Stechender Mäusedorn

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Stechender Mäusedorn

Stechender Mäusedorn (Ruscus aculeatus L.)

Systematik
Monokotyledonen
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Spargelgewächse (Asparagaceae)
Unterfamilie: Nolinoideae
Gattung: Mäusedorne (Ruscus)
Art: Stechender Mäusedorn
Wissenschaftlicher Name
Ruscus aculeatus
L.

Der Stechende Mäusedorn (Ruscus aculeatus), auch Stacheliger Mäusedorn oder Dornmyrte[1] genannt, ist eine Pflanzenart, die zu den Spargelgewächsen (Asparagaceae) gehört. Sie ist vor allem rund um das Mittelmeer sowie bis Vorderasien heimisch und wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2002 gekürt.

Beschreibung

Der Stechende Mäusedorn ist ein immergrüner, zwischen 20 und 80, selten bis zu 90 Zentimeter hoher Halbstrauch. Bei den scheinbaren Blättern der Pflanze handelt es sich um sogenannte Phyllokladien, flächig verbreiterte Kurztriebe. Sie sind zweizeilig angeordnet, länglich und starr mit einer deutlichen Nervatur, bis zu 2,5 Zentimeter lang und verjüngen sich zu einer schmalen, stechenden Stachelspitze. Die eigentlichen Blätter der Pflanze sind klein, schuppenartig, bräunlich häutig und dreieckig bis lanzettlich.[2]

Blütezeit ist von März bis Mai. Die Blüten und Früchte stehen einzeln auf den Phyllokladien, welche aus den Achselknospen der Schuppenblätter hervorgehen. Die Blütenhülle ist klein, bis zu 2 Millimeter breit und grünlich-weiß, die inneren Blütenhüllblätter sind deutlich kleiner als die äußeren.[2]

Giftigkeit

Der stechende Mäusedorn gilt als wenig giftig bis giftig; giftig sind die Beeren.

Hauptwirkstoffe sind die in den Beeren enthaltenen Saponine, besonders Rucogenin.

Vergiftungserscheinungen: Bei Kindern sind nach der Einnahme der Beeren gastrointestinale Symptome z.T. mit Somnolenz aufgetreten. Solche Beobachtungen wurden besonders in Frankreich und in der Schweiz gemacht.

Bei einer Katze traten nach dem Fressen von 4-5 Beeren wiederholtes Erbrechen, Durchfall und Apathie auf.

Verbreitung

Der Stechende Mäusedorn ist eine weitverbreitete und typische Art der mediterranen und pontischen Flora. Sie ist in Südeuropa von Spanien bis Südrussland heimisch, strahlt aber im Westen bis England, im Osten bis Ungarn und Rumänien aus. Außerhalb von Europa findet er sich in Nordafrika und Vorderasien. Der Stechende Mäusedorn ist aber auch am südlichen Fuß der Alpen, im Wallis, Tessin und Südtirol anzufinden. In Deutschland und Österreich[3] ist er nicht heimisch.[2]

Die xerophile Pflanze mag warme, trockene steinige Hänge in Gebüschen und Wäldern, gelegentlich findet sie sich in Höhenlagen von bis zu 1000 Meter. Auf steinigem Untergrund bildet er in Eichen- und Buchenwäldern sowie zwischen Hopfenbuchen im Süden Unterholz. In kühlen Lagen kann sich die Pflanze nur im Schutz anderer Pflanzen halten, in offener Vegetation erfriert sie dort schnell.[2]

Systematik

Das Art-Epitheton aculeatus (lat. „stachelig, scharf“) verweist auf die stachelspitzigen Phyllokladien.[4] Es wurden diverse Varietäten bzw. Unterart beschrieben (barrelieri, burgitensis, laxus), die aber heutzutage meist als Standortformen verworfen werden.[2]

Verwendung

Beeren des Stechenden Mäusedorns

Der Stechende Mäusedorn war bereits Plinius als Nahrungsmittel bekannt, auch im Tessin wurden die Triebe noch in der Neuzeit gegessen. Aus den Zweigen machte man Besen.[2]

Der Stechende Mäusedorn wurde in Deutschland im Winter seiner dekorativen Wirkung wegen gern in Gestecken verwendet, in Südtirol fand er als Grabeinfassung Gebrauch.[2]

Arzneipflanze

Als Heildroge dienen die getrockneten unterirdischen Organe

Wirkstoffe: Steroid-Saponine Ruscin und Ruscosid mit den Aglyka Neoruscogenin und Ruscogenin (als Ruscogenine bezeichnet), Triterpene und wenig ätherisches Öl.

Anwendung: Den Ruscogeninen werden kapillarabdichtende, den Venentonus erhöhende, entzündungshemmende und entwässernde Eigenschaften zugeschrieben.

Die Droge selbst ist nicht gebräuchlich, aber zahlreiche Fertigpräparate enthalten standardisierte Extrakte oder isolierte Ruscogenine. Man verwendet sie zur unterstützenden Therapie bei chronisch venöser Insuffizienz mit Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, Schwellungen, Juckreiz und nächtlichen Wadenkrämpfen, sowie bei Beschwerden durch Hämorrhoiden.

Literatur

Nachweise

  1. regional auch Myrtendorn
  2. a b c d e f g Karl Suessenguth in Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. – Monocotyledones II, Bd. II, 2. Aufl., 1936, S. 332-333
  3. M.A. Fischer, K. Oswald, W. Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Dritte Auflage, Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9
  4. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3. Auflage, Birkhäuser, Basel 1996 (Nachdruck ISBN 3-937872-16-7)

Weblinks

Commons: Stechender Mäusedorn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien