Roland Schimmelpfennig

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Roland Schimmelpfennig (Nestroy-Theaterpreis 2009)

Roland Schimmelpfennig (* 19. September 1967 in Göttingen) ist ein deutscher Schriftsteller und Dramaturg.

Schimmelpfennig ist der zurzeit meistgespielte Gegenwartsdramatiker Deutschlands. Seine Stücke werden in über 40 Ländern aufgeführt.[1] Schimmelpfennig, der auch als Regisseur tätig ist, ist kein Vertreter des postdramatischen Theaters, sondern steht in der Tradition literarischer Dramatik: Für ihn bleibt somit der literarische Text der Ausgangspunkt und zentrale Referenzpunkt der Inszenierungen seiner Stücke. Schimmelpfennigs Stücke gehören dramaturgisch zu den avancierten der Gegenwart, verzichten etwa auf feste Zuweisungen von Rolle und Schauspieler[2], sind meist collageartig strukturiert,[3] enthalten regelmäßig surreale bzw. phantastische Momente. Schimmelpfennig hat eine eigene Form des erzählenden Theaters entwickelt, in dem Figuren ihre Rollen stetig überschreiten, um - an das Publikum adressiert - sich selbst zu beschreiben bzw. von sich zu berichten. Der Betrachter wird so immer neu in Distanz zum Spiel gesetzt, während ihm Schimmelpfennig zugleich über das Erzählte Gelegenheit zur emotionalen Beteiligung am Dargestellten ermöglicht.[4]

Leben

Roland Schimmelpfennig wurde in Göttingen geboren und arbeitete nach dem Abitur als Journalist in Istanbul. 1990 begann er eine Regie-Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Nach dem Abschluss wurde er Regieassistent und später Mitarbeiter der künstlerischen Leitung an den Münchner Kammerspielen. Er arbeitete außerdem an der Berliner Schaubühne, dem Wiener Burgtheater und der Volksbühne Berlin. Im Wintersemester 2012/13 übernahm Schimmelpfennig die 2. Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik an der Universität des Saarlandes, in deren Rahmen er in drei öffentlichen Vorträgen im Januar 2013 seinen Begriff des Theaters erläuterte.[5]

2000, 2001, 2002, 2003, 2005 und 2009 wurde jeweils sein neues Stück zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen.

Werke

Mit Sabine Haupt, Philipp Hauß, Peter Knaack, Johann Adam Oest, Caroline Peters und Oliver Stokowski. Regie: Roland Schimmelpfennig, Bühne: Wilfried Minks, Kostüme: Lane Schäfer, Licht: Felix Dreyer
Fotos: Christian Michelides, Francisco Peralta Torrejón
Theaterstücke
Hörspiele
Opernlibretto
Essay
Vorträge
  • 2009: Roland Schimmelpfennig: Ein Schwarm Vögel. Roland Schimmelpfennig preist Jürgen Gosch und Johannes Schütz zur Verleihung des Theaterpreises Berlin der Stiftung Preußische Seehandlung am 3. Mai 2009. In: Theater heute 50. Jg. (2009) H. 6, S. 36-39.
Regie
  • Fisch um Fisch, Staatstheater Mainz, UA: 8. Mai 1999
  • Die Ratte von Justine del Corte, Schauspielhaus Zürich, P: 19. Januar 2008
  • Alice im Wunderland, Deutsches Theater Berlin, P: 29. November 2008
  • Der Goldene Drache, Burgtheater Wien (Akademietheater), UA: 5. September 2009
  • Peggy Pickit sieht das Gesicht Gottes, Burgtheater Wien (Akademietheater), P: 19. Dezember 2010
  • Das Reich der Tiere, Burgtheater Wien (Akademietheater), OEA: 28. Februar 2014
Roman
  • An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts. S. Fischer, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-002470-1.

