Sibilla Aleramo

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Sibilla Aleramo. Porträtfoto von Mario Nunes Vais.

Sibilla Aleramo, ein Pseudonym von Rina Faccio, (* 14. August 1876 in Alessandria im Piemont, Italien; † 13. Januar 1960 in Rom) war eine italienische Schriftstellerin, Dichterin und Feministin.

Leben

Faccio war die älteste von vier Geschwistern. Bis zum Alter von 12 Jahren verbrachte sie ihre Kindheit in Mailand, bis zu der Zeit, als die Familie nach Civitanova Marche umzog. Der Vater Ambrosio Faccio, der Lehrer war, hatte dort von Graf Claudio Sesto Ciccolini den Direktorenposten für die von ihm errichtete Glasfabrik erhalten. Über den Vater fand Rina später eine Arbeit als Angestellte in dieser Firma.

Rinas Jugend war in der Folgezeit nicht sehr glücklich. Ihre Mutter Ernesta erkrankte 1889 an Depressionen und versuchte sich selbst durch einen Sprung vom Balkon ihres Hauses zu töten. Der Zustand der Mutter verschlechterte sich mit den Jahren, sodass sie in ein geschlossenes Haus in Macerata eingeliefert werden musste, wo sie 1917 verstarb. 1891 wurde Faccio im Alter von 15 Jahren von einem Angestellten der Firma, Ulderico Pierangeli, vergewaltigt. Daraufhin wurde sie schwanger, verlor jedoch das KInd.

1893 wurde Faccio von ihrer Familie zu einer Heirat mit ihrem Vergewaltiger gezwungen. Von ihrem ungeliebten Mann empfing sie ein weiteres Kind, Walter, welches 1895 geboren wurde. Da sie in der Ehe sich nicht verwirklichen konnte, unternahm sie einen Selbstmordversuch und flüchtete sich in den Jahren darauf ab 1897 in die Welt der Literatur, welche sie in Zeitschriften wie Gazzetta letteraria oder L’Indipendente fand. Ferner las sie die Frauenzeitschrift Vita moderna und beschäftigte sich mit dem Sozialismus, der von der Zeitschrift Vita internazionale vertreten wurde.

Nach der Versetzung ihres Mannes und einem Umzug der Familie nach Mailand im Jahre 1899 wurde Rina Faccio die Leitung der sozialistischen Wochenschrift L’Italia femminile, die Emilia Mariani gegründet hatte. In dieser Zeitschrift war sie verantwortlich für eine Rubrik die Diskussionen mit den Lesern begleitete und sie suchte den intellektuellen Kontakt zu Persönlichkeiten wie Giovanni Cena, Paolo Mantegazza, Maria Montessori, Ada Negri und Matilde Serao. Es entstand eine Freundschaft mit Alessandrina Ravizza, sie lernte die Sozialistenführer Anna Kuliscioff und Filippo Turati und den Dichter Guglielmo Felice Damiani kennen. 1900 zug die Familie wieder nach Porto Civitanova zurück, da ihr Mann dort die Glasfabrik leiten sollte.

Im Januar 1902 verließ Faccio Mann und Sohn und zog nach Rom zu Giovanni Cena, dem Herausgeber der Zeitschrift Nuova Antologia. In der Folgezeit arbeitete sie in der Zeitschrift mit und begann auf Anregung von Cena mit der Abfassung ihres Erstlingsromans Una donna. Dieser wurde unter dem Pseudonym Sibilla Aleramo im Jahre 1906 in Mailand herausgegeben und behandelte ihr bisheriges Leben bis zur Trennung von Mann und Kind. Der Roman wurde ein großer Erfolg und sehr schnell in fast alle europäischen Sprachen übersetzt und auch in den USA veröffentlicht.

Nach diesem Erfolg setzte Aleramo sich weiter für die Belange der Frauen ein, half Cena bei seinen Tätigkeiten im sozialen und humänltären Sektor wie zum Beispiel der Schaffung von Schulen in der Provinz Rom und der Errichtung des Komitees für die Volksbildung im Mezzogiorno nach dem Erdbeben von Messina 1908.

