Tannenfels (Schiff, 1898)

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Tannenfels
Die Waganda ex Tannenfels
Die Waganda ex Tannenfels
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
Vereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich
Deutsches Reich Deutsches Reich
andere Schiffsnamen

1914: Basilian
1915: Hunslet
1921: Waganda

Schiffstyp Frachtschiff
Heimathafen Bremen
Hongkong, London
Hamburg
Eigner DDG Hansa
Shipping Controller
Woermann-Linie
Bauwerft Wigham Richardson & Co.,
Newcastle upon Tyne
Baunummer 336
Stapellauf 23. März 1898
Indienststellung 9. April 1898
Verbleib 1933 abgebrochen
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
127,2 m (Lpp)
Breite 16,5 m
Tiefgang (max.) 7,7 m
Vermessung 5462 BRT
3564 NRT
 
Besatzung 64
Maschinenanlage
Maschine Vierfach-Expansionsmaschine
Maschinen­leistung 2.200 PS (1.618 kW)
Höchst­geschwindigkeit 11 kn (20 km/h)
Propeller 1
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 8280 tdw
Zugelassene Passagierzahl ab 1922: 12

Die 1898 in Dienst gestellte Tannenfels der Deutschen Dampfschiffahrtsgesellschaft „Hansa“ (DDG „Hansa“) sollte im Ersten Weltkrieg als Kohlenversorger Kriegsschiffen der Kaiserlichen Marine dienen. Es gelang ihr nicht, den Kleinen Kreuzer SMS Emden vor dem Marsch in den Indischen Ozean zu versorgen. Die Tannenfels wurde schließlich von einem britischen Zerstörer aufgebracht und dann als Transporter auf Seiten der Entente eingesetzt.

1921 kaufte die Woermann-Linie die ehemalige Tannenfels und setzte sie als Waganda im Frachtdienst nach Afrika ein. Das ab Ende 1930 aufgelegte Schiff wurde ab Mitte 1933 in Hamburg abgebrochen.

Geschichte des Schiffes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tannenfels gehörte zur ersten Serie von fünf Frachtern der DDG „Hansa“ für den Dienst nach Ostindien (siehe zweite Ehrenfels). Frachter dieser Größe waren bis 1914 der Hauptbestandteil der Flotte der Bremer Frachtschiffsreederei. Von den ersten fünf Neubauten dieser Größe entstanden vier bei der Werft Wigham Richardson & Co. in Newcastle-on-Tyne. Nur die Bärenfels wurde von der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft geliefert.

Das in Newcastle bestellte Tannenfels lief am 23. März 1898 mit der Baunummer 336 vom Stapel und wurde am 9. April als drittes Schiff der Serie an die DDG „Hansa“ abgeliefert. Sie war 127,2 m lang, 16,45 m breit und hatte einen Tiefgang von 7,7 m. Das Schiff war mit 5462 BRT vermessen und konnte bis zu 8280 tdw tragen. Angetrieben wurde es von einer 4-Zylinder Vierfach-Expansions-Dampfmaschine der Bauwerft, die 2200 PSi auf eine Schraube leistete und eine Geschwindigkeit von 11 kn ermöglichte.

Die Tannenfels wurde auf den Liniendiensten der Reederei in den Mittleren Osten eingesetzt.

Kriegsschicksal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die im Juli 1914 mit einer Ladung Kohlen in Singapur eingetroffene Tannenfels konnte noch kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs die britische Kolonie verlassen. Sie sollte nach Timor gehen, um dann an einem vorgeplanten Treffpunkt auf See ihre Kohlenladung an Einheiten des deutschen Ostasiengeschwaders abzugeben. Tatsächlich gelangte das Schiff nicht dorthin, da es durch die niederländischen Neutralitätskontrollen immer wieder gezwungen wurde, die Küstengewässer Niederländisch-Indiens zu verlassen.[1]

Die Emden wartete daher mit ihrem Versorger Markomannia am 24./25. August 1914 vergeblich auf die Tannenfels an der Ostküste Timors.[2] Nachdem die Emden am 27. August auf das niederländische Küstenpanzerschiff Marten Harpertszoon Tromp[3] gestoßen war, entschied sich der Kommandant des Kreuzers, in Kenntnis der Auslegung der Neutralitätsregeln durch die niederländische Marine, in den Indischen Ozean zu gehen und seine weitere Versorgung, neben der Markomannia, durch Beuteschiffe sicherzustellen.[4]

Die Chelmer 1915 vor den Dardanellen

Die Tannenfels lief 30. August 1914 in Batavia ein, verließ den Hafen aber am 1. September, um dem Kreuzergeschwader unter Vizeadmiral Graf Spee weiter zur Verfügung zu stehen. Zu diesem Zeitpunkt war die Emden bereits im Indischen Ozean und der Rest des Geschwaders auf dem Weg in die Südsee und nach Südamerika. Am 14. September 1914 wurde die Tannenfels auf der Suche nach deutschen Einheiten in der Straße von Basilan zwischen Mindanao und der Insel Basilan vom britischen Torpedobootzerstörer HMS Chelmer aufgebracht und dann nach Hongkong eskortiert, wo sie Anfang Oktober zur Prise erklärt wurde und in Basilian umbenannt wurde.

1916 erhielt das Schiff mit Hunslet einen neuen Namen, der wie bei vielen Beuteschiffen mit Hun- begann (Hunnendampfer) und damit eine abfällige Bezeichnung für die Deutschen enthielt. Die britischen Behörden ließen das Schiff von der White Star Line bereedern. 1917 wurde das Management der Prise der Union Castle Mail Steamship Co. übertragen.