Ehrungen und Auszeichnungen

Literatur

  • 2004: Peter Michalzik: Vorwort. In: Roland Schimmelpfennig: Die Frau von Früher. Stücke 1994–2004. Frankfurt a.M.: Fischer 2004, S. 7-16.
  • 2006: Nikolaus Frei: Die Rückkehr des Helden. Deutsches Drama der Jahrhundertwende (1994–2001). Tübingen: Narr 2006. 249 S. Darin bes. S. 163-176: Kap. 3.6. Furcht und Elend des dritten Sektors - Roland Schimmelpfennig.
  • 2006: Henrike Thomsen: Was Roland Schimmelpfennig mit dem Mythos und mit Botho Strauß verbindet. In: Roland Koberg / Bernd Stegemann / Henrike Thomsen (Hg.): Autoren am Deutschen Theater. Texte über und von Jon Fosse, Elfriede Jelinek, die Brüder Presnjakow, Oliver Reese, Yasmina Reza, Roland Schimmelpfennig, Ingo Schulze und Moritz von Uslar. Berlin: Deutsches Theater / Henschel Verlag 2006, S. 33-43.
  • 2008: Kerstin Hausbei: Roland Schimmelpfennigs Vorher/Nachher. Zapping als Revival der Revueform? In: Stefan Tigges (Hg.): Dramatische Transformationen. Zu gegenwärtigen Schreib- und Aufführungsstrategien im deutschsprachigen Theater. Bielefeld: transcript 2008, S. 43-52.
  • 2008: Peter Michalzik: Dramen für ein Theater ohne Drama. Traditionelle neue Dramatik bei Rinke, von Mayenburg, Schimmelpfennig und Bärfuß. In: Stefan Tigges (Hg.): Dramatische Transformationen. Zu gegenwärtigen Schreib- und Aufführungsstrategien im deutschsprachigen Theater. Bielefeld: transcript 2008, S. 31-42.
  • 2009: Birgit Haas: Editorial. Dramenpoetik 2007 - Wohin geht das deutschsprachige Drama? In: Dies. (Hg.): Dramenpoetik 2007. Einblicke in die Herstellung des Theatertextes. Hildesheim u.a.: Georg Olms 2009, S. 7-32, darin zu Calypso S. 21.
  • 2011: Danijela Kapusta: Personentransformation. Zur Konstruktion und Dekonstruktion der Person im deutschen Theater der Jahrtausendwende. München: Herbert Utz Verlag 2011, darin bes. S. 80-96: 2.1.4.1. Roland Schimmelpfennig: Auf der Greifswalder Straße (2006).
  • 2012: Christine Laudahn: Zwischen Postdramatik und Dramatik. Roland Schimmelpfennigs Raumentwürfe. Tübingen: Narr 2012. 395 S.
  • Roland Schimmelpfennig. Ja und Nein / Sí y No. hrsg. von Johannes Birgfeld, Theater der Zeit, Berlin 2014, ISBN 978-3-943881-53-0.

Weblinks

Einzelnachweise, Fußnoten

  1. Die vier Himmelsrichtungen von R. Schimmelpfennig beim Heidelberger Schauspiel; Darmstädter Echo, Johannes Breckner, 29. Februar 2012
  2. So besonders in Schimmelpfennigs erfolgreichstem Stück Der goldene Drache.
  3. Vgl. etwa Push Up 1-3,Auf der Greifswalder Straße oder Vier Himmelsrichtungen.
  4. Vgl. Schimmelpfennig im Interview mit Franz Wille im Jahrbuch 2010 von Theater heute: „Der «Drache» arbeitet mit den einfachen Mitteln der Ansage und der Verstellung und des «Vorspielens», aber das Ziel des Stücks ist nicht Distanz, sondern das Gegenteil: Nähe. Identifikation. Es geht darum zu ermöglichen, dass das Publikum den Figuren so nah wie nur irgend möglich kommt.“ [1]
  5. Vgl. 2. Poetikdozentur: Roland Schimmelpfennig