„Peter-Jürgen Boock“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 9: Zeile 9:
Im Februar 1980 sagte sich Boock von der RAF los. Im Januar 1981 wurde er in [[Hamburg]] verhaftet. Boock behauptete, bei der RAF nur ein "kleines Licht" gewesen zu sein und beteuerte seine Unschuld. Er wurde jedoch, unter anderem wegen mitgliedschaftlicher Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung, der Beteiligung an der Ermordung von [[Jürgen Ponto]] und der Entführung und Ermordung von Hanns Martin Schleyer, im Mai 1984 bzw. November 1986 zu einer mehrfach lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. In der Haft begann Boock, seine Erinnerungen an die RAF-Zeit niederzuschreiben. 1988 stellte er einen Antrag auf Begnadigung. Bundespräsident [[Richard von Weizsäcker]] führte in der Haftanstalt ein Gespräch mit Boock, lehnte aber in der Folge eine Begnadigung wegen Zweifeln an dessen Reue ab.
Im Februar 1980 sagte sich Boock von der RAF los. Im Januar 1981 wurde er in [[Hamburg]] verhaftet. Boock behauptete, bei der RAF nur ein "kleines Licht" gewesen zu sein und beteuerte seine Unschuld. Er wurde jedoch, unter anderem wegen mitgliedschaftlicher Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung, der Beteiligung an der Ermordung von [[Jürgen Ponto]] und der Entführung und Ermordung von Hanns Martin Schleyer, im Mai 1984 bzw. November 1986 zu einer mehrfach lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. In der Haft begann Boock, seine Erinnerungen an die RAF-Zeit niederzuschreiben. 1988 stellte er einen Antrag auf Begnadigung. Bundespräsident [[Richard von Weizsäcker]] führte in der Haftanstalt ein Gespräch mit Boock, lehnte aber in der Folge eine Begnadigung wegen Zweifeln an dessen Reue ab.


Durch Aussagen der in die [[DDR]] geflohenen und nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] 1990 verhafteten RAF-Terroristen erhob der [[Generalbundesanwalt]] im Juni 1991 erneut Anklage gegen Boock. Im Mai 1992 gestand Boock öffentlich, bislang das Ausmaß seiner Tatbeteiligung bei der Schleyer-Entführung verschwiegen zu haben. Er gilt heute als einer der Entführer, die mit Schnellfeuergewehren das Feuer auf Schleyers Begleiter eröffnet haben.<ref>''Stern'' 26/1997 vom 19.6.1997, ''Der Deutsche Herbst''</ref> Nach 17 Jahren, einem Monat und 19 Tagen Haft wurde Boock am 13. März 1998 aus der Sozialtherapeutischen Anstalt Hamburg-Bergedorf entlassen, in welcher er zuletzt inhaftiert war. Die Entlassung auf Bewährung beruhte auf einem Beschluss des 2. Strafsenates des Oberlandesgerichtes Stuttgart vom 7. März 1995. Peter-Jürgen Boock lebt heute als freier Autor in der Nähe von [[Freiburg im Breisgau|Freiburg]]. Sein Auftreten und seine Aussagen werden häufig in Zweifel gezogen. Laut [[Heribert Prantl]] (Süddeutsche Zeitung, 23. April 2007)<ref>[http://www.sueddeutsche.de/,tt1l4/deutschland/artikel/76/110965/ Süddeutsche Zeitung: Wisniewski? Stefan Wisniewski?] (22. April 2007)</ref> und [[Butz Peters]] gilt Peter-Jürgen Boock dem Bundeskriminalamt als der "Karl May der RAF" (N24, 27. April 2007) <ref>[http://www.n24.de/politik/zeitgeschichte/article.php?articleId=116324&teaserId=118295 N24: Der "Karl May der RAF"] (27. April 2007)</ref>. Von ehemaligen RAF-Mitgliedern werden ihm Geltungssucht und ein "taktisches Verhältnis zur Wahrheit" nachgesagt.
Durch Aussagen der in die [[DDR]] geflohenen und nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] 1990 verhafteten RAF-Terroristen erhob der [[Generalbundesanwalt]] im Juni 1991 erneut Anklage gegen Boock. Im Mai 1992 gestand Boock öffentlich, bislang das Ausmaß seiner Tatbeteiligung bei der Schleyer-Entführung verschwiegen zu haben. Er gilt heute als einer der Entführer, die mit Schnellfeuergewehren das Feuer auf Schleyers Begleiter eröffnet haben.<ref>''Stern'' 26/1997 vom 19.6.1997, ''Der Deutsche Herbst''</ref> Nach 17 Jahren, einem Monat und 19 Tagen Haft wurde Boock am 13. März 1998 aus der Sozialtherapeutischen Anstalt Hamburg-Bergedorf entlassen, in welcher er zuletzt inhaftiert war. Die Entlassung auf Bewährung beruhte auf einem Beschluss des 2. Strafsenates des Oberlandesgerichtes Stuttgart vom 7. März 1995. Peter-Jürgen Boock lebt heute als freier Autor in der Nähe von [[Freiburg im Breisgau|Freiburg]]. Sein Auftreten und seine Aussagen werden häufig in Zweifel gezogen. Laut [[Heribert Prantl]] (Süddeutsche Zeitung, 23. April 2007)<ref>[http://www.sueddeutsche.de/,tt1l4/deutschland/artikel/76/110965/ Süddeutsche Zeitung: Wisniewski? Stefan Wisniewski?] (22. April 2007)</ref> und [[Butz Peters]] gilt Peter-Jürgen Boock dem Bundeskriminalamt als der "Karl May der RAF" (N24, 27. April 2007) <ref>[http://www.n24.de/politik/zeitgeschichte/article.php?articleId=116324&teaserId=118295 N24: Der "Karl May der RAF"] (27. April 2007)</ref>. Nach dem seinen Aussagen zu den Tatbeteigten bei der Ermordung von [[Siegfried Buback]] bzw. die Entführung von [[Hans Martin Schleyer]] <ref>http://www.spiegel.de/panorama/zeitgeschichte/0,1518,504539,00.html</ref> werfen ihm ehemalige Mitgliedern der RAF Geltungssucht und ein "taktisches Verhältnis zur Wahrheit" vor.


