Tschechoslowakische Armee

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Tschechoslowakei Tschechoslowakei Tschechoslowakische Armee
Československá armáda
Führung
Oberbefehlshaber: Staatspräsident der Tschechoslowakei
zuletzt
Václav Havel
Sitz des Hauptquartiers: Prag
Militärische Stärke
Aktive Soldaten: 150.000 (1924/25)[1][2]

220.000 (1937)[3]
440.000 (1938)[3]
400.000 (1956)[4]
180.000 (1992)

Reservisten: 50.000 (1935)
Wehrpflicht: {{{Wehrpflicht}}}
Wehrtauglichkeitsalter:
Haushalt
Militärbudget: N/A
Anteil am Bruttoinlandsprodukt: 14 %

25 % (1939)

Geschichte
Gründung: 1918
Faktische Gründung: 1916 (Tschechoslowakische Legionen)
Auflösung: 1992
Ablösung: Streitkräfte der Tschechischen Republik, Streitkräfte der Slowakischen Republik

Die Tschechoslowakische Armee (tschechisch Československá armáda) war das Militär der Tschechoslowakischen Republik. Sie bestand aus Heer, Luftstreitkräften und einer auf Flussschiffe begrenzten Marine. In ihren drei Teilstreitkräften dienten ungefähr 200.000 Soldaten und zusätzlich noch 50.000 Reservisten (Stand 1937). Die Tschechoslowakische Armee war vor dem Münchner Abkommen eine der schlagkräftigsten Armeen Mitteleuropas. 1992 teilte sie sich in die Streitkräfte der Tschechischen Republik und Streitkräfte der Slowakischen Republik auf.

Geschichte

Erste Republik und Mobilmachung 1938

Panzer der Tschechoslowakischen Armee während der Mobilmachung 1938
Tschechoslowakische Soldaten in Schönlinde (Krásná Lípa) 1938

Hervorgegangen durch die Tschechoslowakischen Legionen während des Ersten Weltkriegs wurde die Tschechoslowakische Armee 1918 gegründet. Sie marschierte 1919 im Sudetenland ein und eroberte im Polnisch-Tschechoslowakischen Grenzkrieg das umstrittene Olsagebiet. Zur Zeit der Ersten Tschechoslowakischen Republik hatten die Streitkräfte nach den massiven Aufrüstungen in den 1920er Jahren 1935 eine Personalstärke von 220.000 Soldaten und zusätzlich noch 50.000 Reservisten, in 17 Infanteriedivisionen und 4 schnellen Divisionen.

Die Einheiten wurden aufgrund des hohen Budgets gut ausgerüstet und hervorragend ausgebildet. Das Oberkommando war vor allem im Königreich Jugoslawien sehr angesehen und schloss später ein Bündnis mit diesem und mit dem Königreich Rumänien. Die Verteidigungspläne waren durch den tschechoslowakischen Wall vorerst gesichert. Der Verteidigungshaushalt war nicht begrenzt und wurde durch die eigene Herstellung von Waffen nicht belastet und erlaubte einen großen Spielraum für andere militärische Interessen. Noch vor dem Münchner Abkommen fand während der Sudetenkrise eine Mobilmachung der Tschechoslowakischen Armee statt.

Der Mobilmachungsplan von 1936 sah die Einberufung von 972.747 Soldaten vor. Darunter waren 718.230 slawischer, 192.844 deutscher und 61.671 ungarischer Abstammung. Die Slowaken stellten unter den Offizieren nur 3,6 bis 5 %.[5]

Zweite Republik

Nach dem Münchner Abkommen marschierte die Wehrmacht in das Sudetenland ein und erbeutete die Systeme des Walls. Die Tschechoslowakische Armee verließ daraufhin die Sudetengebiete und begann mit der Errichtung neuer Staatsgrenzen. Die neue Organisation der Armee und der Aufbau eines neuen Verteidigungssystems forderten von der föderalisierten Tschecho-Slowakei 14 bis 25 % ihres Staatshaushalts. 1924 betrug das Militärbudget 2477 Millionen Kronen.[6]

Okkupation und Zweiter Weltkrieg

Im März 1939 verschwand die Tschechoslowakei von der Landkarte Europas. Die Tschechoslowakische Armee, die nur wenig Widerstand gegen die Okkupation des Landes geleistet hatte, wurde aufgelöst – wobei einige Einheiten sich in die Nachbarländer Polen und Rumänien absetzten. Bis zum Mai 1939 kämpften weitere Einheiten in der Karpatenukraine gegen die ungarischen Streitkräfte und versuchten, die Karpatenukraine wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. 1940 wurde kurz nach der Gründung der Tschechoslowakischen Exilregierung die Tschechoslowakische Exilarmee in London gegründet. Sie kämpfte während des Zweiten Weltkrieges in Europa, Afrika und in Teilen Asiens auf der Seite der Alliierten. Im August 1944 beteiligte sich die Armee am Slowakischen Nationalaufstand gegen die Marionettenregierung der Ersten Slowakischen Republik. Am 4. April nahm die Rote Armee zusammen mit tschechoslowakischen Legionen Bratislava und Prag am 9. Mai 1945 ein. In der Hauptstadt kam es zwischen dem 5. und 9. Mai zum Prager Aufstand. Die Besetzung Prags durch die Rote Armee und die Legionen am 9. Mai beendete auch den Kampf des tschechoslowakischen Widerstands gegen das Naziregime.

