St. Liborius (Haldensleben)

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Außenansicht

Die Kirche Sankt Liborius ist eine katholische Kirche in Haldensleben, der Kreisstadt des Landkreises Börde in Sachsen-Anhalt. Sie gehört zur Pfarrei „St. Christophorus“ mit Sitz in Althaldensleben, im Dekanat Stendal des Bistums Magdeburg. Die nach dem heiligen Liborius benannte Kirche befindet sich in der Gerikestraße 26 (Ecke Schulstraße). Sie ist im Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt, das auf Basis des Denkmalschutzgesetzes vom 21. Oktober 1991 erstellt wurde, als Kulturdenkmal verzeichnet.

Geschichte

Mit der Einführung der Reformation im Jahre 1541 wurde die Bevölkerung in Haldensleben überwiegend evangelisch-lutherisch.[1]

Nachdem sich im Zuge der Industrialisierung die Zahl der Katholiken in Neuhaldensleben wieder vergrößert hatte, fanden von 1905 bis 1920 durch Priester aus Althaldensleben Heilige Messen im Saal der Gaststätte „Hohenzollern“ am Markt in Neuhaldensleben statt. Zuvor gingen die Katholiken aus Neuhaldensleben zum Gottesdienst in die Doppelkirche Althaldensleben.

1920 wurde das Grundstück Magdeburger Straße 28[2] oder 32[3] erworben, wo bis 1939 die Gottesdienste stattfanden. 1926 wurde die Filialkirchengemeinde „Haldensleben I.“ errichtet, an der Magdeburger Straße eine Kapelle eingerichtet, und Neuhaldensleben erhielt mit Theodor Schulte den ersten Pfarrvikar.

1937 erfolgte die bischöfliche Genehmigung zum Bau der St.-Liborius-Kirche. 1938, nach der Inbetriebnahme des Mittellandkanals, wurden Alt- und Neuhaldensleben zu Haldensleben zusammengelegt. In diesem Jahr begann auch der Bau der Kirche. Damals war Wilhelm Reimetz Pfarrvikar in Haldensleben. Am 21. Mai 1939 erfolgte die Kirchweihe durch Augustinus Philipp Baumann, den Weihbischof des Erzbistums Paderborn, zu dem Haldensleben damals gehörte. Liborius, der Hauptpatron des Erzbistums Paderborn, wurde auch Schutzpatron der neuen Kirche in Haldensleben. 1945 wurde eine für die Kirche bestimmte Orgel angeliefert, die jedoch nicht mehr aufgestellt wurde.[4]

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhöhte sich die Zahl der Katholiken in Haldensleben weiter durch den Zuzug von katholischen Flüchtlingen und Heimatvertriebenen. 1949 wurde die Pfarrei St. Liborius errichtet. In der von 1949 bis 1965 dauernden Amtszeit des Pfarrers Johannes Meier wurde das Pfarrhaus erbaut, und die Kirche mit dem Michaelsrelief über dem Eingangsportal, dem Liboriusbildnis, dem Altarbild, der Orgel und dem Kreuzweg ausgestattet. 1979 erfolgte die Einweihung des Pfarrheims.

Am 1. März 2007 wurde der Gemeindeverbund „Haldensleben – EichenbarlebenGroß AmmenslebenWeferlingenWolmirstedt“ gegründet, zu dem von da an die Kirche gehörte.[5] Am 2. Mai 2010 entstand aus dem Gemeindeverbund die heutige Pfarrei „St. Christophorus“. Zu ihr gehören außer der St.-Liborius-Kirche auch die Kirchen „St. Johannes Baptist“ in Althaldensleben, „Heilig Kreuz“ in Calvörde, „St. Nikolaus von der Flüe“ in Colbitz, „St. Benedikt“ in Eichenbarleben, „St. Peter und Paul“ in Groß Ammensleben, „St. Josef und St. Theresia vom Kinde Jesu“ in Weferlingen, „St. Josef“ in Wolmirstedt sowie die Wallfahrtskapelle „St. Anna“ auf Gut Glüsig. Die Volkszählung in der Europäischen Union 2011 zeigte, dass von den 18.527 Einwohnern von Haldensleben 660 der römisch-katholischen Kirche angehörten, was 3,6 % entspricht.

Architektur und Ausstattung

Auf dem Dach der einschiffigen Hallenkirche befindet sich ein kreuzbekrönter Dachreiter. Über dem Eingangsportal zeigt ein Relief den Erzengel Michael, den Schutzpatron Deutschlands, mit einem Schwert und einem Drachen zu seinen Füßen. Die darunter stehende lateinische Inschrift „QUIS UT DEUS“ („Wer ist wie Gott“) ist die Übersetzung des hebräischen Namens Michael (hebräisch: מיכאל).

Im Eingangsraum der Kirche befindet sich eine Pietà sowie Gedenktafeln für die Gefallenen und Vermissten. Auch an die ehemaligen Priester der Kirchengemeinde wird dort erinnert. Der Innenraum wird von einer Holzdecke abgeschlossen. Die Buntglasfenster wurden von A. Reisdorff aus Köln entworfen und 1938 von der ebenfalls in Köln ansässigen Glasmalerei Botz + Miesen ausgeführt,[6] sie zeigen die sieben katholischen Sakramente: Taufe, Beichte, Eucharistie, Firmung, Ehe, Priesterweihe und Krankensalbung. Das Kirchengestühl bietet 184 Sitzplätze.

Im Altarraum befinden sich außer dem Altar auch eine mit Ähren und Weintrauben verzierte Tabernakelstele aus den 1960er Jahren sowie das aus den 1980er Jahren stammende Taufbecken. Den hölzernen Ambo schmückt eine Darstellung des Heiligen Geistes. Das Mosaik an der Rückwand zeigt Jesus Christus und die vier Evangelistensymbole: zu seiner Rechten den Mensch für Matthäus, darunter den Löwe für Markus, zu seiner Linken den Adler für Johannes und darunter den Stier für Lukas.

Links vom Altarraum hat eine 1941 vom Bildhauer Heinrich Pütz (1882–1962)[7] aus Wiedenbrück geschaffene Marienstatue, vor der Opferkerzen aufgestellt werden können, ihren Platz. An einer Säule befindet sich seit 1963 eine 2,40 Meter hohe, von Werner Schubert-Deister gestaltete Darstellung des heiligen Liborius,[8] darunter ein Pfau. Einer Legende nach zog im 9. Jahrhundert ein Pfau bei der Übertragung der Reliquien des heiligen Liborius von Le Mans, der Wirkungsstätte von Liborius, nach Paderborn, wo sie sich seit dem befinden, voran.

Die Mitte des 20. Jahrhunderts errichtete Orgel verfügt über 22 Register, unter der Orgelempore ist der Beichtstuhl platziert. Der als Mosaik ausgeführte Kreuzweg aus den 1950er Jahren umfasst 14 Stationen. Die Künstlerin Erika Maria Wiegand, von 1945 bis 1952 in Haldensleben ansässig, schuf 1949 die Pietà (Terrakotta, 90 cm) und 1950 die Weihnachtskrippe (ebenfalls Terrakotta).

Literatur

  • Pfarrei St. Christophorus (Hrsg.): Herzlich Willkommen in der kath. Kirche St. Liborius in Haldensleben. (undatiertes Faltblatt, um 2013)

Weblinks

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://gewaesser.rudern.de/haldensleben
  2. http://www.kath-kirche-haldensleben.de/Gemeinden/hdl/chronik.htm
  3. Aushang im Eingangsraum der Kirche
  4. http://www.sachsen-anhalt-wiki.de/index.php/Ernst_Palandt
  5. http://www.bistum-magdeburg.de/front_content.php?idcat=1409&idart=2463&lang=5
  6. Signatur am Fenster
  7. http://www.wiedenbruecker-schule.org/kunstler-a-z/heinrich-puts-bildhauer-1882-1962/
  8. http://schubert-deister.de/sakrales/

Koordinaten: 52° 17′ 8,2″ N, 11° 24′ 35,6″ O