Wieder unter deutscher Flagge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ehemalige Tannenfels wurde im September 1921 von der Woermann-Linie in Hamburg für den Frachtdienst nach Südafrika angekauft. Am 15. Mai 1922 trat das Schiff unter seinem neuen Namen Waganda seine erste Reise für die Woermann-Linie und die Deutsche Ost-Afrika-Linie nach Afrika an. Es hatte nunmehr auch Kabinen für zwölf Passagiere. Neben der Waganda kamen im Frachtdienst der Neubau Urundi (5791 BRT, 1920) und die gleichzeitig von den Afrikalinien zurückgekaufte Muansa (5408 BRT, 1911) zum Einsatz. Zwischen 1923 und 1927 erfolgte eine weitere Verstärkung der Frachterflotte durch den Ankauf weiterer Vorkriegsschiffe oder Nachkriegsneubauten anderer deutscher Reedereien.[5]

Am 23. Dezember 1930 wurde die Waganda in Hamburg aufgelegt und dann am 21. Dezember 1932 zum Abbruch an die Deutsche Werft verkauft. Ab Juni 1933 begann der Abbruch.[6]

Frachtschiffe der Afrikalinien 1920 bis 1928[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ankauf Name Bauwerft BRT
tdw
Stapellauf
in Dienst
weiteres Schicksal
Urundi (1) Blohm & Voss
BauNr. 385
5791
9500
27.07.1920
2.11.1920
DOAL, 1920 Jungfernreise nach Nordamerika, dann Afrikadienst, 1940 Transporter, 1945 an der Evakuierung der Ostgebiete beteiligt, 1945 bis 1949 unter britischer und griechisches Flagge, als in Panama registrierte Valparaiso abgewrackt
27.09.1921 Muansa Bremer Vulkan
BauNr. 549
5408
8960
30.06.1911
10.08.1911
DOAL, formal ausgeliefert/ Rückkauf, 1940 Transporter der Kriegsmarine, 1943 versenkt
09.1921 Waganda Wigham Richardson
BauNr. 336
5462
5280
23.03.1898
04.1898
ex Tannenfels/ DDG Hansa, 1922 in Dienst, eingesetzt von WL und DOAL, Ende 1932 zum Abbruch verkauft,
182.07.1923 Ulanga AG Weser
BauNr. 204
5537
9330
16.09.1914
21.10.1915
ex Santa Clara / Hamburg-Süd, 1919 ausgeliefert, als Den of Airlie angekauft für DOAL, 5. Januar 1931 auf der Heimreise in Brand geraten und völlig ausgebrannt
20.03.1925 Wagogo AG Neptun
BauNr.
3118
5560
6.09.1914
21.10.1915
ex Sofia / Deutsche Levante-Linie, 1919 ausgeliefert, 1925 Ankauf für WL, 1939 in Lobito, 1943 an Portugal verkauft, Türkei, 1961 Abbruch
6.06.1925 Waregga Bremer Vulkan
BauNr. 496
4579
6000
25.02.1907
31.03.1907
ex Max Brock/ WL, 1914 in Duala aufgebracht, 1923 Rückkauf und Umbenennung, Juli 1932 aufgelegt, Dezember 1932 zum Abbruch verkauft
18.06.1925 Rufidji Deutsche Werft
BauNr. 4
1387
..
12.05.1921
16.08.1921
ex Andalusia / Hapag, Levantedienst, 1925 Ankauf für afrikanischen Küstendienst, 1939 Beira, 1943 an Portugal, 1964 unter libanesischer Flagge als Vlassios gesunken
15.06.1926 Wakama Nordseewerke Emden
BauNr. 115
3771
6560
17.09.1921
01.1922
ex Odin / Seereederei „Frigga“, Trampfahrt, 1926 Ankauf, Westafrikadienst, September 1939 Rio de Janeiro, am 1. Februar 1940 Auslaufen nach Deutschland, am 13. von der HMS Dorsetshire bei Cabo Frio gestellt, Selbstversenkung
4.07.1927 Wameru Flensburger SG
BauNr. 352
4076
7060
12.07.1919
30.07.1920
ex Polaria / Hapag, Juli 1927 Ankauf als Porthia und Umbenennung, Westafrikadienst, 1939 Lobito, 1943 an Portugal, 1950 Abbruch

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dies erging auch anderen deutschen Schiffen so, wie der Hoerde (5265 BRT) der Hapag oder der Offenbach (4336 BRT), Ulm (4708 BRT) und Linden (4188 BRT) der DADG (Herbert: Kriegsfahrten Deutscher Handelsschiffe, S. 68)
  2. Lochner, S. 88
  3. 5210 t, 16,5 kn, 2-24 cm-, 4-15 cm Kanonen
  4. Lochner, S. 91ff.
  5. Kludas: Schiffe der Afrikalinien, S. 61, S. 69f., S. 86ff.
  6. Kludas, S. 86.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Cornelis Dijk: The Netherlands Indies and the Great War 1914–1918, KITLV Press, 2007
  • Carl Herbert: Kriegsfahrten deutscher Handelsschiffe. Broschek & Co, Hamburg 1934.
  • Hans H. Hildebrand/Albert Röhr/Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe: Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart, Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford,
  • Arnold Kludas: Die Schiffe der deutschen Afrika-Linien 1880 bis 1945. Verlag Gerhard Stalling, 1975, ISBN 3-7979-1867-4.
  • Reinhard Karl Lochner: Die Kaperfahrten des Kleinen Kreuzers Emden, 1979, Wilhelm Heyne Verlag, München, ISBN 3-453-00951-7