Burgsdorff (Adelsgeschlecht)
Burgsdorff (auch Burgsdorf oder Borgsdorf) ist der Name eines märkischen Uradelsgeschlechts. Zweige der Familie bestehen bis heute.
Sie sind nicht zu verwechseln mit den "Schiltknechten von Burgdorff"(ohne s), einer vermutlich schon im 17. Jh. ausgestorbenen Adelsfamilie, die im Raum Augsburg urkundlich belegt sind und ein anderes Wappen führten[1].
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Über die früheste Geschichte der Familie ist noch wenig bekannt. Eine in älterer Literatur gelegentlich genannte Ableitung von der schweizerischen Stadt Burgdorf ist nicht nachweisbar. Ungewiss ist auch die Zugehörigkeit von Dietrich († 1471), Bischof zu Naumburg (Amtszeit von 1463 bis 1466), zur Familie, da er ein anderes Wappen führte.
Das Geschlecht erscheint erstmals urkundlich im Jahr 1325 mit dem Ritter Henning (Hennyche) de Burchardisdorp.[2] Er war der Vater von Zabel, urkundliche Nennung 1364, dem Stammvater der beiden Linien der Familie.
Linien und Besitzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zabels Söhne Johann und Peter begründeten die mittelmärkische und neumärkische Linie.
Zu der mittelmärkischen Linie gehörten die Häuser Podelzig, Reitwein und Rathstock, zu der neumärkischen Linie die Häuser Dartz, Ziethen und Mellenthin. Letztere Linie besaß unter anderen die Güter Dertzow, Pützig, Zehden, Neuenhof, Goldbeck, Bukow, Obersdorf und Groß-Manschow. Ein Zweig gelangte nach Schlesien und kam zu Grundbesitz in Prittag, Kolzig, Polnisch Kessel im Glogauer und Grünberger Land, Korschwitz und Mischkowitz bei Münsterberg und Strehlitz bei Schweidnitz.
Ein Zweig der neumärkischen Linie aus dem Haus Mellenthin wurde in Sachsen sesshaft. Christoph Gottlob von Burgsdorff († 1807), ein Angehöriger dieses Zweiges, war kurfürstlich-sächsischer Präsident des Oberkonsistoriums und später königlich-sächsischer Direktor der Oberrechnungsdeputation.
In der Neumark besaß die Familie das Fideikommiss Markendorf und Kartzig.
Nach 1945 erwarb die Familie das Gut Dobersdorf im Kreis Plön.
Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mitglieder der Familie gelangten schon früh in einflussreiche Ämter. Peter von Burgsdorff war von 1437 bis 1439 und Ludwig von Burgsdorf von 1486 bis 1490 Bischof von Lebus. Arnold von Burgsdorf wurde 1472 zum Bischof von Brandenburg gewählt und übte das Amt bis zu seinem Tod am 17. Juni 1485 aus.
Aus dem Haus Ziethen stammt Conrad Alexander Magnus von Burgsdorff († 1652). Er war Oberkämmerer und Geheimrat der Kurfürsten von Brandenburg und Oberkommandant aller märkischen Festungen. Sein Bruder Johann Ebenreich von Burgsdorff († 1656) wurde kurbrandenburgischer Oberstallmeister, Kammerherr und neumärkischer Regierungsrat.
Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Stammwappen ist dreimal von Rot und Silber gespalten und mit einem blauen Balken belegt. Der bekrönte Helm ist mit drei Straußenfedern in Rot, Silber und Blau besteckt. Die Helmdecken sind rechts rot-silbern und links blau-silbern.
Der Oberkammerherr Konrad von Burgsdorff erhielt vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg am 15. November 1643 zu Küstrin eine Wappenbesserung. Als Helmzier gehen zwei geharnischte Arme empor, die je drei rot-silbern-blaue Straußenfedern in den Händen halten.
Bekannte Familienmitglieder (chronologisch)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Nikolaus von Burgsdorff (1375–nach 1443), Elekt von Brandenburg (1415–1417)
- Peter von Burgsdorff (vor 1424–1439), Bischof von Lebus von 1437 bis 1439
- Arnold von Burgsdorf (vor 1471–1484), Bischof des Bistums Brandenburg
- Siegmund von Burgsdorf
- Ludwig von Burgsdorf (vor 1466–1490), Bischof des Bistums Lebus
- Peter von Burgsdorff, Vogt von Küstrin und Statthalter von Kölln bei Berlin
- Konrad von Burgsdorff (1595–1652), kurbrandenburgischer Staatsmann
- Georg Ehrentreich von Burgsdorff (1603–1656), brandenburgischer Reiterführer und Oberstallmeister
- Christoph Gottlob von Burgsdorff (1735–1807), kursächsischer Beamter
- Friedrich Adolph von Burgsdorff (1743–1799), deutscher Rittergutsbesitzer und Hofbeamter
- Friedrich August Ludwig von Burgsdorff (1747–1802), deutscher Botaniker, Forstwissenschaftler und Forstbeamter
- Wilhelm Friedrich Theodor von Burgsdorff (1772–1822), deutscher Mäzen
- Wilhelm Carl Friedrich von Burgsdorff (1775–1849), deutscher Landstallmeister am Hauptgestüt Trakehnen
- Carl Friedrich Wilhelm von Burgsdorff (1781–1858), preußischer Landstallmeister und Direktor des Hauptgestüts Trakehnen
- Ludwig von Burgsdorff (1812–1875), Kreisdirektor und Kreishauptmann von Leipzig
- Curt Ludwig Franz von Burgsdorff (1849–1922), Kreishauptmann von Leipzig
- Kurt von Burgsdorff (1886–1962), SA-Brigadeführer, in Polen verurteilter Kriegsverbrecher
- Curt Ludwig Franz von Burgsdorff (1849–1922), Kreishauptmann von Leipzig
- Eugen von Burgsdorff (1841–1877), brandenburgischer Rittergutsbesitzer und Parlamentarier
- Hans-Henning von Burgsdorff (1866–1917), preußischer Politiker und Jurist
- Henning von Burgsdorff (1867–1904), Offizier der Kaiserlichen Schutztruppe und Bezirksamtmann von Gibeon in Deutsch-Südwestafrika
- Albert von Burgsdorff verheiratet mit Lucie geb. Poensgen
- Alhard von Burgsdorff (1890–1960), deutscher Industrieller und Landwirt
- Henning von Burgsdorff (1920–2003), Wehrmachtsoffizier, Historiker und Stifter eines Preises für Geschichtslehrer
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafentums Nieder-Lausitz. Band 3, Brandenburg 1856, S. 215–221. (Volltext)
- Deutsche Adelsgenossenschaft (Hrsg.): Jahrbuch des Deutschen Adels. Band 1, 1896, Verlag von W. T. Bruer, S. 378ff. Digitalisat
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon. Band II, Band 58 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1974, ISSN 0435-2408
- Otto Hupp: Münchener Kalender 1922. Verlagsanstalt München/Regensburg 1922.
- Marcelli Janecki (Bearb.): Handbuch des Preußischen Adels, Band 2, E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1893, S. 149–158
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 2, Friedrich Voigt's Buchhandlung, Leipzig 1860, S. 162–163. (Digitalisat)
- Hans Saring: Burgsdorff, von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 49 (Digitalisat).
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Eintrag über Burgsdorff, Familie von in Zentrale Datenbank Nachlässe
- Wappen des Geschlechts Burgsdorff in Johann Siebmachers Wappenbuch
- Wappen der „Bouchstort“ in Nikolaus Bertschis Wappenbuch besonders deutscher Geschlechter, Augsburg 1515
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Anke Winkler: "Genealogische und restauratorische Fragen eines Majestätsbriefes", IN: Schriftenreihe Heft 10, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau, Glauchau, 1994, S. 16–21 (erhaltenes Blatt eines Adelsdiploms der "Schiltknechte von Burgdorff" von Ferdinand II. ausgestellt 1623)
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis. A, XX, 207.