Franz Seldte

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Seldte 1933
Franz Seldte
Franz Seldte (rechts) mit Alfred Hugenberg (links) und dem Berliner Stahlhelm-Führer Franz von Stephani (Mitte) bei einer Kundgebung für das Volksbegehren gegen den Young-Plan im Berliner Sportpalast, Winter 1929
Wahlplakat 1933: Hugenberg, Papen und Seldte

Franz Seldte (* 29. Juni 1882 in Magdeburg; † 1. April 1947 in Fürth) war Mitbegründer des Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, einer paramilitärischen Organisation in der Weimarer Republik, NSDAP-Politiker und Reichsarbeitsminister.

Leben

Seldte wurde als Sohn eines Fabrikanten von chemischen Produkten und Sodawasser geboren und besuchte zunächst die Wilhelm-Raabe-Schule in Magdeburg. Nach einer kaufmännischen Lehre studierte er Chemie in Braunschweig und Greifswald. Er übernahm dann die Nachfolge seines früh verstorbenen Vaters. Seit seiner Studienzeit in Braunschweig gehörte er dem Corps Teutonia-Hercynia Braunschweig an.

Als deutscher Offizier wurde er 1916 im Ersten Weltkrieg verwundet und verlor den linken Arm. Er übernahm dann die Aufgabe eines Frontberichterstatters. Ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz II. und I. Klasse, wurde er zum Hauptmann der Reserve befördert.

Als Gegenreaktion auf die Novemberrevolution in Deutschland 1918 gründete er am 25. Dezember 1918 den Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, dessen Bundesführer er wurde. Es kam jedoch zu andauernden Auseinandersetzungen mit dem stellvertretenden Bundesführer Theodor Duesterberg.

Seldte trat der DNVP bei und wurde Mitglied des Magdeburger Stadtrates.

Der Stahlhelm positionierte sich zunehmend antidemokratisch und antirepublikanisch. Seldte hoffte, dass er und seine Organisation die Führung des nationalkonservativen Lagers erreichen könnten. 1931 gehörte er, gemeinsam mit Alfred Hugenberg und Adolf Hitler, zu den Schöpfern der „Harzburger Front“. Seldte besaß ein kleines Verlagshaus, in dem viele Bücher Stahlhelm-naher Autoren erschienen, den Frundsberg Verlag in Berlin.[1]

Seldte wollte die Nationalsozialisten einer von ihm mitzutragenden Regierung unterordnen. Im ersten Kabinett unter Hitler wurde er überraschend statt Theodor Duesterberg, der schon zur Ministervereidigung erschienen war[2], Reichsarbeitsminister. Er versuchte Anfang 1933 die maßgeblich vom Stahlhelm gestützte Kampffront Schwarz-Weiß-Rot zu einer bestimmenden politischen Kraft auszubauen. Dies misslang jedoch.

Im April 1933 trat Seldte der NSDAP bei. Der Stahlhelm wurde von ihm als sogenannte SA-Reserve I in die SA überführt. Im August 1933 wurde er SA-Obergruppenführer und später Reichskommissar für den Freiwilligen Arbeitsdienst. Die Funktion als Reichsarbeitsminister, die jedoch eher untergeordnet war, behielt er bis 1945 inne. Im März 1934 wurde er von Hitler zum Führer des nationalsozialistischen deutschen Frontkämpferbundes ernannt, den er auf Befehl Hitlers jedoch bereits nach kurzer Zeit wieder auflöste. 1935 bat Seldte Hitler um die Entbindung von allen Ämtern. Hitler lehnte dies ab. Seldte blieb, politisch jedoch einflusslos, bis 1945 Mitglied der Reichsregierung und des Reichstags und bekleidete darüber hinaus die Funktion eines preußischen Staatsrates und preußischen Arbeitsministers.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er unter dem Vorwurf von Kriegsverbrechen verhaftet und bis August 1945 in das Kriegsgefangenenlager Nr. 32 Camp Ashcan, zusammen mit anderen NSDAP-Funktionsträgern und hohen Wehrmachtsangehörigen, im luxemburgischen Bad Mondorf verbracht. Er sollte in Nürnberg angeklagt werden, starb jedoch noch vor Anklageerhebung in einem US-amerikanischen Militärkrankenhaus. Er ist auf dem Friedhof in Rottach-Egern am Tegernsee beigesetzt.

Während der Zeit des Nationalsozialismus waren Plätze in Oberhausen (Franz-Seldte-Platz), Cuxhaven, Breslau, Eisenach und Celle, Straßen in Magdeburg (Franz-Seldte-Straße), Cuxhaven, Chemnitz, Limbach/Sa., Löbau, Gronau, Varel und in Göttingen nach ihm benannt.

Einzelnachweise

  1. Thomas F. Schneider, Hans Wagener (Hrsg.): Von Richthofen bis Remarque - Deutschsprachige Prosa zum I. Weltkrieg. Amsterdam/ New York, NY 2003, ISBN 90-420-0955-1, Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik Bd 63, S. 273.
  2. Heinrich Brüning: Memoiren 1918 - 1934. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1970, S. 467.

Literatur

Commons: Franz Seldte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien