauer Heide im Norden und drei bedeutenden Flüssen, der Neiße, dem Schwarzen und dem Weißen Schöps. Im Südosten erreichten die Königshainer Berge mit dem Schoorstein 299 m. Im Südwesten der Kreisstadt liegt in der „Hohen Dubrau“ der höchste Punkt des Kreisgebietes, der Gipfel der Großradischen Dubrau (307 m). Die Endmoränenzüge der Hohen Dubrau waren mit Eichen-Buchen-Kiefernmischwald bestanden, der im Norden von Heidehochflächen unterbrochen waren. Zahlreiche Seen- und Teichgebiete befanden sich bei Kütten und Kreba sowie im Niederungsgebiet des Weißen Schöps. Den größten See aber speiste der Schwarze Schöps, den Stausee Quitzdorf bei der gleichnamigen Talsperre, der nach Fertigstellung 1974 eine Gesamtfläche von 750 ha erreichte. Hier, westlich der Kreisstadt, lag das größte Erholungsgebiet mit zahlreichen betrieblichen Erholungs- und Ferienheimen, mehreren Campingplätzen sowie einem Sanatorium. In den acht Naturschutz- und ca. 30 Landschaftsschutzgebieten des Kreises konnte der Besucher Flora und Fauna der Landschaft betrachten. Bei den Seen handelte es sich zumeist um Gruben aus dem Braunkohletagebau, die, mit Wasser aufgefüllt, rekultiviert und so zu attraktiven Urlaubsgebieten wurden.[1]

Geschichte

Durch Befehl der Sowjetischen Militäradministration wurde der westlich der Lausitzer Neiße gelegene Teil des Landkreises Rothenburg (Ob. Laus.) am 9. Juli 1945 in das Land Sachsen umgegliedert und in Landkreis Weißwasser umbenannt. Am 16. Januar 1947 wurde der Landkreis mit dem benachbarten Landkreis Görlitz zu einem neuen Landkreis Weißwasser-Görlitz mit Sitz in Weißwasser zusammengeschlossen, der wiederum am 12. Januar 1948 in Landkreis Niesky umbenannt wurde.[2]

Bei der Verwaltungsreform am 25. Juli 1952 wurde der Kreis Niesky aus dem mittleren Teil des Landkreises Niesky neugebildet. Der südliche Teil bildete den neuen Kreis Görlitz, beide wurden dem Bezirk Dresden zugeordnet.[3] Der Altkreis Niesky gab 37 seiner 81 Gemeinden an den neu gebildeten Kreis Görlitz ab, im Einzelnen waren dies:

Arnsdorf, Buchholz, Deschka, Deutsch Ossig, Deutsch-Paulsdorf, Dittmannsdorf, Döbschütz, Ebersbach, Friedersdorf, Gersdorf, Girbigsdorf, Groß-Krauscha, Hagenwerder, Hilbersdorf, Holtendorf, Jauernick-Buschbacn, Kleinneundorf, Königshain, Krobnitz, Kunnersdorf, Kunnerwitz, Ludwigsdorf, Markersdorf, Melaune, Mengelsdorf, Meuselwitz, Niederreichenbach, Oberreichenbach, Pfaffendorf, Prachenau, Reichenbach/O.L., Schlauroth, Schöps, Tauchritz, Tetta, Thiemendorf und Zodel. (Originalschreibweise des GVBl. Sächs. Landtag 1952[4])
  • Die im Kreis verblieben 44 Gemeinden bildeten so den (verkleinerten) neuen Kreis Niesky:
Biehain, Bremenhain, Diehsa, Dürrbach, Förstgen, Gebelzig, Geheege, Groß-Radisch, Hähnichen, Horka, Jänkendorf, Kaltwasser, Klein-Radisch, Klitten, Kodersdorf, Kollm, Kosel, Kreba, Lodenau, Mücka, Mückenhain, Neudorf, Neusorge, Niederneundorf, Niederseifersdorf, Niesky, Noes, Ober-Prauske, Petershain, Quitzdorf b. Hähnichen, Quolsdorf b. Hähnichen, Rothenburg/O.L., Särichen, See, Spree, Sproitz, Stannewisch, Steinbach, Steinölsa, Trebus, Uhsmannsdorf, Weigersdorf, Wiesa und Zimpel-Tauer. (Originalschreibweise des GVBl. Sächs. Landtag 1952[4])

Mit der Einführung der Kommunalverfassung der DDR wurde der Kreis Niesky am 17. Mai 1990 in Landkreis Niesky umbenannt.[5] Bis zur Kreisreform 1994 war Niesky die Kreisstadt dieses Landkreises.

