Beutepanzer

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Britischer Mark IV als deutscher Beutepanzer, mit deutschem Hoheitszeichen im Ersten Weltkrieg, 1918
Deutsche Panzerschwadron mit englischen Beutepanzern, samt deutschem Hoheitszeichen in Frankreich, 1918
Deutsche Reparaturwerkstatt im Ersten Weltkrieg für erbeutete britische Panzer (u. a. Mark IV), Charleroi, 1917
Der erste Tiger, der den Alliierten in die Hände fiel (1943 nahe Tunis)
Deutscher Panzersoldat auf Turm eines erbeuteten leichten sowjetischen Panzer T-60 in der Schlacht um Cholm (4. Mai 1942)
Sowjetischer KW-1 als finnischer Beutepanzer

Ein Beutepanzer ist ein Panzerfahrzeug (meist ein Kampfpanzer), das vom Kriegsgegner erbeutet wurde, und das meist von der eigenen Panzertruppe eingesetzt oder untersucht wird.

Wenn erbeutete Panzer in eigenen Streitkräften eingesetzt werden, werden sie mit dem eigenen Hoheitszeichen versehen, damit sie nicht von den eigenen oder verbündeten Streitkräften attackiert werden (Eigenbeschuss), da sie ihn aufgrund des Modells für einen Feindpanzer halten. Auch werden für Beutepanzer Benutzerhandbücher für die Panzerbesatzungen ausgearbeitet, um die Bedienung zu erleichtern. Die Beutepanzer werden, sofern sie militärischen Nutzen bringen und der Nachschub von Munition, Treibstoff und Ersatzteilen sowie die Instandsetzung sichergestellt ist, als regulärer Teil der Panzertruppe genutzt. Werden die Beutepanzer über eine längere Zeit eingesetzt, wird durch Austausch einiger Bauteile wie z. B. Bewaffnung versucht, sie den eigenen Panzern anzugleichen um den Nachschub und Instandsetzung zu vereinfachen. In seltenen Fällen werden nicht nur Panzer erbeutet, sondern auch die Panzerfabriken des Gegners, so z. B. italienische und tschechoslowakische Rüstungsindustrie durch deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg. Dies steigert den militärischen Nutzen, wenn die Produktion gegebenenfalls weiter betrieben werden kann.

In vielen Fällen liefern erbeutete Panzerfahrzeuge auch wichtige Einblicke in die Waffentechnologie des Gegners, welche für die Entwicklung eigener Panzertypen von Nutzen sind.

Erster Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg fielen den deutschen Streitkräften so viele britische Tanks (meist Mark IV) in die Hände, dass diese die Anzahl der selbst produzierten Panzer bei weitem überschritten. Es wurden Sammellager und Reparaturwerkstätten eingerichtet und Panzerschwadronen mit den Beutepanzern aufgestellt. Die Tanks wurde mit dem Eisernen Kreuz, als Hoheitszeichen, versehen und erhielten zum Teil einen neuen Tarnanstrich. Bis Ende September 1918 waren insgesamt 170 gegnerische Panzer in verwendungsfähigem Zustand erbeutet worden. Zu diesem Zeitpunkt wurden 35 davon einsatzbereit gemeldet.[1] Dagegen wurden im Vergleich dazu vom eigenen Modell A7V insgesamt nur 20 Stück gebaut.

Zweiter Weltkrieg

Vor allem für die Wehrmacht spielten Beutefahrzeuge eine nicht zu unterschätzende Rolle. Bereits nach dem Anschluss Österreichs (März 1938) und der Annexion Tschechiens (März 1939) wurden dortige Bestände von gepanzerten Fahrzeugen in den Bestand der Wehrmacht eingegliedert. Im Oktober 1940 befahl das Heeresamt, von jedem erbeuteten Panzertyp, Kraftfahrzeugtyp u.s.w. zwei Exemplare zu Auswertungszwecken an die Kraftfahrversuchsstelle des Heereswaffenamtes abzuliefern.

