Würth-Gruppe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Oktober 2016 um 02:58 Uhr durch 176.7.92.240 (Diskussion) (DIE Tourenwagenmeisterschaft). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Würth-Gruppe

Logo
Rechtsform Unternehmensgruppe (Stiftung)
Gründung 1945
Sitz Künzelsau, Deutschland Deutschland
Leitung Robert Friedmann[1]
Mitarbeiterzahl 68.978 (2015)[2]
Umsatz 11,045 Mrd. EUR (2015)[2]
Branche Mischkonzern
Website www.wuerth.com
Stand: 2015

Die Würth-Gruppe ist eine weltweit operierende, vornehmlich im Großhandel mit Produkten der Befestigungs- und Montagetechnik tätige Unternehmensgruppe. Sie entwickelte sich aus der Adolf Würth GmbH & Co. KG mit Sitz in Künzelsau.

In der Rangliste der 500 größten deutschen Familienunternehmen von der Zeitschrift Wirtschaftsblatt nimmt das Unternehmen im Jahr 2015 den 13. Platz ein.[3]

Geschichte

Altes Logo der Würth-Gruppe
Unternehmen Würth in Künzelsau, Kunst am Bau, Skulptur

Würth wurde von Adolf Würth (1909–1954)[4] zum Zweck des Handels mit Schrauben 1945 in Künzelsau gegründet (daher auch das Firmenlogo, das aus dem Familiennamen und zwei Schraubköpfen mit Zylinder- und Rundkopf besteht). Nach dem Tod Adolf Würths übernahm der Sohn Reinhold Würth 1954 im Alter von 19 Jahren gemeinsam mit seiner Mutter Alma Würth die Schraubenhandlung, die zum damaligen Zeitpunkt noch eine Zwei-Personen-Unternehmung war.

Seither entwickelte sich das Unternehmen zum weltweit führenden Handelskonzern mit dem Hauptgeschäftsanteil im Vertrieb von Befestigungs- und Montagematerial sowie Werkzeugen mit zirka 120.000 verschiedenen Produkten weiter. Zu seinen über 3 Millionen Kunden zählen vornehmlich Betriebe aus der Bauwirtschaft, dem holz- und metallverarbeitenden Handwerk, Kraftfahrzeug-Betriebe sowie zunehmend auch Industriekunden.

Die heutige Würth-Gruppe operiert weltweit. Sie beschäftigte 2015 fast 68.000 Menschen.[2] In der Rangliste Top 500 der Tageszeitung Die Welt belegte die Würth-Gruppe 2006 Platz 91; sie ist eines der größten nicht-börsennotierten Unternehmen Deutschlands.

Reinhold Würth zog sich zum 1. Januar 1994 aus der Geschäftsführung zurück und übernahm den Vorsitz des Würth-Beirates. Zum 1. März 2006 übergab er dieses Amt an seine Tochter Bettina Würth und ist seitdem Ehrenvorsitzender des Beirates und bleibt Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe.

Nach fünf Jahren Forschung eröffnete die Unternehmensgruppe am 27. Oktober 2006 in Schwäbisch Hall eine Produktionsanlage zur Serienfertigung von neuartigen Solarzellen ohne Silizium bzw. aus Kupfer, Indium und Selen (CIS-Solarzellen).[5]

Im Gegensatz zu anderen Handelsunternehmen betreibt Würth einen hohen Aufwand für Forschung und Entwicklung. 2007 wurde mit über 60 Patenten ein Rekordwert erreicht.[6]

Unternehmensstruktur

Die Darstellung von Grafiken ist aktuell auf Grund eines Sicherheitsproblems deaktiviert.
Umsatz nach Geschäftsbereichen (2014)[7]

Neben dem deutschen Mutterunternehmen Adolf Würth GmbH & Co. KG, Künzelsau zählen weltweit über 400 Gesellschaften in 86 Ländern zum Konzern, die in zwei Linien unterteilt sind:

  • die Würth-Linie (Gesellschaften mit dem Firmennamen Würth), z.B. Würth AG Schweiz, unterteilt in die Divisionen Metall, Auto, Holz, Industrie und Bau
  • Allied Companies (über 260 Unternehmen) – zu einem Großteil zugekaufte Unternehmen, die unter ihrem angestammten Namen operieren oder in eine andere Allied Company integriert wurden. Die Allied Companies sind in die Bereiche Elektrogroßhandel, Handel, Elektronik, Produktion, RECA (Direktvertrieb), Werkzeuge, Schrauben und Normteile, Finanzdienstleistungen sowie Diversifikation aufgeteilt.[8]

Das Unternehmen Würth hat sich auf den Vertrieb über Außendienstmitarbeiter spezialisiert. Daneben hat es in Deutschland und einigen anderen Ländern zahlreiche Verkaufsniederlassungen.

Logo der Waldenburger Versicherung

Zu den Tochterunternehmen der Würth-Gruppe zählen unter anderem:

  • Arnold Umformtechnik GmbH & Co. KG, Forchtenberg-Ernsbach
  • Conmetall GmbH & Co. KG, Celle
  • FEGA & Schmitt Elektrogroßhandel, Ansbach
  • Grass GmbH (Bewegungssysteme)
  • Hahn+Kolb-Gruppe, Stuttgart
  • HSK Hamburger Schraubenkontor GmbH, Hamburg
  • HSR GmbH, Duisburg
  • Internationales Bankhaus Bodensee
  • ITensis AG: (Betreut die EDV der Würth-Gruppe und bietet ähnliche Dienstleistungen für Dritte an)
  • IVT Installations- und Verbindungstechnik GmbH & Co. KG
  • Marbet Marion & Bettina Würth GmbH & Co. KG (Eventagentur)
  • Meister Werkzeuge GmbH, Wuppertal
  • Normfest GmbH, Velbert
  • Panorama Hotel- und Service GmbH (Hotels, Restaurants und Catering)
  • Paravan, Pfronstetten-Aichelau
  • Reca Norm GmbH, Kupferzell
  • REISSER Schraubentechnik GmbH, Ingelfingen
  • SARTORIUS Werkzeuge GmbH & Co. KG, Ratingen
  • Sonderschrauben Güldner GmbH & Co. KG, Niederstetten
  • SWG Schraubenwerk Gaisbach GmbH, Waldenburg
  • Synfiber AS, Oslo
  • Tunap, Wolfratshausen
  • Unielektro Fachgroßhandel GmbH & Co. KG
  • Wagener & Simon WASI GmbH & Co. KG, Wuppertal
  • Waldenburger Versicherung AG
  • Würth Elektronik Unternehmensgruppe, u.a. mit den größeren Teilunternehmen:
    • Würth Elektronik eiSos GmbH & Co. KG, Waldenburg (elektronische und elektromechanische Bauelemente)
    • Würth Elektronik GmbH & Co. KG Circuit Board Technology, Niedernhall (Leiterplatten)
    • Würth Elektronik ICS GmbH & Co. KG Intelligent Connecting Systems, Waldzimmern (elektronische Verbindungstechnik)
  • Würth Industrie Service
  • Würth Interwerbung, Kissing
  • Würth Leasing GmbH & Co. KG[9]
  • Würth Logistics Deutschland GmbH, Bremen und die in der Schweiz beheimatete Würth Logistics AG, Chur.
  • Würth Modyf GmbH & Co. KG (Arbeitsbekleidung, PSA, Freizeitbekleidung)

Würth betreibt den Flugplatz Schwäbisch Hall-Hessental, der unter dem Namen Adolf Würth Airport firmiert.

Unternehmenskultur

Bei Würth gibt es ein differenziertes Prämiensystem für Außendienstmitarbeiter. Dies soll gute Mitarbeiter ans Unternehmen binden und der Personalfluktuation entgegenwirken. [10] Die Konzernfirmen und ausländischen Verkaufsgesellschaften sind weitgehend autonom in ihren Zielsetzungen, deren Durchführung sie jedoch transparent machen müssen. Das Vertrauen in die Kompetenz und Autonomie der Mitarbeiter kommt durch eine frühe Einführung der Gleitzeit ohne Zeiterfassungsgeräte zum Ausdruck und durch viele Angebote zu Weiterbildung und Freizeitgestaltung. Auf die Qualität der Betriebsfeiern wird großen Wert gelegt, da Würth auch hier seinem Grundsatz treu bleibt, dass nur ein hohes Engagement für seine Mitarbeiter ein entsprechendes Unternehmensergebnis zur Folge hat.

Würth lässt bei der architektonischen Umsetzung der ausländischen Filialen seinen Mitarbeitern bei der Auswahl der Architekten und der Planung repräsentativer Verwaltungsgebäude weitgehend freie Hand. In der Unternehmenszentrale in Künzelsau können die Mitarbeiter ein firmeninternes Kunstmuseum besichtigen, dessen Ausstellungen drei bis vier Mal jährlich wechseln. Das Kunstmuseum ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Außerdem haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, Bilder (mit Ausnahme der höchsten Preiskategorie) aus der Würth-Sammlung in einer firmeneigenen Artothek für sechs Monate gegen ein Pfand auszuleihen.

Kultur- und Sportförderung

Equus-Brunnen am Firmenstandort Neumarkt in Südtirol

Die Würth-Gruppe ist Eigentümerin der gemeinnützigen Stiftung Würth, die sich insbesondere die Förderung von Kunst und Kultur, Forschung und Wissenschaft sowie Bildung und Erziehung zur Aufgabe gemacht hat. Im Verwaltungsgebäude der Konzernzentrale in Künzelsau befindet sich das Museum Würth, im benachbarten Schwäbisch Hall die Kunsthalle Würth mit ihrer Dependance, der mittelalterlichen Johanniterhalle. Die Stiftung Würth vergibt zahlreiche Preise in verschiedenen künstlerischen Sparten. Daneben engagiert sich die Stiftung Würth in der Schul- und Hochschulförderung (Fachhochschule Künzelsau und Berufsakademie Bad Mergentheim, Freie Schule Anne-Sophie in Künzelsau). Im Jahr 2005 wurde die Künzelsauer Fachhochschule in Reinhold-Würth-Hochschule der Hochschule Heilbronn in Künzelsau umbenannt (RWH-Künzelsau). Würth ist Veranstalter des Würth Open-Air-Festivals, einem jährlich stattfindenden, mehrtägigen Musikfestival in Künzelsau. Auch mehrere Auslandsgesellschaften der Würth-Gruppe unterhalten in ihren jeweiligen Sitzländern insgesamt (Stand Mai 2015) elf „Kunstdependancen“, darunter das Musée Würth France Erstein in Frankreich und das Museo Würth La Rioja in Spanien.[11] In Chur unterhält die Stiftung das Kulturforum Würth Chur. Seit 2014 werden das Preisgeld und die Verleihung des Prix de l’Académie de Berlin von der Würth-Gruppe finanziert.

In der Schweiz war Würth von 2005 bis 2012[12] Hauptsponsor der Tour de Suisse. Von 2000 bis 2006 war Würth Co-Sponsor des spanischen Radsportteams Astana-Würth und seiner Vorgängermannschaften. Nachdem das Team jedoch aufgrund des Dopingskandals Fuentes um den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes von der Teilnahme an der Tour de France 2006 ausgeschlossen worden war, beendete das Unternehmen dieses Engagement mit sofortiger Wirkung am 3. Juli 2006.[13] Würth ist Partner von fünf Bundesligavereinen im Fußball und Sponsor des Deutschen Skiverbands. Zudem unterstützt Würth im Motorsport die DTM und war „Official Supplier“ des ehemaligen Formel-1-Teams Toyota Racing. Darüber hinaus ist Würth auch Sponsor auf den Sportplätzen der Region Hohenlohe.

