Großer Preis von Pescara 1957

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 Großer Preis von Pescara 1957
Renndaten
7. von 8 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1957
Streckenprofil
Name: XXV Circuito di Pescara
Datum: 18. August 1957
Ort: Pescara
Kurs: Circuito di Pescara
Länge: 460,422 km in 18 Runden à 25,579 km

Wetter: heiß und trocken
Zuschauer: ~ 200.000
Pole-Position
Fahrer: Argentinien Juan Manuel Fangio Italien Maserati
Zeit: 9:44,6 min
Schnellste Runde
Fahrer: Vereinigtes Konigreich Stirling Moss Vereinigtes Konigreich Vanwall
Zeit: 9:44,6 min
Podium
Erster: Vereinigtes Konigreich Stirling Moss Vereinigtes Konigreich Vanwall
Zweiter: Argentinien Juan Manuel Fangio Italien Maserati
Dritter: Vereinigte Staaten Harry Schell Italien Maserati

Der Große Preis von Pescara 1957 (offiziell XXV Circuito di Pescara) fand am 18. August auf dem Circuito di Pescara in Pescara statt und war das siebte Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1957.

Nachdem die Juni-Rennen, die Großen Preise von Belgien und der Niederlande, wegen finanzieller Schwierigkeiten abgesagt worden waren, nahm die FIA kurzfristig ausnahmsweise den „Großen Preis von Pescara“ in den Formel-1-Weltmeisterschaftskalender 1957 auf. Der Grand Prix fand zuvor zweimal als Formel-1-Rennen statt, wurde jedoch jeweils nicht für die Fahrerweltmeisterschaft gewertet.

Aus Sicherheitsgründen wurde letztmals ein Formel-1-Grand-Prix auf dieser Strecke ausgetragen, da die Streckenführung der Startgeraden unmittelbar neben einer hohen Klippe entlangführte und der allgemeine Sicherheitsstandard sehr gering war. Im Falle eines Unfalles auf der langen Gerade wäre der Fahrer die Klippen hinabgestürzt und direkt im Mittelmeer gelandet. Aus diesem Grund weigerte sich Enzo Ferrari, sein Ferrari-Team am Großen Preis von Pescara teilnehmen zu lassen, da er in diesem Jahr schon Eugenio Castellotti und Alfonso de Portago durch tödliche Unfälle verloren hatte. Weitere Gründe für die geplante Nicht-Teilnahme waren die bereits gewonnene Fahrerweltmeisterschaft von Juan Manuel Fangio, die eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten auf den Landstraßen um Pescara und die Ermittlungen der italienischen Justiz aufgrund der im Mai 1957 beim Mille-Miglia-Straßenrennen durch einen Ferrari-Unfall getöteten elf Personen. Nur Luigi Musso, in der Fahrerwertung Zweitplatzierter und mit Ambitionen auf den Vizeweltmeisterschaftstitel, überzeugte Ferrari, ihm einen Wagen zur Verfügung zu stellen, womit Ferrari doch beim Großen Preis von Pescara 1957 gemeldet war, jedoch nur mit einem Wagen statt der üblichen vier.

Maserati änderte wie Vanwall seine Fahrerkonstellation des letzten Rennens nicht und fuhr mit vier Wagen für Fangio, Jean Behra, Giorgio Scarlatti und Harry Schell. Cooper war mit einem Wagen für Roy Salvadori für den Großen Preis von Pescara gemeldet und zog sich anschließend vorzeitig aus der Fahrerweltmeisterschaft 1957 zurück. Jack Brabham, der gewöhnlich für Cooper startete, wechselte zurück zum Rob Walker Racing Team und fuhr als dessen einziger Fahrer einen privaten Cooper T43.

Mehrere Teams mit privaten Fahrzeugen, überwiegend Maserati 250F nahmen am Grand Prix teil, die Scuderia Centro Sud setzte zwei Wagen mit Jo Bonnier und Masten Gregory ein, Luigi Piotti war nach mehreren Rennen Pause wieder am Start. Bruce Halford, Paco Godia und Horace Gould waren ebenfalls mit privaten Maserati gemeldet.

Nur drei Wochen später fand der Große Preis von Italien 1957 wie üblich in Monza statt, wodurch zum ersten Mal zwei zur Formel-1-Weltmeisterschaft zählende Rennen in einem Land ausgetragen wurden. Außerdem war der Große Preis von Pescara der Grand Prix mit der längsten Strecke, die für eine Runde zurückgelegt werden musste. Mit 25,579 Kilometern war keine andere Strecke der Formel-1-Geschichte so lang, in den nächsten Jahrzehnten setzten die Verantwortlichen der Formel 1 zunehmend auf kürzere Rennstrecken, damit Krankenwagen schnell jeden Unfallpunkt an der Strecke erreichen können und aus anderen Sicherheitsgründen.

Das Training dominierte erneut Fangio, der die vierte Pole-Position der Automobil-Weltmeisterschaft 1957 erzielte. Für Maserati war es die zehnte und letzte Pole-Position ihrer Teamgeschichte. Fangio war über zehn Sekunden schneller als der zweitplatzierte Vanwall-Fahrer Stirling Moss und über 15 Sekunden schneller als Musso, der privat für Ferrari an den Start ging. Startreihe zwei wurde von Fangios Teamkollegen Behra und Schell gefüllt, dahinter starteten Brooks, Gregory und Evans. Gregory fuhr somit die schnellste Zeit derjenigen Fahrer mit privaten Wagen, sein Teamkollege Bonnier ging von Platz neun ins Rennen. Die Wagen von Cooper waren beim Training nicht konkurrenzfähig und belegten mit mehr als einer Minute Rückstand auf die Pole-Zeit die letzten beiden Startplätze.

Am Renntag war es so heiß, dass der Rennstart auf 9.30 Uhr am Morgen vorgezogen werden musste, um Fahrer und Material zu schonen.[1] Beim Start gelang es Fangio erneut nicht, die Pole-Position optimal zu nutzen, sowohl Musso als auch Moss überholten ihn, währenddessen im hinteren Feld ein Mechaniker die Startaufstellung zu langsam verließ und von Gould angefahren wurde.

In der zweiten Rennrunde überholte Moss Musso und übernahm die Führung, die er im späteren Rennverlauf nicht mehr abgab. Während Musso den Abstand zu Moss gering hielt, gab es infolge der starken Hitze im Feld viele Ausfälle. Bereits vor Beendigung der ersten Runde erlitt Piotti einen Motorschaden, eine Runde später fiel Tony Brooks mit Motorschaden aus. Bereits in Runde drei gab Salvadori das Rennen mit einem Aufhängungsschaden auf, Behras Maserati hatte ein Ölleck und Lewis-Evans geriet eine komplette Runde in Rückstand, da er innerhalb kurzer Zeit zwei Reifenschäden am Wagen hatte. Bis zur neunten Runde fielen danach noch Bonnier, Halford und Godia aus, bei allen drei Fahrern waren technische Defekte aufgrund der hohen Temperaturen die Ursache.

In Runde zehn folgte die Rennentscheidung, Mussos Motor qualmte und er legte einen Reparaturboxenstopp ein. Der Motor hinterließ dabei eine Ölspur auf der Fahrbahn, auf der Fangio ins Schleudern kam und in die Leitplanke einschlug. Das beschädigte Rad wurde anschließend von Maserati repariert und Fangio kam auf Position zwei liegend zurück auf die Strecke. Moss hatte sich einen uneinholbaren Vorsprung aufgebaut und nutzte diesen für einen Sicherheitsboxenstopp, bei dem er etwas zu trinken zu sich nahm und das Öl an seinem Wagen auffüllen ließ.

Musso stellte seinen Ferrari mit einem Ölleck in der letzten Rennrunde ab, wodurch er nicht mehr für das Rennen gewertet wurde, obwohl die Distanz, die er zurückgelegt hatte, für die Punkteränge gereicht hätte. Moss erzielte für Vanwall den zweiten Sieg und stieg in der Fahrerwertung mehrere Positionen auf Platz zwei. Zwei Maserati-Fahrer, Fangio und Schell, komplettierten das Siegerpodium, Gregory erzielte weitere Weltmeisterschaftspunkte für die Scuderia Centro Sud auf Platz vier, Lewis-Evans erreichte Platz fünf.

In der Fahrerwertung war die Weltmeisterschaft bereits entschieden, beim letzten Rennen der Formel-1-Saison 1957, dem Großen Preis von Italien 1957, waren jedoch noch mehrere Fahrer in der Lage Vizeweltmeister zu werden.

Team Nr. Fahrer Chassis Motor Reifen
Italien Officine Alfieri Maserati 02 Argentinien Juan Manuel Fangio Maserati 250F Maserati 2.5 L6 P
Maserati 2.5 V12
04 Frankreich Jean Behra Maserati 2.5 L6
06 Vereinigte Staaten 48 Harry Schell
08 Italien Giorgio Scarlatti
Spanien 1945 Francisco Godia-Sales 10 Spanien 1945 Paco Godia Maserati 250F Maserati 2.5 L6 P
Italien Luigi Piotti 12 Italien Luigi Piotti Maserati 250F Maserati 2.5 L6 P
Italien Scuderia Centro Sud 14 Vereinigte Staaten 48 Masten Gregory Maserati 250F Maserati 2.5 L6 P
16 Schweden Jo Bonnier
Vereinigtes Konigreich HH Gould 18 Vereinigtes Konigreich Horace Gould Maserati 250F Maserati 2.5 L6 D
Vereinigtes Konigreich Bruce Halford 20 Vereinigtes Konigreich Bruce Halford Maserati 250F Maserati 2.5 L6 D
Vereinigtes Konigreich Cooper Car Co. 22 Vereinigtes Konigreich Roy Salvadori Cooper T43 Climax 1.5 L4 D
24 Australien Jack Brabham
Vereinigtes Konigreich Vandervell Products Ltd 26 Vereinigtes Konigreich Stirling Moss Vanwall VW57 Vanwall 2.5 L4 P
28 Vereinigtes Konigreich Tony Brooks
30 Vereinigtes Konigreich Stuart Lewis-Evans
Italien Scuderia Ferrari 34 Italien Luigi Musso Ferrari 801 Ferrari 2.5 V8 E

Klassifikationen

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Startaufstellung

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Pos. Fahrer Konstrukteur Zeit Ø-Geschwindigkeit Start
01 Argentinien Juan Manuel Fangio Italien Maserati 9:44,6 157,52 km/h 01
02 Vereinigtes Konigreich Stirling Moss Vereinigtes Konigreich Vanwall 9:54,7 154,84 km/h 02
03 Italien Luigi Musso Italien Ferrari 10:00,0 153,47 km/h 03
04 Frankreich Jean Behra Italien Maserati 10:03,1 152,69 km/h 04
05 Vereinigte Staaten 48 Harry Schell Italien Maserati 10:04,6 152,31 km/h 05
06 Vereinigtes Konigreich Tony Brooks Vereinigtes Konigreich Vanwall 10:08,8 151,26 km/h 06
07 Vereinigte Staaten 48 Masten Gregory Italien Maserati 10:26,1 147,08 km/h 07
08 Vereinigtes Konigreich Stuart Lewis-Evans Vereinigtes Konigreich Vanwall 10:29,6 146,26 km/h 08
09 Schweden Jo Bonnier Italien Maserati 10:28,7 146,47 km/h 09
10 Italien Giorgio Scarlatti Italien Maserati 10:36,6 144,65 km/h 10
11 Vereinigtes Konigreich Horace Gould Italien Maserati 10:49,6 141,76 km/h 11
12 Spanien 1945 Paco Godia Italien Maserati 11:09,8 137,48 km/h 12
13 Italien Luigi Piotti Italien Maserati 11:10,6 137,32 km/h 13
14 Vereinigtes Konigreich Bruce Halford Italien Maserati 11:16,3 136,16 km/h 14
15 Vereinigtes Konigreich Roy Salvadori Vereinigtes Konigreich Cooper-Climax 11:24,2 134,59 km/h 15
16 Australien Jack Brabham Vereinigtes Konigreich Cooper-Climax 11:35,2 132,46 km/h 16
Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde
01 Vereinigtes Konigreich Stirling Moss Vereinigtes Konigreich Vanwall 18 2:59:22,7 02 9:44,6
02 Argentinien Juan Manuel Fangio Italien Maserati 18 + 3:13,9 01
03 Vereinigte Staaten 48 Harry Schell Italien Maserati 18 + 6:46,8 05
04 Vereinigte Staaten 48 Masten Gregory Italien Maserati 18 + 8:16,5 07
05 Vereinigtes Konigreich Stuart Lewis-Evans Vereinigtes Konigreich Vanwall 17 + 1 Runde 08
06 Italien Giorgio Scarlatti Italien Maserati 17 + 1 Runde 10
07 Australien Jack Brabham Vereinigtes Konigreich Cooper-Climax 15 + 3 Runden 16
Italien Luigi Musso Italien Ferrari 18 DNF 03
Spanien 1945 Paco Godia Italien Maserati 9 DNF 12
Vereinigtes Konigreich Bruce Halford Italien Maserati 9 DNF 14
Schweden Jo Bonnier Italien Maserati 7 DNF 09
Frankreich Jean Behra Italien Maserati 3 DNF 04
Vereinigtes Konigreich Roy Salvadori Vereinigtes Konigreich Cooper-Climax 3 DNF 15
Vereinigtes Konigreich Tony Brooks Vereinigtes Konigreich Vanwall 1 DNF 06
Vereinigtes Konigreich Horace Gould Italien Maserati 0 DNF 11
Italien Luigi Piotti Italien Maserati 0 DNF 13

