Straßenradsport-Weltmeisterschaften 1965

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Die Straßenradsport-Weltmeisterschaften 1965 fanden vom 2. bis 5. September im spanischen Lasarte-Oria bei San Sebastián statt. Es waren die ersten Rad-Weltmeisterschaften in Spanien.

Renngeschehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berufsfahrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Rennen der Profis am Sonntag, dem 5. September, litt unter nassem und kaltem Wetter. Die Akteure hatten einen 19,1 Kilometer langen Rundkurs in Lasarte zu befahren, der vierzehnmal durchfahren werden musste, sodass die Rennstrecke 267,4 Kilometer maß. Schon in der ersten Runde des Rennens, das „voller Kampf und Dramatik“[1] war, fiel eine erste Vorentscheidung: Eine 15-köpfige Gruppe preschte vor, aus der sich nach zwölf Runden wiederum zwei Fahrer, der Deutsche Rudi Altig und der Brite Tom Simpson, absetzten. Im Zielsprint wurde Altig von Simpson um vier Radlängen geschlagen, der damit erster britischer Straßen-Weltmeister wurde. Dritter wurde der Belgier Roger Swerts. Altigs zweiter Platz war bemerkenswert, da er sich erst wenige Monate zuvor bei der Vuelta a España ein Bein gebrochen hatte. Der Deutsche Karl-Heinz Kunde belegte Platz fünf hinter dem Niederländer Peter Post. Von 74 Startern kamen 56 ins Ziel, unter denen sich auch fünf weitere deutsche Fahrer befanden.

Die deutsche Zeitschrift Radsport berichtete zudem mit Empörung, das Training der italienischen sowie der spanischen Vierer-Mannschaften habe mit Hilfe von Funkgeräten und Megafon stattgefunden, was gegen die sportlichen Bestimmungen verstoßen hätte.[1]

Amateure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Sonnabend, den 4. September, starteten 142 Aktive aus 31 Ländern zur Straßen-Weltmeisterschaft der Amateure. Unter ihnen waren nach drei Jahren erstmals wieder Fahrer aus der DDR dabei. Die Akteure hatten bei windstillem, ab der fünften Runde regnerischem Wetter auf dem Rundkurs in Lasarte eine Strecke von 171,9 Kilometern zu bewältigen. Abgesehen von einigen vergeblichen Vorstößen blieb das Feld während der gesamten Fahrt zusammen. So kam es am Ziel zu einer Massenankunft, bei der der Dritte der französischen Meisterschaft Jacques Botherel allen anderen unwiderstehlich davonzog. Die beiden westdeutschen Fahrer Wilfried Peffgen und Burkhard Ebert erspurteten sich die Plätze sieben und acht, während es die sechs DDR-Fahrer versäumt hatten, sich rechtzeitig in eine günstige Position zu bringen. Für sie war der 17. Platz von Bernd Knispel die beste Notierung.

Bei trockenem Wetter hatten die Frauen, die noch vor den Amateur-Männern gestartet waren, eine Strecke von 51,95 Kilometern zurückzulegen. Es beteiligten sich 29 Fahrerinnen, die aus neun Ländern an den Start gingen. Nachdem sie in den ersten drei Runden ein ungewöhnlich schnelles Tempo von 35,2 km/h vorgelegt hatten, verlangsamte sich die Fahrt etwas, das Feld blieb aber bis zum Ende zusammen. Ausreißversuche der Belgierin Yvonne Reynders und der DDR-Fahrerin Gisela Graßmann wurden schnell vereitelt. Bei der Zielankunft des noch aus 25 Fahrerinnen bestehenden Feldes erwies sich Elisabeth Eichholz aus der DDR als schnellste Spurterin. In diesem Jahr berichtete der Radsport entgegen seinen Gepflogenheiten in den Jahren zuvor in einer kleinen Notiz über das WM-Rennen der Frauen.

Für das 100-km-Mannschaftszeitfahren war ein gesonderter Kurs abgesteckt worden, der von Lasarte aus 21 Kilometer nach Süden führte. Nach einer Kehrtwende fuhr man 16 Kilometer dieselbe Strecke zurück, um danach in einer 13 Kilometer langen Schleife nach Lasarte zurückzukehren. Die Strecke wurde zweimal durchfahren, und mit einem Durchschnittstempo von 42,7 km/h erwiesen sich die vier Fahrer aus Italien als die Schnellsten.

Sportpolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während des UCI-Kongresses vor Beginn der WM kam es zu Unstimmigkeiten, als die Vertreter des westdeutschen Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) unter den Flaggen der teilnehmenden Länder auch eine „Spalterflagge“ ausmachten, wie damals in der Bundesrepublik die DDR-Fahne umgangssprachlich genannt wurde. Ihre sofortige Entfernung wurde mit Unterstützung der Deutschen Botschaft durchgesetzt, sie wurde durch eine „Tokio-Flagge“ ersetzt: schwarz-rot-gold mit den olympischen Ringen.

