Hans Knipp

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Hans Rudolf Knipp (* 10. Mai 1946 in Köln-Mülheim; † 2. Dezember 2011 in Altenkirchen, Westerwald[1]) war ein deutscher Komponist und Textdichter in Kölner Mundart. Er schrieb unter anderem mehr als 100 Titel für die Bläck Fööss, darunter Mer losse d’r Dom en Kölle, und Evergreens wie Mir schenke dä Ahl e paar Blömcher und 'Ne Besuch im Zoo

Werdegang

1956 brachte Knipp sich selbst das Gitarrespielen bei, als er Schüler des Kölner Humboldt-Gymnasiums war. Ohne Schulabschluss verließ er das Gymnasium und erkannte danach, dass er sich an beruflich bedingte feste Arbeitszeiten nicht gewöhnen konnte.

Mit von der Tante geliehenen 250 DM kaufte er sich ein Tonbandgerät, auf dem er seine ersten gitarrenbegleiteten Kompositionen aufnahm. Diese bot er 1967 dem Kölner Musikverlag Hans Gerig an. Dort traf er auf den angestellten Komponisten Heinz Korn, der ihm riet, hiermit die Plattenfirma Cornet Records von Musikproduzent Heinz Gietz aufzusuchen. Diese entschied sich für den Titel Mir schenke dä Ahl e paar Blömcher, der im Dezember 1969 im Original von Wolfgang Vaupel auf den Markt kam (Cornet #3083). Erst die im Januar 1970 von Lotti Krekel ebenfalls bei Cornet Records (#3146) veröffentlichte Coverversion sorgte für größere Verbreitung. Cornet-Tontechniker Wolfgang Hirschmann erkannte das Potenzial von Ne Besuch em Zoo, das im Dezember 1969 für Horst Muys im Duett mit Krekel zum ersten Verkaufserfolg mit über 100.000 Exemplaren innerhalb eines Zeitraumes von drei Monaten wurde.

Zusammenarbeit mit den Bläck Fööss

Zum Hauptabnehmer seiner Kompositionen über das kölsche Milieu, die rheinische Mentalität und mit Blick hinter die Kulissen des kleinbürgerlichen Alltags[2] wurde mit über 100 Titeln die Kölner Mundartgruppe Bläck Fööss, zu der erstmals 1970 ein Kontakt über Hartmut Prieß entstand,[3] als diese noch unbekannt war. Auch sie kam 1971 zum Cornet-Label, nachdem ihre erste Single bei Electrola erfolglos geblieben war. Seine erste Komposition für die Gruppe, Mir drinken us einer Fläsch, wurde die A-Seite ihrer 1971 erschienenen zweiten Single. Knipp verfasste mit Mer losse d’r Dom en Kölle im Jahr 1973 eine der Hymnen des kölschen Karnevals. Ursprünglich als Kritik an der Sanierungspolitik der Stadt Köln gedacht, wird das Stück häufig auch als Hommage an den Kölner Dom interpretiert. In Lange Samstag en d’r City aus dem Jahr 1977 singt die Gruppe über das Erlebnis eines verkaufsoffenen Samstags mit Kleinkindern. Bei seinen Titeln für die Bläck Fööss ließ er sich weiterhin von der künstlerischen Vielfalt dieser Band leiten (z. B. Buuredanz, Ming eetste Fründin, Mer bruche keiner, Unsere Stammbaum).

Weitere Karnevalshits

Für Fips Asmussen verfasste er 1976 die Parodie Ein Korn im Feldbett (auf den Schlager Ein Bett im Kornfeld). Auch für die Paveier schrieb Knipp Songs (Doktor, Doktor und Heut brennt mein Iglu, 1986; Buenos Dias Matthias, 1987). Die Kolibris übernahmen 1991 sein Wenn die Jecke widder trecke. Sein größter hochdeutscher Erfolg war der Text der Titelmelodie Wartesaal der Träume aus der ZDF-Fernsehserie Die Weltings vom Hauptbahnhof in der Interpretation der Höhner, die erstmals am 5. April 1994 ausgestrahlt wurde.

Statistik und Auszeichnungen

Insgesamt hat Knipp über 870 Titel für bekannte Kölner Interpreten und viele andere Größen des Kölner Karnevals geschrieben.[4] Er wurde u. a. 1986 mit der „Willi-Ostermann-Medaille in Gold“ ausgezeichnet. 1998 erhielt er den KölnLiteraturPreis. Die Kreissparkasse Köln gab 1991 und 2005 in ihrer Reihe Kölsche Evergreens jeweils eine CD nur mit Liedern von und teilweise mit Hans Knipp heraus[5].

Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters würdigte ihn in einem Kondolenzbrief: „Hans Knipp hat seit den 70er Jahren rund 870 Lieder geschrieben. Dies ist eine großartige Lebensleistung und diese Lieder waren noch mehr: sie sind die Verkörperung der Kölschen Siel[6], der Identität und des spezifischen Kölschen Gefühls. (…) Mit seinen Texten hat er Stadtgeschichten geschrieben, die die Kölner tief ins Herz treffen.“[7] Knipp, der mit seinen Kompositionen nicht reich wurde, starb am 2. Dezember 2011 in Altenkirchen an Herzversagen.[4] Er wurde im Ruhewald bei Steimel beigesetzt.[8]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Musikszene trauert um Hans Knipp. Matthias Pesch, Norbert Ramme. In: ksta.de vom 5. Dezember 2011, abgerufen am 5. Dezember 2011
  2. Erlebte Geschichten: Er ließ den Dom in Kölle und die Buure tanzen. Hörfunksendung, WDR 5, 5. September 2010.
  3. Tommy Engel, Engel, Bengel, Botzestengel, 1991, S. 103.
  4. a b Gisbert Baltes, Rheinland, 2012, o. S.
  5. http://www.karneval.de/everdetail31.aspx
  6. Hochdeutsch: Seele
  7. Zum Tod von Hans Knipp, Vater hunderter Kölscher Hymnen Pressemitteilung der Stadt Köln vom 7. Dezember 2011. Abgerufen am 21. Februar 2012
  8. Kölner Stadt-Anzeiger, Ausgabe Weihnachten 2011, S. 18.