Ernst-Ludwig Winnacker
Ernst-Ludwig Winnacker (* 26. Juli 1941 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Biochemiker und Wissenschaftsmanager.
Wissenschaftler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ernst-Ludwig Winnacker ist der Sohn des Chemikers und ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Hoechst AG Karl Winnacker. Er studierte Chemie an der ETH Zürich und wurde an derselben Universität 1968 bei Albert Eschenmoser promoviert. Anschließend war er als Postdoc an der University of California, Berkeley und am Karolinska Institute in Stockholm tätig. 1972 wurde er Assistent am Institut für Genetik der Universität zu Köln.
1977 wurde er Professor für Biochemie an der Universität München, 1980 ebendort ordentlicher Professor. Von 1984 bis 1997 war er Direktor des Labors für Molekularbiologie am Genforschungszentrum der Universität München.
Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Virus-Zell-Wechselwirkungen, Mechanismen der Genexpression in höheren Zellen und Prionen-Krankheiten (darunter BSE).
Er ist Mitglied der Leopoldina (seit 1988)[1], der Academia Europaea (seit 1989)[2] und der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech).
Wissenschaftsmanager
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von 1987 bis 1993 war er Vizepräsident und von 1998 bis Ende 2006 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Von 1984 bis 1992 gehörte er der Enquête-Kommission des Bundestages zu Chancen und Risiken der Gentechnologie an.
Von 1992 bis 1998 war er Vorsitzender des Trägervereins des Instituts TTN (Technik-Theologie-Naturwissenschaften) an der Universität München.
1999 bis 2000 war er Vorsitzender der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte.
Vom Januar 2007 bis Juli 2009 war er der erste Generalsekretär des neu geschaffenen Europäischen Forschungsrats (European Research Council ERC) in Brüssel. Sein „Abenteuer in der Brüsseler Bürokratie“ hat er 2009 in der ZEIT („Bitte nicht so mißtrauisch“) und in dem 2012 erschienenen Buch „Europas Forschung im Aufbruch“ beschrieben.
Seit 2008 ist Winnacker als SchrittMacher für die Tom-Wahlig-Stiftung engagiert, die sich für die Erforschung und Heilung der spastischen Spinalparalyse einsetzt.[3]
Die Organisation des internationalen Human Frontier Science Program (HFSP) wählte Winnacker 2009 zu ihrem Generalsekretär.[4] Das Amt übte Winnacker zwei Amtsperioden bis 2015 aus.[5]
Zudem ist er stellvertretender Vorsitzender im Stiftungsrat der Arthur-Burkhardt-Stiftung für Wissenschaftsförderung.[6]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1990: Bundesverdienstkreuz am Bande
- 1992: Bayerischer Verdienstorden
- 1994: Arthur-Burkhardt-Preis
- 1996: Bundesverdienstkreuz I. Klasse
- 1999: Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst
- 1999: Wissenschaftspreis des Johann-Georg-Zimmermann-Vereins
- 2001: Preisträger des Ehrenrings 2001 der Eduard-Rhein-Stiftung
- 2006: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
- 2006: Bayerische Verfassungsmedaille in Silber
- 2007: Medaille für besondere Verdienste um Bayern in einem Vereinten Europa
- 2007: Komtur des Verdienstordens der Republik Polen[7]
- 2009: Mehrfarbiger Orden der Aufgehenden Sonne am Band[8][9]
- 2010: Medaille für internationale Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technologie der Volksrepublik China[10]
- 2010: Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
- 2010: Verdienstmedaille der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina[11]
- 2011: Robert-Koch-Medaille in Gold für seine „wertvollen Impulse für eine nachhaltige Entwicklung des Wissenschaftssystems in Deutschland und Europa“
- 2011: Richard-Ernst-Medaille der ETH Zürich
- 2015: Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin
- 2017: Aufnahme in die Hall of Fame der deutschen Forschung
Veröffentlichungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gene und Klone – Eine Einführung in die Gentechnologie, VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim, 1985
- Die Zeit ist reif. In der Frage der Stammzellenforschung müssen die politischen Instanzen Farbe bekennen In: Süddeutsche Zeitung, 23. November 2001
- Welche Schule wollen wir? Wie lange können wir uns den naturwissenschaftlichen Analphabetismus noch leisten? In: Süddeutsche Zeitung, 9. März 2002
- Das Genom – Möglichkeiten und Grenzen der Genforschung (3. erw. u. akt. Ausg.), Eichborn, Frankfurt am Main, 2002
- Europas Forschung im Aufbruch – Abenteuer in der Brüsseler Bürokratie, Berlin University Press, Berlin, 2012, ISBN 978-3-86280-043-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Ernst-Ludwig Winnacker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Der Generalsekretär der Organisation HFSP
- Bitte nicht so mißtrauisch! (Bilanz seiner Arbeit als erster Generalsekretär des ERC) In: Die Zeit, 3. September 2009
- Talent ist gleich verteilt – Warum Wissenschaft das Einzige ist, was in Europa noch funktioniert. Ein Gespräch mit Ernst-Ludwig Winnacker In: Die Zeit, 13. Dezember 2012
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mitgliedseintrag von Ernst-Ludwig Winnacker (mit Bild) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 20. Juli 2016.
- ↑ Eintrag auf der Internetseite der Academia Europaea
- ↑ SchrittMacher. Archiviert vom am 19. März 2009; abgerufen am 5. Februar 2009.
- ↑ Ernst-Ludwig Winnacker to be appointed Secretary General of HFSPO. (PDF; 84 kB) Human Frontier Science Program Organization, 9. Juni 2008, archiviert vom am 23. März 2009; abgerufen am 26. Oktober 2008 (englisch).
- ↑ Geschichte des HFSP. Human Frontier Science Program Organization, abgerufen am 19. März 2021.
- ↑ Internetseite der Arthur-Burkhardt-Stiftung, abgerufen am 11. Februar 2016
- ↑ Monitor Polski 2007 nr 28 poz. 311. 2007 (polnisch).
- ↑ 2009 Spring Conferment of Decorations on Foreign Nationals, Internetseite des japanischen Außenministeriums (englisch)
- ↑ Curriculum vitae, Internetseite der Robert-Koch-Stiftung
- ↑ Hohe chinesische Auszeichnung für Ernst-Ludwig Winnacker. In: Informationsdienst Wissenschaft vom 19. Januar 2010, abgerufen am 20. Januar 2010
- ↑ Nationalakademie Leopoldina zeichnet Ernst-Ludwig Winnacker mit der Verdienstmedaille aus, Pressemeldung in: Informationsdienst Wissenschaft vom 7. Dezember 2010
Personendaten | |
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NAME | Winnacker, Ernst-Ludwig |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Biochemiker |
GEBURTSDATUM | 26. Juli 1941 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
- Biochemiker
- Mitglied der Academia Europaea
- Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- Mitglied der Leopoldina (20. Jahrhundert)
- Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft
- Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste
- Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech)
- Mitglied der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte
- Mitglied der Hall of Fame der deutschen Forschung
- Träger des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern
- Träger des Bayerischen Verdienstordens
- Träger des Verdienstordens der Republik Polen (Komtur)
- Träger des Ordens der Aufgehenden Sonne (Großoffizier)
- Träger der Bayerischen Verfassungsmedaille in Silber
- Träger der Leibniz-Medaille
- Ehrendoktor einer Universität
- Wissenschaftsmanager
- Deutscher
- Geboren 1941
- Mann