Dritte Republik und Waffenlieferungen an Israel

Am 25. Mai 1945 wurde von der vorläufigen Organisation der tschechoslowakischen Streitkräfte, der Tschechoslowakischen Exilarmee eine neue Armee aufgestellt. Hierbei handelte es sich um alle tschechoslowakischen Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg gegen den Nationalsozialismus an allen Fronten gekämpft und die Alliierten unterstützt hatten. Als Tschechoslowakische Korps aus der UdSSR im Oktober 1944 die Karpatenukraine einnahmen, begann das Militär eine Mobilmachung der Bevölkerung des Landesteils und zog fast alle wehrfähigen Einwohner ein. Im Kaschauer Programm wurde die Zusammenarbeit mit der Sowjetunion festgeschrieben. Im Mai 1945 war die wiederaufgestellte tschechoslowakische Armee in über 16 Infanteriedivisionen, ergänzt durch mehrere Panzerkorps und Artilleriedivisionen, unterteilt. Die Stärke der Armee umfasste im März 1946 ca. 750.000 Soldaten. Jedoch fehlte es an Material und Geld. Nach dem Krieg wurde die Armee zusätzlich mit der Durchführung der Vertreibung der Deutschen beauftragt. 1947 wurde die Personalstärke der Armee stark reduziert und eine Reihe von Einheiten verschwand. Nach der Kommunistischen Machtübernahme wurden viele Offiziere der Armee entlassen und durch pro-kommunistische ersetzt. Zusätzlich wurden in politischen Schauprozessen Generäle, die im Zweiten Weltkrieg auf der Seite der Westmächte gekämpft hatten, verurteilt.

Zwischen Juni 1947 und 31. Oktober 1949 lieferte die Sowjetunion über die Dritte Tschechoslowakische Republik und ihren Nachfolgestaat der Israelischen Armee Waffen und trainierte deren Kampfpiloten. Die Waffenlieferungen umfassten 200 MG-34-Maschinengewehre, 4500 P18-Gewehre (ein modifizierter K98-Nachbau) und 50.400.000 Schuss Munition. Für die Waffen zahlte Israel rund 700 Millionen US-Dollar.[7]

Tschechoslowakische Volksarmee (1954–1990)

Militärparade in Prag mit T-72-Panzer, 9. Mai 1985

Nach der Machtübernahme der KSČ wurde die Armee auf 200.000 Soldaten abgerüstet. 1954 wurde sie in Tschechoslowakische Volksarmee Československá lidová armáda (ČSLA) umbenannt und trat 1955 dem Warschauer Pakt bei. In den 1960er Jahren war sie, nach der Roten Armee, die schlagkräftigste Armee des Ostblocks. Im Prager Frühling 1968 wurde die Armee mobilisiert und hatte eine Personalstärke von 1,2 Millionen Soldaten. Den sowjetischen Einmarsch nahm sie aber widerstandslos hin. In den 1970ern wurden die Tschechoslowakischen Streitkräfte erneut abgerüstet. 1990 änderte die ČSLA ihren Namen wieder in Tschechoslowakische Armee.

Abrüstung und Teilung

Nach der Samtenen Revolution 1989 verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik rasant. Als Teil des Sparprogramms der tschechoslowakischen Regierung wurde die Tschechoslowakische Armee von 200.000 Soldaten auf 180.000 Soldaten abgerüstet. Am 25. Dezember 1992 wurde die Armee aufgeteilt in die Streitkräfte der Tschechischen Republik und die Streitkräfte der Slowakischen Republik.

Literatur

Weblinks

Commons: Tschechoslowakische Armee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Deist: Militär, Staat und Gesellschaft. Studien zur preussisch-deutschen Militärgeschichte. (=Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte, Band 34) Oldenbourg Verlag, München 1991, ISBN 3-486-55920-6, S. 390.
  2. Marian Zgórniak: Europa am Abgrund – 1938. Lit, Münster 2002, ISBN 3-8258-6062-0, S. 176.
  3. a b Marian Zgórniak: Europa am Abgrund – 1938. Lit, Münster 2002, ISBN 3-8258-6062-0, S. 133f.
  4. Jörg K. Hoensch: Geschichte der Tschechoslowakei. Kohlhammer, Stuttgart 1992, ISBN 3-17-011725-4, S. 145.
  5. Oswald Kostrba-Skalicky: Bewaffnete Ohnmacht. Die tschechoslowakische Armee 1918–1938. In: Karl Bosl (Hrsg.): Die Erste Tschechoslowakische Republik als multinationaler Parteienstaat. Oldenbourg, München 1979, ISBN 3-486-49181-4, S. 439–528, hier: S. 520.
  6. Manfred Alexander (Hrsg): Vom Kabinett Beneš bis zur ersten übernationalen Regierung unter Švehla 1921–1926. Berichte des Gesandten Dr. Walter Koch. (=Deutsche Gesandtschaftsberichte aus Prag, Band 2) Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2004, ISBN 3-486-55922-2, S. 231.
  7. Z peněz od Izraele platilo Československo evropské komunisty
    Wolfgang Weber: Die USA und Israel. Zur Geschichte und Gegenwart einer politischen Symbiose. Steiner, Stuttgart 1991, ISBN 3-515-05966-0, S. 56.