Zudem wurde bei diesem Kongress eine faktische Aufteilung der UCI in zwei Verbände beschlossen, in die FICA (Fédération Internationale de Cyclisme Amateur) und die FICP (Fédération Internationale de Cyclisme Professionelle). Damit kam man einer Forderung des IOC nach. Die UCI bestand praktisch nur noch als Dachverband weiter.

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Profis – Einzelrennen (267,4 km)
Platz Athlet Land Zeit
1 Tom Simpson Großbritannien GBR 6:39:19 h
2 Rudi Altig Deutschland GER gl. Zeit
3 Roger Swerts Belgien BEL + 3:40
4 Peter Post Niederlande NED gl. Zeit
5 Karl-Heinz Kunde Deutschland GER gl. Zeit
6 René Binggeli Schweiz SUI + 3:50
7 Arie den Hartog Niederlande NED alle
gl. Zeit
8 Franco Balmamion Italien ITA
9 Francisco Gabica Spanien 1945 ESP
10 Jean Stablinski Frankreich FRA + 4:58
11 Antonio Gómez del Moral Spanien 1945 ESP + 6:06
12 Bruno Mealli Italien ITA gl. Zeit
13 Sebastián Elorza Spanien 1945 ESP + 7:44
14 Edward Sels Belgien BEL + 9:06
15 Valentín Uriona Spanien 1945 ESP alle
gl. Zeit
16 Italo Zilioli Italien ITA
17 Fernando Manzaneque Spanien 1945 ESP
18 Bernard Van De Kerckhove Belgien BEL
19 Barry Hoban Großbritannien GBR + 9:55
20 Walter Godefroot Belgien BEL + 12:56
21 Hennes Junkermann Deutschland GER alle
gl. Zeit
22 Joseph Groussard Frankreich FRA
23 Willi Altig Deutschland GER
24 Winfried Bölke Deutschland GER
25 Joseph Huysmans Belgien BEL
0
50 Dieter Wiedemann Deutschland GER + 16:00
52 Peter Glemser Deutschland GER gl. Zeit
0
Amateure – Einzelrennen (171,9 km)
Platz Athlet Land Zeit
1 Jacques Botherel Frankreich FRA 4:12:52 h
2 José Manuel Lasa Spanien 1945 ESP gl. Zeit
3 Battista Monti Italien ITA gl. Zeit
4 Wim Schepers Niederlande NED alle
4:12:52 h
5 Ole Ritter Danemark DEN
6 Alberto Breppe Argentinien ARG
7 Wilfried Peffgen Deutschland GER
8 Burkhard Ebert Deutschland GER
9 Marian Kegel Polen 1944 POL
10 Daniel Biolley Schweiz SUI
0
17 Bernd Knispel Deutschland Demokratische Republik 1949 GDR
40 Hans-Dieter Taufmann Deutschland Demokratische Republik 1949 GDR
45 Siegfried Huster Deutschland Demokratische Republik 1949 GDR
46 Günter Lux Deutschland Demokratische Republik 1949 GDR
57 Bernhard Eckstein Deutschland Demokratische Republik 1949 GDR
0
68 Günter Liebold Deutschland Demokratische Republik 1949 GDR
Frauen – Einzelrennen (51,95 km)
Platz Athletin Land Zeit
1 Elisabeth Eichholz Deutschland Demokratische Republik 1949 GDR 1:31:04 h
2 Yvonne Reynders Belgien BEL gl. Zeit
3 Aino Puronen Sowjetunion 1955 URS gl. Zeit
4 Lily Clairen Belgien BEL alle
1:31:04 h
5 Lyli Herse Frankreich FRA
6 Nadeshda Samoljotowa Sowjetunion 1955 URS
7 Ludmila Filina Sowjetunion 1955 URS
8 Louisa Smits Belgien BEL
9 Elsy Jacobs Luxemburg LUX
10 Renée Vissac Frankreich FRA
0
16 Gisela Graßmann Deutschland Demokratische Republik 1949 GDR
0
Amateure – Mannschaftszeitfahren (100 km)
Platz Land Athleten Zeit
1 Italien Italien Pietro Guerra/Luciano Dalla Bona/
Mino Denti/Giuseppe Soldi
2:22:03 h
2 Spanien 1945 Spanien Mariano Díaz/José Manuel López Rodríguez/
José Manuel Lasa/Domingo Perurena
2:22:13 h
3 Frankreich Frankreich André Desvages/Gérard Swertvaeger/
Henri Heintz/Claude Lechatellier
2:24:06 h

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Radsport, 7. September 1965

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Helmer Boelsen: Die Geschichte der Rad-Weltmeisterschaft, Bielefeld 2007, S. 94, ISBN 978-3-936973-33-4
  • Radsport, September 1965
  • Deutsches Sportecho, Ausgaben vom 30. August bis 6. September 1965

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]