Peter Hujar

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. August 2015 um 18:56 Uhr durch Aka (Diskussion | Beiträge) (→‎Leben und Werk: Wertebereich). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Peter Hujar (* 11. Oktober 1934 in Trenton (New Jersey); † 26. November 1987 im Westchester County) war ein amerikanischer Fotograf ukrainischer Abstammung. Er fotografierte ausschließlich in Schwarz-Weiß.

Leben und Werk

Er wurde als Sohn der ukrainischen Eltern Rose Kubela und Joseph Hujar geboren. Zu Hause wird ukrainisch gesprochen, Englisch lernt Hujar erst in der Schule. Schon sehr frühzeitig verlässt sein Vater die Familie. Da seine Mutter berufstätig ist, wächst Peter Hujar auf der Farm seiner Großeltern auf. Seine Mutter hält den Kontakt durch Besuche aufrecht. Nach dem Tod der Großmutter zieht der Zwölfjährige nach Manhattan zur Mutter und ihrem zweiten Ehemann. Kurz darauf bekommt Hujar seine erste Kamera geschenkt und findet die ersten Motive auf der Farm des Großvaters. Von 1948 bis 1952 besuchte er eine Hochschule für Kunst und Design, gefolgt von praktischer Ausbildung bei kommerziellen Fotografen.

Ab 1955 fotografierte Hujar mit eigenem künstlerischen Anspruch. In dieser Zeit bewegte er sich in der New-Yorker Bohème des East Village bzw. der Lower East Side und freundet sich mit Paul Thek (sein späterer Lebensgefährte), Linda Rosencrantz und Joseph Raffael an. Im Jahr 1958 ging er zusammen mit Raffael für zwei Jahre nach Italien, um dort zu arbeiten. 1962/1963 verbringt er nochmals längere Zeit in Italien, wo die Bilder in den Katakomben von Palermo entstanden. 1964 wirkte er in Screen Test von Andy Warhol mit.

1966 wird Hujar durch Richard Avedon bei Harper’s Bazaar eingeführt und arbeitet bis ca. 1970 regelmäßig mit Modefotografie für diese Zeitschrift.

Mit der Gründung seines eigenen Studios ab Ende 1969 wendet sich Hujar zunehmend anderen Themenkreisen zu. Innerhalb kurzer Zeit werden seine Porträts von Künstlern, Musikern und der schwulen Szene in Manhattan bekannt. Wesentlich waren aber auch seine Aufnahmen von Tieren, die ja auch zu seinen ersten Motiven auf der großelterlichen Farm gehörten. Die folgenden Jahre sind von großer Schaffenskraft geprägt.

Hujar war zu Lebzeiten finanziell nicht erfolgreich und lebte teilweise an der Armutsgrenze. Bei Künstlerkollegen fand er jedoch sofort große Anerkennung. Richard Avedon setzte sich für ihn ein und Nan Goldin bewunderte ihn. Robert Mapplethorpe wurde von ihm inspiriert. Susan Sontag schrieb das Vorwort zu seinem Band Portraits in Life and Death.

Hujars Blick auf seine Motive ist empathisch und konzentriert, seine Bildhintergründe sind entweder nicht vorhanden oder nur mit spärlichen Requisiten ausgestattet. Einige seiner Modelle berichten, dass Hujar nie versuchte Einfluss zu nehmen auf die Art und Weise, wie die Porträtierten sich in Szene setzten, ihnen auch nicht half ihre Scheu zu überwinden. Er suchte den Moment an welchem die Selbstinszenierung noch nicht geglückt war oder schon wieder zusammenfiel. Ein Licht auf seine Arbeitsweise wirft die kleine Anekdote als Hujar, nach seinem Plan für den Tag gefragt, antwortete: „Ich muß ein Portrait von einem Strauch machen.“ In einer Zeit in der die Fotografie einen eher gegenteiligen Weg beschritt und versuchte ihre Grenzen zu erweitern, wirkte der konzentrierte Blick fremd. Die erste größere Anerkennung erhielt Hujar 1982 durch die von Jean-Christophe Ammann kuratierte Ausstellung in Basel.

Hujars Werk erscheint in seiner Zeit unangepasst. Seine Bilder sind formal klassisch, „aber es ist spannender Klassizismus, es ist ein Klassizismus ohne Wohlbehagen: Klassizismus ohne Trost. Dies ist ein Klassizismus, der in die Hölle starrt. Und das ist es was diesen Bildern ihre wunderbare Integrität, Intelligenz und Kraft gibt.“[1]

1987 starb Peter Hujar an den Folgen seiner Aids-Erkrankung. Hujar zählt zu jenen amerikanischen Künstlern, deren Bedeutung zuerst in Europa erkannt wurde. Seine Werke sind heute unter anderem im Folkwang Museum in Essen und im Whitney Museum of Art in New York zu finden.

Ausstellungen (Auswahl)

Publikationen

Literatur (Auswahl)

  • Urs Stahel und Hripsimé Visser (Hrsg.): Peter Hujar - Eine Retrospektive, Scalo, Zürich, Berlin, New York 1994, ISBN 3-9803851-0-8
  • Klaus Kertess: Peter Hujar - Animals and Nudes, Twin Palms Publishers, Santa Fe 2001, ISBN 0-944092-95-0
  • Robert Nickas: Peter Hujar - Night 2005

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stephen Koch Klassizismus ohne Trost in: Urs Stahel und Hripsimé Visser (Hrsg.): Peter Hujar – Eine Retrospektive Scalo, Zürich, Berlin, New York 1994