Im aktiven Truppendienst wurden Beutepanzer vereinzelt oder in kleinen Gruppen (zum Beispiel in Beute-Panzerkampfwagen-Zügen) an allen Fronten eingesetzt. Eine Ausnahme war das Deutsche Afrikakorps: Da die Panzerarmee Afrika ständig unter Nachschubmangel litt, bestand ihr Kraftfahrzeugbestand zeitweise zu 85 Prozent aus Beutefahrzeugen.

Teilweise wurden feindliche Panzer in großen Stückzahlen erbeutet. So wurden im Westfeldzug 691 englische Kampfpanzer erbeutet, von denen wohl etwa 350 für die Wehrmacht wiederverwendbar gewesen sein können. Ein ausreichender Nachschub an Munition war für die meisten Fahrzeuge jedoch nicht gewährleistet. Um diese weiter nutzen zu können, wurden Fahrgestelle von Beutepanzern auch zu Munitionstransportern und Beobachtungspanzern umfunktioniert. Andere erhielten Aufbauten mit Waffen aus eigener Herstellung und wurden so zu Selbstfahrlafetten oder Jagdpanzern.

Zu stark beschädigte Fahrzeuge wurden zur Ersatzteilgewinnung verwendet ("ausgeschlachtet").

Während des Unternehmens Barbarossa gelang es bis zur Jahreswende 1941/1942, einige wenige BT- und T-26-Panzer sowie einzelne T-60-Kampfwagen und Panzerzüge zu erobern. Im Frühjahr 1943 besetzte das SS-Panzerkorps ein Traktorenwerk (Panzerwerk) in Charkow und ließ die dortige Produktion von T-34 Panzern fortführen. Mit diesen wurde zum Beispiel die SS-Panzerjäger-Abteilung 2 der Division „Das Reich“ ausgestattet.[2]

Beispiele für Beutepanzer im Zweiten Weltkrieg

Verwendung durch die Wehrmacht

Verwendung durch die Rote Armee

Verwendung durch die finnische Armee im Fortsetzungskrieg

Verwendung durch die rumänische Armee

Verwendung durch die Alliierten der Westfront

  • italienische M13/40-Kampfpanzer, vom australischen 6. Cavalry Regiment Dingo, Wombat bzw. Rabbit genannt, welche mit weißen Kängurus an Wanne und Turm gekennzeichnet waren

Beispiele für Beutepanzer nach dem Zweiten Weltkrieg

Siehe auch

Literatur

Thematik Erster Weltkrieg:

  • Fred Koch: Beutepanzer im Ersten Weltkrieg – Britische, französische und russische Kampf- und Panzerwagen im deutschen Heer. Podzun-Pallas Verlag, 1994, ISBN 3-7909-0520-8.

Thematik Zweiter Weltkrieg:

  • Alexander Lüdeke: Beutepanzer der Wehrmacht. Typenkompass. Motorbuch-Verlag, 2011:
    • Beutepanzer der Wehrmacht 1938-1945: Österreich, Tschechoslowakei, Polen, Niederlande, Belgien und Frankreich. ISBN 978-3-613-03291-0.
    • Beutepanzer der Wehrmacht: Großbritannien, Sowjetunion und USA 1939-1945: Großbritannien, Sowjetunion und USA 1939-1945. ISBN 978-3-613-03359-7.
  • Werner Regenberg, Horst Scheibert: Beutepanzer unterm Balkenkreuz. Podzun-Pallas Verlag, 1990, ISBN 3-7909-0392-2. (auch: Dörfler-Verlag, 2003, 3-89555-105-8)
  • Walter J. Spielberger: Beute-Kraftfahrzeuge und Panzer der deutschen Wehrmacht. Militärfahrzeuge, Band 12. Motorbuch Verlag, 1989, ISBN 3-613-01255-3.
  • Werner Regenberg:Beutepanzer unterm Balkenkreuz / Amerikanische und englische Kampfpanzer. Waffen-Arsenal Band 137. Podzun-Pallas-Verlag, 1992, ISBN 3-7909-0448-1.
Commons: Deutsche Beutepanzer des Ersten Weltkrieges – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Beutepanzer des Zweiten Weltkrieges – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Fleischer: Gepanzerte Feuerkraft, Podzun-Pallas Verlag, 2004, ISBN 3-7909-0779-0
  2. Zweiter Weltkrieg Lexikon/ Russische Beutepanzer