Nachdem die Beziehung zu Cena auseinanderging, führte Aleramo ein sehr unstetes Leben und hatte im Sommer 1911 eine Beziehung zu Lina Poletti. 1913 befreundete sie sich mit den Persönlichkeiten des italienischen Futurismus, zu deren Vertretern gemäß ihren Tagebüchern zuerst Vincenzo Cardarelli und später Giovanni Papini, sowie Umberto Boccioni und Raffaello Franchi gehörten. In den Jahren 1913 bis 1914 lebte sie in Paris, wo sie unter anderem Guillaume Apollinaire und Émile Verhaeren kennenlernte.

Aleramo lernte 1915 den Dichter Dino Campana kennen, veröffentlichte 1919 den Roman Il passaggio und 1921 ihre erste Gedichtsammlung Momenti. 1923 erschien Endimione, ein Dramatisches Gedicht in drei Akten. 1925 unterschrieb sie zwar das Manifest der antifaschistischen Intellektuellen, wurde jedoch nach einem durch Anteo Zamboni vermittelten Gespräch mit Benito Mussolini eine überzeugte Anhängerin des Faschismus. Sie erhielt fortan eine monatliche Zahlung von 1000 Lire und eine Auszeichnung durch die Accademia d’Italia von 50.000 Lire. Das Regime unterstützte sie weiterhin finanziell und förderte ihre Werke. 1933 trat sie der Associazione nazionale fascista donne artista e laureate bei.

1936 verliebte Aleramo sich in den vierzig Jahre jüngeren Studenten Franco Matacotta, mit dem sie zehn Jahre zusammenblieb. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie Mitglied der PCI, der Kommunistischen Partei Italiens, setzte sich für die politischen und sozialen Ziele der Partei ein und wurde Mitarbeiterin in der Parteizeitung l’Unità.

Alerama starb 1960 im Alter von 83 Jahren nach langer Krankheit in Rom.

Werke (Auswahl)

Prosa
  • Una donna. Roman, Società tipografico-editrice nazionale (STEN), Rom/Turin 1906.
  • Il passagio. Treves, Mailand 1919.
  • Amo dunque sono. Mondadori, Mailand 1927.
  • Gioie d'occasione miscellanea, Mondadori, Mailand 1930.
  • Il frustino, romanzo. Mondadori, Mailand 1932.
  • Dosa minore, note di traccuino. Mondadori, Mailand 1938.
  • Dal mio diario. 1940-44. Tumminelli, Rom 1945.
  • Diario di una donna. 1945-1960.
    • deutsch: Tagebuch einer Frau, ausgewählt und herausgegeben von Alba Morino gekürzt und übersetzt von Gisela Baratta und Maja Pflug: Frauenbuchverlag, München 1980. ISBN 3-921040-92-2.
    • deutsch: Liebesbriefe an Lina. Hrsg. Allessandra Cenni, übersetzt von Michaela Wunderle. Verlag Neue Kritik, Frankfurt am Main 1984. ISBN 3-8015-0195-7.
  • Lettere a Elio. Editori Riuniti, Rom 1989.
Poesie
  • Momenti, Bemporad & figli 1921.
  • Endimione, poema drammatico in tre atti, Stock, Rom 1923.
  • Poesia. Mondadori, Mailand 1929.

Film

Literatur

  • Monika Antes: Ich liebe, also bin ich! Sibilla Aleramo, Wegbereiterin des Feminismus in Italien. Königshausen und Neumann, Würzburg 2009, ISBN 978-3-8260-3944-7.
    • italienisch: Amo, dunque sono. Sibilla Aleramo, pioniera del feminismo in Italia, Pagliali, Florenz 2010, ISBN 978-88-564-0091-5.

Weblinks

Commons: Sibilla Aleramo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien