Brocken (Adelsgeschlecht)

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Koloriertes Wappen (1837)

Die Familie von Brocken war ein mecklenburgisches Adelsgeschlecht, das auf eine Lübecker bürgerliche Familie zurückgeht. Das Geschlecht ist erloschen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Familie ist zuerst in Lübeck nachgewiesen und kam wohl aus den Niederlanden. Das von in ihrem Namen war ursprünglich kein Adelsprädikat, sondern deutete, wie in Norddeutschland und den Niederlanden häufiger vorkommend, einen Herkunftsnamen an.

Claus von Brocken erwarb 1674 von der reformierten Gemeinde in Lübeck deren Grundstück vor dem Holstentor bei der Reiferbahn an der heutigen Schwartauer Allee. Nach gerichtlichen Auseinandersetzungen wurde die Eigentumsübertragung erst 1682 abgeschlossen.[1][2] Hier eröffnete er 1683 die erste Kunst- und Handelsgärtnerei in Lübeck.[3] Die gesicherte Stammreihe des Geschlechts beginnt mit seinem Sohn (oder Neffen?) Johann Mathias Brocken (* 20. August 1699; † 1735). Während die Gärtnerei vor dem Holstentor über Claus von Brockens Witwe an die Familie Steltzner, 1831 an die Familie Hartwig ging und noch bis ins 20. Jahrhundert als Vorwerker Baumschulen existierte, machten seine Nachkommen eigene Gärtnereien vor dem Mühlentor und beim St.-Jürgen-Kirchhof auf. Dazu gehörten Christian von Brocken (1730–1788) sowie die im Adressbuch von 1798 verzeichneten Christian Hermann von Brocken und Friedrich von Brocken.[4] Das Hauptabsatzgebiet war Russland. Johann Friedrich von Brocken (* 1797) trat 1824 in das Kollegium der Novgorodfahrer ein und war 1853 bei der Gründung der Kaufmannschaft zu Lübeck dessen wortführender Ältermann.[5] Die Firmen Albert Lindberg, vormals Christian von Brocken[6] Gärtnerei, Samenhandlung und Baumschule, Ratzeburger Allee 8 (später 11), sowie Friedrich von Brocken & Söhne, Kunst- und Handelsgärtnerei, Samenhandlung, Friedrich Wilhelmstraße (heute Stresemannstraße) 22, bestanden noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.[7]

Georg Philipp von Brocken (* 1798 in Lübeck; † 1878 Dobbin) kam nach Mecklenburg und erwarb hier Grundbesitz. Er wurde zum Domänenrat ernannt und erhielt am 8. Mai[8] oder nach anderen genealogischen Nachweisen am 18. Mai 1858 die mecklenburg-schwerinsche Anerkennung seines (behaupteten) niederländischen Adels durch Großherzog Friedrich Franz II.

Besitzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das gespaltene Wappen zeigt vorn in Blau eine silberne Lilie, hinten in Silber einen grünen Eichenzweig mit drei Blättern und zwei nach rechts hängenden Eicheln. Auf dem gekrönten Helm zwischen einem offenen blauen Adlerflug die silberne Lilie. Die Helmdecken sind silber und blau.

Namensträger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grab von Georg († 1918) und Eva von Brocken in Hohen Luckow
  • Georg Philipp von Brocken (1798–1878), Domänenrat, auf Hohen Luckow und Dobbin ⚭ Sophie, geb. von Schmidt (1800–1889)[12]

