Kreis Deutsch Krone
Der preußische Landkreis Deutsch Krone, früher auch „Deutsch Crone“, bestand zwischen 1818 und 1945. Er umfasste am 1. Januar 1945 die fünf Städte Deutsch Krone, Jastrow, Märkisch Friedland, Schloppe und Tütz sowie weitere 92 Gemeinden und drei Gutsbezirke (Forsten).
Verwaltungsgeschichte
Königreich Preußen
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im Königreich Preußen nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. April 1818 der Kreis Deutsch Crone im Regierungsbezirk Marienwerder in der Provinz Westpreußen. Dieser umfasste meist ländliche Gebiete um die Stadt Deutsch Crone. Das Landratsamt war in Deutsch Crone. Später setzte sich die Schreibweise „Deutsch Krone“ durch.
Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis – nach dem Zusammenschluss der bisherigen Provinzen Preußen (nicht: Ostpreußen) und Westpreußen – zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg. Der Regierungsbezirk Marienwerder blieb dabei bestehen.
Nachdem 1831 eine Choleraepidemie ausgebrochen war, trat die Krankheit 1848/49 im Kreisgebiet erneut auf.[1]
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.
Deutsches Reich
Am 28. März 1878 wurden Landgemeinden Alt Lobitz und Zadow und der Gutsbezirk Zadow aus dem Kreis Dramburg in den Kreis Deutsch Krone eingegliedert.
Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Kreis Deutsch Krone am 1. April 1878 wieder Bestandteil Westpreußens.
Am 20. November 1919 wurde der Kreis Deutsch Krone der neuen Regierungsstelle in Schneidemühl (Verwaltungsbezirk Grenzmark Westpreußen-Posen) unterstellt. Am 1. Juli 1922 konnten endgültige Regelungen hinsichtlich der Reste der Provinz Westpreußen getroffen werden. Es wurde die neue preußische Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen gebildet, in die der Kreis Deutsch Krone eingegliedert wurde. Dieser trat am 1. August 1922 zum neuen Regierungsbezirk Schneidemühl.
Zum 30. September 1929 fand im Kreis Deutsch Krone entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke bis auf drei aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.
Am. 1. Oktober 1938 wurde der Kreis Deutsch Krone nach der Auflösung der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen in die Provinz Pommern eingegliedert. Der Regierungsbezirk Schneidemühl erhielt aus Traditionsgründen die Bezeichnung „Grenzmark Posen-Westpreußen“. Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Deutsch Krone entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.
Im Januar 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt, die bis zum Jahresende 1945 hier verblieben ist. Nach Kriegsende wurde das Kreisgebiet formal unter polnische Verwaltung gestellt, die jedoch erst nach dem Abzug der Roten Armee wirksam wurde.
Landräte
- 1818–1819: von Falkenhayn (auftragsweise)
- 1819–1833: von Germar
- 1833–1852: Wilhelm von Zychlinski
- 1852–1858: Heinrich Georg Eduard Graf von Rittberg (1789–1866)
- 1859–1864: Botho zu Eulenburg (1831–1912)
- 1864–1872: Max von Brauchitsch (1835–1882)
- 1872–1883: Robert Oskar Freiherr von Ketelhodt [2]
- 1884–1894: Franz Wilhelm Rotzoll (1850–1927)
- 1894–1919: Friedrich Wilhelm Gisbert Schulte-Heuthaus [3]
- 1919–1923: Walther Kleemann
- 1923 : Gansen (vertretungsweise)
- 1923–1928: Anton Rick (1887–1949)
- 1928–1933: Josef Ortner (1891–1951) [4]
- 1934–1945: Karl Knabe (1888–1968)
Kommunalverfassung
Der Landkreis Deutsch Krone gliederte sich zunächst in die Stadtgemeinden Deutsch Crone, Jastrow, Märkisch Friedland, Schloppe und Tütz, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständiger Auflösung – in selbstständige Gutsbezirke.
Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 sowie der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt
Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Amtsbezirke
Im Jahr 1932 gab es im Kreis Deutsch Krone 32 Amtsbezirke:
- Briesenitz
- Brotzen
- Dolfusbruch
- Drahnow
- Groß Wittenberg
- Haugsdorf
- Henkendorf
- Hoffstädt
- Klein Nakel
- Kramske
- Krumfließ
- Lebehnke
- Lüben
- Marzdorf
- Mellentin
- Neugolz
- Petznick
- Plietnitz
- Preußendorf
- Rederitz
- Rose
- Rosenfelde
- Salm
- Schloppe
- Schloss Tütz
- Schrotz
- Schulzendorf
- Schönthal
- Stibbe
- Wissulke
- Zippnow
- Zützer
Kommunale Verwaltungseinheiten
Im Jahr 1932 gab es im Kreis Deutsch Krone fünf Städte, 93 Landgemeinden und drei Gutsbezirke:
Städte
- Deutsch Krone
- Jastrow
- Märkisch Friedland
- Schloppe
- Tütz
Landgemeinden
- Alt Lobitz
- Appelwerder
- Arnsfelde
- Betkenhammer
- Bevilsthal
- Birkholz
