Kreis Usedom-Wollin
Der Landkreis Usedom-Wollin war ein preußischer Landkreis in Pommern, der die beiden Inseln Usedom und Wollin umfasste und zwischen 1818 und 1945 bestand. Von 1945 bis 1952 bildete der nach dem Zweiten Weltkrieg bei Deutschland verbliebene Teil des Landkreises den Landkreis Usedom.
Der Landkreis Usedom-Wollin umfasste am 1. Januar 1945:
- die drei Städte Swinemünde, Usedom und Wollin
- 87 weitere Gemeinden, darunter die Seebäder Ahlbeck, Heringsdorf, Misdroy und Zinnowitz.
- vier Gutsbezirke (Forsten/Heeresgutsbezirk/Wasserfläche)
Verwaltungsgeschichte
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im Königreich Preußen nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. Januar 1818 der Kreis Usedom-Wollin im Regierungsbezirk Stettin der Provinz Pommern. Er umfasste die beiden Inseln Usedom und Wollin nebst einem Teil des Stettiner Haffs. Das Landratsamt war in Swinemünde.
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Zum 30. September 1929 fand im Kreis Usedom-Wollin entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke bis auf drei aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Usedom-Wollin entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.
Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt. Nach Kriegsende wurde der östliche Teil einschließlich der Stadt Swinemünde (heute Świnoujście) unter polnische Verwaltung gestellt; der westliche Teil wurde als Landkreis Usedom der Sowjetischen Besatzungszone angegliedert und gehörte ab 1949 zur DDR. Der Landkreis wurde 1952 zugunsten des neugebildeten Kreises Wolgast aufgelöst. Seit 1994 gehörte die Insel Usedom zum Landkreis Ostvorpommern, seit 2011 gehört sie zum Landkreis Vorpommern-Greifswald.
Landräte
Landräte im Landkreis Usedom-Wollin
- 1807–1842: Heinrich Ernst Ludwig Karl von Flemming (1778–1852)
- 1842–1881: Hermann Ferno (1812–1895)
- 1882–1896: Kurt Detloff von Schwerin (1853–1908)
- 1896–1901: Richard von Puttkamer (1826–1898)
- 1901–1913: Adolf von Bötticher
- 1913–1921: Richard Ulrich Friedrich Wilhelm Otto von Puttkamer (1867–1953)
- 1921–1929: Hunger
- 1929–1933: Heller
- 1933–1934: Lange
- 1934–1945: Helmut Flörke
Landräte im Landkreis Usedom
- 1946–1948: Werner Jöhren
- 1948–1949: Karl Schwarz
- 1950Erich Wächter :
Kommunalverfassung
Die Landkreis Usedom-Wollin gliederte sich zunächst in die Stadtgemeinden Swinemünde, Usedom und Wollin, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständiger Auflösung – in selbstständige Gutsbezirke.
Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Die bisherigen Stadtgemeinden führten jetzt die Bezeichnung Stadt.
Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Zum 1. Januar 1940 wurde im Nordwestzipfel der Insel Usedom der Heeresgutsbezirk Peenemünde errichtet.
Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Amtsbezirke 1932
Im Jahr 1932 gab es im Kreis Usedom-Wollin 22 Amtsbezirke:
- Ahlbeck (Seebad)
- Bansin
- Chinnow
- Dargen
- Friedrichsthal
- Groß Mokratz
- Haff
- Kodram
- Krienke
- Krummin
- Lebbin
- Mellenthin
- Misdroy
- Neuendorf a. d. Insel Usedom
- Ostswine
- Peenemünde
- Pudagla
- Seebad Heringsdorf
- Wartow
- Wilhelmshof
- Zinnowitz
- Ückeritz
Kommunale Verwaltungseinheiten 1932
Im Jahr 1932 umfasste der Kreis Usedom-Wollin drei Städte, 93 Landgemeinden und drei Gutsbezirke:
- Städte
- Swinemünde
- Usedom
- Wollin
- Landgemeinden
- Ahlbeck (Seebad)
- Amtswiek
- Balm
- Bannemin
- Bansin
- Bansin, Seebad
- Benz
- Bossin
- Dannenberg
- Dargebanz
- Dargen
- Darsewitz
- Garz
- Gellenthin
- Gneventhin
- Gothen
- Groß Mokratz
- Grüssow
- Gummlin
- Görke
- Heidebrink
- Heringsdorf, Seebad
- Jarmbow
- Kalkofen
- Kamminke
- Karlshagen a. U.
- Karnin a. U.
- Karzig
- Kaseburg
- Katschow
- Klein Mokratz
- Kodram
- Kolzow
- Korswandt
- Koserow
- Krummin
- Körtenthin
- Lauen
- Lebbin
- Liepe
- Loddin
- Lüskow
- Lütow
- Mahlzow
- Mellenthin
- Misdroy
- Morgenitz
- Mölschow
- Neeberg
- Neppermin
- Neuendorf a. d. Insel Wollin
- Neuhof, Insel Usedom
- Neverow
- Ostswine
- Paske
- Peenemünde
- Plötzin
- Pritter
- Prätenow
- Pudagla
- Quilitz
- Rankwitz
- Reckow
- Reestow
- Reetzow
- Rehberg
- Sallenthin
- Sauzin
- Sellin
- Soldemin
- Stengow
- Stoben
- Stolpe
- Suckow
- Tonnin
- Trassenheide
- Ulrichshorst
- Vietzig
- Warnow
- Warthe
- Welzin
- Werder
- West Dievenow
- Wolgasterfähre
- Wollmirstädt
- Ückeritz
- Zecherin im Usedomer Winkel
- Zecherin im Wolgaster Ort
- Zempin
- Zinnowitz
- Zirchow
- Zirzlaff
- Zünz
- Gutsbezirke
- Friedrichsthal, Forst
- Misdroy, Forst
- Usedom-Wolliner Haffanteil
Bevölkerung
Im Jahr 1925 wurden im Kreis Usedom-Wollin 67.902 Einwohner gezählt, von denen 63.644 Evangelische, 2063 Katholiken, 1080 Anhänger von Freikirchen und 246 Juden waren.[1] Im Jahr 1933 wurden 69.135 Einwohner gezählt.[2]
Ortsnamen
Das anlautende C wurde 1937 in den folgenden Ortsnamen ersetzt:
- Camminke: Kamminke,
- Caseburg: Kaseburg,
- Catschow: Katschow,
- Codram: Kodram,
- Cörtenthin: Körtenthin,
- Corswandt: Korswandt,
- Crummin: Krummin,
- Neu Codram: Neu Kodram.
Literatur
- Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 1, Anklam 1865, S. 415 ff. (Online)
- Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte Provinz Pommern – Landkreis Usedom-Wollin (2006).
- Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Der Kreis Usedom-Wollin in der ehemaligen Provinz Pommern (2011).
- Erwin Rosenthal: Usedom und Wollin. Zwei Schwesterinseln in der Pommerschen Bucht. Demmler-Verlag, Ribnitz-Damgarten 2013, ISBN 978-3-944102-02-3.
Weblinks
- Historische Daten
- Landkreis Usedom-Wollin Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 11. Juli 2013.
Fußnoten
- ↑ Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen. Provinz Pommern. Nach dem endgültigen Ergebnis der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und anderen amtlichen Quellen unter Zugrundelegung des Gebietsstandes vom 1. Oktober 1932. Berlin 1932, S. XXVIII.
- ↑ Der Große Brockhaus. 15. Auflage, Achtzehnter Band, Leipzig 1934, S. 153.