Wappentier

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Adler und Löwen im Wappen von Otto IV. als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches

Wappentier ist eine Tierart, die in einem Wappen als gemeine Figur, als Schildhalter oder auch als Helmzier dargestellt wird. Der Begriff Wappentier ist bei Heraldikern ungebräuchlich, aber bei Laien sehr beliebt.

Die gemeine Figur Wappentier

Spinnennetz im Wappen von Aasiaat (Spinnen)

Im Wappen können alle Tiere des natürlichen Tierreiches und Tiere aus der Fabelwelt (Einhorn, Drache, Greif etc.) verwendet werden. Die Abwandlung von bekannten Lebewesen durch widersinnig erscheinende Veränderungen hat die Heraldik bereichert. So sind beispielsweise Säugetiere mit Fischschwanz (Seelöwe), oder Tiere mit Flügeln (Flügelstier), die nicht zum Fliegen geschaffen sind, als Besonderheiten zu nennen.

Bis auf wenige Ausnahmen sind im Wappenschild die Tiere stilisiert. Besonders die Tiere, die schon in der Frühzeit der Heraldik auf den Schilden ihren Platz gefunden haben, sind durch die Jahrhunderte hindurch der Mode angepasst worden, und ihre Darstellung ist künstlerisch durchdrungen. Der Historiker kann die Darstellungsart der jeweiligen Epoche zuordnen. Die meisten Wappentiere haben eine bevorzugte Stellung im Schild. So blicken viele Wappentiere nach rechts (aus der Sicht des Schildträgers) und sind Löwen vorrangig steigend dargestellt. Dies vereinfacht die Wappenbeschreibung (Blasonierung), denn die Grundstellungen brauchen dabei nicht erwähnt zu werden. Die Wappentiere können wachsend, am Spalt stehend, bekrönt oder auch verkappt (Rüstungsteile über dem Kopf) sein. Viele Begriffe erklären in Kurzform treffend das Aussehen, die Stellung und Farbe.

Von vielen Wappentieren werden auch nur Teile, wie Kopf, Flügel, Füße und Vorderteil genommen. Diese werden wie das vollständige Tier behandelt. Die Beschreibung der Bewehrung macht den kleinen Unterschied zweier scheinbar gleicher Wappen aus.

Wappentiere bleiben eine gemeine Figur, auch wenn sie den Schildrand oder eine Teilungslinie im Schild berühren.

Beliebte Wappentiere sind Adler, Löwen, Leoparden und Fabeltiere.

Zu den wenig verbreiteten Tieren sind die Reptilien zu rechnen. Reptilien sind in der Heraldik als Wappentier eine gemeine Figur. In den Wappen sind alle Arten von Echsen, wie Krokodile, Eidechsen und Salamander, sowie auch Schlangen und Schildkröten, anzutreffen und sind die wichtigsten Vertreter. Jede dieser Tierarten hat eigene Regeln für die Darstellung in Schild oder Oberwappen, beziehungsweise als Schildhalter.

  • Insekten: Zu den wenig verbreiteten Tieren sind auch die Insekten zu rechnen. Siehe Hauptartikel Bienen und Ameisen. Zu den anderen Insekten siehe unter Gemeine Figur, Abschnitt Insekten.

Wappentier mit Fischschwanz

Bei vielen Wappentieren wird das Hinterteil durch einen Fischschwanz ersetzt. Dadurch verdoppeln sich die Möglichkeiten im oder über dem Wappen. Hier ist der Fantasie keine Grenze gesetzt. Was möglich ist, zeigt eine Kirchendecke. In der Kirche St. Martin Zillis sind an der Decke viele Fabelwesen, die auch in der Heraldik verwendet werden, dargestellt. Das Besondere ist die sehr umfangreiche Darstellung von Wappentieren mit einem Fischschwanz. So sind beispielsweise Löwe, Eber, Einhorn, Ziegenbock, Widder und Wolf mit Fischschwanz abgebildet. Selbst ein Elefant wird so dargestellt.[1] In der Heraldik wird das mit fischgeschwänzt blasoniert. Auch menschliche Wesen gehören dazu. Beispiele sind Triton und die Melusine, auch als Meerfrau bekannt.

Anwendung

Während in der Heraldik die Darstellungselemente im Schild prinzipiell beliebig sind, also für den Wappeninhaber frei gewählt werden können, besteht doch seit den Anfangszeiten der Heraldik die Tendenz, mit einer Gemeinen Figur eine bestimmte Symbolik zu verbinden.

In der Heraldik werden – soweit möglich – redende Wappen gern gesehen. Das heißt, dass Wappengestalter sich bei der Gestaltung des Wappens durchaus nach dem Namen des Wappeninhabers richten sollten. Dieses Streben kann auch viele Tiermotive hervorbringen, zum Beispiel bei Familiennamen wie „Hirsch“, „Fischer“, „Ebers“ etc.

Verwendung der Wappentiere im Preußenwappen

Im Großen Wappen der deutschen Kaiser als Könige von Preußen und im mittleren Wappen werden diese Wappentiere in den Feldern (ohne Prachtstücke und Oberwappen) dargestellt:

  • Großes Wappen der deutschen Kaiser als Könige von Preußen
  • mittleres Wappen Wilhelm II. als König von Preußen
    • Adler sechsmal
    • Löwe fünfmal
    • Pferd zweimal
    • Greif einmal.

Die verstreuten Einzelstaaten zeigen in der Zusammenstellung im Preußenwappen erst die Häufigkeit der gewählten Wappentiere und dokumentieren somit ihre Beliebtheit.

Wappentiere der deutschen Länder

In den meisten Wappen der deutschen Länder sind Wappentiere verwendet.

In Bayern, Bremen und Hamburg sind zwei Löwen, bei Baden-Württemberg Hirsch und Greif als Schildhalter Teil des Großen Wappens.

Wappentiere der Österreichischen Länder

Wappentiere der Schweizer Kantone

Siehe auch

Literatur

  1. Ernst Murbach: Zillis. Die romanische Bilderdecke der Kirche St. Martin. Photographiert und herausgegeben von Peter Heman. Atlantis-Verlag, Zürich u. a. 1967.

Weblinks

Commons: Tiere in der Heraldik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Wappentier – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen