Walter Braemer

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Walter Braemer (* 7. Januar 1883 in Königsberg; † 13. Juni 1955 in Hamburg) war ein deutscher Offizier, zuletzt General der Kavallerie z. V. und SS-Gruppenführer im Zweiten Weltkrieg.

Leben

Braemer trat am 2. März 1901 als Fähnrich in das 2. Hannoversche Dragoner-Regiment Nr. 16 der Preußischen Armee ein. Ab Oktober 1906 machte er eine zweijährige Ausbildung an der Militär-Reitschule und wurde danach an die Kriegsakademie kommandiert. 1912 folgte eine Kommandierung in den Großen Generalstab, wo er eine Ausbildung zum Generalstabsoffizier absolvierte. Während des Ersten Weltkrieges diente er in verschiedenen Divisionsstäben.

Nach Ende des Krieges wurde Braemer im Rang eines Hauptmanns in die Reichswehr übernommen. Zunächst war er im Reichswehrministerium tätig, wurde im April 1922 zum 2. (Preußisches) Reiter-Regiment versetzt und gehörte ab Anfang Oktober 1923 dem Stab der 6. Division in Münster an. So kommandierte er u. a. das 6. (Preußisches) Reiter-Regiment in Pasewalk von Anfang Februar 1927 bis 31. Dezember 1930. Anschließend wurde Braemer Kommandant von Insterburg. Kurz nach seiner Beförderung zum Generalmajor trat er im November 1932 in den Ruhestand.

Während der Zeit des Nationalsozialismus trat er am 1. Oktober 1935 im Rang eines SS-Standartenführers der Schutzstaffel (SS-Nr. 223.910) bei und 1937 der NSDAP (Mitglieds-Nr. 4.012.32). Anfang Juli 1938 wurde Braemer als Generalmajor der Wehrmacht reaktiviert.

Ankündigung einer öffentlichen Hinrichtung von 20 polnischen Geiseln in Bromberg, unterzeichnet am 10. September 1939 durch Generalmajor Braemer

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war Braemer Kommandant des Rückwärtigen Armeegebiets 580 (Korück 580) und kam im Zuge des Überfalls auf Polen mit der 4. Armee zwei Tage nach dem Bromberger Blutsonntag am 5. September 1939 nach Bromberg. Dort trat der „fanatische Nationalsozialist“ mit „unerhörter Brutalität“ auf: Zur Vergeltung nahmen auch ihm unterstellte Einheiten an über Tage dauernden Erschießungen von hunderten polnischen Zivilisten teil, die angeblich entweder Waffen getragen oder Widerstand geleistet haben sollen. Der Historiker Christian Hartmann schreibt in diesem Zusammenhang von einem befohlenen Kriegsverbrechen und stellt fest, es habe sich gerade nicht um einen spontanen Gewaltausbruch gehandelt.[1] Im Mai 1941 wurde Braemer zur Führerreserve des OKH versetzt. Am 1. Juli 1941 wurde er zum Generalleutnant und am 1. September 1942 zum General der Kavallerie z.V. befördert.

Braemer fungierte in Riga als Wehrmachtbefehlshaber im Reichskommissariat Ostland von Sommer 1941 an. Zusammen mit seinem Untergebenen Gustav Freiherr von Mauchenheim genannt Bechtolsheim trieb er dort den Judenmord voran.[2] Braemer selbst schrieb im September 1941, dass auch „Juden und judenfreundliche Kreise“ zu allen „die Ruhe und Ordnung gefährdenen Faktoren“ zählen würden und diese durch „rasches Handeln und rücksichtsloses brutales Vorgehen“ unschädlich gemacht werden sollten.[3] Dem Reichskommissar Hinrich Lohse teilte er am 20. November 1941 mit, dass die „jüdische Bevölkerung Weißrutheniens [...] bolschewistisch und zu jeder deutschfeindlichen Haltung fähig“ sei.[4] Baemers Verhältnis zu Lohse war aber sehr angespannt, bereits im August 1942 klagte Lohse über die „widerstrebende Militärverwaltung“. Nach einer Festivität in Riga zum Führergeburtstag am 20. April 1944 kam es zu einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen Braemer und Lohse, indem Lohse Braemer öffentlich ohrfeigte.[5] Am 20. April 1944 wurde Braemer zum SS-Gruppenführer befördert. Zum 1. Mai 1944 löste ihn Werner Kempf als Wehrmachtbefehlshaber im Reichskommissariat Ostland ab. Anschließend befand er sich bis Januar 1945 in der Führerreserve. Danach war er kommandierender General des Stellvertretenden Generalkommandos II. Armeekorps und in Personalunion des Wehrkreises II. Anfang Februar befand er sich erneut kurzzeitig in der Führerreserve und war danach noch wenige Wochen Kommandant des rückwärtigen Armeegebietes der 11. Armee.

Anfang Mai 1945 geriet er in Lübeck in britische Kriegsgefangenschaft und wurde im Januar 1947 ins Island Farm Special Camp 11 überstellt und von dort im Oktober 1947 in das Internierungslager Neuengamme.[6] Während der Nürnberger Prozesse wurde Braemer im Frühjahr 1948 mehrmals vernommen.[7]

Auszeichnungen

Braemers SS-Ränge
Datum Rang
Oktober 1935 SS-Standartenführer
September 1936 SS-Oberführer
Juni 1938 SS-Brigadeführer
April 1944 SS-Gruppenführer

Literatur

  • Dermot Bradley (Hrsg.), Karl Friedrich Hildebrand und Markus Brockmann: Die Generale des Heeres 1921–1945. Die militärischen Werdegänge der Generale, sowie der Ärzte, Veterinäre, Intendanten, Richter und Ministerialbeamten im Generalsrang. Band 2: von Blanckensee-von Czettritz und Neuhauss. Biblio-Verlag, Bissendorf 1993, ISBN 3-7648-2424-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Christian Hartmann: Wehrmacht im Ostkrieg. Front und militärisches Hinterland 1941/42., Oldenbourg, München 2010, ISBN 978-3-486-70225-5; S. 106f.
  2. Dieter Pohl: Die Herrschaft der Wehrmacht. Deutsche Militärbesatzung und einheimische Bevölkerung in der Sowjetunion 1941–1944, Oldenbourg, München 2008, ISBN 3-486-58065-5. S. 39
  3. Zitiert bei Rolf-Dieter Müller, Hans-Erich Volkmann (Hrsg. im Auftrag des MGFA): Die Wehrmacht. Mythos und Realität. Oldenbourg, München 1999, ISBN 3-486-56383-1, S. 847
  4. Zitiert bei Rolf-Dieter Müller, Hans-Erich Volkmann (Hrsg. im Auftrag des MGFA): Die Wehrmacht. Mythos und Realität. Oldenbourg, München 1999, ISBN 3-486-56383-1, S. 847f.
  5. Andreas Zellhuber:"Unsere Verwaltung treibt einer Katastrophe zu – ": das Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete und die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion 1941–1945, Vögel, 2006. S. 132, 357
  6. SOME OF THE PRISONERS HELD AT SPECIAL CAMP 11 – Walter Braemer (1883–1955)
  7. Publication Number: M-1019, Publication Title: Records of the United States Nuernberg War Crimes trials Interrogations, 1946–1949, Date Published: 1977 (PDF; 186 kB)
  8. a b c d e f g h Reichswehrministerium (Hrsg.): Rangliste des Deutschen Reichsheeres. E.S. Mittler & Sohn, Berlin 1930, S. 111.