== Werke ==
== Werke ==

Version vom 11. September 2007, 01:13 Uhr

Peter-Jürgen Boock (* 3. September 1951 in Garding) ist ein ehemaliger Terrorist der Rote Armee Fraktion (RAF).

Leben

Nach Beendigung der Realschule 1968 begann Boock eine Lehre als Maschinenschlosser, die er jedoch nach wenigen Wochen abbrach. Auch aufgrund von permanenten politischen Streitigkeiten mit dem Vater verließ er sein Elternhaus und zog im Juni 1968 in eine Kommune in den Niederlanden. Nach einer Festnahme wegen Drogenbesitzes und einem Selbstmordversuch wurde er nacheinander in diverse Erziehungsheime eingewiesen, so auch in das Jugendheim Beiserhaus in Rengshausen. Dort lernte er Andreas Baader und Gudrun Ensslin kennen, die in dem Heim Kontakte pflegten. Boock flüchtete aus dem Erziehungsheim. In Frankfurt am Main suchte er Kontakt zu Baader und Ensslin, die er offen bewunderte. Eine Mitarbeit in der RAF wurde dem 17jährigen jedoch wegen seiner Jugend verwehrt. In Frankfurt lebend nahm Boock zeitweise harte Drogen, von denen er jedoch nach einer Drogentherapie 1972 loskam. 1973 heiratete er Waltraud Liewald. Während des Stammheimer Prozess nahm Boock erneut Kontakt zur RAF auf, diesmal erfolgreich. Seit spätestens 1975 war er im Untergrund tätig. Im Süd-Jemen erhielt er 1975 eine terroristisch-militärische Ausbildung, die unter anderem Geiselnahme und Flugzeugentführung beinhaltete.

Am 30. Juli 1977 fungierte Boock als Fluchtwagenfahrer bei der als Entführung geplanten Ermordung von Jürgen Ponto. Als Techniker der RAF bereitete Boock den Anschlag auf die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am 25. August 1977 mit vor, indem er einen Raketenwerfer baute. Dieser versagte jedoch, weil der Zünder nicht aktiviert wurde. Boock sagte später hierzu aus, dass ihm im Vorfeld Zweifel an der Aktion gekommen seien und er die Aktion absichtlich sabotiert habe. Das Kommando Siegfried Hausner, dem auch Boock angehörte, entführte am 5. September 1977 in Köln den Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer, um die Freilassung der in der JVA Stuttgart inhaftieren RAF-Mitglieder zu erzwingen. Boock gehörte 14 Tage lang zu Schleyers Bewachern, dann setzte er sich nach Bagdad ab, wo er die Entführung der Lufthansa-Maschine Landshut mitvorbereitete. Im September 2007 gab Boock zu, nach der Erstürmung der Landshut die Ermordung von Schleyer angeordnet zu haben, die dann von Rolf Heißler und Stefan Wisniewski ausgeführt worden sei[1]. Am 11. Mai 1978 wurde Boock zusammen mit Brigitte Mohnhaupt, Sieglinde Hofmann und Rolf Clemens Wagner in Jugoslawien verhaftet. Die jugoslawische Regierung lieferte sie aber nicht an die Bundesrepublik aus, sondern ließ sie im November 1978 nach Aden im Jemen ausfliegen.

Im Februar 1980 sagte sich Boock von der RAF los. Im Januar 1981 wurde er in Hamburg verhaftet. Boock behauptete, bei der RAF nur ein "kleines Licht" gewesen zu sein und beteuerte seine Unschuld. Er wurde jedoch, unter anderem wegen mitgliedschaftlicher Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung, der Beteiligung an der Ermordung von Jürgen Ponto und der Entführung und Ermordung von Hanns Martin Schleyer, im Mai 1984 bzw. November 1986 zu einer mehrfach lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. In der Haft begann Boock, seine Erinnerungen an die RAF-Zeit niederzuschreiben. 1988 stellte er einen Antrag auf Begnadigung. Bundespräsident Richard von Weizsäcker führte in der Haftanstalt ein Gespräch mit Boock, lehnte aber in der Folge eine Begnadigung wegen Zweifeln an dessen Reue ab.

Durch Aussagen der in die DDR geflohenen und nach der Wiedervereinigung 1990 verhafteten RAF-Terroristen erhob der Generalbundesanwalt im Juni 1991 erneut Anklage gegen Boock. Im Mai 1992 gestand Boock öffentlich, bislang das Ausmaß seiner Tatbeteiligung bei der Schleyer-Entführung verschwiegen zu haben. Er gilt heute als einer der Entführer, die mit Schnellfeuergewehren das Feuer auf Schleyers Begleiter eröffnet haben.[2] Nach 17 Jahren, einem Monat und 19 Tagen Haft wurde Boock am 13. März 1998 aus der Sozialtherapeutischen Anstalt Hamburg-Bergedorf entlassen, in welcher er zuletzt inhaftiert war. Die Entlassung auf Bewährung beruhte auf einem Beschluss des 2. Strafsenates des Oberlandesgerichtes Stuttgart vom 7. März 1995. Peter-Jürgen Boock lebt heute als freier Autor in der Nähe von Freiburg. Sein Auftreten und seine Aussagen werden häufig in Zweifel gezogen. Laut Heribert Prantl (Süddeutsche Zeitung, 23. April 2007)[3] und Butz Peters gilt Peter-Jürgen Boock dem Bundeskriminalamt als der "Karl May der RAF" (N24, 27. April 2007) [4]. Nach dem seinen Aussagen zu den Tatbeteigten bei der Ermordung von Siegfried Buback bzw. die Entführung von Hans Martin Schleyer [5] werfen ihm ehemalige Mitgliedern der RAF Geltungssucht und ein "taktisches Verhältnis zur Wahrheit" vor.

Werke

Weblinks

Quellen

  1. Spiegel-Online: Boock nennt Namen von Schleyers mutmaßlichen Mördern (07. September 2007)
  2. Stern 26/1997 vom 19.6.1997, Der Deutsche Herbst
  3. Süddeutsche Zeitung: Wisniewski? Stefan Wisniewski? (22. April 2007)
  4. N24: Der "Karl May der RAF" (27. April 2007)
  5. http://www.spiegel.de/panorama/zeitgeschichte/0,1518,504539,00.html