Monumente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Brocken family – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eintrag zu Schwartauer Allee 11 in Bau- und Architekturgeschichte, Stadtentwicklung in Lübeck, abgerufen am 9. Oktober 2015
  2. Wilhelm Deiß: Geschichte der evangelisch-reformirten Gemeinde in Lübeck. Zur Feier des 200 jährigen Jubiläums der Gemeinde am 26. August 1866. 1. Auflage 1866, S. 95. 2. Auflage Hansebooks, Norderstedt 2016. ISBN 978-3-7434-4621-2.
  3. Lübeck, in: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, Hrsg. Fritz Graf von Schwerin, Selbstverlag DDG, Wendisch-Wilmersdorf b. Thyrow, 1906, S. 137
  4. Addressbook entry for Christ. Herm. Von BROCKEN, VON. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 6. Juni 2019.
  5. Uwe Kühl: Von der kaufmännischen Korporation zur kommerziellen Interessenvertretung: Kaufmannschaft und Handelskammer zu Lübeck im 19. Jahrhundert bis zur Reichsgründung. (Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck B 22) LÜbeck: Schmidt-Römhild 1993 ISBN 9783795004606, S. 166
  6. Lars Peter Albert Lindberg hatte die Gärtnerei 1878 käuflich erworben (Gartenflora 27, 1878, S. 260)
  7. Allgemeines Gartenbau-Adressbuch. 1. Jg. . Hrsg. Robert de Terra, Carl Schorsch, Verlag R. de Terra, Berlin 1892, S. 12, S. 19.
  8. Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. In: Ernst Heinrich Kneschke im Verein mit mehreren Historikern (Hrsg.): Standardwerk der Genealogie. 2 (Bozepolski - Ebergassing), Nr. 16. Friedrich Voigt, Leipzig 1860, S. 81–82 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 31. Januar 2022]).
  9. Alexander Freiherr von Dachenhausen: Genealogisches Taschenbuch des Uradels. 1893. Band 2, v. Landsberg. Druck und Verlag von Friedrich Irrgang, Brünn 1893, S. 341 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 31. Januar 2022]).
  10. Gustav von Lehsten: Der Adel Mecklenburgs seit dem landesgrundgesetzlichen Erbvergleiche (1755). Brocken. J. G. Tiedemann, Rostock 1864, S. 39 (google.de [abgerufen am 31. Januar 2022]).
  11. Ernst Seyfert, Hans Wehner, W. Baarck: Niekammer`s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher, Band IV. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe von Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung vieler Behörden und der Landbünde zu Güstrow und Neubrandenburg (Hrsg.): 4. Letzte Ausgabe. 4. Auflage. IV Reihe Paul Niekammer. Verlag von Niekammer`s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1928, S. 153 (g-h-h.de [abgerufen am 31. Januar 2022]).
  12. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1911. In: "Der Gotha", publiziert bis 1942, Nachfolge in GHdA, seit 2015 in GGH. Fünfter Jahrgang Auflage. Briefadelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. B, Brocken. Justus Perthes, Gotha 11. November 1910, S. 108–109 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 31. Januar 2022]).
  13. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. 1883. In: "Der Gotha". 33. Auflage. Freiherrliche Häuser nach alphabetischer Ordnung. Justus Perthes, Gotha 16. November 1882, S. 219 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 31. Januar 2022]).
  14. Adolf M. Hildebrandt: Der Deutsche Herold. Zeitschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie. In: Verein Herold Berlin (Hrsg.): Organ. Vierteljahresschrift. XI Auflage. Beiblatt. Familien-Chronik. Geburten. 1 Tochter, Nr. 4. Carl Heymann`s Verlag, Berlin April 1880, S. 62 (google.de [abgerufen am 31. Januar 2022]).
  15. Niekammer`s Güteradressbuch Mecklenburg Schwerin u. Strelitz Bd. IV, Verlag Paul Niekammer, Stettin 1908, S. 51
  16. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). 1905. 6. Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung, Alten. Justus Perthes, Gotha 5. November 1904, S. 14 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 31. Januar 2022]).
  17. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Wilhelm v. Blaschek, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen v. Flotow: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / B (Briefadel/ nach 1400 nobilitiert). 1961. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA. Band V, Nr. 26. C. A. Starke, 1961, ISSN 0435-2408, S. 23–24 (d-nb.info [abgerufen am 31. Januar 2022]).
  18. Niekammer`s Güteradressbuch Mecklenburg Schwerin u. Strelitz Bd. IV, Verlag Paul Niekammer, Stettin 1908, S. 84