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Schenkökonomie

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Erstveröffentlichung Marcel Mauss’ Essai sur le don

Der Begriff Schenkökonomie (auch „Kultur des Schenkens“ bzw. Umsonstökonomie[1]) bezeichnet eine soziologische Theorie, die dem Strukturfunktionalismus zugeordnet wird. Die Schenkökonomie ist demzufolge ein soziales System, in dem Güter und Dienstleistungen ohne direkte oder zukünftige erkennbare (monetäre) Gegenleistung weitergegeben werden, tatsächlich allerdings meist mit verzögerter Reziprozität.[2][3] Auf längere Sicht handelt es sich dann um eine Form von Tauschen, die sich aber vom Tauschhandel unterscheidet – man spricht von Gabentausch als Gegensatz zum Warentausch.[4] Die Schenkökonomie gründet sich häufig auf dem Prinzip allgemeiner Solidarität. Ursprünglich wurde der Begriff für ein vorherrschendes Phänomen in urgeschichtlichen und Stammesgesellschaften verwendet, in denen soziale oder immaterielle Gegenleistungen wie Karma, Ansehen oder Loyalität und andere Formen von Dank erwartet wurden. Anthropologen und anderen Wissenschaftlern ist es gelungen, den Gabentausch auch in gegenwärtigen Kulturen nachzuweisen.[5]

Begriffsherkunft

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Erstmals wird der Ausdruck „Schenkökonomie“ in Marcel MaussEssai sur le don (1923/24) erwähnt im Zusammenhang mit der Untersuchung des Austausches und der Verteilung von Gaben bei den Indianerstämmen der Tlingit, Haida, Tsimshian und Kwakiutl in Nordamerika. Mauss hat dabei die systemische Bedeutung des Gabentauschs ethnologisch untersucht und Kriterien aufgestellt, nach denen sich Gabentausch grundsätzlich vom Warentausch unterscheidet. In Geschenkwirtschaften wird zwar durchaus eine Gegenleistung erwartet, sie ist jedoch meist nicht materieller Natur und vor allem nicht in derselben Weise formalisiert.

Sein bekanntestes Beispiel ist der Potlatch, ein periodisch wiederkehrendes Fest einzelner Indianerstämme, bei welchem der Gabentausch zum Wettbewerb um Großzügigkeit und Verschwendung ausuferte.[3] Mauss geht davon aus, dass es sich beim Gabentausch um ein sozialanthropologisches Grundmuster handelt und dass die Gabe sowohl ein beziehungsstiftendes Element als auch eine Möglichkeit ist, den sozialen Abstand zu manifestieren.

Zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommt auch Bronisław Malinowski, der das Phänomen des Kula-Tausches untersuchte, das er bei den gartenbauenden Trobriandern entdeckt hatte.[6]

Begriffsabgrenzung

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Der Unterschied zwischen Waren- und Gabentausch wird zum Teil über eine gegensätzliche Deutung von „Ware“ und „Gabe“ erklärt.[7][8][9] Die Gabe wird in der Wissenschaftsgemeinde unterschiedlich thematisiert.[10] Einige Wissenschaftler betrachten die Gabe als reinen Eigennutz, andere betrachten die Gabe aus der tauschtheoretischen Perspektive, andere wiederum verknüpfen die Gabe mit ökonomischem Kalkül, welches tabuisiert bleibt. Manchmal wird die Gabe auch als Schnittmenge zwischen Eigennutz und Altruismus interpretiert und im extremsten Fall als Gabe ohne Reziprozitätserwartung verstanden und somit als Ideal dargestellt.

Waren- und Gabentausch

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Sowohl der Waren- als auch der Gabentausch beinhalten jeweils einen Transfer, für welchen eine Gegenleistung erwartet wird. Wie anfangs bereits erwähnt, kann diese Gegenleistung auch verzögert stattfinden und an Ereignisse geknüpft sein.[11] Beim Gabentausch bleiben sowohl der Wert der Gegenleistung als auch die zeitliche Erfüllung dem Gabenempfangenden überlassen. Als Beispiel für diese verzögerte Gegenleistung wird die Einladung zum Essen unter Bekannten angeführt. Die Gegenleistung kann aber auch indirekt erfolgen, das heißt, der Gabenempfangende muss keine Gegenleistung erbringen, sondern der Gabengebende erhält durch die Vergabe Anerkennung in der Gemeinschaft. Als Beispiel hierfür wird die (teilweise vormalige) bedingungslose Gastfreundschaft der mediterranen,[12] arabischen,[13] persischen[14] und indischen[15] Völker angesehen.

Gabe und Handel

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Die Gabe transportiere – so das Begriffsverständnis – das Signal der Achtung und Ehrerbietung gegenüber einer anderen Person. Der Handel im Gegensatz dazu liefert meist keine externe Bestätigung. Die Gabe kann billig, materiell oder symbolisch sein. Sie ist aber mit Kosten, also zunächst negativen Konsequenzen einer Aktion angesichts eines bestimmten Planes und Entscheidungsfeldes, verbunden. Aber die Gabe ist Anerkennung, und Anerkennung ist eine knappe Ressource.[16] Die Knappheit der Anerkennung ist bedingt durch die eingeschränkte Verfügbarkeit von Zeit und psychischer Energie. Insofern kann die Gabe als Anerkennung auch eine Form der Gegenleistung für etwas verstanden werden – also im Sinne von Dankbarkeit.

