Rittleben

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Rittleben
Koordinaten: 52° 42′ N, 11° 11′ OKoordinaten: 52° 41′ 37″ N, 11° 11′ 29″ O
Höhe: 42 m ü. NHN
Fläche: 2,01 km²[1]
Einwohner: 54 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 27 Einwohner/km²
Eingemeindung: 30. September 1928
Eingemeindet nach: Siedentramm
Postleitzahl: 38486
Vorwahl: 039009
Rittleben (Sachsen-Anhalt)
Rittleben (Sachsen-Anhalt)

Lage von Rittleben in Sachsen-Anhalt

Rittleben ist ein Ortsteil der Gemeinde Flecken Apenburg-Winterfeld im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.[3]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf Rittleben liegt etwa 18 Kilometer südlich der Kreisstadt Salzwedel und zwei Kilometer südwestlich von Apenburg in der Altmark. Östlich des Dorfes fließt die Purnitz, westlich des Ortes liegt der Rittlebener Forst.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste urkundliche Erwähnung von Rittleben stammt aus dem Jahre 1351, als Markgraf Ludwig die von der Schulenburg mit Rütleve und Apenburg belehnte,[5] als Dank für deren Beistand gegen den „Falschen Waldemar“. Am 13. Dezember 1363 wurde Rittleben zuletzt als Dorf in den Lehensbriefen genannt. Wahrscheinlich war es zur Zeit der Teilung der sogenannten Schulzenhöfe zwischen der schwarzen und der weißen Linie der Schulenburgs am 21. Dezember 1444 bereits wüst.[6]

Die gesamte Feldmark war das Eigentum derer von der Schulenburg. Aus Rittleben wurde nach und nach ein Rittergut.[6] Als solches wurde es erstmals am 17. Dezember 1617 erwähnt, weil Henning III. es zur Deckung der väterlichen Schulden an Lippold I. (schwarze Linie des Adelsgeschlechts) für 19 Tausend Reichstaler verkaufte.[7] Am 27. Februar 1710 erhielt Levin Dietrich das Gut. Dietrich erbaute 1714 das jetzt noch als Ruine vorhandene Wohnhaus als Herrenhaus.[6]

Ab 1811 kam das Gut Rittleben in die Hand des schwarzen Zweiges des Adelsgeschlechts Schulenburg-Priemern, auch „Lieberoser Linie“ genannt. Wilhelm von der Schulenburg reduzierte den Besitz auf zwei Güter: die Propstei Salzwedel mit den Gütern Groß Apenburg und Rittleben, sowie den Apenburger Hof und den Lieberoser Hof in Beetzendorf mit Gut Ahlum. Im Jahre 1877 fügte er beide in einem Fideikommiss zusammen, der als Rittergut Beetzendorf II bis zur Enteignung im Zuge der Bodenreform 1945 in Familienhand blieb.[6]

Das Gut war sehr klein. Zuletzt bewirtschaftete Fritz Hockemeyer das Gut Rittleben. Er wurde 1945 von amerikanischen Besatzern erschossen.[6]

Bei der Durchführung der Bodenreform im Jahre 1945 wurde ein Forstgut Rittleben zu Groß Apenburg aufgeführt.[8]

Am 1. Februar 1956 gründeten fünf Bauern die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) „Eintracht“ Rittleben. Bis 1960 traten mehr oder weniger freiwillig nach und nach alle anderen Bauern dieser Genossenschaft bei, die 1960 mit den LPGen Apenburg und Apenburg–Nord zur LPG „V. Parteitag“ vereinigt wurde.[6]

Herkunft des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heinrich Sültmann erkennt in den Namen 1351 Rütleve, 1444 ruttleven den alten deutschen Personennamen „Hrodio, Ruod, Rutt“. Der Ort heißt demnach „Ruodserbe“.[9]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich gehörte das Gut zum Salzwedelischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Von 1807 bis 1813 lag es im Kanton Groß Apenburg auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen kam das Gut 1816 zum Kreis Salzwedel, dem späteren Landkreis Salzwedel.[1]

1871 gehörte das Rittergut Rittleben zum Gutsbezirk Groß Apenburg.[10] 1895 wurde es als eigenständiger Gutsbezirk aufgeführt.[11]

Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Rittleben mit der Landgemeinde Siedentramm vereinigt.[12] Nach der wirtschaftlichen Vereinigung der LPGen im Jahre 1960 wurde der Ortsteil Rittleben auch verwaltungsmäßig an die Gemeinde Apenburg angegliedert.[6] Der Historiker Peter Rohrlach führt an, dass Rittleben allerdings erst 1973 „als Ortsteil nach Apenburg eingemeindet“ wurde.[1]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1774 19
1789 16
1798 21
1801 21
1818 18
1840 43
Jahr Einwohner
1871 46
1885 42
1895 30
1905 42
2015 [00]55[13]
2018 [00]53[13]
Jahr Einwohner
2020 [00]50[14]
2021 [00]50[14]
2022 [00]53[15]
2023 [0]54[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1905:[1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelischen Christen aus Rittleben gehören zur Kirchengemeinde Apenburg, die früher zur Pfarrei Groß-Apenburg gehörte,[16] und heute betreut wird vom Pfarrbereich Apenburg des Kirchenkreises Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[17]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Südlich von Rittleben im Wald steht der Jägerstein, ein Sühnekreuz, unweit einer alten Handelsstraße in der Nähe des nördlichen Waldrandes etwa 100 Meter westlich der Straße nach Klötze. Die noch erkennbare Inschrift deutet darauf hin, dass an dieser Stelle am 16. Februar 1693 ein gräflich-schulenburgischer Jäger, möglicherweise durch einen Wilderer, erschossen oder erschlagen wurde. Der Mörder wurde in Braunschweig aufs Rad geflochten und enthauptet.[18]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Altmärkische Kraftfutterwerk Rittleben produziert seit 1990 Rinder-, Schweine-, Kleintier- und Mineralfutter.[19]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1779–1780, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 125 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 344, 136. Rittleben (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1779–1780, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b Anke Pelczarski: 65 Geburten und 190 Sterbefälle. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 17. Januar 2024, DNB 1047268213, S. 15.
  3. Flecken Apenburg-Winterfeld (Hrsg.): Hauptsatzung Flecken Apenburg-Winterfeld. 2. Juli 2019 (beetzendorf-diesdorf.de [PDF; 100 kB; abgerufen am 29. April 2023]).
  4. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 327 (Digitalisat).
  6. a b c d e f g Rittleben gestern und heute. In: Flecken Apenburg (Hrsg.): Apenburg aktuell. 3. Ausgabe, Mai 2000, S. 8–9 (apenburg.de (Memento vom 1. Januar 2018 im Internet Archive) [PDF]).
  7. Landesarchiv Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gutsarchiv Beetzendorf II (Apenburger Hof) 1402 – 1958. (sachsen-anhalt.de).
  8. Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Kreisverwaltung Salzwedel (Hrsg.): K 13 Salzwedel, Nr. 246 Abrechnungsformulare über den Stand der Bodenreform am 10. Jan. 1946 in den Gemeinden Ahlum, Groß Apenburg einschließlich Forstgut Rittleben, Siedentramm und Wiewohl, 1946 (Akte). 1946 (sachsen-anhalt.de).
  9. Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Salzwedel (= Wochenblatt-Schriften. Folge IX.). 1931, DNB 362852693, S. 24.
  10. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Sachsen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band VI, 1873, ZDB-ID 1467440-3, S. 16 (Digitalisat – Nr. II.188).
  11. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 und anderer amtlicher Quellen. 7: Gemeindelexikon für die Provinz Sachsen, 1909, S. 20–21, Nr. 204 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A00130000~SZ%3D36~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  12. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 216.
  13. a b Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf: Einwohner der Ortsteile am 31. Dezember für die Jahre 2015 und 2018. 6. Juni 2019.
  14. a b Anke Pelczarski: Nur Wallstawe und Jübar legen zu. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 15. Januar 2022, DNB 1047268213, S. 17.
  15. Anke Pelczarski: Wenn die Männer das Sagen haben. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 14. Januar 2023, DNB 1047268213, S. 17.
  16. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 24 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  17. Pfarrbereich Apenburg. Abgerufen am 14. April 2018.
  18. Lothar Mittag: Flurdenkmale. Rittleben, Ortsteil von Apenburg. In: suehnekreuz.de. 2006, abgerufen am 30. April 2023.
  19. Altmärkische Kraftfutterwerk Rittleben GmbH: Portrait. Abgerufen am 30. März 2023.