WM-Stand nach dem Rennen

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Die ersten fünf des Rennens bekamen 8, 6, 4, 3, 2 Punkte. Der Fahrer mit der schnellsten Rennrunde erhielt zusätzlich 1 Punkt. Es zählten nur die fünf besten Ergebnisse aus acht Rennen.

Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
01 Argentinien Juan Manuel Fangio Maserati 40
02 Vereinigtes Konigreich Stirling Moss Maserati / Vanwall 17
03 Italien Luigi Musso Ferrari 16
04 Vereinigtes Konigreich Mike Hawthorn Ferrari 13
05 Vereinigtes Konigreich Tony Brooks Vanwall 10
06 Vereinigte Staaten 48 Harry Schell Maserati 9
07 Vereinigte Staaten 48 Sam Hanks Epperly-Offenhauser 8
08 Vereinigtes Konigreich Peter Collins Ferrari 8
09 Vereinigte Staaten 48 Jim Rathmann Epperly-Offenhauser 7
10 Vereinigte Staaten 48 Masten Gregory Maserati 7
11 Frankreich 1946 Jean Behra Maserati 6
12 Frankreich 1946 Maurice Trintignant Ferrari 5
13 Vereinigtes Konigreich Stuart Lewis-Evans Connaught / Vanwall 5
14 Argentinien Carlos Menditéguy Maserati 4
15 Vereinigte Staaten 48 Jimmy Bryan Kuzma-Offenhauser 3
16 Vereinigte Staaten 48 Paul Russo Kurtis Kraft 3
17 Vereinigtes Konigreich Roy Salvadori Vanwall / Cooper 2
18 Vereinigte Staaten 48 Andy Linden Kurtis Kraft 2
19 Spanien 1945 Alfonso de Portago Ferrari 1
20 Argentinien José Froilán González Ferrari 1
Pos. Fahrer Konstrukteur Punkte
21 Australien Jack Brabham Cooper 0
22 Italien Giorgio Scarlatti Maserati 0
23 Vereinigtes Konigreich Mike MacDowel Cooper 0
24 Vereinigtes Konigreich Bob Gerard Cooper 0
25 Italien Cesare Perdisa Ferrari 0
26 Vereinigtes Konigreich Ivor Bueb Connaught / Maserati 0
27 Deutschland Wolfgang Graf Berghe von Trips Ferrari 0
28 Schweden Joakim Bonnier Maserati 0
28 Vereinigtes Konigreich Bruce Halford Maserati 0
29 Argentinien Alejandro de Tomaso Ferrari 0
30 Italien Luigi Piotti Maserati 0
Italien Eugenio Castellotti Ferrari 0
Vereinigtes Konigreich Ron Flockhart B.R.M. 0
Vereinigtes Konigreich Horace Gould Maserati 0
Vereinigte Staaten 48 Herbert MacKay-Fraser B.R.M. 0
Vereinigtes Konigreich Jack Fairman B.R.M. 0
Vereinigtes Konigreich Les Leston B.R.M. 0
Deutschland Hans Herrmann Maserati 0
Spanien 1945 Paco Godia Maserati 0

Einzelnachweise

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  1. Eric Wenzel: Historisches - GP Stories - Die Rennen des Jahres 1957 - Formel 1. 2. Januar 2005, abgerufen am 12. Februar 2024.