Spirit of Eden

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Spirit of Eden
Studioalbum von Talk Talk

Veröffent-
lichung(en)

16. September 1988

Aufnahme

1987–1988

Label(s) Parlophone/EMI

Format(e)

CD, LP, SACD

Genre(s)

Post-Rock
Experimental-Rock
Artrock

Titel (Anzahl)

6

Länge

41:30

Besetzung
  • Dobro, 12-saitige Gitarre: Robbie McIntosh

Produktion

Tim Friese-Greene

Studio(s)

Wessex Sound Studios, London

Chronologie
The Colour of Spring
1988
Spirit of Eden Laughing Stock
1991

Spirit of Eden, erschienen 1988, ist das vierte Studioalbum der britischen Band Talk Talk. Das Album wird gemeinhin als Meilenstein der Popmusik des ausgehenden 20. Jahrhunderts angesehen und gilt als eines der ersten wichtigen Postrock-Alben.

Stil und Entstehungsgeschichte

Spirit of Eden markiert die Abkehr Talk Talks vom noch auf dem Vorgängeralbum The Colour of Spring zu findenden eingängigeren Sound, der stark von zeitgenössischen Strömungen der britischen Popmusik Mitte der achtziger Jahre geprägt war. Die Instrumentierung mit zahlreichen Orchesterinstrumenten, die allerdings äußerst sparsam eingesetzt wurden, um im Zusammenspiel mit der Band ausufernde Klangteppiche zu erzeugen, war äußerst progressiv, aber wenig kommerziell. Stilistisch lässt sich das Album nur schwer einordnen: Neben Rock- und Pop-Elementen finden sich auch starke Einflüsse aus klassischer Musik und Jazz (Mark Hollis gab oft Komponisten und Musiker wie Claude Debussy, Erik Satie oder Ornette Coleman als seine Einflüsse an) [1].

Nach Abschluss der Aufnahmen zu Spirit of Eden sandte die Band die Aufnahmen an ihr Plattenlabel EMI. Dort fürchtete man, die Platte könnte kommerziell nicht ansprechend genug sein, und bat Mark Hollis, weitere Songs für das Album aufzunehmen und bestehende auszutauschen. Hollis weigerte sich, EMI veröffentlichte dennoch die Platte und wollte auch den bestehenden Vertrag mit Talk Talk verlängern, obgleich die Band das Label verlassen wollte. Der bestehende Disput wurde schließlich vor Gericht entschieden,[2] und Talk Talk unterschrieben für ihr letztes Studioalbum bei Polydor.

Kommerzieller Erfolg

Entgegen der Befürchtungen seitens EMI erreichte das Album Platz 19 der britischen Charts (sowie eine Silbermedaille der British Phonographic Industry für 60.000 verkaufte Einheiten). In den deutschen Charts kam es bis auf Platz 16, und es erreichte sogar Platz 3 in Belgien sowie Platz 8 in den Niederlanden. In den US-Charts konnte sich das Album nicht platzieren.

Kritiken und späte Wertschätzung

Bei Erscheinen des Albums waren die Kritiken eher gemischt. Allgemein herrschte einige Verwirrung, wie man mit den ungewohnten Klängen und Arrangements umgehen sollte - zumal sie von einer bislang als Popband etablierten Gruppe stammten. Der Spectator schrieb:

„Es ist entweder ein äußerst verdienstvolles und mutiges Werk oder ein Haufen Müll – ich kann mich nicht entscheiden, was von beidem.“

Markus Berkmann[3]

Es gab auch direkte positive Resonanz, wie etwa im Musikexpress:

„Stellt alles bisher „getalkte“ in den Schatten … Seltsame Stil- und Rhythmuswechsel wollen verkraftet sein, unerwartete Abbrüche, meditative Ruhe, aber auch rohe Gitarrenriffs und manche Dissonanz. Alles das fließt dennoch mit größter Selbstverständlichkeit dahin … Hymnische Schönheit haben die insgesamt 16 Musiker nicht gescheut. Aber sie ist stets sanft gebrochen, jenseits banaler Klischees … Ein Klassiker?“

ME-SOUNDS 10/88

Vielerorts fehlte jedoch das Verständnis für die neue Richtung der Band. Noch 1992 gab der Rolling Stone Album Guide der Platte nur 1 von 5 Sternen („desaströs“) und schrieb:

„Anstatt entweder besser oder schlechter zu werden, wurde diese Band mit jedem Jahr einfach nur prätentiöser … mit Spirit of Eden wird Mark Hollis’ Gesang, der klingt wie Pete Townshend auf Dimenhydrinat, vom sinnlosen Genudel der Band beiseitegedrängt.“

J. D. Considine

Im Nachhinein wird das Album auf wesentlich breiterer Ebene als Meisterwerk angesehen. Der Musikexpress wählte Spirit of Eden im Jahre 2003 auf Platz 5 der Besten Alben der 80er.[4] Allmusic gab dem Album 5 von 5 möglichen Sternen[5], Pitchfork Media führte die Platte im Jahre 2002 immerhin als Nr. 34 in seiner Liste der 100 besten Alben der 80er Jahre auf (noch vor Klassikern wie Licensed to Ill oder Computerwelt) und schrieb:

„Gewöhnlicherweise verwendete Bezeichnungen für Musik, die sich keinem Genre zuordnen lässt, wie Obscuro oder Postrock, muss man gar nicht anwenden - Spirit of Eden ist der Klang der Eleganz schlechthin.“

Joe Tangari[6]

Musikkritiker Alan McGee schrieb 2008 im Guardian:

Spirit of Eden ist alterslos; es ist erstaunlich, wie zeitgenössisch es klingt, es nimmt Post-Rock, The Verve und Radiohead vorweg. So klingt ein Künstler, dem man die Schlüssel zu einem Königreich aushändigt und der mit einem Kunstwerk zurückkehrt.“

Alan McGee [7]

Artwork

Die Covergestaltung stammt vom Künstler James Marsh, der für die meisten Albumcover von Talk Talk verantwortlich zeichnet.

Titelliste

Alle Lieder stammen von Mark Hollis und Tim Friese-Greene.

  1. The Rainbow – 9:05
  2. Eden – 6:37
  3. Desire – 7:08
  4. Inheritance – 5:16
  5. I Believe in You – 6:24
  6. Wealth – 6:35

Einzelnachweise

  1. http://www.laut.de/Talk-Talk
  2. EMI Records Limited v Hollis & Others (Court of Appeal (Civil Division) 23. Mai 1989)
  3. http://www.ireference.ca/search/Spirit%20of%20Eden/
  4. Musikexpress 3/2003
  5. Spirit of Eden bei Allmusic
  6. http://pitchfork.com/features/staff-lists/5882-top-100-albums-of-the-1980s/7/
  7. http://www.guardian.co.uk/music/musicblog/2008/apr/09/markhollis

Weblinks