PricewaterhouseCoopers

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PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

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Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1924
Sitz Frankfurt am Main
Leitung Vorstand:[1]
Mitarbeiterzahl 9.805 (30. Juni 2015)[2]
Umsatz 1,65 Mrd. Euro (14/15)
Branche Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Unternehmensberatung
Website www.pwc.de

Das Unternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) ist eine Aktiengesellschaft mit Sitz in Frankfurt am Main. Es beschäftigt 9.805 Mitarbeiter (Juni 2015); der Jahresumsatz betrug im Geschäftsjahr 2014/2015 (Stichtag 30. Juni 2015) 1,65 Milliarden Euro.[2] Kerndienstleistungen sind die Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen, die Steuerberatung sowie die Transaktionsberatung, Corporate Finance und Krisenbewältigung. Die Firmenzentrale befindet sich in Frankfurt im Tower 185, einem neuen Wolkenkratzer im Stadtteil Gallus. Die Gesellschaft gehört zum Verbund von PricewaterhouseCoopers International.

Geschichte

Entstanden ist PwC durch eine Zusammenlegung der Geschäftsbetriebe der zwischenzeitlich auf die PwC AG verschmolzenen C & L Deutsche Revision Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sowie der Price Waterhouse GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, beide mit Sitz in Frankfurt am Main.

Bei diesen beiden Vorgängergesellschaften der PwC handelte es sich um traditionsreiche Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die zum Zeitpunkt der Fusion im Jahr 1998 auf ein zum Teil über 100-jähriges Bestehen zurückblicken konnten. Die geschichtliche Entwicklung in Deutschland begann 1924.

  • 1849 Samuel Lowell Price gründet eine Prüfungsgesellschaft in London
  • 1854 William Cooper gründet eine Prüfungsgesellschaft in London
  • 1865 Zusammenschluss beider Prüfungsgesellschaften
  • 1924 Eröffnung eines Büros in Deutschland
  • 1924 die C & L Deutsche Revision Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft entsteht durch eine Verschmelzung der 1905 gegründeten Treuhand-Vereinigung Aktiengesellschaft mit Sitz in Frankfurt am Main sowie der 1922 gegründeten Treuarbeit Aktiengesellschaft mit Sitz in Berlin und Frankfurt am Main.
  • 1995 Treuhand-Vereinigung AG und die Treuarbeit AG treten unter dem Namen C & L Deutsche Revision gemeinsam am Markt auf
  • 1998 die C & L Deutsche Revision sowie die Price Waterhouse GmbH führen ihren Geschäftsbetrieb unter PwC Deutsche Revision Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft fort
  • 2005 Umfirmierung in PricewaterhouseCoopers AG WPG
  • 2012 Teil der Holding PwC Europe, zu der heute auch Österreich, die Niederlande, Belgien und die Türkei gehören [3]

Vorstandssprecher ist seit dem 1. Juli 2010 Norbert Winkeljohann. Er folgte auf Hans Wagener, der die Altersgrenze erreichte und zum 30. Juni 2010 aus dem Vorstand ausschied.[4]

Zahlen und Daten

  • Fachkräfte: 7.639 (2012)
  • Verwaltungskräfte: 1.663 (2012)
  • Standorte: 29[2]

Konzernstruktur

  • PwC Europe SE Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
  • PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
    • WIBERA Wirtschaftsberatung Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (100 %)
    • PricewaterhouseCoopers Corporate Finance Beratung GmbH (100 %)
    • PricewaterhouseCoopers PRTM Management Consultants GmbH
    • PwC FS Tax GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
    • PricewaterhouseCoopers cundus Aktiengesellschaft

Geschäftsbereiche

Die Aufgabenfelder von PwC unterteilen sich in folgende drei Bereiche:

  • Assurance
  • Tax & Legal
  • Advisory

Der Bereich Assurance, also der Bereich, unter dem das „klassische“ Wirtschaftsprüfungsgeschäft zusammengefasst ist, macht dabei mit einem Geschäftsanteil von 46 Prozent einen umsatzstarken Bereich von PwC in Deutschland aus.

Geschäftsfelder

  • Transaktionen, Finanzierung und Investition
  • Sanierung, Restrukturierung und Forensic Services
  • Strategie, Organisation, Prozesse und Systeme
  • Rechnungslegung, Berichterstattung und Prüfung
  • Steuern und wirtschaftsrechtliche Beratung
  • Branchenregulierung
  • Wissenstransfer
  • Rechtsberatung

Auch im Staatssektor hat PwC durch Regierungsaufträge eine einflussreiche Rolle, so werden etwa alle Bürgschaftsanträge an den Wirtschaftsfonds Deutschland von PwC geprüft.[5]

PwC-Stiftung

Die Stiftung „Jugend – Bildung – Kultur“ wurde als Initiative der Führungskräfte von PricewaterhouseCoopers gegründet. Die Stiftung gibt es seit Dezember 2002. Sie arbeitet unter dem Dach des Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Ihren Schwerpunkt setzt die PwC-Stiftung auf die Förderung der kulturellen Bildung bei Kindern und Jugendlichen. Dazu unterstützt sie nach eigenen Angaben innovative Projekte, die Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Kultur ermöglichen. Seitdem habe sie rund 200 Projekte mit insgesamt fast sechs Millionen Euro unterstützt.[6]

PwC-Transparenzpreis

Seit 2005 vergibt PwC zusammen mit der Georg-August-Universität Göttingen (Lehrstuhl für Rechnungslegung und Prüfung) einen Transparenzpreis an deutsche Spendenorganisationen mit DZI-Siegel. Die Verleihung des Preises beruht vor allem auf der Analyse des Jahresberichtes der teilnehmenden Organisationen. Mit geringerer Gewichtung fließen auch andere Publikationen in die Wertung ein. Die Informationen werden anhand eines Kriterienkataloges ausgewertet.[7] Ausgezeichnet wird Transparenz hinsichtlich Spendenverwendung, Zielen, Aktivitäten und Finanzlage. Mit dem Preis will PwC nach eigener Aussage zur „Verbesserung der Informationspolitik“ von Non-Profit-Organisationen beitragen.[8]

Der Transparenzpreis wurde ursprünglich jährlich verliehen. Seit 2010 wird er im Zwei-Jahres-Turnus ausgeschrieben.

PwC in der Presse

Buchführung für Yukos

PwC war seit 1995 als Prüfer des russischen Ölkonzerns Yukos tätig. Im Zuge der Zerschlagung des Konzerns und des Prozesses gegen Michail Chodorkowski, der wegen Betruges und Steuerhinterziehung verurteilt wurde, konnte dieser stets auf die Berichte der PwC-Rechnungsprüfer verweisen, die eine einwandfreie Buchführung bescheinigen. Nachdem der staatliche Druck auf PricewaterhouseCoopers Russland 2007 stark angestiegen war – so wurde auch PwC selber einem Verfahren wegen Steuerhinterziehung ausgesetzt, musste 290 Millionen Rubel (8,3 Millionen Euro) Steuern nachzahlen und wird wegen angeblicher Beihilfe zur Steuerhinterziehung im Fall Yukos juristisch verfolgt – hat man alle Rechnungsprüfungsberichte der Jahre 1995 bis 2004 wegen nicht weiter benannter neuer Erkenntnisse zurückgezogen.[9] Im Oktober 2008 wurde die Klage gegen PwC fallengelassen und das Verfahren eingestellt.[10]

Einwandfreies Bilanzgutachten trotz Buchungsfehler von 55,5 Mrd €

Im Oktober 2011 berichtete das Magazin Stern, dass es bei der in Bundesbesitz befindlichen Bad Bank FMS Wertmanagement, die von der Hypo Real Estate (HRE) ausgegliedert wurde, in der Bilanz zum Rumpfgeschäftsjahr 2010 zu einem Buchungsfehler in Höhe von 55,5 Milliarden Euro gekommen ist.[11] Zudem wies die Bilanz das Zinsergebnis zu hoch aus. Die Wirtschaftsprüfer von PwC hatten der FMS-Wertmanagement eine einwandfreie Bilanz attestiert. Nach gemeinsamer Klärung der Faktenlage stellte das Bundesfinanzministerium ein Kommunikationsproblem zwischen den beteiligten Banken fest. Zumindest erklärte Finanzminister Schäuble das so gegenüber der Öffentlichkeit. Die Wirtschaftsprüfergesellschaft PwC habe bei der Aufklärung geholfen, Antworten auf offene Fragen zu finden, heißt es bei Schäuble.[12]

Die Deutsche Bundesbank stellte im November 2011 in einer unter Verschluss gehaltenen Untersuchung allerdings eine Mitschuld von PwC am Bilanzfehler bei der FMS-Wertmanagement fest. Die Wirtschaftsprüfer „hätten nicht gründlich genug geprüft“, heißt es. PwC hätte den Fehler erkennen können. Das habe PwC nach Medienberichten auch eingeräumt.[13]

Wegen der unentdeckten Bilanzpanne für das Jahr 2010 leitete die Berufsaufsicht der Wirtschaftsprüfer, die Wirtschaftsprüferkammer, laut eigener Pressemitteilung vom 31. Oktober 2011 ein berufsrechtliches Verfahren gegen den verantwortlichen Wirtschaftsprüfer bei PwC ein.[14] Wie der Radiosender NDR Info am 27. Februar 2013 berichtete, schloss die Wirtschaftsprüferkammer dieses Verfahren im Juni 2012 ab, ohne ihr Urteil zu veröffentlichen.[15]

Luxleaks

Im Luxemburg-Leaks-Skandal wurden im November 2014 von Whistleblowern 28 000 Seiten interne Dokumente veröffentlicht, die zeigten, dass PwC mit den luxemburgischen Steuerbehörden zwischen 2002 und 2010 548 verbindliche Vorbescheide (Advance Tax Rulings) abgeschlossen hatte. Die Vorbescheide sicherten 343 Konzernen, darunter Apple, Amazon, Heinz, Pepsi, Ikea und Deutsche Bank eine niedrige Besteuerung rechtlich verbindlich zu. Whistleblower hatten die Unterlagen an Journalisten weitergegeben. Die Auswertung und Veröffentlichung der „geleakten“ Dokumente erfolgte in internationaler Zusammenarbeit von mehreren Zeitungen und Rundfunkanstalten mit dem International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). Den Recherchen zufolge ermöglichen diese Vereinbarungen über die Steuerschuld den Unternehmen Steuervermeidungen in erheblicher Höhe. In Folge der Veröffentlichungen hat die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager angekündigt, bereits laufende Untersuchungen, ob europäisches Beihilferecht verletzt worden sei, zu intensivieren.[16]

Weblinks

Commons: PricewaterhouseCoopers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Website PwC, Wir über uns / Organisationsstruktur.
  2. a b c Website PwC, Presse / Zahlen und Fakten
  3. Website PwC, Wir über uns / Unternehmensinformationen / Geschichte.
  4. Financial Times Deutschland Kopf des Tages: Winkeljohann - Der geprüfte Prüfer (Memento vom 28. Januar 2010 im Internet Archive), abgerufen am 26. Januar 2010
  5. tagesschau: PwC prüft, der Staat bürgt (Memento vom 11. Juli 2009 im Internet Archive), 8. Juli 2009
  6. Website PwC, Wir über uns / Engagement / PwC-Stiftung.
  7. Website PwC, Wir über uns / Engagement / Transparenzpreis (PDF; 197 kB).
  8. Website PwC, Wir über uns / Engagement / Transparenzpreis
  9. Withdrawal of Yukos Audit Reports, 24. Juni 2007.
  10. The Wall Street Journal, 27. Oktober 2008.
  11. Wirtschaftsprüfer weisen Schuld zurück. In: FAZ.net. 31. Oktober 2011, abgerufen am 24. Mai 2016.
  12. Andreas Mihm: Schäuble nennt HRE-Buchungspanne aufgeklärt. In: FAZ.net. 2. November 2011, abgerufen am 24. Mai 2016.
  13. Hans-Martin Tillack: 55-Milliarden-Fehler bei der HRE: Waren die Wirtschaftsprüfer schuld? In: stern.de. 23. November 2011, abgerufen am 24. Mai 2016.
  14. Presseberichte über Buchungsfehler bei FMS Wertmanagement. In: wpk.de. 31. Oktober 2011, archiviert vom Original am 29. Januar 2012; abgerufen am 24. Mai 2016.
  15. 55-Milliarden-Bilanzfehler bei HRE-Bad Bank: Wirtschaftsprüfer halten Untersuchungsbericht zurück. In: presseportal.de. 27. Februar 2013, abgerufen am 24. Mai 2016.
  16. NDR: Luxemburg Leaks: Kritik an Juncker wächst, 7. November 2014