Willi Baumeister

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Werk Willi Baumeisters auf einer Briefmarke der Bundespost

Willi Baumeister (* 22. Januar 1889 in Stuttgart; † 31. August 1955 ebenda) war ein deutscher Maler, Bühnenbildner, Akademieprofessor und Typograph.

Leben

Willi Baumeister absolvierte in seiner Geburtsstadt von 1905 bis 1907 eine Ausbildung als Dekorationsmaler, an die sich sein Militärdienst (Herbst 1907–1908) anschloss. Baumeister nahm sein Kunststudium an der Stuttgarter Kunstakademie (Königlich Württembergische Akademie) schon während seiner Ausbildungszeit auf (1905/1906), besuchte Robert Poetzelbergers Zeichenklasse und nahm bei Josef Kerschensteiner zusätzlich Unterricht. 1906 setzte er seine Ausbildung fort und beendete diese 1907 mit der Gesellenprüfung.

Nach dem Militärdienst nimmt er erneut sein Studium an der Kunstakademie auf, wird von seinem Lehrer Poetzelberger wegen mangelnder Begabung abgelehnt und wechselt in die Kompositionsklasse von Adolf Hölzel, bei dem er bis 1912 studiert. Hier lernt er seinen lebenslangen Freund Oskar Schlemmer kennen. 1911 unternimmt Baumeister seine erste Paris-Reise, beteiligt sich erfolgreich 1912 an einer Galerie-Ausstellung in Zürich und ist ein Jahr darauf Teilnehmer des „Ersten Deutschen Herbstsalon“ in der Berliner Galerie „Der Sturm“. Er begegnet hier dem expressionistischen Maler Franz Marc. 1914 hat Baumeister seine erste Einzelausstellung im Stuttgarter „Neuen Kunstsalon“. Ihm, Schlemmer und Hermann Stenner vermittelt Adolf Hölzel im gleichen Jahr den Auftrag für Wandgemälde zur Kölner „Deutschen Werkbund-Ausstellung“. Bevor er im Sommer 1914 zum Kriegsdienst eingezogen wird (bis 1918) unternimmt er noch Reisen nach Amsterdam, London und Paris. Trotz des Krieges begegnet Baumeister 1915 in Wien dem Maler Oskar Kokoschka und dem Architekten Adolf Loos. 1916 beteiligt er sich an einer Ausstellung „Hölzel und sein Kreis“ im Kunstverein in Freiburg im Breisgau, die anschließend im Kunstsalon Ludwig Schames in Frankfurt a.M. gezeigt wurde. 1918 stellt er noch vor der Entlassung aus dem Militärdienst zusammen mit seinem Freund Oskar Schlemmer in der Stuttgarter Galerie Schaller aus. Baumeister und Schlemmer versuchen Paul Klee an die Stuttgarter Akademie zu bringen, was aber von dort abgelehnt wird. Klee wäre bereit gewesen zu kommen.1919 wird Baumeister in die Berliner Künstlervereinigung „Novembergruppe“ aufgenommen. Sie war 1918 von Max Pechstein unmittelbar nach der deutschen Kapitulation und dem Sturz der Monarchie entstanden und blieb bis 1933 eine der bedeutendsten Zusammenschlüsse deutscher Künstler.

Willi Baumeister, Ausstellungsplakat, Üecht-Gruppe, Stuttgart 1919

In Stuttgart ergreift Baumeister mit Schlemmer und anderen Künstlern 1919 die Initiative zur Gründung der Künstlergruppe Üecht (alemannisch: echt, wahr), die er 1921 verlässt. 1919 erstes Bühnenbild, dem insgesamt 17 weitere folgen. 1920 beendet Baumeister sein Kunststudium, arbeitet als freier Künstler, nimmt an Ausstellungen in Berlin, Dresden und Hagen teil. Seine Bekanntheit und die über Deutschland hinaus weisende Anerkennung wird in einer gemeinsamen Ausstellung mit Fernand Léger in der Berliner Galerie „Der Sturm“ im Jahre 1922 deutlich. In diesen Jahren entwickelt Baumeister Beziehungen zu Künstlern wie Paul Klee, Léger, Le Corbusier, Ozenfant oder Michel Seuphor. 1924 werden einige seiner Arbeiten auf der „Ersten Allgemeinen Deutschen Kunstausstellung“ in Moskau gezeigt. 1925 wird Baumeister zum Sondersachverständigen für farbige Hausanstriche der Württembergischen Bauberatungsstelle ernannt und nimmt an der Pariser Ausstellung „L’Art d’aujourd’hui“ (Kunst heute) teil. – Neben seiner künstlerischen Arbeit widmet er sich parallel der Gebrauchsgrafik und entwirft Anzeigen für Unternehmen, wie zum Beispiel für Bosch und DLW (Deutsche Linoleumwerke).

1926 heiratet Willi Baumeister die Malerin Margarete Oehm und hat im gleichen Jahr die Gelegenheit, in New York an der „International Exhibition of Modern Art“ (Internationale Ausstellung Moderner Kunst) teilzunehmen. Es folgt im Jahr darauf eine Einzelausstellung in Paris und anlässlich seiner Beteiligung an der „Großen Berliner Kunstausstellung“ (mit eigenem Raum) lernt er Kasimir Malewitsch kennen.

1927 wird Baumeister an die Frankfurter Kunstgewerbeschule, die spätere Städelschule, berufen. Hier leitet er von 1928 an die Klasse für Gebrauchsgrafik, Typographie und Stoffdruck. Baumeisters Tochter Krista wird in diesem Jahr geboren. Eine im folgenden Jahr ausgesprochene Berufung an das Bauhaus in Dessau sagt er ab. Während Baumeister seit 1927 Mitglied im „ring neue werbegestalter“ ist (Vorsitzender ist Kurt Schwitters) tritt er 1930 der Künstlervereinigung „Cercle et Carré“ (Kreis und Quadrat) bei und erhält im selben Jahr den Württembergischen Staatspreis für das Gemälde „Linienfigur“. Er war nach „Cercle et Carré“ noch Mitglied der Künstlerbewegung Abstraction-Création in Paris.

Am 31. März 1933 wird Willi Baumeister in Folge der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten als Professor an der Kunstgewerbeschule entlassen. Baumeister lebt darauf hin hauptsächlich von Gebrauchsgrafik, unternimmt allerdings Reisen in die Schweiz, nach Italien und Frankreich. Im gleichen Jahr wird seine Tochter Felicitas geboren. 1936 lernt er durch die Vermittlung des Wuppertaler Architekten Heinz Rasch – mit dem er seit der Zusammenarbeit bei der Bauausstellung 1924 in Stuttgart befreundet ist – Dr. Kurt Herberts, Inhaber einer Wuppertaler Lackfabrik kennen und arbeitet ab 1937 in dessen Unternehmen. Dort arbeiten neben ihm weitere von den nationalsozialistischen Machthabern verfemte Künstler: Hans Hildebrandt, Franz Krause, Alfred Lörcher, Georg Muche und Oskar Schlemmer. In diesem Jahr werden fünf seiner Werke in der nationalsozialistischen Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt.

Baumeister hat, bis 1941 ein Mal- und Ausstellungsverbot der Reichskammer der bildenden Künste ergeht, noch vielfach die Gelegenheit, seine Arbeiten im europäischen Ausland auszustellen. Trotz des Verbotes und stetiger Überwachung arbeitet er parallel zu seiner Tätigkeit in der Lackfabrik Herberts an seinem künstlerischen Werk. Als 1943 Wuppertal und schließlich ebenfalls bei einem Bombenangriff Baumeisters Haus in Stuttgart unbewohnbar wird, zieht er mit seiner Familie nach Urach an der Schwäbischen Alb um.

1945, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges schließt Willi Baumeister sein Buch „Das Unbekannte in der Kunst“ ab, das 1947 erscheint, dessen Manuskript er aber bereits 1943/44 verfasst hatte. 1947 nimmt er seine Ausstellungsaktivitäten wieder auf. 1946 wird er an die Stuttgarter Kunstakademie zur Leitung der Klasse für Dekorative Malerei berufen. 1949 ist er Mitbegründer der Künstlergruppe „Gegenstandslose“, die 1950 unter dem Namen „ZEN 49“ erstmals ausstellt. Baumeister begegnet Fritz Winter, Ernst Wilhelm Nay und vielen anderen, die sich in der bildenden Kunst nach dem Ende von Krieg und Diktatur in Deutschland für einen Neuanfang und den Anschluss an internationale Entwicklungen engagieren. Im Juli 1950 Teilnahme am „Ersten Darmstädter Gespräch“, anlässlich der Ausstellung „Das Menschenbild in unserer Zeit“. Baumeister verteidigt die moderne Kunst gegen die These von Hans Sedlmayr vom „Verlust der Mitte“.

Baumeister ist zu dieser Zeit bis zu seinem Tod 1955 auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Karriere angelangt, was in vielen nationalen und internationalen Ausstellungsbeteiligungen seinen Ausdruck findet (z. B. Teilnahme an der Biennale von Venedig 1948 und 1952, Biennale São Paulo (Brasilien) 1951 (Preis für sein Gemälde „Kosmische Geste“), „Younger European Artists, Guggenheim-Museum New-York).

1955 scheidet Willi Baumeister an der Stuttgarter Kunstakademie aus (Emeritierung), erhält allerdings noch einen Lehrauftrag für das folgende Semester. Am 31. August 1955 stirbt er mit dem Pinsel in der Hand vor seiner Staffelei sitzend in seinem Atelier in Stuttgart.

Werk

Baumeister nimmt 1910 erstmalig an einer Ausstellung teil und zeigt vom Impressionismus beeinflusste figurative Werke. Sein Interesse gilt aber schon zu dieser Zeit insbesondere dem Kubismus und Paul Cézanne, dessen Werk er sein Leben lang verbunden bleibt. Die den Anfang von Baumeisters Malerei prägenden Einflüsse von Impressionismus und Kubismus spielen in seinem Werk bis gegen Ende der 1920-er Jahre eine wesentliche Rolle. Seine gegenständliche Malerei wird einerseits immer reduzierter (abstrahierter/geometrischer), gewinnt an Form, verliert an Tiefe. Es entstehen auch Parallelen zur Malerei seines Freundes Oskar Schlemmer im Rahmen einer selbständigen Fortentwicklung von Baumeisters Umgang mit Form und Farbe. Sein Lehrer Adolf Hölzel schrieb ihm schon um 1919: „Sie werden von uns allen der sein, der am höchsten kommt.“ Auffallend ist, dass der spezifisch deutsche Weg in die Moderne, der Expressionismus, kaum in Baumeisters Werk anklingt, obwohl er früh schon z. B. Franz Marc begegnet und jedenfalls die Werke der Brücke-Künstler wie die des Blauen Reiter gekannt haben wird.

Nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg entwickelt Baumeister sein Werk stringent fort. Obwohl man in seiner Malerei noch Figürliches findet, werden die Formen stärker geometrisch, gewinnen eine eigene Dynamik und Baumeister löst die traditionelle Verbindung von Form und Farbe. Zu dieser Zeit entstehen verschiedene Werkgruppen, u. a. die reliefartigen Mauerbilder oder Gemälde zum Thema Sport (als ein Symbol für Modernität). In seiner Malerei ist die Auseinandersetzung mit der Form und dem Material der Malerei sowie die Beziehung von Wirklichkeit und Abbild sichtbar. Parallel gewinnt aber auch schon die gegenstandslose Malerei deutlich Kontur in Gemälden, die geometrische Formen und deren Beziehungen im Bild zueinander ins Zentrum stellen (z. B. Flächenverhältnis von 1920). Von großer Bedeutung für die konsequente Fortentwicklung von Baumeisters Werk darf der rege Austausch mit anderen deutschen aber auch ausländischen Künstlern gesehen werden, stehden für viele seiner künstlerischen Zeitgenossen doch ähnliche, wenn nicht gar die gleichen Fragestellungen auf der Tagesordnung der Moderne (z. B. El Lissitzky, Kasimir Malewitsch, Wassili Kandinsky, Fernand Léger, Amédée Ozenfant, Le Corbusier, Paul Klee).

Gegen Ende der 1920er Jahre werden die Formen in Baumeisters Bildern weicher. Er gibt die strenge, sich an den Grundformen Kreis, Dreieck und Rechteck orientierende Malerei zu Gunsten zunehmend organischer Formen auf. Eine Entwicklung, die parallel auch im Werk anderer Künstler seiner Zeit beobachtet werden kann, die bei Baumeister aber ebenfalls mit seiner Faszination für die vorzeitliche archaische Malerei zu tun hat. Willi Baumeister setzt sich intensiv mit frühen malerischen Zeugnissen auseinander und integriert diese Bilderfahrung in seine eigene Malerei. Baumeister identifiziert die Symbole, Zeichen und Figuren der Höhlenmalereien als gültige archaische Bildsprache, der er sich in seiner Arbeit stellt. Hierzu gehört, dass nun auch vermehrt Gemälde in „Öl auf Sand auf Leinwand“ entstehen, die auch von ihrem Material her nahe an die von Baumeister bewunderte Höhlenmalerei herankommen (ab ca. 1933). Er sammelt selbst Beispiele prähistorischer Funde, Kleinskulpturen und Werkzeuge, beschäftigt sich mit Felszeichnungen, die in Rhodesien entdeckt worden waren. Diese Erfahrung ist zweifellos für Baumeisters künstlerische Haltung von Bedeutung, da er offenbar, angeregt durch diesen reichen Zeichenfundus prähistorischer Werke, schließlich außerordentlich reduzierte organische Formen für seine „Ideogramme“ benutzt (ab ca. 1937). In ihnen verwendet er eine ganz eigene Zeichenwelt, die er als Symbole für die Gesetze der Natur, ihre Entwicklung und für die menschliche Existenz versteht.

Die malerische Entwicklung Baumeisters wird nicht unterbrochen, als er 1933 seine Professur am Frankfurter Städel verliert. Trotz politischer Verfolgung und ökonomischer Schwierigkeiten malt er konsequent weiter. Entsprechend vielfältig ist sein Werk und dessen Entwicklung auch für die Zeit über 1941 hinaus, als er mit einem Ausstellungsverbot belegt wird. Die Anstellung in der Wuppertaler Lackfabrik Dr. Kurt Herberts & Co zur Forschung über antike und neuzeitliche Maltechniken schützt ihn einerseits politisch, gibt ihm andererseits Gelegenheit, sich mit den Grundlagen der Malerei zu beschäftigen, so dass er seine Kenntnisse über die Techniken prähistorischer Höhlenmalerei vertiefen kann. Parallel wendet er sich Goethes Vorstellung von Urpflanzenformen zu. Hieraus entstehen die „Eidos-Bilder“ (Eidos: Idee): Gemälde, die, anders als Baumeisters Ideogramme, reich sind in ihrer Vielfalt und Farbigkeit. Weiterhin sind die Formen organisch, scheinen aber weniger Symbole oder Zeichen zu sein, als Abbilder von einfachen pflanzlichen und tierischen Lebensformen. Die Bilder tragen Titel wie „Steingarten“, „Eidos“ oder „Urpflanzlich“.

Als unermüdlicher Forscher und Sammler besitzt Baumeister auch Beispiele afrikanischer Skulptur, in denen er, wie in den Zeugnissen der Vorgeschichte, allgemeingültige Bilder für das Leben, Werden und die menschliche Existenz sieht. Entsprechend findet ihre Formensprache in den frühen 1940er Jahren Eingang in Baumeisters Werk – stark abstrahiert, zuerst farbig zurückhaltend (Afrikanische Erzählung, 1942) und mit der Zeit immer stärker farbig werdend, teilweise sehr komplex in ihrer formalen Gestaltung (Owambo, 1944/1948). Gleichermaßen belegen Titel und Formensprache Baumeisters Beschäftigung mit anderen alten (lateinamerikanischen) Kulturen (Peruanische Mauer, 1946, bzw. Aztekenpaar, 1948).

Ein anderes Beispiel für die Suche nach den „Grundlagen der Kunst“ ist Baumeisters Umsetzung des Gilgamesch-Epos. Handelt es sich hier um eine der ältesten uns schriftlich überlieferten Dichtungen, so wendet Baumeister in seiner Illustration der Erzählung (ab 1943) seine persönliche Bild- und Zeichensprache an, woraus ein erstaunlich geschlossener Zyklus entsteht, der mit seiner Bildersprache verblüffend nah an die von der Erzählung ausgehende Wirkung (Anmutung) beim modernen Leser heranreicht. Weitere Illustrationen entstehen zu Texten aus der Bibel: Saul, Esther, Salome, sowie zu William Shakespeares „The Tempest“ (Der Sturm).

Baumeister entwickelt auf diese Weise zielstrebig und erfolgreich eine ganz persönliche eindrucksvolle Bildsprache, die in der deutschen Kunst unmittelbar nach 1945 einzigartig ist und bleibt. Entsprechend hoch ist die Anerkennung, die Willi Baumeister in der Nachkriegszeit im In- und Ausland erhält. Seine künstlerische Entwicklung macht allerdings hier nicht Halt. Virtuos entwickelt er einerseits seine Malerei fort, verbindet außerdem die Vielfalt seiner Schaffensphasen in vielen weiteren Bildern – zum Teil hin zu „Overall-Strukturen“, die allerdings immer noch ein Fundament besitzen, das an Landschaftsbilder erinnert (Blaue Bewegung, 1950). Zum Anderen entstehen hoch verdichtete Abstraktionen, die, von einer zentralen Form ausgehend, Baumeister als einen hervorragenden „Gegenstandslosen“ charakterisieren. Diese Gemälde sind wohl am bekanntesten geworden und werden von einer breiten Öffentlichkeit unmittelbar mit Willi Baumeister verbunden (u.v.a. ARU 2, 1955). Dennoch legt sich Baumeister nicht auf dieses späte „Markenzeichen“ fest. Vielgestaltige und -farbige Bilder entstehen noch in seinem Todesjahr parallel.

Rezeption

Willi Baumeisters Werk wird heute besonders in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien wahrgenommen. Anders als insbesondere die „französischen Klassiker“ der Moderne oder die wichtigen amerikanischen Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert gilt Baumeister nur eine geringere Aufmerksamkeit in der angelsächsischen Welt. Die Qualität seines Schaffens ist unbestritten. Eindeutig ist allerdings, dass er, arbeitend in der „inneren Emigration“ während der Nazidiktatur, keinen Einfluss auf ein lebendiges künstlerisches Umfeld hatte. Nach 1945 spielte Willi Baumeister in der deutschen und europäischen Kunstentwicklung eine wichtige Rolle. Von den deutschen Malern, die trotz der Verfolgung durch die Nationalsozialisten das Land nicht verlassen haben, gelangen zwischen 1933 und 1945 nur wenigen anderen Künstlern solch zukunftsweisende, zu neuen Gehalten und Formen führende Schritte. Nach 1945 wurde er zum Wortführer in der Auseinandersetzung um die Moderne. Baumeister galt als Anwalt einer „abstrakten“ Malerei und wurde als solcher ebenso hoch geschätzt wie heftig attackiert.

Eine bedeutende Sammlung von Werken Willi Baumeisters befindet sich im Archiv Willi Baumeister, das Teil des Kunstmuseums Stuttgart ist, und in der Sammlung Domnick, Nürtingen.

Ausstellungen

  • 1910 Württembergischer Kunstverein (als Gast einer Ausstellung französischer Maler)
  • 1927 Galerie d’Art Contemporain, Paris, Frankreich
  • 1930 Biennale Venedig, Italien
  • 1931 Kunstverein Frankfurt
  • 1935 Galeria Milione, Mailand, Italien
  • 1939 Galerie Jeanne Bucher, Paris, Frankreich
  • 1949 Galerie Jeanne Bucher, Paris, Frankreich
  • 1950 Zen 49, Central Collecting Point, München
  • 1951 Deutscher Künstlerbund, Hochschule für Bildende Künste, Berlin
  • 1953 Guggenheim-Museum New-York, USA
  • 1954 Württembergischer Kunstverein, Stuttgart
  • 1955 documenta 1, Kassel
  • 1955 Cercle Volnay, Paris, Frankreich
  • 1959 documenta II, Kassel
  • 1964 documenta III, Kassel
  • 1965 Wallraf-Richartz-Museum, Köln
  • 1989 Nationalgalerie Berlin
  • 1999 Willi Baumeister et la France, Musée d’Unterlinden, Colmar
  • 2000 Musée d’Art Moderne, Saint-Etienne
  • 2003 Museo Thyssen Bornemisza, Madrid
  • 2004 Städtische Galerie im Lenbachhaus, München
  • 2004 Willi Baumeister – Karl Hofer: Begegnung der Bilder, Museum der bildenden Künste, Leipzig
  • 2005 Buzerius Kunst Forum, Hamburg
  • 2005 Die Frankfurter Jahre 1928–1933, Museum Giersch, Frankfurt a.M.
  • 2005 Westfälisches Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte, Münster
  • 2006 Von der Heydt-Museum, Wuppertal
  • 2007 Kunstmuseum Stuttgart
  • 2007 Galerie Domberger, Filderstadt, Deutschland