Durch Gemeindegebietsänderungen sank die Zahl der Gemeinden auf 19 bei der Kreisauflösung 1994.

  • 14. November 1968 Eingliederung von Quitzdorf am See in Kollm
  • 1. Juli 1969 Eingliederung von Steinbach in Lodenau
  • 1. Januar 1973 Eingliederung von Zimpel-Tauer in Kitten
  • 1. Januar 1973 Eingliederung von Geheege und Noes in die Stadt Rothenburg/O.L.
  • 1. Januar 1973 Zusammenschluss von Kreba und Neudorf zu Kreba-Neudorf
  • 1. März 1973 Eingliederung von Dürrbach und Klein-Radisch in Klitten
  • 5. Juli 1973 Eingliederung von Steinölsa in Sproitz
  • 1. August 1973 Eingliederung von Ober-Prauske in Weigersdorf
  • 1. September 1973 Eingliederung von Wiesa in Kodersdorf
  • 1. April 1974 Eingliederung von See in die Stadt Niesky
  • 1. April 1974 Eingliederung von Bremenhain in die Stadt Rothenburg/O.L.
  • 1. Januar 1994 Eingliederung von Quolsdorf und Trebus in Hähnichen
  • 1. Januar 1994 Eingliederung von Särichen in Kodersdorf
  • 1. März 1994 Eingliederung von Neusorge in Lodenau
  • 1. März 1994 Eingliederung von Förstgen in Mücka
  • 1. März 1994 Eingliederung von Kosel und Stannewisch in die Stadt Niesky
  • 1. März 1994 Eingliederung von Biehain und Mückenhain in Horka
  • 1. März 1994 Zusammenschluss von Kollm und Sproitz zu Quitzdorf am See
  • 1. März 1994 Zusammenschluss von Thiemendorf (Lkr. Görlitz), Diehsa, Jänkendorf und Nieder-Seifersdorf zu Waldhufen

Mit der Schaffung des Niederschlesischen Oberlausitzkreises entstand am 1. August 1994 durch die Zusammenlegung der Landkreise Niesky und Weißwasser sowie von Teilen des Landkreises Görlitz ein Landkreis, der in etwa wieder den Umfang des alten Landkreises Niesky von 1948 erreichte.[3] Mit dem 3. Änderungsgesetz zur Sächsischen Kreisreform wurde der Kreissitz des Niederschlesischen Oberlausitzkreises am 16. Juni 1996 von Görlitz nach Niesky verlegt. In der zweiten sächsischen Kreisreform wurde der Niederschlesische Oberlausitzkreis am 1. August 2008 in den neu gebildeten Landkreis Görlitz integriert.[6]

Politik

Landrat

Nach der Auflösung des Rats des Kreises Niesky wurde Hartmut Biele Landrat des Landkreises Niesky bis zur Auflösung des Landratsamts Niesky im Zuge der Kreisreform (31. Mai 1990 bis 31. Juli 1994).

Wirtschaft und Verkehr

Da 40 % des Kreises von Wald bedeckt waren, kam traditionell der Forstwirtschaft neben der Landwirtschaft große Bedeutung zu. Der Kreis verfügte zwölf LPGs (T), vier LPGs (P) und ein Agrochemisches Zentrum (ACZ) in Rothenburg. Traditionelle Industriebetriebe waren der Waggon- und Stahlbau Niesky, der VEB Sächsische Ziegelwerke Dresden mit dem Betriebsteil in Kodersdorf und schließlich Betriebe der Herrenkonfektion, für Campingzelte und Schulmöbel. Neben kleineren Landstraßen durchquerte nur die F 115 Cottbus-Görlitz den Kreis. Daneben bestanden Bahnverbindungen nach Magdeburg und von Görlitz über Cottbus nach Berlin.[1]

