Etzelsrode

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Etzelsrode
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Etzelsrode hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 30′ N, 10° 37′ O keine Zahl: Ungültiger Metadaten-Schlüssel 16062006Koordinaten: 51° 30′ N, 10° 37′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Nordhausen
Erfüllende Gemeinde: Bleicherode
Höhe: 222 m ü. NHN
Fläche: 3,56 km2
Einwohner: Ungültiger Metadaten−Schlüssel 16062006 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: Fehler im Ausdruck: Unerkanntes Wort „span“ Einwohner je km2
Postleitzahl: 99735
Vorwahl: 036337
Kfz-Kennzeichen: NDH
Gemeindeschlüssel: 16 0 62 006
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 37
99752 Bleicherode
Bürgermeisterin: Sandra Echtermeier
Lage der Gemeinde Etzelsrode im Landkreis Nordhausen
KarteThüringenBleicherodeBleicherodeEllrichGörsbachGroßlohraHarztorHeringen/HelmeHohensteinKehmstedtKleinfurraLipprechterodeNiedergebraNordhausenSollstedtUrbachWerther
Karte

Etzelsrode ist eine Gemeinde im thüringischen Landkreis Nordhausen. Erfüllende Gemeinde ist die Stadt Bleicherode.

Geografie

Dorfkirche
Alte Schule
Der Rodebach im Ort
Der Ort von Süden aus Richtung Friedhof
Der Ort von Westen
Karl-August Jödecke, Verfasser der Dorfchronik bis 1938 (Deckel der Chronik)
Kirche mit ehem. Schule und Gemeindehaus
Gasthaus zum Goldenen Stern auf einer Ansichtskarte von 1910/12
Eine Gesellschaft vor dem Gasthaus 1912

Die Gemeinde liegt im nördlichen Teil des Landkreises Nordhausen, in etwa 6,5 km Entfernung zur nördlich verlaufenden ehemaligen innerdeutschen Grenze. Etzelsrode liegt im Tal des Rodebachs, der sich etwa 1500 m nordöstlich mit dem von Friedrichsthal kommenden Bliedebach vereint, um nach weiteren 1100 m in die Helme zu münden. Das Dorf wird umgeben von den Bergen Martberg (249 m ü. NN) im Norden, Etzelsroder Berg (247 m ü. NN) im Osten, Strutberg (249 m ü. NN) im Süden sowie der Anhöhe in Richtung Friedrichsthal namens Gratzunger Berg und Schweinsberg (etwa 240-250 m ü. NN). Durch den Ort führt die K 7 von Friedrichsthal nach Pützlingen. Etzelsrode wird von landwirtschaftlichen Flächen umgeben.

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind Friedrichsthal und Werther.

Geschichte

Ortsgründung

Aus einer Urkunde Kaiser Ottos aus dem Jahre 977 geht hervor, dass der Erzbischof Adalbert von Magdeburg Wälder an der oberen Helme und an der Ichte hat roden lassen. Dabei könnte Etzelsrode entstanden sein. Vermutlich sind in dieser Zeit auch weitere Dörfer der Gegend gegründet worden, wie z. B. Mackenrode, Günzerode, Limlingerode, Liebenrode, Mauderode und Immenrode. Ein Beleg hierfür fehlt bislang allerdings. (Siehe auch -roda)

Die Ortschaft gehörte von Anfang des 11. Jahrhunderts bis 1256 zur Grafschaft Klettenberg, wurde daraufhin von den neuen Herren, den Grafen von Hohnstein, übernommen. Mit dem Tode Ernsts VII. im Jahre 1593 erlosch das regierende Haus Hohnstein im Harz und Etzelsrode sollte an den Rechtsnachfolger kommen, der jedoch erst „ermittelt“ werden musste. Nach Beendigung des Deutschen Bauernkriegs hielt der Graf von Klettenberg am Schiedunger Teich Gericht: Jeder Aufständische musste 4 Gulden Sühne an die Gerichtskasse in Ellrich zahlen. Es ist jedoch nicht bekannt, ob Etzelsröder Bauern am Bauernaufstand beteiligt waren.[2] Mit dem Erlöschen des Hohnsteinschen Adelsgeschlechts 1593 wurde die Grafschaft aufgeteilt. Das zur Kirchenaufsicht Klettenberg gehörende Etzelsrode fiel an das Kloster Walkenried. 1599 musste auch Etzelsrode einem Aufgebot Folge leisten. Das 6. Clettenberger Fähnlein wurde vom Landsassen Hans Heinrich von Watteroth als Kaptain geführt; zu ihm gehörten auch die Wehrmänner von Etzelsrode. Jedes Haus musste einen wehrfähigen Mann oder Ersatzmann stellen, die Zurückbleibenden hatten die Kosten zu tragen. Der Dorfschultheiß leitete die Dorfmannschaft, der wiederum einen Rottmeister mit der Übungsaufsicht beauftragte. Der Dorfverband setzte sich zusammen aus Schützen, Musketieren, Hellebardenträgern oder Spießern. Außerdem verwandte man als Waffen Gabeln, Bindeäxte, Morgensterne, Armbrüste und Seitengewehre. Die Etzelsröder Mannschaft setzte sich wie folgt zusammen:

  • Schultheiß: Caspar Ludwig
  • Rottmeister: Daniel Merx und Balthasar Müller
  • Schützen: Hans Kallmeyer, Heinrich Ostermann, Ludwig Wenkel, Hans Merx, Hans Baumgarten, Valentin Wenkel, Peter Ostermann, Andreas Rudolff, C. Höfer, Caspar Onekam, Caspar Wenkel und Jürg Steinkam
  • Hellebarden: Hans, Dietrich und Heinrich Wenkel sowie Hans Sievert.

Die Wenkel-Familie gab dem 245,7 m hohen Wenke(l)berg im Süden der Ortslage seinen Namen.[2]

Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges blieb das Dorf weitgehend verschont: Es lag abseits der Heerstraßen und hatte weder Rittersitz, Kloster noch Gut, die Tribut versprochen hätten. 1624 hatte das Dorf 20 Gehöfte, die in einer Liste nun erstmals auch mit Hausnummer aufgeführt wurden, wobei fünf Grundstücke als Hintersiedler-Grundstücke und eines als Halbspänner benannt werden. Das anfängliche Glück blieb dem Dorf nicht hold: 1647 war es zu zwei Dritteln verwüstet, wobei sich ein ehemaliger, ortskundiger Knecht bei den Plünderungen besonders „bewährte“. Eine Urkunde im Staatsarchiv Magdeburg[3] weist nur noch fünf voll bewirtschaftete Güter auf (Heinrich Meyer, Paul Eisfeld, Andreas Siefert, Heinrich Gödecke und Jochen Müller), acht Güter sind überwiegend wüst. Es gab nur noch 6 Pferde, 15 Kühe, 10 Rinder, 22 Schweine, 107 Schafe und 4 Ziegen.[2] Der Westfälische Friede bewirkte, dass Etzelsrode nunmehr brandenburgisch-preußisches Gebiet wurde. 1681 wurde das Dorf von der Pest heimgesucht, 1692 gab es eine große Überschwemmung. 1696 bewirkte ein Erlass der Regierung in Ellrich, dass Jungvermählte zwölf Bäume pflanzen mussten, so wurden viele Gärten und auch der Schänkeberg mit Bäumen bepflanzt. Die Dorfchronik erwähnt für die Zeit von 1700 bis 1938 einige Ereignisse, die aus heutiger Sicht unbedeutend und vielleicht nur für den Heimatforscher von Interesse sind. Im Winter 1938/39 endet die Chronik.

Herkunft des Namens

Der Name lässt vermuten, dass jemand namens Etzel (Attila?) hier ein Stück Wald gerodet hat, um das Dorf zu gründen. Vielleicht lässt sich auch die Deutung des Flurnamens Etzelsbach des Ortes Etzelsbach, der als Ableitung von der althochdeutschen Bezeichnung für Elsteragaza bestimmt werden konnte, auf Etzelsrode anwenden. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass der Ort ursprünglich Etzenrode genannt wurde, denn nach Aufzeichnungen des Nordhäuser Heimatforschers Hans Silberborth verschenkte im Jahre 1104 Erzbischof Ruthard einen neuerbauten Altar mit 5 Hufen Land zu Etzenrode.[2]