Literatur von und über Willi Baumeister

  • Willi Baumeister, Monografie, Eduardo Westerdahl, Ediciones „Gaceta de Arte“, Spanien, 1934
  • Willi Baumeister, Das Unbekannte in der Kunst, 1947/1960/1974/1988
  • Willi Baumeister, Leben und Werk, W. Grohmann, Köln 1963/1988
  • Willi Baumeister, Gilgamesch, mit einer Einführung von Werner Haftmann, Köln 1976
  • Willi Baumeister, Werkverzeichnis der Zeichnungen, Gouachen und Collagen, Dietmar Ponert (Kat. Staatsgalerie Stuttgart), DuMont-Verlag 1988
  • Kermer, Wolfgang: Willi Baumeister - Typographie und Reklamegestaltung. Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, 1989.
  • Baumeister, Schlemmer und die Üecht-Gruppe. Stuttgarter Avantgarde 1919, Stuttgart 1989
  • Willi Baumeister, Lithographien / Serigraphien – 55 Werke der Zeit 1919 bis 1964, Galerie Schlichtenmaier. Kat.Nr.109, ISBN 3-89298-069-1, Grafenau 1991
  • Willi Baumeister, Jörg Heiko Bruns, Dresden 1991
  • Willi Baumeister Gemälde/Zeichnungen/Lithographien/Serigraphien. Galerie Schlichtenmaier. Mit einem Beitrag von Werner Haftmann. Kat.Nr.132, ISBN 3-89298-096-9, Grafenau 1994
  • Willi Baumeister, Gottfried Boehm, Stuttgart 1995
  • Willi Baumeister, Julius Bissier, Oskar Schlemmer, Künstlerfreundschaften, Galerie Schlichtenmaier Schloss Dätzingen 12. Juli-12. September 1998. Mit einem Beitrag von Karin v. Maur., Kat. Nr. 155, ISBN 3-89298-121-3, Grafenau 1998
  • Willi Baumeister Im Dialog mit dem Sammler. Galerie Schlichtenmaier Schloss Dätzingen 27. Juni‒11. September 1999.Mit einem Beitrag von Heinz Spielmann und Willi Baumeisters „Zimmer- und Wandgeister“. Kat. Nr. 159, ISBN 3-89298-125-6, Grafenau 1999
  • Willi Baumeister. Werkkatalog der Gemälde, Peter Beye und Felicitas Baumeister, Ostfildern-Ruit 2002, ISBN 978-3-7757-0936-1
  • Willi Baumeister. Werkkatalog der Druckgraphik, Heinz Spielmann und Felicitas Baumeister, Ostfildern-Ruit 2005
  • Willi Baumeister, Figuren und Zeichen, Katalog 2005, Hamburg, Münster, Wuppertal
  • Wolfgang Schürle und Nicholas J. Conard (Hrsgg.): Zwei Weltalter. Eiszeitkunst und die Bildwelt Willi Baumeisters. Ostfildern-Ruit 2005.
  • Im Rampenlicht. Baumeister als Bühnenbildner. München/Berlin 2007, ISBN 978-3-422-06775-2

Zitate von Willi Baumeister

  • „Der Hauptwert der Kunst liegt in ihrer Undefinierbarkeit.“
  • „Das Abmalen der Natur, das Wiederholen, ist weniger als das Schaffen wie die Natur.“
  • „Der Maler muss die kürzeste, die einfachste Ausdrucksform für die Wesenheiten der Menschen finden.“
  • „Der Lehrer hat zu leeren, nicht mit seinen Formeln zu füllen.“ (Das Unbekannte in der Kunst, 4. Aufl., S. 148)

Zitate über Willi Baumeister

  • „Der Name Baumeister nimmt in meinen Augen unter den modernen deutschen Künstlern einen äußerst wichtigen Platz ein.“ (Fernand Léger, 1949)
  • „Er war unter den deutschen Malern der europäischste.“ (Will Grohmann, 1959)
  • „Zu den gesunden, natürlichen, anziehenden Erscheinungen gehört die Kunst Willi Baumeisters.“ (Wassily Kandinsky, 1935)
  • „Ihnen gehört mit Sicherheit die Zukunft.“ (Le Corbusier an Baumeister, 1931)

Quellen

  • Willi Baumeister, Leben und Werk, W. Grohmann, Köln 1963/1988
  • Willi Baumeister, Figuren und Zeichen, Katalog 2005, Hamburg, Münster, Wuppertal

Weblinks