Stift Herdecke

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Wohnhaus der letzten Äbtissin

Das Stift Herdecke war ein Frauenstift in Herdecke und gilt als Keimzelle von Herdecke.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Stift war im Laufe der Jahrhunderte auch unter den Namen Herdicke, Hirreke, Hyrrike, Herrike, Hyrreke, Heirdike, Heirke, Herdicke, bekannt.

Nach Hermann Stangefols Werk „Annales circuli Westphalici“ wurde das Stift 819 als Benediktinerinnenkloster von einer Frederuna gegründet. Zu dieser Darstellung fehlen jedoch weitere zeitgenössische Erwähnungen. Nach gegenteiliger Ansicht fand die Gründung erst zu Beginn des 11. Jahrhunderts statt.[1]

Die erste urkundliche Erwähnung des Klosters war im Jahre 1214, als Erzbischof Adolf I. von Köln die Schirmgerechtigkeit an das Stift versetzt. Eine zweite Urkunde findet sich 1227 als Bruno von Stypel die Vogtei über das Kloster Herdecke mit Zustimmung des Lehnsherrn Gerlach von Strünkede dem Kloster auf 4 Jahre verpfändete. Patrozinium waren Maria und Benedikt.[2] In dem Güter- und Einkünfteregister des Frauenkonvents von 1229 ist schon eine große Zahl von Besitzungen verzeichnet. So werden alleine im Hagener Raum 14 Orte mit teilweise mehreren Besitzungen genannt, wobei es sich hierbei alle um die Erstnennung von heute noch als Hagener Orts- bzw. Stadtteile bestehenden Wohnplätzen handelt.[3] Ab dem 13. Jahrhundert nennen Quellen einige Äbtissinnen und Stiftsdamen aus dem regionalen Adel. Es gab einen Stifts-Küster, einen Stifts-Bäcker (Back- und Brauhaus) und die Stifts-Amtmänner stellten die Familien Giseler, Deutecom, Rütger und Sümmermann.

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wird von prekären wirtschaftlichen und personellen Zuständen berichtet, von denen sich das Kloster aber wieder erholte. Im Jahre 1265 werden die Klostergebäude als zerstört erwähnt. Seit 1313 ist die Zugehörigkeit zum Benediktinerorden belegt, demnach ist es möglich, dass das Stift eine Tochtergründung von St. Maria im Kapitol zu Köln ist. Das Marktrecht wurde von Engelbert III. von der Mark erstmals 1355 verliehen. 1374 gab Graf Engelbert dem Stift und dessen Leuten auch die Befreiung von aller Schatzung. 1487 versichert Herzog Johann von Kleve, dass die an ihn vom Kloster Herdecke bewilligte Beisteuer, ihnen zu keinem Nachteil gereichen solle. Im Laufe des Jahres 1488 wurde das Kloster in ein freiweltliches Damenstift überführt, welches im gleichen Jahr durch einen päpstlichen Legaten bestätigt wurde.

Ab 1666 wurde das Damenstift Herdecke zu einem konfessionsübergreifenden Simultanstift, in dem die unverheirateten Töchter des evangelischen-lutherischen, des evangelisch-reformierten und katholischen Adels versorgt wurden. Aufgrund eines 1672 geschlossenen Religionsvergleichs durften die katholisch gebliebenen Stiftsdamen neben dem Stift eine eigene Kapelle bauen.[4] Am 6. Oktober 1700 erlaubte Kurfürst Friedrich III. dem inzwischen rein protestantischen Damenstift die Bestellung eines reformierten Predigers.

Mit der Säkularisation wurde das Stift durch die Regierung der Grafschaft Berg zum 1. Januar 1812 aufgehoben. Auf dem Gelände des ehemaligen Stifts befinden sich heute mehrere denkmalgeschützte ehemalige Stiftsgebäude und die denkmalgeschützte ehemalige Stiftskirche St. Marien, heute Evangelische Kirche Herdecke.

Äbtissinnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegel des Damenstifts Herdecke aus dem Jahre 1304

Für das Kloster und Stift Herdecke sind folgende Äbtissinnen bekannt - abweichende Namen in Klammern.[5][6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Otto Schnettler: Herdecke an der Ruhr im Wandel der Zeiten. Stift, Dorf, Stadt. (Zur Zweijahrhundertfeier der Stadterhebung 1739–1939). F. W. Ruhfus, Dortmund 1939 (Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 45, ISSN 0405-2021).
  • Gerhard E. Sollbach: Feudale Herrschaft und bäuerlicher Widerstand. Abgabeverweigerung der Pachtbauern des Damenstifts Herdecke an d. Ruhr. In: Der Märker. 38, 1989, ISSN 0024-9661, S. 99–105.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stift Herdecke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Schnettler; Westfalenland - Heimatbeilage zum Westfälischen Tageblatt, Jahrgang 1928, Nr. 5
  2. Germania Sacra – Klosterdatenbank – Benediktinerinnenabtei Herdecke [1]
  3. Ralf Blank / Stephanie Marra / Gerhard E. Solbach: Hagen – Geschichte einer Großstadt und ihrer Region, Klartext Verlag, Essen 2008, S. 89
  4. Walter Vollmer: Westfälische Städtebilder. Berichte und Betrachtungen. C. Bertelsmann Verlag, Gütersloh 1963, S. 235.
  5. Johann Dietrich von Steinen: Westphälische Geschichte, Theil 4, Stück 23 (1760) Historie des Adlich weltlichen Stifts und Freyheid Herdicke, Uni Münster, pdf [2]
  6. Michael Buhlmann: Regententabelle Stift Herdecke bis 1542, pdf [3]

Koordinaten: 51° 24′ 0,7″ N, 7° 25′ 54,9″ O