Benutzer:AKu87/Kein Meistertitel

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1963–1991: Kein Meistertitel, aber Europacupfinalist

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1963 wurden der SC Rotation und der in Leipzig-Gohlis ansässige SC Lokomotive zum SC Leipzig vereinigt, um eine Konzentrierung des Leipziger Hochleistungssports herbeizuführen. Der Plan der DDR-Funktionäre zur Leistungskonzentration ging nur bedingt auf: Der SC Leipzig belegte „nur“ den dritten Platz, Stadtrivale Chemie Leipzig hingegen gewann die Meisterschaft in der Saison 1963/64. Im selben Jahr erreichten die Klub-Fußballer zumindest das FDGB-Pokalfinale, das jedoch gegen den SC Magdeburg mit 2:3 verloren ging. Ein erneuter Funktionärsbeschluss sah ab Ende des Jahres 1965 die Bildung von eigenständigen Fußballclubs (FC) auf Basis der Sportclub-Sektionen vor, um bessere Rahmenbedingungen zur Förderung des DDR-Fußballs zu schaffen. Die Fußballsektion des SC Leipzig wurde am 20. Januar 1966 in den 1. FC Lokomotive Leipzig ausgegliedert.

Die Gründungsversammlung fand im Leipziger Hauptbahnhof statt, da der Trägerbetrieb des neuen Vereins die Deutsche Reichsbahn war. In der Saison 1967/67 wurde der 1. FC Lok Vizemeister, während Henning Frenzel mit 22 Toren Torschützenkönig der DDR-Oberliga wurde. 1966 machte der Verein auch erstmals international auf sich aufmerksam, als er im Messepokal Benfica Lissabon um Eusebio im Achtelfinale ausschalten konnte. Zwei Jahre später allerdings musste der Club als Tabellenletzter den Gang in die DDR-Liga antreten – der bis dahin erste Abstieg in der Vereinsgeschichte. Am letzten Spieltag der Saison 1969/70 kam es im Bruno-Plache-Stadion zum entscheidenden Spiel um den Aufstieg gegen Wismut Gera. Mit einem 1:0-Sieg gelang der sofortige Wiederaufstieg. Das Spiel sahen 30.000 Zuschauer, was den ewigen Rekord für die DDR-Liga bedeutet.

Der 1. FC Lok holt seinen zweiten FDGB-Pokal nach 1957.

Die 1970er Jahre markierten die Zeit, in der sich der Verein als Pokalmannschaft einen Namen machte, national wie international. 1970 stand er im ersten von insgesamt vier Pokalfinalen in den 1970er Jahren, das man jedoch relativ klar mit 2:4 gegen den FC Vorwärts Berlin verlor. Nach einem weiteren verlorenen Pokalfinale gegen den 1. FC Magdeburg in der Saison 1972/73 war es 1976 endlich soweit. Der 1. FCL gewann gegen den Vorwärts Frankfurt/Oder klar mit 3:0 und holte sich den zweiten FDGB-Pokal der Vereinsgeschichte. 1977 erreichte Leipzig noch einmal das Finale des FDGB-Pokals, verlor allerdings mit 2:3 gegen Dynamo Dresden. International machte die Loksche von sich reden, als sie 1974 bis ins Halbfinale des UEFA-Pokals vordringen konnte. Dabei bezwang sie Mannschaften wie den AC Turin, Wolverhampton Wanderers, Fortuna Düsseldorf und Ipswich Town, ehe sie an Tottenham Hotspur scheiterte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Vereine aus der DDR recht wenig Erfolg gegen englische Mannschaften. Allein das Aufeinandertreffen mit gleich drei englischen Vereinen und das Ausschalten zweier brachte dem 1. FC Lok ein hohes Ansehen in England ein. 80.000 Zuschauer zog es ins Zentralstadion, um die Partie gegen Fortuna Düsseldorf zu sehen. Bis dahin hatte auch noch nie ein Verein aus der DDR gegen eine Mannschaft aus der Bundesrepublik Deutschland gewonnen. In der nationalen Meisterschaft dagegen hingegen belegte Lok häufig nur einen Mittelfeldplatz. Die besten Ergebnisse waren 1972/73, 1975/76 und 1977/78 jeweils Platz 4.

Zwischen 1982 und 1988 standen die Messestädter sechsmal auf einem Podiumsplatz in der DDR-Meisterschaft, mussten aber stets dem BFC Dynamo den Vortritt auf Platz 1 lassen. Am Ende der Saison 1985/86 errang der 1. FC Lok seinen zweiten Vizemeistertitel. Im März 1986 sorgte dabei das Spiel gegen Serienmeister BFC Dynamo für ein Politikum. Schiedsrichter Bernd Stumpf sprach in der fünften Minute der Nachspielzeit den Berlinern einen umstrittenen Elfmeter zu. Das Aufeinandertreffen ging auch als „Schand-Elfmeter von Leipzig“ in die DDR-Fußballgeschichte ein. 1988 scheiterte die Lok erneut knapp an der Meisterschaft. Der Club musste sich dem BFC Dynamo nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses geschlagen geben. Nach dieser Vizemeisterschaft platzierten sich die Lok-Fußballer nur noch im Mittelfeld. Dennoch gelten die 1980er Jahre als das erfolgreichste Jahrzehnt des 1. FC Lokomotive Leipzig. Dies spiegelte sich auch im FDGB-Pokal wider, wo die Probstheidaer bei ihren drei Finalteilnahmen (1981, 1986 und 1987) jeweils als Sieger hervorgingen.

Auch international sorgte der Fußballclub in diesen Jahren für Aufsehen. So scheiterten die Leipziger 1982 erst im Viertelfinale im Pokalsieger-Wettbewerb am späteren Gewinner FC Barcelona. Auch in der EC-Saison 1983/84 bewies Lok internationale Klasse, als Girondins Bordeaux, in deren Aufgebot Spieler wie Jean Tigana, Patrick Battiston und Alain Giresse standen, überraschend deutlich mit zwei Siegen durch (3:2 in Bordeaux, 4:0 in Leipzig) durchsetzte. Nach einem weiteren Sieg über Werder Bremen musste sich der 1. FC Lok in der dritten Runde schließlich Sturm Graz geschlagen geben.

Mit dieser Mannschaft zog der 1. FC Lok in das EC-Finale ein.

Die große Stunde der Blau-Gelben schlug dann in der EC-Saison 1986/87. Nach Siegen über Glentoran Belfast, den SK Rapid Wien und FC Sion traf die Lok-Mannschaft in der Runde der letzten Vier erneut auf Girondins Bordeaux. Beim Rückspiel im Leipziger Zentralstadion vor offiziell 73.000 Zuschauern – nach inoffiziellen Angaben waren bis zu 120.000 Zuschauer anwesend – bewies der Leipziger Schlussmann René Müller im Elfmeterschießen Nervenstärke. Er traf zum entscheidenden 6:5 für Leipzig und wurde zum Helden der Leipziger Kicker. Damit erreichte der 1. FC Lokomotive als dritte DDR-Mannschaft ein Finale im Europapokal. Die Mannschaft um Hans-Ulrich Thomale traf dabei auf Ajax Amsterdam. Gegen die von Johan Cruyff trainierten Niederländer waren die Leipziger klar in der Rolle des Außenseiters. Am Ende musste sich die Loksche gegen das Team um Jan Wouters, Aron Winter, Frank Rijkaard, Dennis Bergkamp und Marco van Basten mit 0:1 geschlagen geben. Im UEFA-Pokal 1988/89 erreichten die Leipziger die zweite Runde, unterlagen aber dort dem späteren Cup-Gewinner SSC Neapel, der mit Diego Maradona den zu diesem Zeitpunkt wohl weltweit populärsten Fußballer in seinen Reihen hatte. Es war das 77. und letzte Spiel der Probstheidaer EC-Historie.

Die Saison 1990/91 wurde zur letzten Saison der DDR-Oberliga und diente zur Qualifikation für Bundesliga und die 2. Bundesliga. Mit Platz 7 verpasste der 1. FC Lok die direkte Qualifikation für eine der ersten beiden gesamtdeutschen Ligen denkbar knapp. Erst in der nachfolgenden Qualifikationsrunde, für die mit Jürgen Sundermann ein neuer Trainer verpflichtet wurde, qualifizierte sich die Mannschaft mit vier Siegen und zwei torlosen Unentschieden souverän für die 2. Bundesliga. Noch während der Saison 1990/91 beschloss der Verein am 28. Mai 1991 in Erinnerung an den dreimaligen deutschen Meister VfB Leipzig die Umbenennung in VfB Leipzig. Ab dem 1. Juli 1991 hieß der Verein wieder VfB Leipzig.

Obwohl die Mannschaft keinen Landesmeistertitel erringen konnte, zählen die Jahren ab 1963 bis 1991 neben den Vorkriegsjahren zwischen 1903 und 1913 zu den erfolgreichsten in der Vereinsgeschichte. Der 1. FC Lok stieg zu einem Renommierverein der DDR-Oberliga auf zählt mit insgesamt 77 Europapokalspielen zu den bekanntesten DDR-Fußballclubs in Europa. Über Jahre hinweg brachte der 1. FCL immer wieder Nationalspieler der DDR hervor, unter anderem Henning Frenzel, Wolfram Löwe, Matthias Liebers, René Müller oder Ronald Kreer Der Verein war bekannt für starkes Konterspiel und galt wegen ihrer Unberechenbarkeit als Sphinx der DDR-Oberliga (starken Europapokalspielen folgten oft schwache Oberliga-Partien) sowie als absolute Pokalmannschaft.