Eine strikte Trennung von Gabe und Handelsgut, wie sie Marcel Mauss vorschlug, beruht überwiegend auf der zu seiner Zeit vorherrschenden Lehre und der Unterschätzung der dualen Natur der Gabe und des Gabentausches.[17] So sieht zum Beispiel Maurice Godelier die Gabe als eine Kombination aus beidem, Gabe und Handelsware. Die Gabe bestehe aus der nicht monetär messbaren Gabe und dem monetär messbaren Wirtschaftsgut.[18] Dabei erhält beim Austausch das Austauschobjekt bzw. der Gabenempfangende neben der Funktion des Austauschobjektes einen besonderen Status und eine besondere Identität.[19]

Ältere wirtschaftswissenschaftliche Betrachtung

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Um das Thema Gabentausch fand zum Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts eine intensive wissenschaftliche Diskussion statt. Diese war von unterschiedlichen Auffassungen der verschiedenen Wissenschaftsbereiche geprägt. Die eine Seite wurde durch die Wirtschaftswissenschaftler vertreten, die aber wiederum unter sich durchaus unterschiedliche Auffassungen hatten, und die andere Seite durch die Soziologen und Philosophen.

Einheit von Moral und Ökonomie

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Standpunkte wie die des Bronisław Malinowskis, der Gaben als eine sinnlose Form des Güteraustauschs bezeichnete[6] und von Gesellschaftsformen berichtete, die im Gegensatz zur damals vorherrschenden Wirtschaftsform Europas eine alternative Lebensweise bieten würden, dienten ebenfalls wie Marcel Mauss’ Ausführungen als Ausgangspunkt für die Kritik an den Prinzipien des Rationalismus und Merkantilismus. Mauss kritisierte insbesondere, dass Begriffe wie „Individuum“ und „Profit“ eine immer größere Bedeutung erfahren und dies nicht nur der Gesellschaft, sondern sogar letztendlich auch dem Einzelnen selbst schade.[20] Mauss’ Ansichten decken sich in diesem Bereich mit denen seines Onkels und Lehrers Émile Durkheim, dem Begründer der empirischen soziologischen Wissenschaft, der die fortschreitende Trennung von Moral und Ökonomie kritisierte und die Idee des Individualismus ablehnte.[21] Mit der Kritik am Individualismus reiht sich Durkheim in die Vertreter der Historischen Schule der Nationalökonomen ein, zu der zum Beispiel auch Gustav von Schmoller gehörte und bei dem Durkheim studiert hatte. Der Kerngedanke der Historischen Schule war die Idee der strikten ethischen Wirtschaftsauffassung, also einer Verbundenheit beziehungsweise Einheit der Moral und Ökonomie.[22] Zu Schmoller gesellte sich auch Karl Bücher als Kritiker der vorhandenen Wirtschaftsstruktur, welche mehr und mehr einzig auf den geregelten Tausch ausgerichtet gewesen sei. Schmoller und Bücher schlugen als Alternative die Weitergabe von Dienstleistungen und Gütern im unentgeltlichen Sinne vor. Aus diesem solle sich dann für das Gegenüber die implizite, moralische Verpflichtung entwickeln, für die erhaltenen Gaben ebenso Dienste zu leisten oder Güter zu vergeben.

System der totalen Leistung

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Marcel Mauss definiert den Gabentausch als „système des prestations totales“ (System der totalen Leistung). Dieses Prinzip des Systems der totalen Leistung beruht darauf, dass ein Austausch von Gütern und Dienstleistungen nicht im streng ökonomischen Sinne abläuft, sondern freiwillig in Form von Gaben und Geschenken erfolgt. Mauss hebt insbesondere hervor, dass es sich in diesem System nicht nur um das Geben („donner“) und das Annehmen („recevoir“) eines Geschenkes handelt, sondern eben gerade auch die Erwiderung („rendre“) als drittes Element von besonderer Bedeutung ist.

Neuere wirtschaftswissenschaftliche Betrachtung

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Mit dem Wiederaufleben der wissenschaftlichen Diskussion über den Gabentausch in den 1960er bis 1990er Jahren wurde vereinzelt aus wirtschaftshistorischer und wirtschaftstheoretischer Sicht das System der Schenkökonomie wieder aufgegriffen.

Die Zufriedenheit ist nicht (monetär) messbar und daher als immaterieller Nutzen zu sehen.

Gabentausch und perfekte Preisdiskriminierung

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Abb. 1: Perfekte Preisdiskriminierung unter Monopolbedingungen

Bei der perfekten Preisdiskriminierung unter Monopolbedingungen erhält der Anbieter (der Gabengebende) von jedem Kunden (Gabenempfänger) den Reservationspreis (die individuelle Wertschätzung). Er erhält also nicht den Marktpreis, sondern den individuellen Preis auf der Nachfragekurve. Mit anderen Worten entspricht die individuelle Wertschätzung einer Gabe beim Gabenempfänger genau dem Preis, den er maximal bereit wäre zu zahlen.

Dies bedeutet auch, dass jeglicher Gewinn bei dem Monopolisten (Gabengebenden) entsteht und es keine Konsumentenrente gibt. In der Marktwirtschaft ist das Auftreten einer perfekten Preisdiskriminierung unter Monopolbedingungen selten. Denn um diese Preisdiskriminierung erreichen zu können, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein: Der Monopolist muss den Reservationspreis jedes individuellen Käufers kennen und Arbitrage muss unterbunden sein, das heißt, der Weiterverkauf und Handel zwischen den Käufern muss ausgeschlossen sein.[3] Die zweite Bedingung ist beim Gabentausch dadurch gegeben, dass jeder Anbieter Monopolist ist. Das bedeutet, dass die Anerkennung, die er vergibt, individuell ist und von niemand anderem vergeben werden kann; dementsprechend kann sie auch nicht gehandelt oder weiterverkauft werden. Die erste Bedingung, das Kennen des Reservationspreises, ist etwas schwieriger zu erfüllen; es wird aber angenommen, dass durch individuelle Erfahrungswerte und Beobachtungen sich die vergebene Anerkennung an die Bedürfnisse des Empfängers annähert. Bei eintretender Reziprozität wird der vorige Gabenempfänger, nun Gabengebender, wiederum zum Monopolist. Dies bedeutet, dass nun jeglicher Gewinn bei diesem anfällt. Durch diese sich wiederholende Reziprozität ist es möglich, dass die beiden Kontrahenten im Gabentausch abwechselnd die Produzentenrente erhalten und ein effizientes Gleichgewicht entsteht. Es bleibt jedoch die Unsicherheit darüber, ob die Gabe erwidert wird und wie lange der Prozess der Erwiderung anhält.

Gabentausch und Handel

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Abb. 2: „Die Grenzen des Gabentausches und des Handels“

Avner Offer hat die Interaktion und die Grenzen des Gabentausches und des Handels anhand der nebenstehenden heuristischen Abbildung (Abb. 2) untersucht. Die Abszisse (horizontale Achse) misst das quantitative Angebot eines bestimmten Gutes (oder aller Güter) innerhalb eines marktwirtschaftlichen Austausches (Handel) oder innerhalb eines Gabentausches. Die Ordinate (vertikale Achse) gibt dabei den Preis (Preisäquivalent) an. Die Abbildung enthält zwei Schnittpunkte von Angebot und Nachfrage, je für den marktwirtschaftlichen Austausch und den Gabentausch . Beim Gabentausch im Gegensatz zum marktwirtschaftlichen Austausch sind sowohl Angebot- als auch Nachfragefunktionen preisunelastischer, das bedeutet, dass das Angebot beziehungsweise die Nachfrage unterproportional auf Preisveränderungen reagiert.

Der Abschnitt auf der Abszisse zwischen bis beinhaltet die Güter oder Dienstleistungen, die nur der Gabentausch liefern kann (z. B. romantische Liebe). Die vertikale Gerade ist die Marktgrenze und die Marktnachfragekurve. Zwischen und gibt es eine Überlappung der Marktangebotskurve und der Nachfragekurve des Gabentausches . Dies resultiert daraus, dass einige Güter oder Dienstleistungen mit oder ohne Anerkennung angeboten werden. Der Abschnitt würde dementsprechend eine authentische Wirtschaft mit Gabentausch und marktwirtschaftlichem Tausch und die Gerade die Grenze zwischen Gabentausch und der Marktwirtschaft repräsentieren. Über die Grenze von läuft die Nachfragekurve des Gabentausches abwärts in Richtung des Marktgleichgewichtpreises . Dieser Teil der Nachfrage außerhalb des Gabentausches soll aber verdeutlichen, dass das Ausnutzen von Anerkennung beim Prozess des Verkaufens als sogenannte „Pseudoanerkennung“ nützlich zur Preisdiskriminierung sein kann. Ein Beispiel für diese Anerkennung wäre das Geschäftsessen. Hier findet die Übergabe eines Geschenkes (das Essen) statt in der Hoffnung auf Reziprozität, hier den Vertragsabschluss.

Die marktwirtschaftliche Grenzkostenkurve ist elastischer (flacher) als die Gabentauschangebotskurve . Wenn die Produktivität zunimmt, dann verschiebt sich diese zu und die Produktionsgrenze zu . Dies entspricht in der Regel der historischen Transformation von der vorindustriellen Gesellschaft zu derjenigen, die stärker am Markt orientiert ist.[3]

Kritik an der neoklassischen Analyse und Einordnung des Wirtschaftens innerhalb einer Schenkökonomie wird überwiegend von Anthropologen geäußert.[24] Die Anwendung neoklassischer Modelle auf archaische Systeme des Wirtschaftens und Tausches verlangt meist eine unangemessene und verzerrende Versachlichung von immateriellen Beziehungen.[25]

Soziologische Betrachtung

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Émile Durkheim, Onkel und Lehrer von Marcel Mauss

Marcel Mauss’ Werk Essai sur le don gilt als Ausgangspunkt der soziologischen Auseinandersetzung mit dem Gabentausch und der Schenkökonomie. Als Soziologe und Ethnologe, geprägt durch seinen Lehrer und Onkel Émile Durkheim, der bereits über die Thematik des Gabenaustausches referierte, gelang es Mauss, einen allgemeingültigen Begriff des Gabentausches zu prägen und in der ökonomischen, juristischen, moralischen und soziogenetischen Wissenschaft zu etablieren. Vorwiegend sind seine Thesen aber insbesondere soziologisch und kulturell geprägt. Aus der oben angesprochenen Kritik des Individualismus, insbesondere der Vertreter der historischen Schule, entwickelten sich unterschiedliche soziologische Theorien bezüglich des sozialen Systems einer Schenkökonomie und der Motivation und Gegenseitigkeit des Gabentausches.

Schenkökonomie aus rationalistischer und utilitaristischer Sicht

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Die Rationalitätsannahme besagt, dass das rationalistisch handelnde Individuum bei gegebenen Handlungsalternativen diejenige Alternative wählt, bei der der Wert des Handlungserfolges und die Wahrscheinlichkeit des Eintritts des Handlungserfolges am größten ist.[26] Aus dem rationalistischen Handlungsprinzip wurde abgeleitet, dass Gabentausch und Handel in einer solchen Art und Weise vollzogen werden, wie sie dem individuellen Nutzen für jede einzelne Partei entspricht.[27] Da der Mensch im Utilitarismus Nutzenmaximierer ist, hat er eine natürliche Aversion gegenüber Verlustsituationen. Vorübergehende Verluste allerdings können in Kauf genommen werden, wenn diese zum Aufbau einer ertragsförderlichen Zusammenarbeit führen.[28]

Schenkökonomie aus normativistischer und kollektivistischer Sicht

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Pierre Bourdieu setzt zwar keinen expliziten Automatismus (Gabe und Erwiderung der Gabe durch Gegengabe) voraus, da auch die Ungewissheit der Erwiderung zu berücksichtigen sei, geht aber davon aus, dass ein Großteil der Geschenke in einer Schenkökonomie erwidert werden. Die Gegenseitigkeit beruht nach seinen Vorstellungen auf zwei Prinzipien: die zeitliche Verzögerung, bevor eine Gegengabe gegeben wird, und die Unterschiedlichkeit der Gegengabe zur ersten Gabe. Wenn diese Prinzipien beachtet werden, entstehe ein System, das bei einer Gabe die Gegengabe nicht als Gegenleistung erscheinen lässt. Das heißt, das Geschenk wird nicht zurückgezahlt. Der Gabengebende und der Gabenempfangende – auf der Grundlage der zeitlichen Verzögerung und ohne Verhandlungen – geben ihre Gaben aus Großzügigkeit. Nach Bourdieu sei dies jedoch weit entfernt von der Realität, und das Schenken beinhalte immer die Berücksichtigung eventueller strategischer Vorteile. Bourdieu zufolge wird beim Prozess des sozialen Schenkens die Reziprozität absichtlich verschleiert. Er unterstellt den Akteuren der Schenkökonomie eine absichtliche, kollektive Verkennung und Verschleierung der realen Tatsachen: die Bedingungen eines Tausches, die implizite Abhängigkeit des Gebens und des Nehmens.[29]

Gegen Bourdieus Theorie stehen die wissenschaftlichen Untersuchungen zum Blutspenden. Die Blutspende wird dabei als die Gabe in Reinform angesehen, da der Blutspender den Empfänger nicht kennt und nur eine symbolische Entschädigung erhält. Die Blutspende sei daher in der modernen Gesellschaft das klassische Beispiel altruistischen Verhaltens gegenüber anonymen Anderen.[30]

Der US-amerikanische Soziologe Alvin W. Gouldner betrachtet Reziprozität als moralische Norm, die aus zwei Minimalforderungen besteht: „Man sollte denjenigen helfen, die einem geholfen haben, und man sollte jene nicht kränken, die einem geholfen haben.“[31] Gouldner geht davon aus, dass – wenn diese moralische Norm von Akteuren im schenkökonomischen System internalisiert ist – diese Norm das Risiko, welches mit der erstmaligen Vergabe eines Geschenkes verbunden ist, durch das Schaffen von Vertrauen und Entstehen einer Verpflichtung reduziert wird. Gouldner geht dabei noch weiter und unterscheidet die Motivebene und die Wirkungsebene. So kann der Prozess des Schenkens auf der Motivebene aus Wohltätigkeit heraus entstehen, auf der Wirkungsebene aber den unbeabsichtigten Effekt der reziproken Erwiderung haben.[31]

Grenzen der Schenkökonomie

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Durch den Gabentausch kann sich eine Verpflichtung ergeben, mit anderen Worten eine Schuld entstehen. Der Gebende erhält durch die Gabe einen emotionalen und materiellen Nutzen oder Vorteil gegenüber dem Empfänger. Durch einmaliges, aber insbesondere wiederholtes Verteilen von Gaben entstehen Bindungen in unterschiedlicher Form: im Sinne einer vertraglichen Verpflichtung (finanziell) und im Sinne von menschlichen Bindungen (emotional). Dies kann soweit gehen, dass Gabentausch die schwächere Partei in eine ständige hierarchische Unterdrückung führt.[32][33]

Eine starke Schenkökonomie, beziehungsweise ein Wirtschaftssystem, das überwiegend auf Reziprozität beruht, kann den Markt und Handel verdrängen.[5] Als Beispiel dafür werden von Anthropologen soziale Strukturen gesehen, in denen ein Regime einer allgemeinen Reziprozität vorherrscht, wie die Cosa Nostra in Italien, die russische Mafia[34] und die Triaden in China.[35][36]

Anthropologische Betrachtung

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In der Anthropologie wird ebenfalls zwischen den zwei Arten des Tausches unterschieden: dem marktwirtschaftlichen Tausch und dem Gabentausch. Der Ursprung der sogenannten anthropologischen „Geschenk versus Handelsgut“-Debatte geht auf Marcel Mauss zurück. Mauss hinterfragte die Ansicht der Befürworter der freien Marktwirtschaft, dass das menschliche Wesen durch das Streben nach Gewinn getrieben sei und dass alle menschlichen Interaktionen und ihre Motive daher unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten analysiert werden könnten.[37]

Karl Marx (1875)

Die Vorstellung, dass der Gabentausch eine Wirtschaftsform ist, die entgegengesetzt zum marktwirtschaftlichen Austausch steht, wurde insbesondere von Christopher Gregory[38][39][40] und Marilyn Strathern[41] propagiert. Gregory sieht den Gabentausch als persönliche Beziehung auf der Mikrogesellschaftsebene, wohingegen der Warentausch zum Handel und den unpersönlichen Beziehungen zugehörig sei. Gregorys Zuordnung und Unterscheidungskriterien berufen sich dabei zum großen Teil auf die Arbeiten von Karl Marx.[42]

Die von Christopher Gregory eingeführte scharfe Trennung zwischen Geschenk und Handelsgut wurde im Laufe der letzten Jahre immer wieder von Anthropologen hinterfragt und kritisiert.[43] Die Auffassung, eine Aufteilung in zwei Strukturen vorzunehmen und so zwischen der sozial verankerten und kulturell entwickelten Schenkökonomie einerseits und der unpersönlichen, rationalen Marktwirtschaft andererseits zu unterscheiden, basiere auf westlichen, ethnozentrischen Annahmen, die künstliche Formalisierung des Begriffs „reines Geschenk“ der industrialisierten westlichen Gesellschaft und der Romantisierung des Gabentausches der archaischen Gesellschaften.[44][45][46][47]

Ebenfalls wird von Kritikern angeführt, dass Christopher Gregorys und Stratherns strikte Trennung den Gabentausch trivialisiere,[48][49][50] dabei seien aber Geschenke für die industrialisierten Gesellschaften mit ganz erheblichen wirtschaftlichen Funktionen verbunden. So seien zum Beispiel Weihnachtsgeschenke in den Vereinigten Staaten einer der wichtigsten wirtschaftlichen Motoren für den Einzelhandel.[51] Des Weiteren seien in westlichen Gesellschaften viele Beispiele zu finden, die Merkmale der Schenkökonomie aufweisen, wie zum Beispiel der Austausch von Wissen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft[52] und die freie Nutzung von Dateien und Informationen im Internet.[53]

Der anthropologische Konsens scheint ein Kompromiss zu sein. So seien der Gabentausch und der Warentausch keine zwei völlig unterschiedliche und gegenseitig ausschließende Gesellschaftsformen, sondern nur zwei idealisierte Typen des Austausches.[43] In der Realität sei jedes Wirtschaftssystem eine Mischung aus beiden.[46] Die zwei Arten des Austausches sind miteinander verflochten und es finden sich häufig beide Komponenten in Austauschsituationen.[54][55][56]

Historische Betrachtung der Schenkökonomie

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Prinzipiell ist sowohl bei der historischen als auch der gegenwärtigen Betrachtung festzustellen, dass es das Ideal eines Wirtschaftssystems, welches ausschließlich auf dem schenkökonomischen System beruht, welches auf der reinen Gabe, also ohne Erwartung der Reziprozität beruht, weder in der Vergangenheit existiert hat noch in der Gegenwart existiert. Dennoch ziehen Anthropologen immer wieder Parallelen zu schenkökonomischen Systemen.

Schenkökonomie in archaischen Gesellschaften

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Die wohl am meisten zitierten und wissenschaftlich untersuchten schenkökonomischen Systeme sind der Kula-Tausch und der Potlatch. Diesen beiden Phänomenen ist gemein, dass sie im Gegensatz zur reinen Gabe im Sinne der Opfergabe oder des Opfers, ein soziales System, teilweise ein Wirtschaftssystem innerhalb einer Wirtschaftsordnung darstellen.

Eine „soulava“ (Halskette), die im Kula weitergegeben wird

Im Kula-Tausch der Trobriander, bei welchem wertvolle Muscheln über Hunderte von Kilometern von Person zu Person in einem großen Ring weitergegeben werden, ist die Beziehung zwischen jedem Paar von Handelspartnern dyadisch. Dies bedeutet, dass jeder Tauschprozess aus zwei meist gegensätzlichen Positionen zusammengesetzt ist und demzufolge eine ausgewogene Balancierung des Wertes bei jeder Weitergabe erfolgt.[57] Der Wert eines Kulas ergibt sich dabei aus dem Zusammenhang mit der zur Fertigung aufgewendeten Arbeit, der Knappheit des Rohmaterials und der besonderen Historie des Weiterreichungsprozesses, der überwiegend bei jährlich wiederkehrenden Besuchen der Handelspartner benachbarter Inseln entsteht.

Die Gaben, die im Kula ausgetauscht werden, sind Halsketten (soulava) und Armbänder (mwali), die aber weder aus besonders seltenen Materialien bestehen, noch eine große Kunstfertigkeit aufweisen. Malinowski sieht im Kula-Tausch drei wichtige gesellschaftliche Funktionen. Erstens diene er dazu, die freundschaftlichen Beziehungen, den friedlichen Kontakt und die Kommunikation über große Entfernungen mit den Handelspartnern zwischen den Bewohnern der einzelnen Inseln zu erhalten. Zweitens kann mit dem Kula im Zuge der jährlichen Expeditionen ebenfalls Handel verbunden und es können Gebrauchsgegenstände getauscht werden. Drittens sieht Malinowski im Kula eine Festigung und Begründung des sozialen Status, der durch den Besitz der wertvollsten Muscheln gekennzeichnet ist.

Die Ethnologin Susanne Kuehling untersuchte ein ähnliches, ebenfalls „Kula“ genanntes Tauschsystem auf der Insel Dobu.[58]

Angehörige der Klallam beim Verteilen von Potlatch (Wasserfarbengemälde von James G. Swan)

Marcel Mauss sah nicht nur die Vorzüge der Schenkökonomie, sondern hob auch deutlich hervor, dass das schenkökonomische System einen zerstörerischen Charakter besitze und zu einem ruinösen Wettbewerb führen könne. Als Beispiel für übermäßige Reziprozität führte er den Potlach an. Im Potlach, bei welchem der Gabentausch zum Wettbewerb um Großzügigkeit und Verschwendung ausufere, führte er den zerstörerischen Charakter allerdings nicht ausschließlich auf die Reziprozität zurück, vielmehr sei es das Zusammenspiel von religiösen, wirtschaftlichen, militärischen, ethischen und politischen Faktoren.

Mauss sieht zwei Grundvoraussetzungen als notwendig zum Funktionieren der Schenkökonomie im Potlach. Erstens ein ausreichendes Vorhandensein von natürlichen Ressourcen zum Lebenserhalt, wie Fisch und Wild, und zweitens eine kompakte und hierarchische Struktur der Gesellschaft. Der große Überschuss an Nahrungsproduktion der Stämme, die den Potlach veranstalteten, ermöglichte eine Etablierung der Oberschicht, die nicht in der täglichen Praxis der Nahrungsversorgung eingebunden werden musste. Das Abhalten eines Schenkfestes ermöglichte die Etablierung innerhalb der Hierarchie und den Erwerb eines höheren Status, der sich über Titel manifestierte. Bei den Stämmen der Kwakiutl gab es zum Beispiel 651 Titel, die einen bestimmten Rang in der Gesellschaftshierarchie ausdrückten. Allerdings wurden Potlatch nicht wechselseitig ausgerichtet und niemand führte Buch, wer ein Potlatch gegeben hatte und wie oft. Dies lag auch an der Tatsache, dass er relativ selten stattfand und die Anlässe, wie der Tod eines Häuptlings, nicht vorhersehbar waren.

Zeitgenössische Thesen und Entwicklungen

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Der Gabentausch und der Warentausch sind keine zwei völlig unterschiedliche und sich gegenseitig ausschließende Systeme, sondern nur zwei idealisierte Typen des Austausches. In der Realität sei – so die These – jedes Wirtschaftssystem eine Mischung aus beiden.

Anthropologische Studien vergleichen Phänomene der heutigen Zeit mit dem schenkökonomischen System und kommen zum Schluss, dass auch in der heutigen Zeit Transferleistungen, die nicht auf einer direkten Gegenseitigkeit beruhen, stattfinden, so zum Beispiel in Form von Organ- und Blutspenden, Wohltätigkeit, Filesharing[59] und Vermächtnissen. Meistens findet jedoch heutzutage der Gabentausch im Kontext der Gegenseitigkeit statt.[5]

Für seine Analyse der inneren Mechanismen der Open-Source-Bewegung zieht Gerd Sebald eine Analogie zur Geschenkökonomie der archaischen Gesellschaften nach dem Muster von Marcel Mauss’ Untersuchungen heran. Er schlägt vor, die Hackerkultur als eine Gabentauschkultur zu fassen: Das meiste Ansehen genieße derjenige, der der Gemeinschaft die größten Geschenke bereite.[60]

Die Vorläufer der heutigen Umsonstläden entstanden Ende der 1960er Jahre im Zuge der Protestbewegungen der Sechzigerjahre in den USA. Ausgangspunkt waren die Kritik am Geld als Tauschmittel und idealisierte Vorstellungen. So gründete die anarchistische Bewegung der Diggers, eine Guerilla-Theatergruppe, neben vielen anderen „freien Aktivitäten“ wie dem Free Medical Center, Free Stores in San Francisco und einen in New York. Auch in Australien gab es Anfang der 1970er Jahre einen solchen Free Store in Melbourne, der ebenfalls aus der anarchistischen Bewegung und deren Kapitalismuskritik hervorging. 2010 gab es sie auf der ganzen nördlichen Welthalbkugel und in Deutschland in jeder größeren Stadt.[61][62] Seit den 1990er Jahren entstehen weltweit öffentliche Bücherschränke, die im Gegensatz zum Umsonstladen meist kein Ladenlokal und keine Betreuung erfordern.

  • Simone Wörer: Geschenkökonomie. In: Ashish Kothari et al. (Hrsg.): Pluriversum. Ein Lexikon des guten Lebens für alle. AG SPAK Bücher, Neu-Ulm 2023, ISBN 978-3-945959-67-1.
  • Marcel Mauss: Die Gabe. Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften. Suhrkamp, 2009, ISBN 3-518-28343-X, S. 208 (französisch: Essai sur le don. Forme et raison de l’échange dans les sociétés archaïques (1925). Lewis Hyde nannte das Buch Das klassische Werk über Gabentausch.).
  • Lewis Hyde: The Gift. Imagination and the Erotic Life of Property. Vintage, 1983, ISBN 0-394-71519-5, S. 328 (Insbesondere Teil 1: A Theory of Gifts).
    • Lewis Hyde: The Gift Must Always Move. In: Quarterly. Band 35, Nr. 3, 1982, ISSN 0095-134X (Vorabdruck, Anpassung des Untertitels in jeder Neuauflage).
  • Theodor Waitz: „Anthropologie der Naturvölker“ Von Theodor Waitz, Georg Karl Cornelius Gerland, Georg Gerland. Veröffentlicht 1862.
  • Frank Adloff, Steffen Mau: Vom Geben und Nehmen. Zur Soziologie der Reziprozität. Hrsg.: Jens Beckert, Rainer Forst, Wolfgang Knöbl, Frank Nullmeier und Shalini Randeria. Band 55. Campus, 2005, ISBN 3-593-37757-8, S. 308.
  • Charles Eisenstein: Die Ökonomie der Verbundenheit, Wie das Geld die Welt an den Abgrund führte – und sie dennoch jetzt retten kann. Scorpio, Berlin / München 2013, ISBN 978-3-943416-03-9 (englisch: Sacred Economics – Money, Gift, and Society in the Age of Transition. 2011. Übersetzt von Nikola Winter).
  • Christian Siefkes: Beitragen statt tauschen. Materielle Produktion nach dem Modell Freier Software. AG SPAK Bücher, 2008, ISBN 978-3-930830-99-2, S. 186 (peerconomy.org [PDF]).

Einzelnachweise

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  1. Umsonst-Ökonomie:Marktplatz des Vertrauens, von Katharina Brunner, München, und Helmut Martin-Jung, Berlin, Süddeutsche Zeitung 2. Juni 2015
  2. David Cheal: "The Gift Economy" (1998), Routledge, S. 105.
  3. a b c d A. Offer "Between the Gift and the Market: The Economy of Regard", The Economic History Review, New Series, Vol. 50, No. 3 (Aug., 1997), S. 450–476.
  4. Frank Hillebrandt: Praktiken des Tauschens. Zur Soziologie symbolischer Formen der Reziprozität. 1. Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-16040-5, S. 94 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 20. Juli 2019]): „Zur Entwicklung eines allgemeinen Begriffs des Tausches muss zusätzlich berücksichtigt werden, dass die Praxis des Tausches in der Gegenwartsgesellschaft mit der kultursoziologischen Rekonstruktion des Warentausches nicht hinreichend analysiert ist.“
  5. a b c R. Kranton: Reciprocal exchange: a self-sustaining system. In: American Economic Review. Band 86, Nr. 4 (September), 1996, S. 830–851.
  6. a b B. Malinowski, Argonauten des westlichen Pazifik: ein Bericht über Unternehmungen und Abenteuer der Eingeborenen in den Inselwelten von Melanesisch-Neuguinea. Mit einem Vorw. von James G. Frazer. Aus dem Engl. von Heinrich Ludwig Herdt. Hrsg. von Fritz Kramer, Erstveröffentlichung 1922.
  7. Frank Hillebrandt: Praktiken des Tauschens. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-16040-5, S. 94 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 20. Juli 2019]): „Denn wir kaufen oder verkaufen nicht nur Waren, sondern tauschen auch Güter und Dienstleistungen als Gaben und Geschenke.“
  8. Georg Müller-Christ, Annika Rehm: Corporate social responsibility as giving back to society? Der Gabentausch als Ausweg aus der Verantwortungsfalle (= Nachhaltigkeit und Management. Band 7). Lit Verlag, Münster 2010, ISBN 978-3-643-10459-5, S. 58 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 23. Juli 2019]).
  9. Dorothea Deterts: Die Gabe im Netz sozialer Beziehungen. Zur sozialen Reproduktion der Kanak in der paicî-Sprachregion um Koné (Neukaledonien) (= Göttinger Studien zur Ethnologie. Band 8). Lit Verlag, Münster 2002, ISBN 978-3-8258-5656-4, S. 22 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 23. Juli 2019]): „Die Konzepte, die dieser Opposition zugrundeliegen, gehen auf die Definition der Ware von Karl Marx und der Gabe von Marcel Mauss zurück, […]“
  10. Georg Müller-Christ, Annika Rehm: Der Gabentausch als Ausweg aus der Verantwortungsfalle. Münster 2010, ISBN 978-3-643-10459-5, 4. Theorie der Gabe, S. 57 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 23. Juli 2019]): „Der Begriff der Gabe und die Erklärung dafür, warum Menschen anderen etwas geben ohne dafür eine Bezahlung zu erhalten, wurde in verschiedenen Theorietraditionen unterschiedlich aufgegriffen und bewertet.“
  11. So z. B. das Hxarosystem welches sowohl bei den San der Kalahari als auch bei den Enga von Papua-Neuguinea vorzufinden war. Hierbei handelte es sich auch um Gabentausch mit Gegenleistungen, diese wurde aber nur dann eingefordert, wenn die Umstände (schlechte persönliche Situation) gegeben waren. Siehe dazu: P. Wiessner: Connecting the connected: The inheritance of social ties among the Ju/’hoan Bushmen and the Enga of Papua New Guinea, unpublished paper, Department of anthropology, University of Utah.
  12. J. du Boulay: Strangers and gifts: hostility and hospitality in rural Greece. J. Med. Stud., 1 (1991), S. 37–53.
  13. A. Gingrich: Is wa milh: Brot und Salz. Vom Gastmahl bei den Hawlan bin Amir im Jemen. Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, 116 (1986), S. 41–69.
  14. M. Simpson-Herbert: Women, food and hospitality in Iranian society. Canberra Anthropology, 10, (1987), S. 24–34.
  15. J. Pitt-Rivers: The stranger, the guest and the hostile host: introduction to the study of the laws of hospitality. in J. G. Peristiany, ed., Contributions to Mediterranean sociology (Paris, 1968), S. 13–30.
  16. S. Gifford: "The allocation of entrepreneurial attention", Journal of Economic Behavior & Organization, 19 (1992), S. 265–84.
  17. D. K. Feil: The morality of exchange. In: George N. Appell, T.N. Madan: Choice and morality in anthropological perspective: Essays in honor of Derek Freeman, State University of New York Press, 1988, ISBN 0-88706-606-2.
  18. Maurice Godelier: „Perspectives in Marxist anthropology“. Issue 18, Cambridge studies in social anthropology, Cambridge University Press, 1977, S. 128.
  19. Jan van Baal: Reciprocity and the position of women. Anthropological papers, Van Gorcum, 1975, ISBN 90-232-1320-3, S. 54ff.
  20. Vgl. M. Mauss: Die Gabe, Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften. Suhrkamp Taschenbuch Verlag, 6. Auflage, Berlin, 1990, S. 135–147.
  21. E. Durkheim: Über die Teilung der sozialen Arbeit, eing. Von Niklas Luhmann, Hrsg.: Franz v. Ludwig, Frankfurt, 1977, S. 39–71.
  22. Vgl. H. Winkel: Die deutsche Nationalökonomie im 19. Jahrhundert. Darmstadt, 1977.
  23. Robert H. Frank: Microeconomics and behavior, McGraw-Hill Education, 1. Auflage, 1991, ISBN 0-07-021870-6, S. 393–395.
  24. P. Bohannan, G. Dalton: Markets in Africa. Evanston, IL, Northwestern University Press, 1962.
  25. K. Polanyi, C. M. Arensberg, H. W. Pearson: Trade and markets in the early empires. Glencoe, IL, Free Press, 1957.
  26. Vgl. z. B. Homans, G.C.: Sentiments and Activities: Essays in Social Science. Free Press, New York 1962.
  27. M. Sahlins: Stone Age Economics. Routledge Chapman & Hall, 2003, ISBN 978-0-415-32010-8.
  28. M. Schmid: Rationales Handeln und soziale Prozesse. VS Verlag für Sozialwissenschaften; ISBN 3-531-14081-7, 2004, S. 221.
