Kurt Knispel

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Kurt Knispel (* 20. September 1921 in Salisfeld, einem Ortsteil von Zuckmantel (Tschechoslowakei); † 28. April 1945 in Urbau (Tschechoslowakei)) war während des Zweiten Weltkrieges Unteroffizier, zuletzt Feldwebel, und der erfolgreichste deutsche Richtschütze und Panzerkommandant im Zweiten Weltkrieg.[1] Er starb nur wenige Tage vor Kriegsende.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Knispel wurde 1921 im Sudetenland (Tschechoslowakei) geboren.[2] Nach seiner Schulausbildung machte er eine Lehre in einer Automobilfabrik, in der schon sein Vater arbeitete.[3]

Am 15. Mai 1940 wurde er zur 4. Kompanie der Panzerersatz- und Ausbildungsabteilung 15 in Sagan einberufen.[4] Er wurde am Panzerkampfwagen I ausgebildet, ohne besonders aufzufallen.[3] Im Anschluss an die Grundausbildung bildete man ihn zum Richtschützen für Panzer aus. Im November 1940 erfolgte die Versetzung in das 3./ Panzerregiment 29, das der 12. Panzer-Division unterstellt war.[5] Dort wurde er zum Lade- und Richtschützen eines Panzer IV ausgebildet. Den Ausbildern fiel auf, dass Knispel Entfernungen sehr genau abschätzen konnte.[3]

Als Angehöriger einer Panzer-IV-Besatzung nahm Knispel mit der 12. Panzer-Division ab dem 22. Juni 1941 am Russlandfeldzug teil. Zunächst war die Division der Heeresgruppe Mitte zugeteilt (Kesselschlachten von Minsk und Smolensk), ab September dann der Heeresgruppe Nord, um den Angriff auf Leningrad zu unterstützen. Während der sowjetischen Gegenoffensive im Winter 1941/42 erlitt die Division schwere Verluste und wurde zur Auffrischung nach Estland abgezogen. Im Verlauf der Abwehrkämpfe gelang es Knispel, Panzer, Lastwagen und Geschütze in größerer Stückzahl auszuschalten.[3]

Im Mai 1942 wurde Knispels Einheit zurück nach Deutschland verlegt und dort mit dem neuen Panzer IV F2 ausgerüstet. Die Einheit wurde der 3. Abteilung des Panzer-Regiments 4 der 13. Panzer-Division unterstellt. Mit dieser nahm Knispel ab August an der deutschen Sommeroffensive Fall Blau teil. Für seine Erfolge (u. a. Zerstörung von 12 feindlichen Panzern) wurde er zum Unteroffizier befördert und mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet.[3] Wegen einer Erkrankung war er ab dem 19. November 1942 in einem Feldlazarett bei Naltschik in Behandlung.[6]

Nach dem Lazarettaufenthalt absolvierte er einen Lehrgang für den neuen Panzerkampfwagen VI Tiger. Ab April 1943 unterstand er der 1. Kompanie der Schweren Panzer-Abteilung 503.[6] Für die Zerstörung von 27 feindlichen Panzern im Rahmen des Unternehmens Zitadelle erhielt er das Eiserne Kreuz I. Klasse.[3]

Am 25. April 1944 meldete der Wehrmachtbericht: „Der Unteroffizier Knispel in einer schweren Panzerabteilung im Osten schoß in der Zeit von Juli 1942 bis März 1944 101 Panzer ab.“[7]

Am 20. Mai 1944 wurde ihm das Deutsche Kreuz in Gold verliehen.[3]

Ab Juni 1944 kommandierte Knispel einen Panzerkampfwagen VI Tiger II, mit dem er im Sommer des Jahres an der Westfront gegen die in der Normandie gelandeten Alliierten eingesetzt wurde. Nach einer Auffrischung in Deutschland wurde die Schwere Panzer-Abteilung 503 Anfang Oktober 1944 nach Ungarn verlegt, wo sie gegen die Debrecener Operation eingesetzt wurde.[3]

Kurt Knispels Grabstelle auf dem Zentralfriedhof Brünn, 2019

Einen Tag nach der Beförderung zum Feldwebel erlitt Knispel am 28. April 1945 durch einen Granatsplitter eine schwere Kopfverletzung, als sein Tiger II beim Kampf mit mehreren T-34 getroffen wurde und die mitgeführte Munition explodierte. Knispel stand zum Zeitpunkt der Verwundung im Turmluk. Die anderen Soldaten der Besatzung konnten ihn noch bergen und zu einem Feldlazarett schleppen. Er starb zwei Stunden später im Lazarett.[1][3]

Knispel wurden insgesamt 168 Abschüsse feindlicher Panzer zugerechnet,[8] davon 126 als Richtschütze und 42 als Panzerkommandant. Dies gilt als die höchste Anzahl von Abschüssen durch einen Soldaten während des Zweiten Weltkrieges.[9] Weitere etwa 30 Abschüsse sind unbestätigt.[1] Eine ähnlich hohe Abschusszahl erreichten nur die deutschen „Panzerasse“ Michael Wittmann und Otto Carius.[1]

Im Jahre 2012 identifizierte eine Gruppe von tschechischen Enthusiasten den Ort von Knispels Beisetzung im Dorf Vrbovec. Am 9. April 2013 entdeckten Archäologen des Mährischen Landesmuseums die Überreste von Knispel und anderen 21 deutschen Soldaten in einer Feldbegräbnisstätte.[10][11][12] Am 12. November 2014 wurden von der Deutschen Kriegsgräberfürsorge seine sterblichen Überreste im deutschen Soldatenfriedhof des Zentralfriedhofs Brünn beigesetzt.[12][13]

Falsche Behauptungen über Knispel in Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über Knispel sind viele falsche Behauptungen in Medien zu finden. Diese gehen maßgeblich auf den Autor Franz Kurowski zurück. Kurowski behauptete u. a., dass Knispel viermal vergeblich für Auszeichnung mit dem Ritterkreuz vorgeschlagen wurde. Der Historiker Roman Töppel befragte Alfred Rubbel, Knispels Vorgesetzter und auch Ordonnanzoffizier der schweren Panzerabteilung 503. Rubbel widersprach mehreren von Kurowskis Behauptungen.[14]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Hauser: Feldwebel Kurt Knispel. Der Unbequeme. In: Militär & Geschichte. Nr. 5, August / September 2022, GeraMond Verlag, München 2022, Seite 22–27.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Kurt Knispel: 168 Abschüsse machten ihn zum erfolgreichsten Panzerkommandanten - WELT. Abgerufen am 3. März 2023.
  2. Deutsche Dienststelle (WASt) Auskunft: Seite 1
  3. a b c d e f g h i Thomas Hauser: Feldwebel Kurt Knispel. Der Unbequeme. Militär & Geschichte Nr. 5, 2022, S. 22–27
  4. Deutsche Dienststelle (WASt) Auskunft: Seite 1
  5. Deutsche Dienststelle (WASt) Auskunft: Seite 1
  6. a b Deutsche Dienststelle (WASt) Auskunft: Seite 2
  7. Die Berichte des Oberkommandos der Wehrmacht. Band V. Köln 2004. ISBN 3-89340-063-X. S. 125
  8. George Forty: Tiger Tank Battalions in World War II. ISBN 978-0-7603-3049-4. Seite 103 spricht von 162 Abschlüssen
  9. Gernot Kramper: Kurt Knispel – er war der gefährlichste Panzermann aller Zeiten, aber die Nazis hassten ihn. 7. Februar 2021, abgerufen am 13. Februar 2021.
  10. Martin Moštěk: Archeologové našli ve Vrbovci hrob elitního německého tankisty. In: denik.cz. 9. April 2013, abgerufen am 27. März 2019.
  11. Moravské zemské muzeum: VÝROČNÍ ZPRÁVA ZA ROK 2013. 27. Januar 2014, abgerufen am 27. März 2019., S. 31
  12. a b Vlastimil Schildberger ml.: Podrobnosti o vyzvednutí ostatků Kurta Knispela a jejich pohřbení. In: KURT KNISPEL. Tankové eso II. světové války. 25. Dezember 2014, abgerufen am 27. März 2019.
  13. Grabstätte von Kurt Knispel
  14. Roman Töppel, Arbeitskreis Militärgeschichte E.V.: Der ganze Krieg als Abenteuer. Der Schriftsteller und „Historiker“ Franz Kurowski. In: Portal Militärgeschichte. 2018, ISSN 2198-6673, doi:10.15500/AKM12022018 (portal-militaergeschichte.de).