- Borkendorf
- Breitenstein
- Briesenitz
- Brotzen
- Brunk
- Buchholz
- Dammlang
- Doderlage
- Dolfusbruch
- Drahnow
- Dyck
- Eckartsberge
- Eichfier
- Flathe
- Freudenfier
- Gollin
- Gramattenbrück
- Groß Wittenberg
- Groß Zacharin
- Hansfelde
- Harmelsdorf
- Hasenberg
- Haugsdorf
- Henkendorf
- Hoffstädt
- Hohenstein
- Jagdhaus
- Jagolitz
- Kappe
- Karlsruhe
- Kattun
- Kegelsmühl
- Keßburg
- Klausdorf
- Klawittersdorf
- Klein Nakel
- Klein Wittenberg
- Knakendorf
- Koschütz
- Kramske
- Krummfließ
- Königsgnade
- Latzig
- Lebehnke
- Lubsdorf
- Lüben
- Machlin
- Marthe
- Marzdorf
- Mehlgast
- Mellentin
- Neu Lebehnke
- Neu Zippnow
- Neugolz
- Neuhof
- Ober und Unter Theerofen
- Petznick
- Plietnitz
- Plötzmin
- Prellwitz
- Preußendorf
- Prochnow
- Quiram
- Rederitz
- Riege
- Rose
- Rosenfelde
- Ruschendorf
- Sagemühl
- Salm
- Schrotz
- Schulzendorf
- Schönow
- Seegenfelde
- Springberg
- Stabitz
- Stibbe
- Strahlenberg
- Stranz
- Trebbin
- Wissulke
- Wittkow
- Wordel
- Zadow
- Zechendorf
- Zippnow
- Zützer
Gutsbezirke
- Plietnitz, Forst
- Rohrwiese
- Tütz, Forst
Bevölkerung
Im Folgenden eine Übersicht[5] nach Einwohnerzahl, Konfessionen und Sprachgruppen:
Jahr | 1821 | 1831 | 1841 | 1852 | 1861 | 1871 | 1880 | 1890 | 1900 | 1910 | 1925 |
Einwohner | 31.762 | 37.348 | ? | 52.950 | 60.432 | 63.285 | ? | 65.707 | 64.209 | 62.182 | 67.171[6] |
Evangelische Katholiken Juden |
18.312 10.968 2.482 |
21.314 13.911 2.123 |
31.549 19.285 2.116 |
36.442 21.768 2.219 |
37.893 23.317 2.031 |
38.682 25.567 1.423 |
36.994 26.035 1.128 |
35.033 26.311 818 |
39.507[6] 26.532[6] 692[6] | ||
deutschsprachig zweisprachig polnischsprachig |
37.248 - 100 |
52.950 - - |
60.409 - 23 |
65.278 76 347 |
63.813 98 291 |
61.143 179 843 |
Verkehr
Die erste Bahnverbindung im Kreis stellte ab 1879 die Strecke Schneidemühl – Jastrow – Neustettin der Preußischen Ostbahn her >111.n<. Dann erreichte die Preußische Staatsbahn im Jahre 1881 von Schneidemühl aus die Kreisstadt Deutsch Krone und weiter 1888 den Knotenpunkt Kallies im Landkreis Dramburg >115.a<.
Nachdem im Jahre 1900 die Stadt Märkisch Friedland im Westen des Kreises an die Strecke Kallies – Falkenburg angeschlossen worden war >116.b<, folgte 1908 im Norden die Linie Tempelburg – Jastrow, die 1914 nach Flatow verlängert wurde >115.e+f²<. Gleichzeitig nahm auch die Strecke Deutsch Krone – Plietnitz – Flatow den Betrieb auf >115.f<.
Vorher hatte der Kreis Deutsch Krone zwei kreiseigene Kleinbahnen erbaut, die von der Kreisstadt ausgingen:
- 1898 vom Westbahnhof nach Virchow im Kreis Dramburg >115.n< und
- 1904 vom Südbahnhof nach Schloppe, wo bereits 1899 die Linie nach Kreuz weiterführte >115.m<. Damit war ein Schienennetz von 220 km Länge entstanden, wovon 63 km dem Kreis gehörten.
(Die Zahlen in >< beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939).
Durch Deutsch Krone verläuft die ehemalige Reichsstraße 1 (Aachen-Eydtkuhnen).
Einzelnachweise
- ↑ Dr. Mecklenburg: Was vermag die Sanitäts-Polizei gegen die Cholera? Nach eigener Erfahrung beantwortet. Berlin 1854, Chronik online
- ↑ Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte: Thüringen, Johann-Gottfried-Herder-Institut, 1983, S. 218; (eingeschränkte Vorschau bei Google Book Search).
- ↑ Schulte-Heuthaus, Friedrich Wilhelm Gisbert -
- ↑ Westfälische Biographien – Dr. jur. Josef Ortner
- ↑ Leszek Belzyt: Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815–1914. Marburg 1998. S. 104
- ↑ a b c d Der Große Brockhaus. 15. Auflage, Sechzehnter Band, Leipzig 1933, S. 745.
Literatur
- Franz Schultz: Geschichte des Kreises Deutsch-Krone, Deutsch-Krone 1902
- Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Deutsch-Croner Kreises. Thorn 1867, 252 Seiten (Volltext)
- Karl Ruprecht (Hrsg.): Deutsch Krone. Stadt und Kreis, Druckhaus Benatzky, 1981
- Hans-Georg Schmeling: Stadt und Kreis Deutsch Krone in alten Ansichtskarten, Verlag Weidlich, 1989
- Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte Provinz Pommern – Landkreis Deutsch Krone (2006).
- Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Der Kreis Deutsch Krone in der ehemaligen Provinz Pommern (2011)
Weblinks
- Back to the Roots in Deutsch Krone (Portal für Orts- und Familienforscher des ehemaligen Landkreises Deutsch Krone)
- Landkreis Deutsch Krone Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 16. Juli 2013.
- Kreisangehörige Gemeinden 1910 mit Einwohnerzahlen
- http://www.verwaltungsgeschichte.de/deutschkrone.html
- Seite über den Landkreis Deutsch Krone mit Infos zu Städten und Dörfern