  29. P. Bourdieu: Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-518-28666-8 (französisch 1980), S. 180 f.
  30. Vgl. R. M. Titmuss: The Gift Relationship: From Human Blood to Social Policy. Pantheon Books, New York 1971. – Interessanterweise wurde zum Beispiel auch in Studien gezeigt, dass die „Qualität“ der Blutspender sinkt, wenn die Entlohnung für das Blutspenden steigt.
  31. a b A. W. Gouldner: Die Norm der Reziprozität. In: Reziprozität und Autonomie, Ausgewählte Aufsätze. Frankfurt am Main, Suhrkamp, S. 79–117, cit. 1, S. 98, cit. 2, S. 110.
  32. Ein bekanntes Sprichwort dazu ist “With gifts you make slaves” (deutsche: „Mit Gaben machst du dir Sklaven“). Siehe dazu: R. L. Kelly: The foraging spectrum: diversity in hunter-gatherer lifeways. Washington, D.C. 1995.
  33. M. Mauss: The gift: the form and reason for exchange in archaic societies. trans. W. D. Halls 1990 (Erstveröffentlichung 1925), S. 37.
  34. F. Varese: Is Sicily the future of Russia? Private protection and the emergence of the Russian mafia. Archives Europeennes de Sociologies 35 (1994), S. 224–258.
  35. M. Booth: The Triads: The Chinese criminal fraternity. London 1990.
  36. D. H. Murray with Q. Baoqi: The origins of the Tiandihui: the Chinese triads in legend and history. (Stanford, 1994).
  37. D. Kaplan: Gift Exchange. In: Thomas Barfield (Hrsg.): The Dictionary of Anthropology. Blackwell Publishing, Oxford 1997, S. 224–225.
  38. Christopher A. Gregory: Gifts to Men and Gifts to God: Gift Exchange and Capital Accumulation in Contemporary Papua. Man 15, 1980, S. 626–652.
  39. Christopher A. Gregory: Gifts and Commodities. Academic Press, 1982, London
  40. Christopher A. Gregory: Savage money: the anthropology and politics of commodity exchange. Amsterdam, 1997, Harwood Academic.
  41. M. Strathern: Qualified value: the perspective of gift exchange. In: C. Humphrey und S. Hugh-Jones (Hrsg.): Barter, exchange and value: an anthropological approach. Cambridge. 1992, Cambridge University Press, S. 169–190.
  42. Christopher A. Gregory: Gifts and Commodities. Academic Press, 1982, London, S. 12: “Marx was able to develop a very important proposition: that commodity-exchange is an exchange of alienable things between transactors who are in a state of reciprocal independence […]. The corollary of this is that non-commodity (gift) exchange is an exchange of inalienable things between transactors who are in a state of reciprocal dependence. This proposition is only implicit in Marx’s analysis but it is […] a precise definition of gift exchange.” (deutsch: „Marx war in der Lage, eine sehr wichtige Aussage zu entwickeln: dass der Warenaustausch ein Austausch von veräußerlichen Gütern zwischen Wirtschaftssubjekten ist, die in einem Zustand der gegenseitigen Unabhängigkeit […] stehen. Die logische Folge daraus ist, dass Nichtgütertausch [Geschenktausch] ein Austausch von unveräußerlichen Dinge zwischen Wirtschaftssubjekten ist, die in einem Zustand gegenseitiger Abhängigkeit stehen. Dieser Satz ist nur implizit in Marxs Analyse zu finden, aber es ist […] eine genaue Definition der Austausch von Geschenken.“)
  43. a b A. Rus: “Gift vs. commodity” debate revisited. Anthropological notebooks 14 (1), 2008, S. 81–102, ISSN 1408-032X
  44. A. Appadurai: Introduction: commodities and the politics of value. In: Arjun Appadurai (Hrsg.): The social life of things. Cambridge University Press, New York 1986, S. 3–63.
  45. J. G. Carrier: Gifts in a world of commodities: the ideology of the perfect gift in American society. In: Social Analysis. Band 29, 1990, S. 19–37.
  46. a b J. Parry: The gift, the Indian gift, and the ‘Indian gift’. Man (n.s.) 21, 1986, S. 453–73.
  47. J. Parry, M. Bloch: Introduction: money and the morality of exchange. In: Jonathan Parry, Maurice Bloch (Hrsg.): Money and the morality of exchange. Cambridge University Press, Cambridge 1989, S. 1–32.
  48. David Cheal: The gift economy. New York, 1988, Routledge, S. 6.
  49. F. Bailey: Gifts and Poison. Oxford, 1971, Oxford Basil Blackwell.
  50. D. Miller: Consumption and Commodities. Annual Rev. Anthropology 24, 1995, S. 141–64.
  51. R. Hunt: Reciprocity. In: Thomas Barfield (Hrsg.), The dictionary of Anthropology. Oxford, 1997, Blackwell Publishing, S. 398.
  52. M. Bergquist, J. Ljungberg: The power of gifts: organizing social relationships in open source communities. Info Systems Journal 11, 2001, S. 305–320.
  53. P. Kollock: The Economies of Online Cooperation: Gifts and Public Goods in Cyberspace. In: Marc Smith und Peter Kollock (Hrsg.), Communities in Cyberspace. London, 1999, Routledge, S. 220–242.
  54. N. Thomas: Entangled objects: Exchange, material culture, and colonialism in the Pacific. Cambridge, 1991, MA: Harvard University Press.
  55. D. Miller: Alienable gifts and inalienable commodities. In: Fred R. Myers (Hrsg.): The empire of things: Regimes of value and material culture. Oxford. England, 2001, Currey, S. 91–105.
  56. J. G. Carrier: Gifts and Commodities: Exchange and Western Capitalism since 1700. Routledge, London 1995, S. 9.
  57. B. Malinowski: Argonauts of the Western Pacific: An Account of Native Enterprise and Adventure in the Archipelagoes of Melanesian New Guinea. 1922, S. 95–99.
  58. The name of the gift: ethics of exchange on Dobu Island. Doktorarbeit Australian National University 1998 (englisch; Downloadseite)
  59. H. Kovacic: Do ut des – Eine Analyse von Reziprozität und Kooperation beim Tausch im Internet Saarbrücken: VDM, 2009.
  60. Gerd Sebald: Open Source als Geschenkökonomie Geschenkökonomie im luftleeren Raum
  61. Umsonstläden (Arbeitskreis Lokale Ökonomie e. V., Hamburg)
  62. Umsonstläden (Arbeitskreis Lokale Ökonomie e. V., Hamburg) (Memento vom 23. September 2009 im Internet Archive)