Frühere Besiedlung

Ursprünglich erfolgte die Dorfbesiedlung entlang des Rodebachs, der früher zusammen mit den zahlreichen Quellen im Einzugsgebiet des Baches noch erheblich mehr Wasser führte als heute, da die Anhöhen Gratzunger und Etzelsröder Berg sowie Strutberg noch mit Busch und Wald bewachsen waren.[2] So kam es gelegentlich zu Hochwassern, so dass die Fluten über die nur wenig über Bachniveau liegende „Dorfstraße“ und durch die Gärten und wohl auch in die Häuser flossen, insbesondere des tiefer liegenden, westlichen Dorfteils.[2] Heute liegt die Bebauung höher, da man früher nicht ausschachtete, sondern auf das eingeebnete (Trümmer-)Grundstück eines Vorgängerbaues den Neubau errichtete. So wurde z. B. beim Ausschachten einer Güllegrube im Jahre 1936 auf dem „Hof Nr. 5“ in 1 m Tiefe ein gepflasterter Weg gefunden, der im Garten lag.[2] Eine Dorfstraße im heutigen Sinn gab es nicht, Vom Westende aus führte entlang der rechten Häuserreihe ein Damm bis zum Pfarrhaus, der bis dahin gangbar war. Sodann musste der Rodebach in einer breiten Furt durchquert werden (heute ist dort eine breite Brücke). Richtung östlichem Ortsausgang verengte sich der Weg derart, dass ein Wagen gerade al durchpasste. Mehrfach wurde die Straße verbreitert (so z. B. 1830, 1865 und 1884), um den Verkehrsansprüchen gerecht zu werden. Die Häuser jenseits des Damms wurden ebenfalls durch Furten erreicht. Erst später, bis 1909 errichtete man Holz-, später Betonbrück(ch)en.
Jedes Gehöft besaß ein zugehöriges Land etwa in Grundstückbreite hinte dem Anwesen. Wald und Teile der Weide wurden gemeinschaftlich genutzt. Ein Teil der Wiesen war Eigentum der herrschaftlichen Besitzer, die Bauern durften jedoch nach der Ernte des Heus, also etwa nach dem Michaelistag Ende September, ihr Vieh gemeinsam auf diese Wiesen treiben. Auch die Wirtschaftshöfe von Burg Klettenberg, Gut Schiedungen und Gut Bliedungen hatten das Recht, ihre Schafe zu bestimmten Zeiten hier und auch auf den Wiesen der Besitzer zu hüten. Bis Pfingsten schonte man die Wiesen im Unkental, bis zum Jakobitag (25. Juli) durften sie nur von den 14 Ackerbesitzern und dem Pastor, später bis zum Herbst von allen Hüteberechtigten benutzt werden, auch von denen aus Bliedungen und Schiedungen. Das wurde in den Verträgen zu Dienst und Zins geregelt.[2]
Die Ortschaft mit den ersten 15 Gehöften war von einem Weg umgeben, der weitestgehend noch heute den gleichen Verlauf aufweist. Die im Westen tangierende K 7 war auch damals schon der westliche Teil. Ein Feldweg zweigt im Nordwesten des Dorfes von der K 7 ab und verläuft hinter den Gärten in einem Bogen nach Osten, wo er kurz vor dem Ende der heutigen Dorfstraße diese trifft (früher kreuzte). Dann über- oder durchquerte er den Bach hinter dem Anwesen, das der heutigen Einmündung des Weges in die Dorfstraße gegenüberliegt, und führte weiter auf den heute im Süden verlaufenden Feldweg bis etwa 100 m vor der heutigen Einmündung in die K 7, machte einen Knick nach Nordwesten und bildete nach etwa 180 m den westlichen Dorfrand (heutige K 7), um nach rund 200 m wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Man kann also heute noch fast vollständig diesen Weg beschreiten.[2]
Bereits um 1581 ist eine Schänke für das Dorf beurkundet. Sie befand sich am Anger, dem dreieckigen Platz, der mit Birnbäumen bestanden war. Heute ist dieses Areal an der Südwestecke des Dorfes bebaut. Schänken errichtete man früher außerhalb der Dorflage an einem Durchgangsweg, damit das fahrende Volk nicht zu weit ins Dorf kam. Zur Schänke gehörte meistens eine Schmiede. So konnte der Gastwirt als Schmied zusätzlich an Pferden und Wagen der durchziehenden Gäste verdienen. Die Werkzeug- und Waffenherstellung gehörte zum Beruf. Zudem waren die Schmiede naturbedingt starke Männer, die für Ordnung im Herbergsbetrieb sorgen konnten und auch ehrsamen Gästen Schutz bieten konnten. Nach 1750 baute der Gastwirt, Huf- und Waffenschmiedemeister Johann Elias Buchmann eine Schänke als Fachwerkbau „Zum Stern“, die sogar im oberen Stockwerk einen Saal besaß. Bereits vier Jahre später starb Buchmann im Alter von 52 Jahren und hinterließ u. a. eine Darlehensschuld von 100 Talern, die er zum Bau des Hauses aufgenommen hatte und die jetzt die Gemeinde zurückzahlte. Die Gemeinde übernahm nun das Grundstück und verpachtete fortan die Schänke. Auch der nächste Pächter starb schon nach vier Jahren 1759 im Alter von 39 Jahren. Nach dem Siebenjährigen Krieg musste die Gemeinde zur Abgeltung ihrer Schulden die Schänke verkaufen. Am 1. Juli 1939 wurde die Konzession für das über 200 Jahre lang betriebene Gasthaus zurückgegeben.

Heutige Besiedlung

Heute ist das Dorf als Straßendorf anzusehen, das jedoch einige „Baulücken“ entlang der Straße aufweist. Die nördlich des Baches liegenden Grundstücke werden über kleine, aber befahrbare Brücken erreicht, zudem können die Grundstücke „von hinten“ über den beschriebenen Weg erreicht werden. Die erste dieser Brücken wurde 1799 gebaut. Die augenscheinlich größte Baulücke ist der heutige Spiel-/Sportplatz neben dem 1911 errichteten Gemeindehaus und neben der Kirche.

Wege und Flure – einst und jetzt

Neben der bereits beschriebenen „Ortsumgehung“ sind weitere Wege zu erwähnen, die bereits in historischer Zeit bestanden:

  • Kehmstedter Weg: Er verläuft heute von der Südwestecke der Ortschaft in weitestgehend gerader Richtung in den 3.500 m entfernten Nachbarort Kehmstedt. Dabei führt er östlich des Gratzunger Bergs vorbei, kommt in die Nähe der Rodebachquelle, lässt den Ziegenberg (dort wurden früher die Ziegen gehütet) im Westen liegen und erreicht das Silbertal (früher Silberbirkental, die Birken wurden 1621 gefällt, um Ackerland zu bekommen). Sodann führt er am Hühnerberg (im Osten) vorbei und überquert die Spitze des Kirchbergs etwa 500 m vor Erreichen des Ziels, wobei die letzten Meter steil bergab führen, direkt auf die Kirche zu. Früher lag der Weg etwa 50 m östlich und führte durch die Rodebach-Schlucht.
  • Haferunger Weg: Er verläuft heute von der Südostecke der Ortschaft in östlicher Richtung in den 3.250 m entfernten Nachbarort Haferungen. Dabei steigt er an der Südflanke des Bastholzes auf dem Martberg (früher Marktberg) leicht bergan, macht am Etzelsroder Berg einen Knick nach Süden und an der Immenroder Trift einen Knick nach Osten und erreicht die Haferunger Flur.
  • Vom Ostausgang des Dorfes bis zum Bastholz führte am Asgraben (früher Ostgraben) vorbei (bis hierher identisch mit dem Haferunger Weg) ein Fußweg bis zum Haferunger Stein, einem Steinkreuz in der Nähe der Gemarkungsgrenze zu Haferungen. Einst war der Wegrand mit dichten Haselnusssträuchern besetzt. Von hier führt der Weg in fast gerader Richtung weiter nach Osten und erreicht am Friedhof den Nachbarort Haferungen.
  • Gratzunger Weg: Er bildet heute die K 7 nach Friedrichsthal-Gratzungen.
  • Der Pützlinger Weg: Der Weg nach Pützlingen lag früher etwas westlich der heutigen K 7 und bildete die nach Norden führende Verlängerung des Kehmstedter Wegs.
  • Früher verlief vom Westausgang des Dorfes ein Fußweg quer durch das Feld auf den Gratzunger Weg zu.

Alte Flurnamen

Strutberg, Ziegenberg, Krumme Äcker, Sautal, Wachtberg, Bruch, Schaufel, Marktberg, Haselgarten, Söttlingswiese, Gemeindegarten, Lehmkuhle, hinter dem Haselhof, Breitel, Pützlinger Rodelandsberg → Rolandsberg, Bastholz

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

  • 1994: 106
  • 1995: 102
  • 1996: 105
  • 1997: 107
  • 1998: 105
  • 1999: 104
  • 2000: 104
  • 2001: 105
  • 2002: 117
  • 2003: 114
  • 2004: 114
  • 2005: 100
  • 2006: 101
  • 2007: 104
  • 2008: 110
  • 2009: 109
  • 2010: 096
  • 2011: 098
  • 2012: 93
  • 2013: 96
  • 2014: 89
Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Etzelsrode besteht aus sechs Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Dorfkirche

