Beutepanzer
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/5e/CapturedMkIVFemaleTankInGermanService1918.jpg/220px-CapturedMkIVFemaleTankInGermanService1918.jpg)
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/4a/Bundesarchiv_Bild_183-R28717%2C_Frankreich%2C_deutsche_Panzerschwadron.jpg/220px-Bundesarchiv_Bild_183-R28717%2C_Frankreich%2C_deutsche_Panzerschwadron.jpg)
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/54/Bundesarchiv_Bild_102-00292%2C_Charleroi%2C_Panzer-Reparaturwerkstatt.jpg/220px-Bundesarchiv_Bild_102-00292%2C_Charleroi%2C_Panzer-Reparaturwerkstatt.jpg)
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b4/TigerITankTunis.jpg/220px-TigerITankTunis.jpg)
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/ce/Bundesarchiv_Bild_183-J19893%2C_Russland%2C_Cholm_russischer_Beutepanzer.jpg/220px-Bundesarchiv_Bild_183-J19893%2C_Russland%2C_Cholm_russischer_Beutepanzer.jpg)
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/92/Kv1_m1942_parola_1.jpg/220px-Kv1_m1942_parola_1.jpg)
Ein Beutepanzer ist ein Panzerfahrzeug (meist ein Kampfpanzer), das vom Kriegsgegner erbeutet wurde, und das meist von der eigenen Panzertruppe eingesetzt oder untersucht wird.
Wenn erbeutete Panzer in eigenen Streitkräften eingesetzt werden, werden sie mit dem eigenen Hoheitszeichen versehen, damit sie nicht von den eigenen oder verbündeten Streitkräften attackiert werden (Eigenbeschuss), da sie ihn aufgrund des Modells für einen Feindpanzer halten. Auch werden für Beutepanzer Benutzerhandbücher für die Panzerbesatzungen ausgearbeitet, um die Bedienung zu erleichtern. Die Beutepanzer werden, sofern sie militärischen Nutzen bringen und der Nachschub von Munition, Treibstoff und Ersatzteilen sowie die Instandsetzung sichergestellt ist, als regulärer Teil der Panzertruppe genutzt. Werden die Beutepanzer über eine längere Zeit eingesetzt, wird durch Austausch einiger Bauteile wie z. B. Bewaffnung versucht, sie den eigenen Panzern anzugleichen um den Nachschub und Instandsetzung zu vereinfachen. In seltenen Fällen werden nicht nur Panzer erbeutet, sondern auch die Panzerfabriken des Gegners, so z. B. italienische und tschechoslowakische Rüstungsindustrie durch deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg. Dies steigert den militärischen Nutzen, wenn die Produktion gegebenenfalls weiter betrieben werden kann.
In vielen Fällen liefern erbeutete Panzerfahrzeuge auch wichtige Einblicke in die Waffentechnologie des Gegners, welche für die Entwicklung eigener Panzertypen von Nutzen sind.
Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg fielen den deutschen Streitkräften so viele britische Tanks (meist Mark IV) in die Hände, dass diese die Anzahl der selbst produzierten Panzer bei weitem überschritten. Es wurden Sammellager und Reparaturwerkstätten eingerichtet und Panzerschwadronen mit den Beutepanzern aufgestellt. Die Tanks wurde mit dem Eisernen Kreuz, als Hoheitszeichen, versehen und erhielten zum Teil einen neuen Tarnanstrich. Bis Ende September 1918 waren insgesamt 170 gegnerische Panzer in verwendungsfähigem Zustand erbeutet worden. Zu diesem Zeitpunkt wurden 35 davon einsatzbereit gemeldet.[1] Dagegen wurden im Vergleich dazu vom eigenen Modell A7V insgesamt nur 20 Stück gebaut.
Zweiter Weltkrieg
Vor allem für die Wehrmacht spielten Beutefahrzeuge eine nicht zu unterschätzende Rolle. Bereits nach dem Anschluss Österreichs (März 1938) und der Annexion Tschechiens (März 1939) wurden dortige Bestände von gepanzerten Fahrzeugen in den Bestand der Wehrmacht eingegliedert. Im Oktober 1940 befahl das Heeresamt, von jedem erbeuteten Panzertyp, Kraftfahrzeugtyp u.s.w. zwei Exemplare zu Auswertungszwecken an die Kraftfahrversuchsstelle des Heereswaffenamtes abzuliefern.
Im aktiven Truppendienst wurden Beutepanzer vereinzelt oder in kleinen Gruppen (zum Beispiel in Beute-Panzerkampfwagen-Zügen) an allen Fronten eingesetzt. Eine Ausnahme war das Deutsche Afrikakorps: Da die Panzerarmee Afrika ständig unter Nachschubmangel litt, bestand ihr Kraftfahrzeugbestand zeitweise zu 85 Prozent aus Beutefahrzeugen.