Bevölkerungsdaten der Städte und Gemeinden

Bevölkerungsübersicht aller 32 Gemeinden des Kreises, die 1990 in das wiedergegründete Land Sachsen kamen.[7]

AGS Gemeinde Einwohner Fläche (ha)
3. Okt. 1990 31. Dez. 1990
14041010 Biehain 267 269 974
14041030 Diehsa 700 694 1.425
14041050 Förstgen 536 533 1.480
14041060 Gebelzig 696 705 1.232
14041080 Groß Radisch 538 526 1.182
14041090 Hähnichen 439 435 666
14041100 Horka 1.685 1.678 2.616
14041110 Jänkendorf 1.102 1.088 2.201
14041120 Kaltwasser 340 341 1.188
14041140 Klitten 1.493 1.492 5.420
14041150 Kodersdorf 2.623 2.613 3.641
14041160 Kollm 376 379 1.151
14041170 Kosel 442 442 1.379
14041180 Kreba-Neudorf 1.161 1.163 3.161
14041190 Lodenau 790 785 1.973
14041200 Mücka 921 922 954
14041210 Mückenhain 257 255 488
14041230 Neusorge 185 185 704
14041240 Nieder-Neundorf 328 331 963
14041250 Nieder Seifersdorf 857 857 1.684
14041260 Niesky, Stadt 12.270 12.161 3.434
14041290 Petershain 577 566 1.341
14041310 Quolsdorf b. Hähnichen 298 296 1.061
14041320 Rothenburg/O.L., Stadt 4.762 4.751 2.842
14041330 Särichen 296 296 588
14041350 Spree 425 420 1.754
14041360 Sproitz 765 742 1.124
14041370 Stannewisch 260 261 547
14041400 Thiemendorf 259 255 553
14041410 Trebus 407 416 1.479
14041420 Uhsmannsdorf 979 945 746
14041430 Weigersdorf 1.070 1.062 2.128
14041000 Landkreis Niesky 38.104 37.864 52.080

Kfz-Kennzeichen

Den Kraftfahrzeugen (mit Ausnahme der Motorräder) und Anhängern wurden von etwa 1974 bis Ende 1990 dreibuchstabige Unterscheidungszeichen, die mit dem Buchstabenpaar RS begannen, zugewiesen.[8] Die letzte für Motorräder genutzte Kennzeichenserie war YW 60-01 bis YW 99-99.[9]

Anfang 1991 erhielt der Landkreis das Unterscheidungszeichen NY. Es wurde bis zum 31. Juli 1994 ausgegeben. Seit dem 9. November 2012 ist es im Landkreis Görlitz erhältlich.

Einzelnachweise

  1. a b c versch. (Hrsg.): Diercke Lexikon Deutschland - Deutsche Demokratische Republik und Berlin (Ost), S. 198. Georg Westermann Verlag GmbH, Braunschweig 1986, ISBN 3-07-508861-7.
  2. Andreas Oettel: Zur Verwaltungsgliederung Sachsens im 19. und 20. Jahrhundert. In: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (Hrsg.): Statistik in Sachsen. 175 Jahre amtliche Statistik in Sachsen (Festschrift). Nr. 1, 2006, ISSN 0949-4480, S. 69–98 (PDF; 6,28 MB [abgerufen am 23. Dezember 2012] 12. Jahrgang).
  3. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  4. a b Landesregierung Sachsen (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt Land Sachsen - Anlage A des Gesetzes über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe im Land Sachsen - Verzeichnis der kreiszugehörigen Gemeinden. Dresden 28. Juli 1952, S. 326–340.
  5. Gesetz über die Selbstverwaltung der Gemeinden und Landkreise in der DDR (Kommunalverfassung) vom 17. Mai 1990
  6. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2008
  7. Regionalregister Sachsen
  8. Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S. 302.
  9. Andreas Herzfeld: Die Geschichte der deutschen Kennzeichen. 4. Auflage. Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde e. V., Berlin 2010, ISBN 978-3-935131-11-7, S. 502.