Die evangelische St.-Mauritius-Kirche wurde während der Amtszeit des Pfarrers Mag. Johann Andreas Weber im Jahre 1718 aus starkem Kalksteinmauerwerk gebaut. Sie wurde an Stelle einer im Dreißigjährigen Krieg beschädigten und baufälligen Vorgängerin errichtet, die nach 1664 wohl abgerissen wurde. Das Kirchenschiff hat auf der Nord- und Südseite jeweils drei einfache Bogenfenster und an der Nordseite eine verhältnismäßig niedrige, schön gestaltete, hölzerne Eingangstür. Auch der Turmeingang ist an der Nordseite. An der Ostseite ist ebenfalls ein einfaches Rundbogenfenster. Der etwa 30 m hohe Kirchturm wurde 1876 an der Westseite des Langhauses errichtet, nachdem der „kleine Turm“ für Geläut und Uhrwerk zu niedrig und zu eng geworden war. Der spitze Turm ist ab dem ersten Geschoss rundum schieferbekleidet und -eingedeckt. Die Spitze trägt eine Turmkugel (vermutlich um 1876) und eine eiserne Wetterfahne. Die Kirchturmuhr ist an der Nordseite zu finden. Im ersten Turmgeschoss befindet sich an der Südseite ein Fenster. Die Glocke läutet im Geschoss darüber, ihr Klang geht durch Schallöffnungen in alle Himmelsrichtungen. Das Erdgeschoss des Turms dienst als Lagerraum, u. a. für zwei alte Sargböcke. Das Kirchenschiff trägt ein Satteldach mit roten Ziegeln und ist an der Ostseite als Krüppelwalmdach über einem Trapezgiebel ausgeprägt. Zu beiden Seiten des Daches wurde je eine Giebelgaube mit überstehendem Dach eingebaut.

Im Inneren gibt es eine Empore, auf denen zu beiden Seiten der Böhm-Orgel aus Gotha die Männerstühle waren, während unten die Frauen saßen. Nach alter Sitte hatte jedes Grundstück des Dorfes Anrecht auf einen Kirchenstuhl. 1843 erhielt die Kirche eine Orgel. An der Ostseite sind Altar und Kanzel zu finden.

1897 erhielt die Kirche aus der Glockengießerei in Apolda zwei neue Glocken. Die beiden ursprünglichen Glocken hatten keinen harmonischen Klang, und die Inschrift war seitenverkehrt, sie wurden in Zahlung gegeben. Beide Glocken waren mit Schlag und Uhrwerk verbunden. Von den beiden 1907 angeschafften außen hängenden Schlagglocken musste die kleinere im Ersten Weltkrieg zum Einschmelzen abgegeben werden, sie wurde 1931 durch eine neue Glocke ersetzt. Am 6. April 1940 mussten anlässlich einer Metallsammlung für Kriegszwecke die Abendmahlutensilien und der Leuchter abgegeben werden. Am 22. Februar 1942 folgte dann die große Glocke, die seit 1897 geläutet hatte.

Friedhof

Ehemals, bis 1846, war der Friedhof rund um die Kirche angelegt. Sodann kaufte die Gemeinde im Süden des Dorfes (An der Trift) ein neues Friedhofsgelände und baute darauf ein kleines Aufbahrungshäuschen. Als der Friedhof 1888 wieder zu klein geworden war, wurden das ohnehin schon schadhafte Gebäude abgerissen und dort weitere Grabstätten angelegt. Daraufhin kaufte die Gemeinde unterhalb hiervon weiteres Land, diese Friedhofsfläche wurde 1929 zugunsten eines neuen Friedhofs westlich davon aufgegeben. Der aktuelle Friedhof liegt südwestlich des Vorgenannten.

Sonstiges

  • Die Kirchgemeinde Etzelsrode gehört mit den Kirchgemeinden Friedrichsthal, Pützlingen und Schiedungen dem Kirchspiel Etzelsrode an, das wiederum dem Pfarrbereich Trebra der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland angehört.
  • Im Norden der Kirche befindet sich die ehemalige Schule. Heute wird der schöne Fachwerkbau von der Pfarrei genutzt, im ersten Stockwerk ist eine Wohnung.
  • Das in östlicher Richtung nächste Gebäude an der Straße ist das Pfarrhaus. Dazwischen steht das Gemeindehaus, in dem zu DDR-Zeiten der Kónsum war, eine Verkaufsstelle der damals bekannten Handelskette.

Bilder der Kirche

Commons: Etzelsrode – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. a b c d e f g h i j k l m n o Karl August Jödecke: Ortschronik von Etzelsrode, 1938/39, Lagerort: Gemeindeverwaltung Etzelsrode
  3. Rep. A. 17a Landstände der Grafschaft Hohenstein Rep. A.L Xo Seite 121 betrifft Landesvisitation des Amtes Clettenberg vom 30. Juni bis 13. Juli 1647