Teilweise wurden feindliche Panzer in großen Stückzahlen erbeutet. So wurden im Westfeldzug 691 englische Kampfpanzer erbeutet, von denen wohl etwa 350 für die Wehrmacht wiederverwendbar gewesen sein können. Ein ausreichender Nachschub an Munition war für die meisten Fahrzeuge jedoch nicht gewährleistet. Um diese weiter nutzen zu können, wurden Fahrgestelle von Beutepanzern auch zu Munitionstransportern und Beobachtungspanzern umfunktioniert. Andere erhielten Aufbauten mit Waffen aus eigener Herstellung und wurden so zu Selbstfahrlafetten oder Jagdpanzern.
Zu stark beschädigte Fahrzeuge wurden zur Ersatzteilgewinnung verwendet ("ausgeschlachtet").
Während des Unternehmens Barbarossa gelang es bis zur Jahreswende 1941/1942, einige wenige BT- und T-26-Panzer sowie einzelne T-60-Kampfwagen und Panzerzüge zu erobern. Im Frühjahr 1943 besetzte das SS-Panzerkorps ein Traktorenwerk (Panzerwerk) in Charkow und ließ die dortige Produktion von T-34 Panzern fortführen. Mit diesen wurde zum Beispiel die SS-Panzerjäger-Abteilung 2 der Division „Das Reich“ ausgestattet.[2]
Beispiele für Beutepanzer im Zweiten Weltkrieg
Verwendung durch die Wehrmacht
- tschechoslowakische Škoda LT vz.35, als Panzerkampfwagen 35(t)
- tschechoslowakische ČKD-Praga TNH, als Panzerkampfwagen 38(t), nach der Besetzung der Rest-Tschechei wurden von 1939 bis 1942 noch mehr als 1400 Stück hergestellt
- leichte tschechoslowakische ČKD-Praga LT-H-Panzer, als Panzerkampfwagen 39(t)
- tschechoslowakische Praga T-33-Tanketten, eingesetzt als Transportpanzer und Schlepper
- sowjetische T-50
- sowjetische T-35, eingesetzt unter Bezeichnung Panzerkampfwagen 751(r)
- sowjetische T-60
- sowjetischer schwerer Kampfpanzer KW-1, eingesetzt als Panzerkampfwagen (PzKpfw) 756(r)
- sowjetischer schwerer Kampfpanzer KW-2, als Panzerkampfwagen 754(r), von der deutschen Wehrmacht häufig als Artillerie-Beobachtungspanzer eingesetzt
- sowjetische T-34-Kampfpanzer als PzKw 747(r), auch zu Berge- und Munitionspanzern sowie Ambulanzfahrzeugen umgebaut
- sowjetische Kampfpanzer IS-2 (JS-2) (von Iossif Stalin; deutsch Josef Stalin), z. B. Anfang März 1945 während der Operation Sonnenwende erbeutet und unter deutschen Hoheitszeichen eingesetzt
- sowjetischer Aufklärungspanzer BA-10, eingesetzt als Panzerspähwagen Ba 10 203(r) für die Bekämpfung von Partisanen auf dem Balkan und in der Sowjetunion
- sowjetischer Artillerie-Schlepper Komintern, eingesetzt als Artillerie-Schlepper 604(r)
- britische Cruiser Tank Mk. I (A9), als Panzerkampfwagen Mk.IV 744(e), nach der Niederlage in Dünkirchen zurückgelassen
- Sturmpanzer Churchill beim Afrikafeldzug
- Universal Carrier in der Wehrmacht als Fahrgestell Bren (e) und Panzerjäger Bren 731 (e) bezeichne
- britische Matilda II-Infanteriepanzer, als I Pz Kpfw Mk II 748 (e), erbeutet im Afrikafeldzug und dort auch eingesetzt
- polnischer leichter 7TP-Panzer, u.a. wurde damit das 203. Panzerbataillon in Frankreich und Norwegen ausgestattet
- polnischer Radpanzer wz. 34, Einsatz bei der deutschen Polizei im besetzten Polen
- französischer leichter Panzer Hotchkiss H-35 als Panzerkampfwagen H735(f)
- französischer leichter Panzer Hotchkiss H-39 als Panzerkampfwagen 39-H 735 (f) bzw. als Panzerjäger mit anstelle des Turms montierter Panzerabwehrkanone, in Polen und Frankreich erbeutet, eingesetzt im Krieg gegen die Sowjetunion und Afrikafeldzug
- französischer Renault FT-17 als Panzerkampfwagen 17R/18R 730(f) zu Sicherungsaufgaben.
- französischer Renault R-35, als Artillerie- und Munitionsschlepper
- französische Renault UE Chenillette-Transportpanzer als Infanterieschlepper UE 630 (f)
- italienische AB43 Spähpanzer, übernommen nach der italienischen Kapitulation 1943, durch die Wehrmacht mit MG 42 oder MG 34 nachgerüstet
- italienische leichte Kampfpanzer L6/40, u.a. Einsatz zur Partisanenbekämpfung als Flammenwerfer
- italienische mittlere Kampfpanzer M13/40, eingesetzt von den SS-Sturmgeschütz-Abteilungen und der „Panzerabteilung Adria“ als Sd.Kfz. 735(i) zur Partisanenbekämpfung
- italienische schwere Kampfpanzer P26/40, eingesetzt als Panzerkampfwagen P40 737(i)
- italienisches Sturmgeschütz Semovente 75/18, als Sturmgeschütz M42(i)
- italienisches Sturmgeschütz Semovente 105/25 ("Bassotto"=Dachshund), als Sturmgeschütz M43(i)
- italienisches Sturmgeschütz und Jagdpanzer Semovente 90/53, nach der italienischen Kapitulation übernommen und als Langstreckenartillerie eingesetzt
- Artillerieschlepper Saurer RR-7, nach dem Anschluss Österreichs vom Österreichischen Bundesheer übernommen und als Spähpanzer eingesetzt (offizielle Bezeichnung: "gepanzerter Beobachtungskraftwagen")
- amerikanisches Halbkettenfahrzeug M3, erbeutet während des Afrikafeldzuges, später an der Westfront und in Italien
- amerikanischer mittlerer Panzer Panzer M4 Sherman, als Panzerkampfwagen M4 748(a), erbeutet während des Afrikafeldzuges, West- und Ostfront und in Italien
Verwendung durch die Rote Armee
- deutsches Sturmgeschütz III
- Panzerkampfwagen V Panther, unter dem Einsatznamen T-5 oder T-V Pantera
- Panzerkampfwagen IV als T-4 oder T-IV, wurden mit deutschen Hoheitszeichen für Infiltrationszwecke eingesetzt
- Panzerkampfwagen III, als T-3 oder T-III
- Panzerkampfwagen 38(t), als LT-38 oder Praga
- Panzerkampfwagen I, als T-1 oder T-I
Verwendung durch die finnische Armee im Fortsetzungskrieg
- sowjetische schnellfahrende Panzer der BT-Serie, erbeutet im Sowjetisch-Finnischen Krieg
- sowjetische T-26
- sowjetische BT-7 der Baureihe 1937
Verwendung durch die rumänische Armee
- sowjetischer leichter Schwimmpanzer T-40
Verwendung durch die Alliierten der Westfront
- italienische M13/40-Kampfpanzer, vom australischen 6. Cavalry Regiment Dingo, Wombat bzw. Rabbit genannt, welche mit weißen Kängurus an Wanne und Turm gekennzeichnet waren
Beispiele für Beutepanzer nach dem Zweiten Weltkrieg
- sowjetische T-72-Kampfpanzer, im Bergkarabachkonflikt durch beide Konfliktparteien entwendet aus Depots der regulären Armee
- US-amerikanische M47 (Patton I) Kampfpanzer, erbeutet durch die zypriotische Nationalgarde nach der türkischen Invasion der Insel Zypern im August 1974
- amerikanische M48-Kampfpanzer, in Vietnam durch die Amerikaner nach dem Abzug der US Army zurückgelassen
- Die Israelische Armee hat in den Arabisch-Israelischen Kriegen größere Mengen von T-55 und T-54 erbeutet und setzte diese als Tiran und Achzarit (Schützen-/Transportpanzer) ein.
Siehe auch
Literatur
Thematik Erster Weltkrieg:
- Fred Koch: Beutepanzer im Ersten Weltkrieg – Britische, französische und russische Kampf- und Panzerwagen im deutschen Heer. Podzun-Pallas Verlag, 1994, ISBN 3-7909-0520-8.
Thematik Zweiter Weltkrieg:
- Alexander Lüdeke: Beutepanzer der Wehrmacht. Typenkompass. Motorbuch-Verlag, 2011:
- Beutepanzer der Wehrmacht 1938-1945: Österreich, Tschechoslowakei, Polen, Niederlande, Belgien und Frankreich. ISBN 978-3-613-03291-0.
- Beutepanzer der Wehrmacht: Großbritannien, Sowjetunion und USA 1939-1945: Großbritannien, Sowjetunion und USA 1939-1945. ISBN 978-3-613-03359-7.
- Werner Regenberg, Horst Scheibert: Beutepanzer unterm Balkenkreuz. Podzun-Pallas Verlag, 1990, ISBN 3-7909-0392-2. (auch: Dörfler-Verlag, 2003, 3-89555-105-8)
- Walter J. Spielberger: Beute-Kraftfahrzeuge und Panzer der deutschen Wehrmacht. Militärfahrzeuge, Band 12. Motorbuch Verlag, 1989, ISBN 3-613-01255-3.
- Werner Regenberg:Beutepanzer unterm Balkenkreuz / Amerikanische und englische Kampfpanzer. Waffen-Arsenal Band 137. Podzun-Pallas-Verlag, 1992, ISBN 3-7909-0448-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Fleischer: Gepanzerte Feuerkraft, Podzun-Pallas Verlag, 2004, ISBN 3-7909-0779-0
- ↑ Zweiter Weltkrieg Lexikon/ Russische Beutepanzer