Schlacht am Boyne

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Schlacht am Boyne
Teil von: Krieg der zwei Könige

The Battle of the Boyne von Jan Wyck, ca. 1693
Datum 1. Julijul. / 11. Juli 1690greg.
Ort am Fluss Boyne
Ausgang Sieg von Wilhelm III. über Jakob II.
Konfliktparteien

Wilhelm III.
Friedrich von Schomberg
Godert de Ginkell

Jakob II.
Herzog von Lauzun
Earl of Tyrconnell

Truppenstärke

35.000

21.000

Die Schlacht am Boyne am 1. Julijul. / 11. Juli 1690greg. (englisch Battle of the Boyne; irisch Cath na Bóinne) ist ein entscheidendes Ereignis der irischen und nordirischen Geschichte. Am Fluss Boyne in der Nähe von Rosnaree konnte König Wilhelm III. von England den ehemaligen König von England Jakob II. aus dem Hause Stuart besiegen und die abgefallene Insel Irland zurückerobern.

Hintergrund

Im Rahmen der Glorious Revolution war Wilhelm von Oranien 1688 auf den englischen Thron gelangt und hatte seinen Schwiegervater, den zum Katholizismus konvertierten König Jakob II., für abgesetzt erklärt und ins Exil gezwungen. Der vertriebene König versuchte mit französischer und irischer Unterstützung aber weiterhin den englischen Thron zurückzuerobern. Im Januar 1689 trat das Parlament zusammen und setzte Wilhelm von Oranien und Maria II. offiziell in die Thronfolge ein. Allerdings wäre es falsch, hierin die Begründung einer konstitutionellen Monarchie in England zu sehen. Diese basierte vielmehr auf Konzessionen, die nicht 1689, sondern erst im Zuge der nächsten zwölf Jahre erkämpft wurden. Mit der Toleranzakte wurde eine Regelung der Religionsfrage vorgenommen, die den Dissenters nun endlich gewisse Rechte und Freiheiten der Ausübung ihrer Religion zugestand, diese jedoch sowohl an den Huldigungs- als auch den Suprematseid knüpfte. Katholiken, Juden und Anti-Trinitaristen blieben von der Regelung jedoch weiterhin ausgeschlossen. Während Wilhelms Thronbesteigung in England überwiegend positiv aufgenommen wurde, traf er in den schottischen Highlands auf massiven Widerstand der Anhänger Jakobs (Jakobiten). Noch problematischer erwies sich für Wilhelm die Situation in Irland, wo Jakob am 12. März 1689 mit einer überwiegend niederländisch-französischen Truppenmacht bei Kinsale gelandet war. Unterstützt von der katholischen Bevölkerung zog er erst nach Dublin und dann zur City of Londonderry, einer protestantischen Hochburg, die er erfolglos belagerte.

Die Schlacht

Ort der Schlacht am Boyne und Umgebung Brú na Bóinne

Jakobs Heer hatte beim erfolglosen Versuch, Derry und Enniskillen einzunehmen, große Verluste erlitten und konnte nur noch auf 7.000 französische Infanteristen, irische Kavallerie sowie frisch ausgehobene irische Infanterie und Dragoner zurückgreifen. Ihm standen etwa 21.000 Mann zur Verfügung. Wilhelm von Oranien landete mit seinem Heer am 14. Juni 1690 bei Carrickfergus in Ulster, und marschierte dem Gegner in Richtung Dublin entgegen. Rund 10.000 Soldaten unter dem Kommando des Marschalls von Schomberg standen schon seit August des Vorjahres in Irland und vereinigten sich jetzt mit dem Oranier. Wilhelm brachte dadurch eine deutliche Übermacht von 35.000 Mann gegen die Jakobiten zusammen, bestehend aus holländischen Blauen Garden, zwei Regimentern französischer Hugenotten und dänischen, brandenburgischen, finnischen und Schweizer Söldnern. Die niederländische Kavallerie stand unter Führung von Godert de Ginkell, die französischen Truppen standen unter dem militärisch wenig erfahrenen Herzog von Lauzun, der zudem blind den Planungen des Grafen von Tyrconnel folgte.

Bei einer Furt über den Boyne nahe Oldbridge setzte die niederländische Blaue Garde über den Fluss, wurde aber durch einen Gegenangriff der jakobitischen Kavallerie kurz gestoppt. Die Wilhelmiten waren nicht in der Lage, ihren Vormarsch fortzusetzen, bis es der eigenen Reiterei gelungen war, den Fluss zu überqueren und dadurch den Übergang des Fußvolkes zu gewährleisten. Der stellvertretende Armeeführer, der Marschall von Schomberg und General George Walker wurden in dieser Phase der Schlacht getötet. Der Marschall geriet beim Überqueren des Flusses Boyne, von dem ihm Wilhelm dringend abgeraten hatte, in eine Gruppe irischer Reiter und wurde, da er bei der Flussüberquerung keinen Kürass trug, durch Degenhiebe getötet. Die wütenden Truppen unter Meinhard von Schomberg, dem Sohn des Gefallenen, trugen darauf durch ihr unerschütterliches Ausharren nicht wenig zum siegreichen Ausgang der Schlacht bei. Das Heer Wilhelms konnte am anderen Ufer durch seine Übermacht den Sieg erzwingen, die jakobitischen Truppen führten aber einen wohl geordneten Rückzug durch, der es ihnen erlaubte, den Krieg in Irland noch ein Jahr lang fortzusetzen.

Folgen

Jakob II. musste sich endgültig in sein französisches Exil zurückziehen. Er floh von Kinsale aus nach Frankreich. Seine persönliche Feigheit kostete ihn einen großen Teil seiner Unterstützung und brachte ihm in Irland den unrühmlichen Spitznamen James the be-shitten ein. Die besiegten Jakobiten räumten Dublin und zogen sich auf Limerick zurück, wo sie sich hinter dem Fluss Shannon verschanzten. Wilhelms General de Ginkell belagerte zwischen 20. und 30. Juni 1691 erfolgreich Athlone und schlug beim Vormarsch auf Limerick das letzte jakobitisches Aufgebot unter Marquis de St. Ruth am 12. Juli in der Schlacht von Aughrim. Mit dem Vertrag von Limerick am 3. Oktober 1691 war die Eroberung Irlands abgeschlossen.

Der Sieg am Boyne wird am 12. Juli von den protestantischen Traditionsverbänden in Nordirland mit Paraden gefeiert, was auch heute nach Abschluss des Friedensvertrags von 1998 noch Anlass zu Unruhen zwischen protestantischen und katholischen Gruppen gibt. Bis heute werden am Abend vor dem 11. Juli in Belfast in der Bonfire Night hunderte Feuer entfacht. Dazu werden kegelige Türme aus Holzpaletten aufgeschichtet, in die bisweilen – entgegen Aufrufen und Verbot – auch Schichten von Autoreifen eingearbeitet werden, die beim Abbrennen für besonders viel rußenden und beißenden Qualm sorgen.[1][2]

Die folgenden Aufstände der Jakobiten, die bald Jakobs Sohn James Stuart (the Old Pretender) und schließlich dessen Sohn Charles (Bonnie Prince Charlie) als Thronfolger einsetzen wollten, blieben bis 1746 eine Bedrohung für die Nachfolger Wilhelms.

An die Schlacht wird auch heute noch jährlich am 12. Juli in Nordirland durch die Protestanten im Zuge der Oranier-Märschen erinnert. Dies befeuert den Nordirlandkonflikt.[3]

Literatur

  • Padraig Lenihan: 1690 Battle of the Boyne, Tempus Publishing, Gloucestershire 2003, ISBN 0-7524-3304-0
  • G. A. Hayes McCoy: Irish Battles, Belfast 1990, ISBN 0-86281-250-X
  • Richard Doherty: The Williamite War in Ireland 1688–1691, Four Courts Press, Dublin 1998, ISBN 1-85182-375-1
  • Leopold von Ranke: Englische Geschichte (Band 6), Verlag Duncker und Humblot, Leipzig 1866, S. 160 f.

Weblinks

Commons: Schlacht am Boyne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://orf.at/stories/2190491/2190471/ Die Feuertürme von Belfast, ORF.at vom 11. Juli 2013
  2. http://orf.at/stories/2190592/2190593/ Beissender Rauch über Belfast - Feuerwehr im Dauereinsatz, ORF.at vom 12. Juli 2013
  3. https://www.tagesspiegel.de/politik/unheilvolle-erinnerungen-warum-die-spannungen-in-nordirland-so-gefaehrlich-sind/24238858.html