Stefan Heymann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Juli 2016 um 06:41 Uhr durch GT1976 (Diskussion | Beiträge) (→‎Einzelnachweise). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
70. Geburtstag von Robert Siewert am 30. Dezember 1957, v.l.n.r.: Robert Siewert, Stefan Heymann, Walter Bartels

Stefan Heymann (* 14. März 1896 in Mannheim; † 3. Februar 1967[1] in Ost-Berlin) war ein deutsch-jüdischer Kommunist, Redakteur, KZ-Häftling, Kulturfunktionär der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), Botschafter der DDR in Ungarn und Polen sowie Hochschullehrer.

Leben

Heymann entstammte einer jüdischen Familie deutschnationaler Überzeugung. Nach dem Besuch der Bürgerschule absolvierte er ein Humanistisches Gymnasium und anschließend eine Lehre als Angestellter. Heymann meldete sich im Ersten Weltkrieg als Freiwilliger zum Heeresdienst und wurde als Leutnant der Reserve mehrmals verwundet. Nachdem er 1919 Anschluss an Ernst Toller und Erich Mühsam gefunden hatte, beteiligte er sich an der Proklamation der Räterepublik Kurpfalz. Danach war er im militärischen Apparat der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) unter dem Decknamen Dietrich tätig. Beruflich war er bei einer Mannheimer Bank beschäftigt. 1924 wurde er zu dreieinhalb Jahren Gefängnishaft wegen illegaler Betätigung in der verbotenen KPD verurteilt, jedoch 1926 amnestiert. Er wurde Mitglied im Rotfrontkämpferbund (RFB), der Roten Hilfe (RH) und der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH). Während der Jahre der Weimarer Republik war er Chefredakteur der Mannheimer Arbeiterzeitung und der Roten Fahne in Breslau. Von 1928 bis 1929 war er als Nachfolger von Paul Schreck Mitglied des Landtages der Republik Baden.

Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten wurde Heymann 1933 verhaftet und im KZ Dachau gefangen gehalten sowie 1938 im KZ Buchenwald, wo er als Blockältester im Block 3 für junge jüdische Häftlinge eingesetzt war, später als Desinfektor. 1942 kam er ins KZ Auschwitz-Monowitz, wo er Schreiber im Krankenbau war, und im Januar 1945 ein weiteres mal ins KZ Buchenwald, wo er in der Arbeitsstatistik des Kleinen Lagers tätig war.

Stefan Heymann war in erster Ehe verheiratet mit Erika Geck (Heymann), der Tochter des Reichstagsabgeordneten und Offenburger Verlegers Adolf Geck. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, die Tochter Sonja Heymann (Nerlich) und der Sohn Prof. Dr. Dieter Heymann.

Nach der Befreiung von der NS-Herrschaft war Heymann Mitglied der KPD-Landesleitung Thüringen und Gründer des Antifa-Komitees Thüringen. Danach übernahm er eine Funktion in der Abteilung Kultur und Erziehung im Zentralkomitee (ZK) der SED. Von Ende 1950 bis 1953 war er Botschafter in der Volksrepublik Ungarn und von 1953 bis 1957 in Volkspolen. Danach war er Leiter der Presseabteilung im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR und 1960 Professor an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft Walter Ulbricht. Seit 1963 war er emeritiert.[2]

Schriften

  • Lehrhefte für das Fernstudium / Lehrgang 9. / Themenreihe 2. / T. 3. / Kap. 15. Die Herausbildung u. Entwicklung d. Arbeiter-und-Bauern-Macht als d. Basis d. Kampfes d. deutschen Volkes unter Führung d. Arbeiterklasse u. ihrer Partei um d. Sicherung d. Friedens u. d. nationale Wiedergeburt Deutschlands. / Abschnitt 1945–1949 / T. 1.1961.
  • Marxizmus a rasová otázka. Tatran, Bratislava 1951.
  • Balzac, der grösste kritische Realist der französischen Literatur. Volk u. Wissen, Berlin 1950.
  • Wirtschaft, Horatio! Wirtschaft! Werden und Wirken, Weimar 1949.
  • Marxismus und Rassenfrage. Dietz, Berlin 1948.
  • Kampf um Wahrheit und Freiheit. Thür. Volksverl., Weimar 1948.
  • Der Volkskatechismus der Altenburger Republikaner. in: Douai, Adolf. Thür. Volksverl., Weimar 1948.
  • Konzentrationslager Buchenwald. Thüringer Volksverl., Weimar.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Neues Deutschland, 8. Februar 1967, S. 8 (Traueranzeige)
  2. Heinz Koch / Udo Wohlfeld: Das deutsche Buchenwaldkomitee. Die Periode von 1945 bis 1958, Weimar 2010, S. 179, ISBN 3-935275-14-5