Steuerermittlungen

Ab Herbst 2006 ermittelte die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen Reinhold Würth und fünf weitere Manager des Konzerns wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung. Ende März 2008 wurden die Ermittlungen und Verhandlungen durch eine Indiskretion an das Nachrichtenmagazin Spiegel bekannt.[14] Im Mai 2008 stimmte Würth der Einstellung des Verfahrens gegen eine Geldstrafe zu. Das Amtsgericht Heilbronn verhängte gegen Würth einen Strafbefehl in Höhe von 700 Tagessätzen. Der Unternehmer gilt damit als vorbestraft.[15] Gegen zwei andere Verantwortliche der Würth-Gruppe wurden ebenfalls Geldstrafen festgesetzt. Das Steuerverfahren ist damit beendet, da alle Betroffenen die Strafbefehle akzeptiert haben.[16]

Die Staatsanwaltschaft stellte fest, dass alle Beschuldigten „keine eigenen Vorteile“ erlangt hätten.[17] Strittig seien vielmehr die Kostenverrechnungen zwischen inländischen und ausländischen Konzernteilen gewesen. Die steuerrechtliche Legalität der steuermindernden Verrechnung über die deutsche Muttergesellschaft war der Kern der Auseinandersetzung zwischen Würth und der Steuerbehörde. Da die Klärung der Rechtmäßigkeit mehrere Jahre beansprucht hätte und damit eine Rufschädigung des Lebenswerkes von Würth zu erwarten gewesen wäre, nahm er das kleinere Übel von Steuernachzahlung, Bußgeld und Vorstrafe billigend in Kauf.[18]

Literatur

Film

  • Das Schraubenimperium - Die Firma Würth in Künzelsau. Dokumentarfilm, Deutschland, 2015, 29:30 Min., Buch und Regie: Hanspeter Michel, Produktion: SWR, Reihe: made in Südwest, Erstsendung: 15. April 2015 bei SWR, Inhaltsangabe von ARD, online-Video verfügbar bis 15. April 2016.

Weblinks

Commons: Würth-Gruppe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Konzernführung
  2. a b c Website der Würth-Gruppe
  3. Die 500 größten Familienunternehmen. In: wirtschaftsblatt.de, aufgerufen am 3. Mai 2015.
  4. Hans Georg Frank: In Österreich beginnt Würths Privatsphäre. In: Schwäbisches Tagblatt, 1. Oktober 2009.
  5. Mathias Rittgerott: Solarzellen. Ein Platz an der Sonne. In: stern, 16. November 2006, Nr. 46.
  6. German Champions - Innovationsmotor Mittelstand. In: germanchampions.de, mit herunterladbarer Studie der Technischen Universität München und der Munich Innovation Group, 2011.
  7. Bundesanzeiger: Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2014
  8. Allied Companies
  9. Die Würth Finanzdienstleister. Eigendarstellung der zur Gruppe gehörenden Unternehmen im Finanzdienstleistungsbereich, abgerufen am 12. Januar 2010
  10. Andreas Wildhagen: Die Würth-Dynastie setzt auf eine Frau. Nicht nur Töchterle. In: Handelsblatt, 6. Oktober 2006.
  11. Die Kunstdependancen in den Konzerngesellschaften der Würth-Gruppe. In: kunst.wuerth.com, aufgerufen am 3. Mai 2015.
  12. Tour de Suisse 2013 beginnt in Quinto. (Memento vom 23. Februar 2014 im Internet Archive) In: tourdesuisse.ch, 16. Juni 2012.
  13. dpa: Doping. Würth beendet Sponsoring des Radteams Astana-Würth. In: FAZ.net, 3. Juli 2006.
  14. mik/ddp: Schrauben-Milliardär Würth im Visier der Staatsanwaltschaft. In: Spiegel online, 30. März 2008
  15. sam/AFP/dpa: Würth kommt mit Geldstrafe davon. In: Spiegel online, 28. Mai 2008.
  16. dpa/Reuters/jkr/tob: Schraubenkönig Würth: Der vorbestrafte Multimilliardär. In: Süddeutsche Zeitung, 28. Mai 2008.
  17. Manfred Stockburger: 3,5 Millionen Euro Strafe für Würth. In: Heilbronner Stimme, 29. Mai 2008.
  18. Martin Buchenau: Würth einigt sich mit der Staatsanwaltschaft. In: Handelsblatt, 29. Mai 2008.