„Sci-Hub“ – Versionsunterschied

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Version vom 20. Dezember 2017, 03:11 Uhr

Sci-Hub
To remove all barriers in the way of science
Offener Zugang zu wissenschaftlichen Artikeln
Sprachen Englisch, Russisch
Betreiber Alexandra Elbakyan (Gründerin)
Online 2011
https://sci-hub.hk/

Sci-Hub ist eine Schattenbibliothek mit einem Internetarchiv wissenschaftlicher Aufsätze, die sonst nur hinter einer Paywall online verfügbar sind. Das Ziel von Sci-Hub ist, Forschungsergebnisse allgemein leichter zugänglich zu machen.[1] Die Rechtmäßigkeit des Dienstes, der sich zunehmend rechtlichen Streitigkeiten ausgesetzt sieht, ist umstritten.

Geschichte

Das Projekt wurde von Alexandra Elbakyan aus Kasachstan als Reaktion auf die hohen Preise wissenschaftlicher Artikel im Jahr 2011 gegründet; sie propagiert mit Sci-Hub öffentlich den Guerilla Open Access.[2] Für ihre Tätigkeit bei Sci-Hub wurde sie 2016 in die Nature’s 10 der naturwissenschaftlichen Fachzeitschrift Nature gewählt.[3]

Im Dezember 2016 wies Sci-Hub einen Bestand von etwa 60 Millionen wissenschaftliche Aufsätze auf.[4] Etwa 70.000 Nutzer griffen seinerzeit täglich auf 200.000 Aufsätze zu.[5] Die Fachzeitschrift Science erhielt von der Betreiberin von Sci-Hub Elbakyan Anfang 2016 eine umfangreiche Auskunft zur Nutzung der Website: In den sechs Monaten zur Jahreswende 2015/2016 lieferte Sci-Hub 28 Millionen Dokumente aus allen wissenschaftlern Fächern aus. Die Nutzer kamen aus der ganzen Welt: 2,6 Millionen stammten aus dem Iran, 3,4 Millionen aus Indien und 4,4 Millionen aus China, Russland folgt auf dem vierten Platz vor den USA; ein Viertel der Abrufe stammen aus den OECD-Staaten. Da die meisten Abrufe in den USA aus Universitätsstädten kamen, sah Science den Vorwurf bestätigt, dass es eher Bequemlichkeit sei als Notwendigkeit, die zur Nutzung der Plattform führten. Mit einer halben Million Downloads stammten die meisten PDFs vom Elsevier-Verlag, gefolgt von Springer, IEEE, der ACS, Wiley und Nature.[6]

Arbeitsweise

Neue Aufsätze werden täglich hinzugefügt, nachdem sie durch Proxys abgerufen wurden, an welche die Verlage die Artikel ohne Bezahlschranke ausliefern, zumeist aufgrund eines Zusammenspiels aus universitärer IP-Adresse des Proxys und kostenpflichtigem Lizenzvertrag zur Nutzung innerhalb einer bestimmten Universität. Sci-Hub wird weltweit genutzt.[7][8][9]

Juristische Auseinandersetzungen

Da Sci-Hub die Bezahlschranken von E-Journals und Datenbanken umgeht, gehen die davon betroffenen Verlage gegen das Projekt juristisch vor. Für Aufmerksamkeit haben vor allem die Verfahren gesorgt, die der Elsevier-Verlag vor allem in den USA, aber auch in anderen Staaten geführt hat.

Zu Gunsten von Elsevier[10][11] urteilte ein New Yorker Richter im Oktober 2015, dass die Rechte des Verlags durch Sci-Hub verletzt würden. Weil sich die Sci-Hub-Server außerhalb der US-amerikanischen Gerichtsbarkeit in Russland befanden, hatte das Urteil aber keine Auswirkung auf den Betrieb der Schattenbibliothek.[9][12]

Im Jahr 2016 setzte sich Elsevier mit einer Beschwerde bei dem chinesischen Domain-Name-Registrar now.cn durch; in der Folge war die Domain sci-hub.io zwischenzeitlich nicht mehr erreichbar.[13] Der Zugriff auf die Seite war aber über andere Domains, über die IP-Adresse des Servers oder über einen hidden service im Tor-Netzwerk weiterhin möglich. Artikel konnten zudem über einen Bot im Instant-Messaging-Dienst Telegram abgerufen werden.[14]

Im Juni 2017 wurde einer Schadensersatzklage Elseviers gegen Sci-Hub in Höhe von 15 Millionen US-Dollar von einem Gericht in New York stattgegeben.[1][15] Im Anschluss erhob im gleichen Monat auch die American Chemical Society (ACS) Klage gegen das Projekt und war damit im November 2017 vor einem Bezirksgericht in Virginia erfolgreich. Sci-Hub erschien nicht zu dem Verfahren. Das Gericht sprach der ACS Schadensersatz in Höhe von 4,8 Millionen US-Dollar zu.[16] Eine Arbeit war zuvor zu dem Ergebnis gekommen, dass 98,8 % der Veröffentlichungen der ACS auf Sci-Hub verfügbar seien.[16] Das Gericht entschied zudem, dass Suchmaschinen, Webhoster, Internetprovider und Domain-Name-Registrare den Zugriff auf Sci-Hub sperren sollten.[16] Obgleich die praktische Durchsetzbarkeit der Entscheidungen angezweifelt wird,[17] waren im November 2017 die Domains sci-hub.io, sci-hub.ac und sci-hub.cc inaktiv.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Balázs Bodó: Pirates in the Library – An Inquiry into the Guerilla Open Access Movement. ID 2816925. Social Science Research Network, Rochester, NY 6. Juli 2016, doi:10.2139/ssrn.2816925 (ssrn.com [abgerufen am 25. November 2017]).
  • John Bohannon: Who's downloading pirated papers? Everyone. In: Science. Band 352, Nr. 6285, 29. April 2016, S. 508–512 (sciencemag.org [abgerufen am 26. November 2017]).
  • Guillaume Cabanac: Bibliogifts in LibGen? A study of a text-sharing platform driven by biblioleaks and crowdsourcing. In: Journal of the Association for Information Science and Technology. Band 67, Nr. 4, 1. April 2016, ISSN 2330-1643, S. 874–884, doi:10.1002/asi.23445 (wiley.com [abgerufen am 25. November 2017]).
  • Dalmeet Singh Chawla: Toolbox: Need a paper? Get a plug-in. In: Nature. Band 551, Nr. 7680, 16. November 2017, S. 399–400, doi:10.1038/d41586-017-05922-9 (nature.com [abgerufen am 25. November 2017] Vergleich von Sci-Hub mit Diensten, die Open-Access-Fassungen und frei verfügbare Preprints im Web nachweisen – Kopernio, Unpaywall, Open Access Button, Lazy Scholar).
  • Klaus Graf: Sci Hub, Fernleihe und Open Access. In: Archivalia. 16. August 2016 (hypotheses.org [abgerufen am 25. November 2017]).
  • Bastian Greshake: Looking into Pandora's Box: The Content of Sci-Hub and its Usage. In: F1000Research. Band 6, 21. April 2017, doi:10.12688/f1000research.11366.1 (f1000research.com [abgerufen am 25. November 2017]).
  • Quirin Schiermeier: Pirate research-paper sites play hide-and-seek with publishers. Millions of scientific articles remain freely accessible despite copyright violations. In: Nature News. 4. Dezember 2015, abgerufen am 22. Oktober 2016 (englisch).
  • Eric Steinhauer: Die Nutzung einer "Schattenbibliothek" im Licht des Urheberrechts: Einige Überlegungen am Beispiel von Sci-Hub - ein Diskussionspapier. 2016 (fernuni-hagen.de [abgerufen am 25. November 2017]).

Einzelnachweise

  1. a b c Andrew Silver: Sci-Hub domains inactive following court order. 23. November 2017 (theregister.co.uk [abgerufen am 25. November 2017]).
  2. Ulrich Herb: Guerilla Open Access und Robin-Hood-PR gegen Marktversagen. In: Telepolis. 4. März 2016, abgerufen am 29. Mai 2016.
  3. Nature’s 10. In: Nature. Band 540, Nr. 7634, 22. Dezember 2016, S. 507–515, doi:10.1038/540507a (nature.com [abgerufen am 22. Februar 2017]).
  4. heise online: "Nature": Open-Access-Aktivistin und "Studienpiratin" in Top 10 der Wissenschaft. Abgerufen am 19. Februar 2017.
  5. Oliver Voß, Susanne Kutter: Nicht mehr dreifach bezahlen. Forscher klagen über aberwitzige Preise für Fachmagazine. Nun mischt ein Piratenportal die Welt des wissenschaftlichen Publizierens auf. In: Wirtschaftswoche. Nr. 12, 18. März 2016, S. 58.
  6. John Bohannon: Who's downloading pirated papers? Everyone. In: Science. Band 352, Nr. 6285, 29. April 2016, S. 508–512 (sciencemag.org [abgerufen am 26. November 2017]).
  7. Darlene Storm: Jump paywalls, score academic research for free, share it without being busted. In: Computerworld. 19. August 2015, abgerufen am 6. Dezember 2015.
  8. Mary-Ann Russon: Sci-Hub: Russian neuroscientist running ‘Pirate Bay for scientists’ with 48 million free academic papers. In: International Business Times. 15. Februar 2016, abgerufen am 15. Februar 2016.
  9. a b John Bohannon: Who's downloading pirated papers? Everyone. In: Science. 2016, doi:10.1126/science.aaf5664.
  10. Ernesto Van der Sar: Elsevier Cracks Down on Pirated Scientific Articles. In: TorrentFreak. 9. Juni 2015, abgerufen am 5. Oktober 2015.
  11. Eike Kühl: Sci-Hub: Wer will das Wissen? In: zeit.de. 16. Februar 2016, abgerufen am 29. Mai 2016.
  12. Jürgen Langenbach: Piraterie von Wissenschaftsjournals greift um sich. In: diepresse.com. 10. Mai 2016, abgerufen am 29. Mai 2016.
  13. Mary-Ann Russon: Is Sci-Hub offline? Elsevier gets yet another 'Pirate Bay for scientists' domain name shut down. In: International Business Times. Abgerufen am 13. Mai 2016.
  14. American Guerilla: Sci-Hub Offers Encrypted Bot to Help Users Stay Safe. In: deep.dot.web. 23. Mai 2016, abgerufen am 23. Februar 2017.
  15. Quirin Schiermeier: US court grants Elsevier millions in damages from Sci-Hub. In: Nature. doi:10.1038/nature.2017.22196 (nature.com [abgerufen am 26. November 2017]).
  16. a b c Dalmeet Singh Chawla: Court demands that search engines and internet service providers block Sci-Hub. In: Science. 6. November 2017 (sciencemag.org [abgerufen am 26. November 2017]).
  17. Ulrich Herb: Sieg ohne Wert gegen die Schattenbibliotheken? In: Telepolis. 25. Juli 2017, abgerufen am 25. Juli 2017.