Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen

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Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen
United Nations Population Fund

Organisationsart Nebenorgan der UN-Generalversammlung
Kürzel UNFPA
Leitung Natalia Kanem
Panama Panama
Gegründet 1969
Hauptsitz New York City, New York
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Oberorganisation Vereinte Nationen
www.unfpa.org

Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (englisch United Nations Population Fund; bis 1987 United Nations Fund for Population Activities, daher die noch heute übliche Abkürzung UNFPA) ist der weltweit größte Fonds zur Finanzierung von Bevölkerungsprogrammen. Er wurde 1967 als Treuhandfonds eingerichtet und begann seine Arbeit 1969. Seit 1972 ist er ein Nebenorgan der Generalversammlung der Vereinten Nationen.

Mit dem Ziel, einen Weltbevölkerungsplan gegen das Bevölkerungswachstum in Entwicklungsländern zu erstellen, initiierte die UNFPA die Erste Weltbevölkerungskonferenz in Bukarest 1974.[1] Zwischen 1974 und 1984 unternahm die UNFPA eine Weltfruchtbarkeitsuntersuchung in 60 Entwicklungsländern (World Fertility Survey) und kam zu dem Ergebnis, dass Frauen aus diesen Ländern weniger Kinder bekommen wollten, wenn sie Zugang zu Verhütungsmitteln sowie zu Bildung und Lohnarbeit bekommen würden.[2] Sumati Nair zufolge sind bis 1994 92 Entwicklungsländern bevölkerungspolitische Programme auferlegt worden[3] (Entwicklungshilfegelder bzw. Kredite aus dem Westen wurden nur gegen bevölkerungspolitische Auflagen vergeben; Weltbank und IWF-Strukturanpassungsprogramme dienten hierzu als Druckmittel)[4].

Von 2011 bis zu seinem Tod im Juni 2017 war Babatunde Osotimehin Exekutivdirektor der UNFPA. Seine Nachfolgerin ist seit Oktober 2017 Natalia Kanem.[5]

Zur Beurteilung der bevölkerungspolitischen Lage werden seit 1969 jährliche „Weltbevölkerungsberichte“ veröffentlicht.[6] Sie dienen als Beratungs- und Entscheidungsgrundlage auf den Weltbevölkerungsgipfeln. Die Prioritäten und Förderungskriterien haben sich im Laufe der Jahrzehnte ständig geändert. Angesichts der hohen Geburtenziffern, des weitverbreiteten Analphabetismus und der unterdrückten Frauenrechte in den meisten Entwicklungsländern liegen die Programmschwerpunkte heute in den Bereichen:

Für das Jahr 2016 lagen die Einnahmen des Fonds bei 896 Millionen US-Dollar und die Ausgaben bei 923 Millionen US-Dollar.[7] Finanziert wird der Fonds aus freiwilligen Beiträgen der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen und privaten Spenden, insbesondere aus großen Stiftungen wie etwa Gates-[8] und Clinton Foundation[9].

Der UNFPA wird von konservativen Gruppen, hauptsächlich in den USA, u. a. dafür kritisiert, in Ländern wie China Zwangsabtreibungen und Zwangssterilisationen zu fördern[10] – wobei die Organisation diese Behauptung zurückweist, auch unter Verweis auf die Ergebnisse einer von den USA selbst eingesetzten Untersuchungsmission.[11] Als eine der ersten Handlungen der Regierung Donald Trump strichen die USA 2017 deshalb der UNFPA die US-Beiträge[12][13].

Die UNFPA wurde bis 1994 allerdings auch von Feministinnen massiv kritisiert. 1994 gelang auf der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo und in Folge der Weltfrauenkonferenz 1995 ein Reframing (Umdeutung) der bevölkerungspolitischen Programme zu reproduktiven Rechten.[14][15]

„Der Anschein, daß bei der UNO-Bevölkerungspolitik die universellen und bekanntlich individuellen Menschenrechte im Mittelpunkt stünden, wird vom UNFPA selbst widerlegt, wenn dieser seine ‚Bevölkerungspreise‘ an Regierungen verleiht, die auch Zwangsmaßnahmen anwenden, um die Geburtenrate zu reduzieren. So erhielt 1984 die indische Ministerpräsidentin Indira Gandhi, unter deren Regierung Zwangssterilisationskampagnen durchgeführt wurden, gemeinsam mit dem chinesischen Familienplanungsminister Qian Xinzhong den UNO-Bevölkerungspreis. 1989 wurde der indonesische Präsident Suharto für seine Bevölkerungspolitik ausgezeichnet.[16]

Susanne Heim, Ulrike Schaz: Berechnung und Beschwörung. Überbevölkerung – Kritik einer Debatte. Berlin 1996, S. 169.

Einzelnachweise

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  1. Margrit E. Kaufmann: KulturPolitik – KörperPolitik – Gebären. Opladen 2002, S. 232.
  2. Margrit E. Kaufmann: KulturPolitik – KörperPolitik – Gebären. Opladen 2002, S. 232.
  3. Margrit E. Kaufmann: KulturPolitik – KörperPolitik – Gebären. Opladen 2002, S. 233.
  4. Margrit E. Kaufmann: KulturPolitik – KörperPolitik – Gebären. Opladen 2002, S. 233, vgl. Fußnoten 103 und 104.
  5. UNFPA, Press Release, 3 October 2017: Dr. Natalia Kanem Appointed UNFPA Executive Director
  6. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zum UN-Weltbevölkerungsbericht
  7. Expenditure by Agency | United Nations System Chief Executives Board for Coordination. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. November 2018; abgerufen am 22. November 2018 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.unsystem.org
  8. David McCoy and Linsey McGoey: Global Health and the Gates Foundation. In: Partnerships and Foundations in Global Health Governance (Eds. Rushton, Williams), Hampshire and New York 2011, S. 143–163.
  9. Jeremy Youde: The Clinton Foundation and Global Health Governance. In: Partnerships and Foundations in Global Health Governance (Eds. Rushton, Williams), Hampshire and New York 2011, S. 164–183.
  10. UNFPA Whitewashes Forced Abortion in China - PRI. In: PRI. 17. Dezember 2001 (pop.org [abgerufen am 18. März 2018]).
  11. UNFPA Statement on US Funding Decision - UNFPA. 22. Juli 2002 (englisch, unfpa.org [abgerufen am 18. April 2018]).
  12. DIE WELT: Diplomatie: USA wollen Geld für den Weltbevölkerungsfonds streichen. In: DIE WELT. 4. April 2017 (welt.de [abgerufen am 18. März 2018]).
  13. Presidential Memorandum Regarding the Mexico City Policy. In: The White House. 23. Januar 2017 (whitehouse.gov [abgerufen am 18. März 2018]).
  14. "It remains population control even if the term has been changed to ‘reproductive rights’." (Renate Klein [2008]: From Test Tube Women to Bodies without Women. In: Mutterschaft im Patriarchat [2015], S. 164).
  15. Sarah Sexton, Sumati Nair, Preeti Kirbat (2004): A Decade After Cairo: Women’s Health in a Free Market Economy. In: MMS Bulletin. Nr. 94, Medicus Mundi Schweiz, englisch; Volltext.
  16. Ferner geben Heim und Schaz unter Fußnote 81, S. 233 an: „Weitere Preisträger waren die IPPF (1985) und der Population Council (1992). [...].“